Japan und Deutschland leiden heute unter der Rezession, steigender Arbeitslosigkeit, Jugendkriminalitaet und Ueberalterung der Gesellschaft infolge des Geburtenrueckgangs. Wir haben also viele Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede, aus denen man etwas lernen kann. Deutsche pflegen bei der Problemloesung ihre Forderung staendig durchzusetzen. Meines Erachtens ist Deutschland deshalb eine sogenannte "Forderungsgesellschaft". Die starken Gewerkschaften forderten stets mehr Lohn, mehr Urlaub und weniger Arbeitszeit. Als Folge darauf verliert Deutschland seit langem den Billiglohnlaendern gegenueber zunehmend an Wettbewerbsfaehigkeit. Die Arbeitslosenquote betraegt heute ueber 10% und erreichte damit den hoechsten Stand seit der schwersten Wirtschaftskrise vor dem zweiten Weltkrieg.(Stand vom Mai 1998) Dennoch wird fuer die in Not geratenen Deutschen eine grosszuegige staatliche Fuersorge zur Verfuegung gestellt. In Deutschland koennen Arbeitslose theoretisch 30 Jahre lang vom Staat versorgt werden und manche nehmen dies gerne in Anspruch. Diese Haltung belastet wiederum die Finanzlage des Staates. Wie verhalten sich Japaner in solchen Faellen? Ich moechte Japan im Vergleich zu Deutschland als "Anpassungsgesellschaft" bezeichnen. Arbeitslose bekommen hier max.300 Tage Arbeitslosengeld,also weniger als 1 Jahr. Die meisten finden jedoch bis zum Ablauf der Frist einen neuen Arbeitsplatz, auch wenn sie schlechter als bei der frueheren Arbeit bezahlt werden. Arbeitslos zu sein oder genauer gesagt vom Staat dauerhaft finanziert zu werden, ist fuer Japaner eine unertraegliche Schande. Als Yamaichi Securities, das viertgroesste Wertpapierhaus Pleite machte, verrichtete eine betraechtliche Zahl der Ehefrauen der Angestellten Teilzeitarbeit, weil sie die finanziellen Probleme lieber mit eigener Hand loesen wollten, statt sich der Obhut des Staates zu unterziehen. Welche Vorschlaege gibt es zur Verbesserung des stagnierenden Arbeitsmarktes Deutschlands? Ich las einen Zeitungsartikel, in dem man berichtete, dass in Deutschland vor allem im Dienstleistungsbereich ein enormes Entwicklungspotential vorhanden sei. Die unfreundliche Bedienung in Deutschland ist weltbekannt. Die Deutschen selber beschweren sich darueber und inzwischen kontrolliert man in einer Stadt die Dienstleitungen einzelner Geschaefte. Wenn ein Geschaeft einen guten Service anbietet, klebt der Kontrolleur ein Kennzeichen an die Eingangstuer. Vor kurzem hoerte ich von einer Deutschen, die kurzfristig in Japan war, dass ihr Freund mit einem Mittagessenverteilungsservice anfing und einen grossen Umsatz erzielte. Ferner war sie in unseren Kaufhaeusern von der freundlichen Bedienung und insbesondere von der hervorragenden Falttechnik der Einwickelpapiere beeindruckt. Wir Japaner sorgen in erster Linie dafuer, dass sich Kunden moeglichst wohl fuehlen.Vielleicht koennte ein Deutscher von uns lernen, wie man freundlich Leute bedient. In Deutschland besichtigte ich zahlreiche Gaerten. Die meisten waren geometrisch und symmetrisch gestaltet und machten auf mich einen sehr kuenstlichen Eindruck. Die Anlagen waren manchmal so grossartig angelegt, dass man ein solches Gefuehl haben koennte, Herrscher der Natur zu sein. Fuer Europaeer ist die Natur ihre Untergebene und ein Objekt, was zu erobern gilt. In japanischen Gaerten versucht man dagegen oft auf einem ziemlich beschraenkten Gelaende eine moeglichst naturnahe Landschaft wiederzugeben, weil wir eine umgekehrte Vorstellung haben, naemlich dass die Natur unser Herr ist. Dafuer findet man im Japanischen sogar den Begriff "Schakkei", naemlich Ausleihen der Berglandschaft. Der Berg steht in der Tat in der Ferne, d.h. er gehoert nicht direkt zur Gartenanlage. Dennoch hat es den Effekt, als waeren sich der Garten und der Berg eine Einheit. Hier zeigt sich unsere Eigenschaft, naemlich unter vorhandenen Bedingungen eine Kompromissloesung zu finden, statt staendig zu versuchen, das Terrain zu erweitern, wie die Europaeer es tun. Vielleicht koennte ein Deutscher von unserer Kultur lernen, dass es auch eine andere Art "Problemloesung" gibt.
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