Mannheimer - Morgen
18.8.'96

In Kosmischen Weiten

Natur-Maler Bill C. Ray bei Calumet in Heidelberg

Als der Maler Bill C. Ray im Februar dieses Jahres in der Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn ausstellte, meinte ein Kritiker, diese Landschaften seien am ehesten mit den Bildern des späten William Turner vergleichbar. Ray malt Naturansichten ohne Menschen, ja ohne die Spuren menschlichen Lebens darin, so daß das Auge sich in den kosmischen Weiten zu verlieren droht. Es fehlen nämlich mangels der vertrauten menschlichen Gegenstände Hinweise auf Größenverhältnisse und Proportionen. Was sich als Felsen erkennen ließe - ist es die Wiedergabe eines Gebirges oder eines kleinen Steins? Das auflodernde Rot - ein Sonnenuntergang oder ein Blick ins Feuer?

In der Heidelberger Galerie Calumet Nuzinger werden Rays Landschaftsgemälde jetzt wieder gezeigt. Es sind nicht die konkreten Formen der Natur, nicht. Bäume, Täler, Hügel und Tiere, die Ray interessieren. Seine Auffassung von der Landschaft ist ganz uneuropäisch radikal. Er sucht die Erscheinungen kosmischer Gesetze, die Phänomene von Licht, Farben, Reflexionen 1951 in Alaska geboren und in einer Fjordlandschaft aufgewachsen, gibt er Erfahrungen von Natur wieder, als seien es abstrakte Bilder - es gibt keine Gegenstände.

Ray lebt seit 1992 in Berlin.' ,,Nach so vielen Jahren der Isolation in den Weiter Alaskas ist ein kulturell lebendiges Ballungszentrum inspirierend für mich", bekannte er. Das bedeutet freilich nicht, daß er schnurstracks aus dem Fjord in die Weltstadt kam. Ray war Marineoffizier Bühnenbildner, Wandmaler und Designer In New York kennt er sich genauso aus wie in den nördlichen Regenwäldern. C. H.

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