Ausgegeben den 14. Oktober 1892.
KAISERLICHES
PATENTAMT
PATENTSCHRIFT
- Nr 64925 -
Klasse 42: Instrumente.
W.T. Odhner in St. Petersburg.
Neuerung an Rechenmaschinen.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 13. November 1891 ab.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet eine
abgeänderte Ausführungsform der durch die Patentschrift
No. 7393 bekannt gewordenen
Rechenmaschine, und der Zweck derselben ist die Beseitigung der letzterer
anhaftenden Mängel, welche der allgemeineren Einführung der
Maschine bisher im Wege standen. Diese Mängel bestehen:
- in der Anbringung der Ziffern, welche die zur Berechnung kommenden
Zahlen angeben, auf dem Umfang der mit den sogenannten Zählrädern
verbundenen Scheiben K und deren Sichtbarmachung durch die obere
Reihe der Schaulöcher des Gehäuses A, und
- in der Anordnung und Bethätigung der auf dem Umfang mit
Ziffern versehenen kleinen Cylinder P, welche zum Zählen der
Umdrehungen der erwähnten Zählräder dienen.
Die unter 1 gekennzeichneten Mängel erschweren es dem Rechnenden, seine
Zahlen einzustellen, und zwar deswegen, weil die erwähnten
Schaulöcher durch die in Thätigkeit befindliche, die Einstellung der
Zählräder bewirkende Hand verdeckt werden. Die unter
2 erwähnte Anordnung aber hat den Nachtheil, daß eine Controle der
ausgeführten Rechnung unmöglich ist, da die Cylinder P beim
Multipliciren und Dividiren nur in einer Richtung durch den Schieber T
gedreht werden können, gleichviel, ob die Drehung der Zählräder
D vorwärts oder rückwärts stattfindet: in jedem Falle
rücken die Ziffern auf den Cylindern P um eine Einheit weiter.
Dieser Fehler macht sich namentlich dann geltend, wenn der Rechnende beim
Dividiren die Handkurbel C einmal zu viel gedreht hat, welchen Fehler
er behufs Richtigstellung des Dividenden durch
Zurückdrehen der Zählräder wohl verbessern könnte. Der auf
den Cylindern P markirte Quotient, welcher schon um eine Einheit zu
groß ist, wird indessen durch das Rückwärtsdrehen der
Zählräder nicht nur nicht berichtigt, sondern entfernt sich durch
Hinzufügung einer weiteren Einheit noch mehr von der richtigen Lösung
der gestellten Aufgabe und der Rechnende würde gezwungen sein, die ganze
Division noch einmal auszuführen oder bei der Rückwärtsdrehung
der Zählräder den betreffenden kleinen Cylinder P ebenfalls,
und zwar um zwei Einheiten zurückzustellen. Es geht hieraus hervor,
daß die Zuverlässigkeit der mit einer solchen Maschine
ausgeführten Rechnungen durch den erwähnten Fehler beeinträchtigt
wird und demgemaß auch das allgemeine Vertrauen zu derselben, welches
für ihre allgemeine Einführung erforderlich ist.
Zur Beseitigung dieser Mängel ist die in Betracht kommende Rechenmaschine
in der auf der
Zeichnung dargestellten Weise
abgeändert worden. Wie aus Fig.
1
ersichtlich, sind behufs leichten, schnellen und sicheren Einstellens der zu
benutzenden Zahlen die Ziffern dieser sogenannten Kennzahlen auf der oberen
Seite des Gehäuses A neben den Schlitzen
A1
für die Handhaben g der Zählräder D angebracht.
Letztere sind zum Unterschied von anderen derartigen Maschinen nur mit einer
einzigen Handhabe versehen, welche auf die in Frage kommenden Zahlen
eingestellt werden und die demgemäß, da die Ziffern von 0 bis 9 von
oben nach unten fortschreitend auf dem Gehäuse angebracht sind, je nach der
Größe der Zahl der betreffenden Einheit in einer höheren oder
tieferen Lage
auf dem Gehäuse zu stehen kommen. Durch diese Anordnung ist nicht nur die
zuverlässige und schnelle Einstellung der Kennzahlen gesichert, sondern
auch eine Controle derselben durch die verschiedene Stellung der einzelnen
Handhaben g der Zählräder auf der Oberfläche des
Gehäuses A gewährleistet. Es wird hierdurch besonders
erreicht, daß die Kennzahlen nicht nur doppelt so schnell eingestellt
werden können, wie bisher, sondern es sogar Blinden möglich ist,
sich nach dem Gefühl über die richtige Lage der Handhaben g,
also der richtigen Einstellung der Kennzahlen Rechenschaft zu geben.
In Verfolgung des angegebenen Zweckes sind bei dem Gegenstand
der vorliegenden Erfindung die in der Patentschrift
No. 7393
erwähnten kleinen Cylinder P durch auf der Verlängerung
F1 der Achse F der Registrirscheiben
E aufgesetzte Nummerscheiben E1
ersetzt, welche, wie aus Fig.
