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Wir wissen aus dem Protokollbuch, daß der Chor nach seiner Gründung sehr schnell aktiv wurde. Bereits am 2. Dezember 1897 wurde dem damaligen Kantor Brandler zu seinem 25jährigen Ortsjubiläum ein Ständchen mit 3 Liedern gesungen. Das dürfte das erste öffentliche Auftreten des Chores gewesen sein. Sicher hat man aber schon vorher gemeinsam gesungen, sonst wäre dieser Auftritt kaum möglich gewesen. Aus der ersten schriftlichen Aufzeichnung, welche das Datum 2.4.1898 trägt, und dem ersten Vereinsbild aus dieser Zeit sind die Gründungsmitglieder auf einem Bild festgehalten.
Die in der Chronik verzeichneten Dirigenten waren in erster Linie Lehrer, die auch an der hiesigen Schule ihren Dienst verrichteten.
Bereits am 1. Februar 1898 geht die Chorleitung auf den neuen Lehrer Groh über. In der Generalversammlung vom 2.4.1898 wird als Wahlspruch der Sängergruß "Grüß Gott mit hellem Klang, heil deutschen Wort und Sang" ausgewählt.
Am 1. Mai 1898 fand im Vereinslokal ein Konzert mit 12 Liedern statt. Am 28.4.1899 wurde der Dirigent Groh verabschiedet. Die Chorleitung übernahm Lehrer Bogler und zwei Jahre später Lehrer Bauer.
In der Generalversammlung vom 22.11.1902 wurde die Anschaffung eines neuen Klaviers beschlossen. In diesen ersten Jahren entwickelte der Verein eine rege öffentliche Tätigkeit, z.B. durch Theaterstücke und das Abhalten von Waldfesten auf dem Geisberg und dem Kuhberg. Dann folgten Höhen und Tiefen des Vereines, bis der 1. Weltkrieg die Arbeit des Chores ganz und gar zum Erliegen brachte.
2 Vereinsmitglieder kehrten aus dem Krieg nicht zurück.
Erst im Jahre 1924, am 4. Dezember, konstituiert sich der Verein von neuem. Lehrer Eichler übernimmt die Chor leitung. "Es wurde von da ab wieder neues Leben in unseren Gesangverein gerufen." - schreibt der damalige 1. Vorstand Mörlein ins Protokollbuch.
Ab 1. Mai 1925 übernimmt Lehrer Seifert die Chorleitung. Er hat sich um die Entwicklung des Chores sehr verdient gemacht und diesen - nach Unterbrechung durch den Krieg - bis 1969 geleitet.
Probleme gab es jedoch auch damals. So konnte 1926 wegen geringer Beteiligung an den Singstunden z.B. nur im Quartett oder bestenfalls im Doppelquartett gesungen werden. Am 20. November 1926 wurde Heinrich Keilholz zum neuen Vorstand gewählt. Trotz großer Schwierigkeiten wurde auf Betreiben des Vorstandes Keilholz im Dezember 1930 das 2. Vereinsbild angeschafft. Die Anschaffung verschlang das gesamte Vereinsvermögen.
Johann Fahner übernahm den Vorstandsposten, mußte aber aus Gesundheitsgründen bald wieder zurücktreten. 1. Vorstand wurde dann Georg Göring aus Unterrüsselbach.
Das Protokoll der außerordentlichen Generalversammlung vom 10. März 1933 berichtet eine Kuriosität. Aus dem Vereinsbild wurde das Bilde des früheren Vorstandes Keilholz, der dem Verein nicht die Treue gehalten hatte, heimlich und von unbekannter Seite entfernt.
Im November 1933 gab es Schwierigkeiten, da sich nur 13 Sänger bereit erklärten, beim Anschluß an den Deutschen Sängerbund weiter zu singen. Am 25.2.1934 berichtet aber der Protokollführer den Beschluß: Anmeldung beim Fränkischen Sängerbund mit 20 Sängern. "Und alles war wieder gut" steht am Ende der Aufzeichnungen.
Am 6. Juli 1935 wurde Lehrer Seifert verabschiedet, Lehrer Pöhlmann wurde sein Nachfolger. Im Dezember 1940 wird berichtet, daß wegen Krieg, strenger Kälte und Kohlennot die Chortätigkeit eingestellt wird.
Aus dem zweiten Weltkrieg kehrten 5 Sänger nicht wieder in die Heimat zurück. Nach 7jähriger Unterbrechung versammelten sich die Mitglieder wieder und beschlossen, den Verein neu aufzubauen. Gewählt wurde Hans Arbeiter als Vorstand und Lehrer Schubert als Chorleiter.
Hans Arbeiter hat sich um den Wiederaufbau des Vereins große Verdienste erworben. Er führte den Verein bis 1966. Im März 1948 übernahm Johann Wölfel aus Stöckach, bald darauf der frühere Chorleiter Rektor Seifert den Verein wieder. In dieser Zeit bestand ein intensiver Kontakt mit dem Erlanger Männergesangverein TV Jahn Erlangen, den Lehrer Seifert ebenfalls leitete.
