Manchmal gibt es sie doch noch: die unerwarteten, aus heiterem Himmel kommenden, abgedrehten CDs, die Neuland betreten. Im Falle von "Sol Niger Within" handelt es sich um das Solo-Debut des Meshuggah-Gitarristen F. Thorendal. Besagte CD besteht aus nur einem Stück, welches allerdings eine Spielzeit von knapp 44 Minuten beträgt und in 29 Index-Punkte unterteilt ist. Zu seinem neuen Album meinte Fredrik: "Ich will jedoch weiter gehen - will neuen Boden betreten." Dies ist ihm zweifelsohne gelungen, stellt die CD doch eine Synthese aus Thrash, Jazz, Progressive und dem totalen Wahnsinn dar. Die musikalische Leistung, welche hier erbracht wurde, ist besonders hervorzuheben. Von vertrackten Schlagzeugrythmen bis zu Steve Vai-artigen Harmonien wird hier alles geboten. In der Regel klingt alles überhastet, aber nicht unüberlegt. Die Riffs und Beats sind abgehackt und präzise. Der Gesang erinnert des öfteren an Marilyn Manson oder auch Carcass. Saxophon- und Orgelschnipsel runden das Werk ab. Die hektische Musik findet ihre Entsprechung im Text. Hier wird die Gedankenwelt einer zerrütteten Seele reflektiert. Diese Seele behauptet, daß Kausalität dem freien Willen widerspräche, da die Moral keine Ursache zuließe. Nach dem Abstieg in die Niederwelt folgt die Wiedergeburt samt Astralreise. Der Mensch ist ein Wurm; ich zitiere: "a genetically conditioned psychomotor machine". Thordendal vermengt hier asiatische Weisheit mit mythologischen Themen und UFOlogie. Laut Samuel Beckett (irischer Literaturnobelpreisträger) ist sol niger, die schwarze Sonne, auch als Saturn bekannt, der Essenz aus der Depressionen entstehen. Überhaupt werden viele Literaten wie z. B. Burroughs, Hesse, Wilde, Dante, Meister Eckhart usw. zitiert, um die Reise zu den Abgründen der Seele zu ergänzen. Das Innere der Seele wird nach Außen gekehrt und die Außerirdischen rühren kräftig in der Hirnmasse unseres Musikers herum. Der Mensch ist eben doch nur ein "biochemical Apparatus, screened out from truth". Letztlich ist der Mensch sich selbst das größte Geheimnis. Am besten läßt sich dieses Album vielleicht mit einer Sanduhr vergleichen, in der man ständig von der einen Seite der Realität auf die andere Seite fällt. Ein wirklich tolles, ambitioniertes und auch philosophisches Werk, welches beim Hörer allerdings einen gewissen Schuß an insanity erfordert.
Fazit: Wahnsinnsreise in die hintersten Ecken der Psyche
Sardoniis