Thesen zur Dissertation

Éva Sáfár

Sprachliche Argumentationsstrategien deutscher und ungarischer Presseorgane im Wahljahr 1994. Ein Modell zur Analyse persuasiver Texte.

Im Hintergrund der Arbeit stehen die folgenden Fragestellungen:

Die geeigneteste Methode zu einer solchen kontrastiven Analyse scheint eine statistische Erhebung zu sein. Dabei sind wir auf die folgenden Probleme gestoßen:

- Wie sind sprachliche Daten für eine Erhebung zu gewinnen? Sprachliche Argumentationsstrategien, die zu einer nicht-sachlichen Argumentation dienen, sind bekannt, ihre Beschreibung ist aber für eine statistische Analyse nicht brauchbar, denn sie wurden traditionell auf unterschiedlichen sprachlichen Ebenen (lexisch-semantisch, syntaktisch, pragmatisch, textgrammatisch) , nicht homogen beschrieben. Bisherige Arbeiten waren daher unvollständig, es fehlte der systematische Ansatz unterschiedliche sprachliche Phänomene homogen zu analysieren.

 

Das Ziel ist also die Erarbeitung eines sprachkritischen Modells, das ein geschlossenes System anstrebt, und so

 

Ausgangspunkte:

-persuasive Texte

-informative Texte.

Diese Zweiteilung korreliert mit der Einteilung der Funktionen der

Politikvermittlung:

-informative

-appellative Funktion.

Das Korpus besteht aus Leitartikeln von drei ungarischen und drei deutschen überregionalen, auflagenstarken Tageszeitungen, die innenpolitische Themen behandeln und in der Schlußphase der Wahlkampagne 1994 erschienen sind. Die Zeitungen wurden hinsichtlich ihrer politischen Einstellung gepaart (konservativ, liberal, sozialistisch).

Das Modell

- Texte müssen vereinheitlicht werden

- unterschwellige Argumente können auf diese Weise erfaßt werden

- Argumentationen bestehen aus Propositionen, die Wahrheitswerte tragen. Die logische Klarheit der Argumenation wird an der Proportion der verifizierbaren/falsifizierbaren Argumente zum Textvolumen gemessen.

  1. Argumentationstheoretisch: Die Relativität des kollektiven Wissens bei der Wahrheitszuweisung der Propositionen(= Argumente) ist problematisch, es wird deswegen der Begriff der intersubjektiven Überprüfbarkeit neu bestimmt und ein Konzept für die argumentationsexterne Beurteilung formuliert.
  2. Sozialpsychologisch: Experimentelle Untersuchungen liefern die psychologische Evidenz für unsere Annahme von zwei Arten von Informationen (affektiv/wertend und objektiv/sachlich), die mit unserer Unterscheidung der Propositionen korreliert.
  3. Logisch-kognitiv: Je mehr Propositionen in einem Text streng sind, umso mehr wird die Konklusion auch über Strenge verfügen ("strenght" und "confirmation value" nach der Relevanztheorie von Sperber/Wilson 1986). Die "Strenge" ist die Wahrscheinlichkeit der Wahrheit einer Annahme (klare perzeptuale Erfahrung ~ sehr streng/wahr).
  4. Satzsemantisch: Argumentationen sind sprachliche Handlungen, in denen die logisch-semantischen Zusammenhänge durch die gewählte sprachliche Formulierung modifiziert und zusätzlich mit Bedeutung angereichert werden kann, d.h. die Propositionen können abgeschwächt oder verstärkt werden, abhängig von der sprachlichen Realisierungsform. Solche Abschwächungen/Verstärkungen werden mit Hilfe der Überprüfung der Propositionen explizit gemacht.

Die Anwendung des Modells wird an einer exemplarischen Analyse gezeigt, die Ergebnisse graphisch dargestellt.

Fazit:

Die deutsche und die ungarische Sprachkultur in den führenden Presseorganen unterscheiden sich signifikant:

  1. Deutsche Zeitungen sind im allgemeinen bei ihrer Sprachverwendung in Argumentationen sachlicher als ungarische.
  2. Ungarische Zeitungen neigen im allgemeinen öfter zu Etikettierung, Attribuierung, bzw. zu ironischen Ausdrücken , Metaphern, die stark in Richtung des uneigentlichen Argumentierens zeigen.

Vor- und Nachteile und Anwendung des Modells:

1