Am 22. Mai 1954 wurde das 3. Vereinsbild enthüllt. Am 19.5.1957 wurde das 60jährige Bestehen des Vereins im Hof des Gastwirtes Göring gefeiert. Auch hier war der MGV Jahn Erlangen einer der Gastvereine. Im Jahre 1963 wurden 8 neue, junge Sänger aus Rüsselbach in den Verein aufgenommen.
Seit der Zeit nach dem 2. Weltkrieg gehörte der Verein der Schwabachgruppe an. 1965 erfolgte der Beitritt zu dem neu gegründeten Fränkischen und Deutschen Sängerbund. Im Jahre 1967 erfolgte die Eingliederung in die neu entstandene Sängergruppe Forchheim-Oberland. Am 4. Januar 1967 legte Hans Arbeiter sein Amt nieder, er wurde zum Ehrenvorstand ernannt. 1. Vorstand wurde Konrad Gemmel.
Das 70jährige Bestehen des Vereins wurde am 27. und 28. Mai 1967 mit Festzelt gefeiert. 22 Gastvereine waren der Einladung gefolgt.
Im Sommer 1969 legte Chorleiter Rektor Seifert im Alter von 78 Jahren sein Amt nieder. Lehrer Rainer Dotzauer aus Stöckach übernahm die Chorleitung. In dieser Zeit brachte der Verein hervorragende Leistung bei allen seinen Auftritten. Das 75jährige Vereinsjubiläum fand vom 2. Bis 4. Juni 1972 in großem Rahmen in der Stecher-Halle in Rüsselbach statt. 31 Gastvereine nahmen an dieser Feier teil.
In den folgenden Jahren gab es enge Zusammenarbeit mit dem Patenverein Igensdorf-Mitteldorf, der ebenfalls von Lehrer Dotzauer geleitet wurde. 1975 erhält die Hans-Sachs-Plakette des Fränkischen Sängerbundes. Im Sommer 1976 mußte wegen der Schließung des Vereinslokals Göring, das fast 80 Jahre dem Verein als Treffpunkt gedient hatte, ein neuer Ort für das Abhalten der Chorstunden gefunden werden.
Ein Schulraum der Schule in Mittelrüsselbach diente vorübergehend diesem Zweck. Glücklicherweise fand der Chor aber bald ein neues Zuhause in der neu eröffneten Gaststätte "Zur Mühle".
Zunächst wird unten im Gastraum geprobt, nach Kritik des Chorleiter erfolgt der Umzug in den ersten Stock. Am Ausbau des Übungsraumes wirkten viele Sänger tatkräftig mit. Ein Klavier wird angeschafft und einheitliche Sängerkleidung - weißes Hemd mit Binder - eingeführt.
Vom 19.5. bis 21.5.1978 feierte der Verein sein 80jähriges Bestehen in großem Rahmen in der Stecher-Halle in Mittelrüsselbach. Die Schirmherrschaft hatte Bürgermeister Erwin Zeiß übernommen.
Das 4. Vereinsbild wurde enthüllt. Im Jahre 1980 fand ein sehr gelungener Liederabend in der Rüsselbacher Kirche statt. Der Männergesangverein Rüsselbach erbringt sehr gute Leistungen bei insgesamt 19 öffentlichen Auftritten in diesem Jahr. In der Singstunde vom 30.10.1981 sind alle 37 aktiven Sänger anwesend.
Am 4. Adventssonntag findet das erste Christbaumsingen am "Plärrer" statt. Im April 1982 findet ein unvergessenes Chorkonzert in Igensdorf statt und 1984 ein sehr gelungener Liederabend in der Rüsselbacher Kirche (14 Lieder).
Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen Chor und Chorleiter bezüglich der Liedgutauswahl legte Rainer Dotzauer sein Amt als Chorleiter im Januar 1986 nieder. Christoph Schmidt aus Unterrüsselbach übernahm den Verein am 1.2.1986 als neuer Chorleiter. Für die Sänger bedeutete diese Chorleiterwechsel eine größere Umstellung.
Das 90jährige Vereinsjubiläum fand vom 29.4. bis 1.5.1988 im Festzelt auf dem Festplatz in Unterrüsselbach statt - ursprünglich war die Wolfsche Halle eingeplant gewesen. Die Schirmherrschaft hatte wieder Erwin Zeiß übernommen. 21 Gastvereine waren der Einladung gefolgt. Eine neue Sängerkrawatte wurde angeschafft. Aus Anlaß des Jubiläums fand am 29.10.1988 ein Gruppenchorkonzert der Gruppe Forchheim-Oberland in der Lindelberghalle statt.
Aus Altersgründen gibt der 1. Vorstand Konrad Gemmel im Januar 1991 sein Amt ab. Er wird zum Ehrenvorstand ernannt. Nachfolger wird Werner Hofmann - bisher 2. Vorstand. Chorleiter Christoph Schmidt beendet seine Tätigkeit.
Als neue Chorleiterin kann im Februar 1991 Frau Karola Klinger aus Schnaittach gewonnen werden. Im März 1991 erfolgt der Wechsel des Vereinslokales von der "Mühle" in das Vereinshaus in Mittelrüsselbach. Hier fühlt sich der MGV Rüsselbach zusammen mit seiner Chorleiterin bis heute wohl und feiert im Mai 1998 sein 100jähriges Bestehen.
Quelle: Festschrift 100 Jahre MGV Rüsselbach