3
ersichtlich, von der Welle B der Zählräder D aus bewegt
werden. Auf dieser Welle B ist nämlich ein Zahnrad 1
angeordnet, welches in ein zweites, um einen Zapfen 2 des Gehäuses
A drehbares Zahnrad 3 eingreift. Dabei ist vorausgesetzt,
daß beide Zahnräder
gleiche Zähnezahlen haben, so daß nach einer vollen Umdrehung der
Welle B auch das Zahnrad 3 sich - und zwar im entsprechenden
Sinne - einmal gedreht hat. An dem letzteren ist seitlich eine Nase
4 angebracht, welche bei jeder vollen Umdrehung des Rades 3
einmal in eines der in ihren Bereich kommenden Zahnräder 5, welche
mit den zum Registriren dienenden Nummerscheiben
E1 zusammenarbeiten, eingreift.
Es geht hieraus hervor, daß je nach der Drehungsrichtung der Räder
D die Nase 4 in dem einen oder anderen Sinne bewegt wird und
demgemäß die betreffende Nummerscheibe
E1 - auf deren Umfang die
Ziffern von 0 bis 9 und zurück bis 1 angebracht
sind - vorwärts und rückwärts dreht. Trägt
man also die auf den Zählrädern D eingestellte Zahl
beispielsweise durch siebenmaliges
Rechtsdrehen der Kurbel C sieben Mal auf
die Registrirscheiben E auf, multiplicirt dieselbe also mit sieben,
so zeigt die erste der Nummerscheiben E1 die
Zahl 7. Vorausgesetzt nun, daß nur eine Multiplication mit
der Zahl 6 erforderlich gewesen wäre, ist der
Fehler begangen, daß eine Rechtsdrehung zu
viel ausgeführt wurde. Derselbe kann dadurch
beseitigt werden, daß man die Kurbel C
einmal linksum dreht, so daß die Zahl 6 von
der ersten Nummerscheibe E1 gezeigt wird.
In derselben Weise geht man beim fehlerhaften
Dividiren vor. Es sei z.B. von der auf den
Registrirscheiben E gezeigten Zahl die mittelst
der Zählräder D eingestellte sechs Mal abgezogen, anstatt
nur fünf Mal, wie es die Rechnung vorschreibt. Man hat dann nur die
Kurbel wieder einmal nach rechts zu drehen,
und auf der in diesem Falle den Quotienten
gebenden ersten Nummerscheibe E1 erscheint
an Stelle der 6 die Ziffer 5. Was für Multiplication und Division, eine
mehrfache Addition bezw. Subtraction gilt, hat natürlich auch
für die einfache Addition und Multiplication Gültigkeit.
Um nun die beschriebene Maschine für
Blinde benutzbar zu machen, ist es - außer
der angegebenen Anordnung - erforderlich,
auf den Registrir- und Nummerscheiben durch
das Gefühl unterscheidbare erhabene Ziffern
anzubringen und das Einstellen der Ziffer 9
auf einer der Nummerscheiben durch das Anschlagen einer Glocke, wie bei
Schreibmaschinen, bemerkbar zu machen.
PATENT-ANSPRÜCHE:
- Eine Ausführungsform der durch die
Patentschrift No. 7393 bekannt gewordenen
Rechenmaschine, bei der auf der Außenfläche des
Gehäuses (A) feste Kennzahlen
angeordnet sind, auf welche die in den Schlitzen
(A1) beweglichen Handhaben (g)
je eines Zählrades (D) derart eingestellt
werden können, daß aus der Stellung der
Handhaben der Werth der zur Rechnung kommenden Zahl erkennbar wird, wodurch
es Blinden möglich gemacht ist, mit dieser Maschine zu rechnen.
- Bei einer Rechenmaschine der in Anspruch 1
bezeichneten Art die Verbindung
der Welle B der Zählräder D mit den auf der
Verlängerung F1 der Welle F
angebrachten Nummerscheiben E1 durch
Vermittelung der Triebräder 1, 3 und 5, von denen
letzteres durch eine seitlich am Rad 3 angebrachte Nase 4
bethätigt wird, zu dem Zwecke, die Nummerscheiben
E1 entsprechend der Drehrichtung der
Zählräder D vor- und rückwärts bewegen und
dadurch etwaige Fehler bei der Handhabung der Kurbel C
berichtigen zu können.
Hierzu
1 Blatt
Zeichnungen.
Notes:
- The mass-produced "Original Odhner" calculators are based on this patent.
- German Patent 7393 dates from November 19, 1878.
Compare with US Patent 209,416 from
October 29, 1878.
- For more information on this calculator, see the
Odhner Calculator Memorial Site,
The Museum of HP
Calculators and
Erez Kaplan's
calculator site.
- This Odhner Patent was HTML'ized by
Andries de Man from a microfilm copy.
Andries de Man 22/9/1999