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Coca-Cola Informationen
John Pemberton (geboren 1831 in der Stadt Knoxville) war davon besessen, etwas zu erfinden, das sowohl ein allumfassendes Heilmittel als auch ein vollkommendes Getränk war. Damit würde er genug Geld verdienen, um sein Traumlabor und obendrein eine großzügige Wohnung für seine Familie finanzieren zu können. Immerhin hatten andere Erfinder, die über weit weniger Bildung und Engagement verfügten, mit ihren Patentarzneien, von denen der überwiegende Teil lediglich eingebildete Krankheiten kurierte, jede Menge Geld verdient. Doch der Apotheker aus Georgia wusste, dass die Zeit knapp wurde. 1879 war er 48 Jahre alt. Die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer betrug nur "42 Jahre", und Pemberton hatte bereits vor seiner Verwundung im Bürgerkrieg unter Anfällen von schwächendem Rheumatismus und mysteriösen Magenbeschwerden zu leiden gehabt. Zumindest war er sicher, sich auf dem richtigen Weg zu befinden, nachdem er von einer neuen wunderbaren Arznei gelesen hatte - eine Pflanze mit magischen Eigenschaften, die hoch oben in den peruanischen Bergen wuchs. Mit 17 Jahren besuchte er das
"Botanico Medical College of Georgia". Dort lernte er die Thesen von
Samuel Thomson kennen, einem ungebildeten Kräuterdoktor aus New Hampshire,
dessen Lehren die Basis des College-Lehrplans bildeten. Thompsons
"umfassende Anwendungen" beruhten in erster Linie auf mehrfach zu
wiederholenden Dampfbädern und hohen Dosen Lobelia, einem Kraut, das starkes
Erbrechen verursacht. Mit neunzehn Jahren machte
Pemberton 1850 seinen Abschluss; nach einem kurzen obligaten Wirken als
traditionell Thomsonianischer "Dampfdoktor" ging er für ein Jahr nach
Philadelphia , um sich in Pharmazie auszubilden, bevor er seine Laufbahn als
Apothekerin Oglethorpe, Georgia, begann. 1853 heiratete er die Tochter (Anna
Eliza Clifford Lewis) eines örtlichen Plantagenbesitzer, und im darauffolgendem
Jahr gebar Cliff ihr erstes und einziges Kind, Charles Ney Pemberton. 1855 zog
Pemberton in die größere Stadt Columbus um, wo er die nächsten vierzehn Jahre
lang eine florierende Praxis mit einer Reihe unterschiedlicher Partner betrieb. Im Mai 1862 meldete sich
Pemberton als First Lieutennant zum Bürgerkrieg. Er organisierte schließlich
eine Heimwehr, die Pemberton's Cavalry überstellt wurde. Am 16. April 1865
wurde er von den Yankees angeschossen und fing sich einem Säbelhieb ein, während
er die Brücke, die in die Stadt führte, verteidigte. Pemberton muss sich rasch erholt
haben. Im November 1865 kümmerte er sich wieder eifrigst um sein Arzneigeschäft.
In den nächsten fünf Jahren ging es mit Pemberton dank der Partnerschaft mit
Dr. Austin Walker, einem wohlhabenden örtlichen Allgemeinarzt, aufwärts. Er
schaffte es allerdings nie, Geld Beiseitezulegen. Was er nicht in sein Labor und
sie Forschung steckte, gab er seiner Familie und Freunden. In den späten
sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts begann Pemberton zu experimentieren und
kreierte seine eigenen Markenartikel, darunter den Hustensaft Globe Flower Cough
Syrup, Extract of Stillingia, ein Blutreinigungsmittel, und "Sweet Southern
Bouquet", ein Parfüm - sie alle gewann er aus vor ort gesammelten Kräuter. 1869 gab Pemberton sein
gutgehendes Geschäft in Columbus auf und ging nach Atlanta, um dort sein Glück
zu suchen. Nach dem Ende des Bürgerkriegs erhob sich Atlanta, das sich
"Phoenix City" nannte, voller Dynamik und Energie aus dem Aschehaufen.
Zunächst hatte er großen Erfolg. Mit seinen Partnern baute er den größten
Arzneimittelhandel der Stadt im eleganten Kimball House auf, einem luxuriösen
Hotel mit sechs Stockwerken und mehr als 300 Zimmern. Doch 1872 ging Pemberton
Bankrott, er erholte sich nie richtig von diesem Bankrott, obwohl er weiterhin
mit neuen Arzneimitteln experimentierte und in den Folgejahren betuchte Partner
gewinnen konnte. 1879 hatte Pemberton endlich seine Schulden aus dem Bankrott
getilgt und konnte sich wieder intensiver um das Entwickeln und Herstellen neuer
Produkte kümmern. So erfand auch (mit Hilfe der
Koka Pflanze) die Pembertons French Wine Coca. Pembertons French Wine Coca
tauchte als eine der vielen Imitationen auf der Bildfläche auf, doch es war
vermutlich den meisten anderen auf dem Markt angebotenen weit überlegen. In
einem Interview des Atlanta Journal vom März 1885 wurde offenkundig, dass
Pemberton die Mariani Empfehlung für das "Intellektuellen Getränk"
kannte. Wie Mariani legte er den wohltuenden Wein der gebildeten, berufstätigen
Oberschicht der Gesellschaft ans Herz. Pemberton warb damit, dass sein Wein die
medizinischen Eigenschaften der Erythroxylon Kokapflanze aus Peru in Südamerika,
der afrikanischen Kolanüsse, und der echten Damiana mit purem Traubenwein
enthalte. Wie die Kakablätter enthalten die Kolanüsse ein starkes Alkaloid -
Koffein - , und zwar in größeren Mengen als Tee und Kaffee. Der Absatz von
French Wine Coca entwickelte sich höchst erfreulich. Pembertons Vermögenslage
befand sich endlich im Aufwind. Vielleicht würde er doch noch den
Patentmedizin-Millionär gleichtun, die mit ihren Dampfjachten herumtuckerten.
