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Diskursbeitrag #2

 

Anfangssituationen

Von Gerolf Kirchmair

 

1. Warum das Thema "Anfangssituationen?"

"Was wir den Anfang nennen, ist bereits das Resultat langwieriger vor- und zurückfragender Selektionen" (Botho Strauß in Geißler 1994, S. 50)

Die Wahl fiel deshalb auf dieses Thema, weil es gerade der Beginn von Ver-anstaltungen war, der mir zum Teil Angst und Sorge bereitet hat und auch heute noch bereitet. Ich bin seit rund zwölf Jahren in der Lehrerfortbildung im Hauptschulbereich tätig. Ein Kollege an der Hauptschule in Trieben war der Bezirksarbeitsgemeinschaftsleiter für Mathematikfortbildung im Bezirk Liezen. Er hat mich angesprochen und um meine Mitarbeit gebeten. So konnte ich meine ersten Schritte bezüglich Erwachsenenbildung durchführen. Seit einigen Jahren leite ich nun die Arbeitsgemeinschaft im Bezirk Liezen und ebenso lange bin ich Mitglied im Moderatorenteam der Landesarbeitsgerneinschaft für Mathematik an Hauptschulen in der Steiermark.

Bei den diversen Seminaren, Tagungen, Vortragsabenden und ähnlichen Ver-anstaltungen war und ist heute noch für mich die Anfangssituation von großer Bedeutung. Ich finde, dass eine gut überlegte, durchdachte und organisierte Anfangssituation viel zum Gelingen einer Veranstaltung beitragen kann. Ich möchte nun versuchen, an Hand eigener Erfahrungen und mit Hilfe von Anregungen aus der Fachliteratur mich mit diesem Thema auseinander-zusetzen.

Vorausschicken möchte ich noch, dass ich mit meinem Beitrag nicht den Anspruch erhebe, Neues entdeckt zu haben. Ich sehe meine Arbeit als mögliche Ideensammlung für Menschen, die in ähnlicher Weise arbeiten wollen.

2. Zur Soziodynamik der Anfangssituation

2. 1. Grundlegende Bemerkungen zum Anfang:
Wenn die Teilnehmer/innen zu einem Seminar oder einer anderen Veran-staltung kommen, so beschäftigen sie sich innerlich mit vielen verschiedenen Fragen. Dies kann bewußt oder unbewußt erfolgen. Die Ausgangslage und innere Gestimmtheit kann einerseits passiv erwartungsvoll, aber andererseits auch neugierig und motiviert sein. Abhängig vom Ziel, das ich mit der Veranstaltung verfolge, ist die Überlegung, ob ich strukturiert oder weniger strukturiert beginne.

Gestaltet man Anfangssituationen strukturiert, so schafft man dadurch Ordnung und eine gewisse Sicherheit. Bei Übertreibung allerdings kommt es zu Bevormundung und Einengung der Teilnehmer.

Gehe ich den Weg von nicht strukturierten Anfangssituationen, schaffe ich einerseits zwar einen gewissen Freiraum, bei Übertreibung kommt es zu Panik und Chaos, nämlich zu einem negativen, orientierungslosen Chaos. Wie ich vorgehe, hängt - wie erwähnt immer von der Frage ab, was ich erreichen will, bzw, auch, wofür ich mir selbst Kompetenz zugestehe. Je mehr ich über meine Teilnehmer/innen weiß und je besser ich sie kenne, desto leichter fällt mir diese Entscheidung. Wenn sich alle Teilnehmer/innen untereinander kennen, erübrigen sich Vorstellungsrunden. Bereits in den ersten Minuten entsteht ein gewisses Arbeitsbündnis.

Oberstes Prinzip für den/ die Referenten/in muss sein: Klarheit, Ehrlich-keit und Transparenz. In einer neuen Situation reagieren Mitglieder einer neuen Gruppe oft sehr unterschiedlich. Man beobachtet einander, tastet sich ob und versucht einander kennenzulernen. 

2.2. Die Bedürfnisse der Anfangsphase.
In der Anfangssituation sind es primär drei Bedürfnisse, die bei den Teilnehmer/ innen vorherrschen. Es handelt sich um das "Bedürfnis nach Kontakt und Kennenlernen, Bedürfnis nach Sicherheit, Bedürfnis nach Anerkennung" (Graf-Götz oJ., S.33)

2.2.1. Bedürfnis noch Kontakt und Kennenlernen:
Wie bereits erwähnt, ist es ein Unterschied, ob sich die Teilnehmer untereinan-der bereits alle gut kennen oder nicht. Eine Methode, die viele Kontakte unter den Teilnehmern in wenigen Minuten ermöglicht, habe ich bei einer Veranstal-tung zur Seminardidaktik bei Gudrun Stemmer erlebt. Am Flipchart hing folgendes Plakat mit dem Titel: meine innere Ausgangslage für dieses Seminar: In der linken Spalte standen untereinander die Statements "ich bin hochmoti-viert", "ich bin erwartungsvoll", "ich bin neugierig", ich warte noch ab", "ich nehm's in Kauf", "ich habe Unbehagen", "mir graust".

Jeder/Jede Teilnehmer/in bekam von Gudrun Stemmer einen Klebepunkt auf den Handrücken ausgeteilt; alle gingen gleichzeitig zum Plakat und positionier-ten ihren Punkt in jenes Feld, das ihrer momentanen Gestimmtheit am ehesten entsprach.

Das Anbringen der Punkte soll aber spontan erfolgen, also ohne längeres Überlegen, in welches Feld der Punkt geklebt wird. Durch das "Streicheln" der Punkte durch die Referentin wurden die Punkte ordentlich festgeklebt. Die innere Ausgangslage ist wichtig für eine gute Führungskraft, das heißt ich soll Bescheid wissen um die eigene Stimmung. Das ist der erste Schritt, um erfolgreich eine Anfangssituation zu gestalten.

Ein wichtiger Grundsatz für einen Leiter/ eine Leiterin einer Veranstaltung: Sorge dafür, dass es dir gut geht. Der darauffolgende Schritt bei dieser Veranstaltung war ein Fragebogen zur eigenen Einstimmung in den Lehrgang: Jeder/ Jede beantwortet die angeführten Fragen ausschließlich für sich. Die Antworten werden nicht mitgeteilt und auch in der Runde nicht ausgetauscht. Es geht lediglich um eine persönliche Reflexion und Einstimmung jedes einzelnen Teilnehmers. Es ging um folgende Fragen:

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Dies ist ein Textauszug! Den gesamten Text können sie HIER als rtf-File downloaden. Bitte achten Sie die Urheberrechte. Falls Sie den Text für andere als private Zwecke nutzen möchten, verständigen Sie sich einfach mit dem Autor!

(Erstmals erschienen in den
Steirischen EB-Informationen Nr. 68/ Sept. 1996)

 


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