Doch als der Verkauf von French Wine Coca gerade boomte, brachten ihn Reverend
Sam Jones und seine Temperenzlerbewegung and den Rand des Ruins. Jones war ein
populärer, grobschlächtiger, losratternder Wanderprediger aus Georgia, ein
bekehrte Säufer und Liebling der Presse, da er gleichzeitig fromm, derb, witzig
und enorm zitierfähig war. Er wollte ein Alkoholverbot durchsetzten. Die Tage
der auf Wein basierenden Arzneien schienen gezählt, obwohl es natürlich davon
abhing was das Gesetz unter Alkohol verstand. Pemberton experimentierte
verzweifelt mit Abänderungen der Wine-Coca-Formel. Von den Wirkungen des
Kokablatts und der Kokanuß überzeugt, nahm er den Wein heraus und begann eine
mit dem Test einer Reihe von Ölessenzen, in erster Linie Destillaten mit
Fruchtgeschmack. Doch sie waren ihm im Geschmack alle zu bitter. Die Zugabe von
Zucker kaschierte das Bittere, führte aber zu einem ekelhaften süßen Getränk.
Um gegenzusteuern, mischte Pemberton Zitronensäure bei. Vom Winteranfang 1885
bis zum Frühlingsanfang 1886 experimentierte Pemberton besessen an seinem neues
alkoholfreien Getränk aus Koka und Kola. Im Frühjahr 1886 war Pemberton
endlich mit seinem neuen Produkt zufrieden, doch er nannte es noch immer
schlicht "mein alkoholfreies Getränk". Er brauchte einen guten Namen.
Er und seine 3 Partner zerbrachen sich den Kopf und verwarfen alle möglichen
Bezeichnungen. Es wäre interessant und unterhaltsam, diese Vorschläge zu
kennen, doch wir wissen lediglich, dass Frank Robinson auf "Coca-Cola"
kam. Das Getränk verkaufte sich
recht gut, zumindest in Atlanta. Pemberton, der so hart an der Zusammensetzung
gearbeitet hatte, überließ die Herstellung nun Robinson und spannte aus.
Robinson kümmerte sich um das Brauen und verwandte bald seine ganze Zeit auf
den neuen Trunk. Er verkaufte es als stimulierende Medizin gegen Kopfschmerzen
und Depressionen, aber es war auch ein neues Sodabargetränk mit
unverwechselbarem Geschmack. Laut der offiziellen Version kommen die Erfindung
von Coca-Cola im Jahr 1886 alle Merkmale des klassischen amerikanischen
Erfolgsmyshos zu, wie sie an den Protaganoisten der Riomane von Holratio Alger
exemplarisch abzulesen sind. Diese Helden, die den hoffnungsvollen jungen
Kapitalisten im vergoldeten Zeitalter als Vorbild dienten, gelangten wie aus dem
Nichts durch Hartnäckigkeit, harte Arbeit und die natürlich notwendige Portion
Glück zu verblüffendem Reichtum. Diesem Muster vergleichbar, hat
die Firma "John Pemberton", den Erfinder von Coca-Cola, zum armen,
aber liebenswerten alten Kräuterdoktor aus dem Süden stilisiert, der über das
wundersame neue Getränk stolperte. Zwar erblickte Coca-Cola vermutlich nicht in
einer Krippe, sondern in einem einfachen, dreibeinigen Kessel das Licht der
Welt, doch dieser Vorgang wird so geschildert, als bekäme eine Jungfrau ein
Kind. Der erste Archivar von Coca-Cola, "Wilbur Kurtz", beschrieb den
fraglichen Augenblick so: "Er beugte sich über den Topf, um das Bouquet
seines Gebräus zu prüfen. Dann nahm er einen langen Holzlöffel, holte ein
bisschen von dem dicken, braunen, brodelnden Inhalt des Topfs heraus und ließ
ihn kurz abkühlen. Er hob den Löffel an die Lippen und kostete."
Pembertons Bemühen, mit harter Arbeit und Hartnäckigkeit genau den richtigen
Geschmak zu finden, hatte sich endlich mit ein bisschen Glück ausgezahlt, als
er den Sirup unbeabsichtigt mit kohlensäurehaltigem anstatt mit normalem Wasser
mischte. Die Konsumenten liebten das prickelnde Getränk und schmatzten
zufrieden mit den Lippen. Von diesem Zeitpunkt an war,
laut Firmenlegende, die Zukunft des Getränkes gesichert. Es bedurfte natürlich
noch einer kleinen Hilfestellung von Seiten "Asa Candlers", der die
Formel dem sterbenden "Pemberton" abkaufte, für das Getränk einen
hohen Werbeaufwand betrieb und rasch zum wohlhabensten Mann von Atlanta
aufstieg. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der phänomenale Siegeszug von
Coca-Cola häufig als "Coca-Cola Märchen" bezeichnet. Diese offizielle Version der Ereignisse ist jedoch ein Mythos. "John Pemberton" war kein ungebildeter, einfacher Kräuterdoktor. Er mixte das Gebräu nicht in seinem Hinterhof. Und was noch wichtiger ist, Coca-Cola war kein einzigartiges Getränk, das aus dem Nichts auftauchte, es war vielmehr ein Produkt seiner Zeit, seines Orts und seiner Kultur. Es war, wies so viele andere Quacksalbermittelchen, eine Patentmedizin (gegen Kopfschmerzen und weitere kleine Wehwehchen) mit einem kräftigen Kokainkick. |