Gerry´s Homepage | Diskursbeitrag #6 |
Schulqualität
- Was ist eine gute Schule?
Von Gerolf Kirchmair
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EINFÜHRUNG Das Schlagwort der Autonomisierung der Schulen ist aktueller denn je. Im Zuge der Debatten und Diskussionen wird immer wieder die Qualität von Schulen angesprochen. Neue gesellschaftliche Probleme der Gegenwart wie beispielsweise Arbeits-losigkeit, Veränderungen in der Arbeitswelt, technologischer Fortschritt, die Verknappung der ökologischen Ressourcen und andere mehr, verlangen von der Schule höhere und andere Qualifikationen. Auch in den Firmen installiert man aufwendige Fortbildungsabteilungen, um die gestiegenen, nichtmateriellen Interessen der Beschäftigten befriedigen zu können. Schule als ein Dienstleistungsbetrieb der Gesellschaft kann und darf sich diesen Veränderungen nicht verschließen, sondern muss - endlich einmal reagieren. Ich möchte zur Charakterisierung der Situation ein Zitat von Elmar Osswald anführen:Da sich das gesellschaftliche Umfeld verändert hat, die Schulen aber im überkommenen Paradigma verharren, sind sie heute problembeladene, teilweise anachronistische Gebilde geworden, die in ihrer Funktionsfähigkeit bedroht. sind." (OSSWALD 1994) Während vor rund zwanzig, Jahren beim Schlagwort Schulentwicklung immer an das Gesamtsystem gedacht wurde, muss sich das Interesse an Veränderungen hin zur Einzelschule verlagern. Hans - Günter Rolff spricht in seinem Artikel "Schulentwicklung als Entwicklung von Einzelschulen" (ROLFF 1991) von einem Paradigmenwechsel von der Makropolitik hin zur Mikropolitik. Es geht darum, daß ab nun im Zentrum aller Innovationsbestrebungen die Einzelschule stehe. Die Institution Schule ist die größte soziale Organisation in allen modernen Gesellschaften. Lange Zeit hat man alle sozialen Organisationen als formale Organisationen angesehen und im Sinne von Max Weber Bürokratien genannt. Bedingt durch die Erkenntnisse der Organisationsforschung kam man zur Er-kenntnis, daß Organisationen eben nicht stabil sind, sondern sich permanent in Bewegung befinden. Organisationen verändern sich durch das Stattfinden ständiger Lernprozesse bei den Teilnehmern. Für die Schule als Organisation hat diese Erkenntnis zwangsläufig Folgen. Ins Zentrum aller Betrachtungen rückt die einzelne Schule als Gestaltungseinheit. WARUM DIESES THEMA?Ich stehe selbst im Lehrberuf und verfolge seit nunmehr siebzehn Jahren die Entwicklung im Unterrichtswesen mit. Die in letzter Zeit aufgeflammten und nicht enden wollenden Diskussionen um die Qualität von Schulen, beziehungs-weise darum, was es ausmacht, daß man von einer guten Schule sprechen kann, hat mich bewogen, mich näher mit der Thematik zu beschäftigen. Bis vor einigen Jahren hat es genügt, daß im Pflichtschulbereich danach getrachtet wurde, daß der Lehrplaninhalt auf möglichst gutem didaktischem Wege den Schülerinnen und Schülern vermittelt wurde. Es zeichnet sich aber in den letzten Jahren schon der Trend ab, daß mit dem herkömmlichen Instrumentarium das Jahresziel oft nicht erreicht werden konnte. Meiner Meinung nach liegt es daran, daß der tiefgreifende gesellschaftliche Wandel auch am Schulsystem Spuren hinterlassen hat - ohne jedoch, daß Lehrerinnen und Lehrer dies offenbar wahrhaben wollen. Dieser Umstand hängt mit vielen Faktoren des Systems zusammen. Es ist eine äußerst unbefriedigende Situation, als Lehrer mit vielen Zusatzqualifikationen und Prüfungen über denselben Kamm geschoren zu werden wie Kolleginnen und Kollegen mit der normalen Zweifächerausbildung. Jeder Betrieb ist daran interessiert, gut qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben, im System Schule scheint noch immer die unausgesprochene Parole "den dümmeren Kindern die dümmeren Lehrer" tonangebend zu sein. Die mehrgleisige Ausbildung der Lehrkräfte ist meiner Meinung nach in unserer Zeit längst überholungsbedürftig (PÄDAK,Pl, Uni). Zum anderen reagieren Lehrerinnen und Lehrer deshalb nicht in dem notwendigen Maße, weil in einer pragmatisierten und pensionsberechtigten Stelle die Motivation fehlt. Ich erlebe es immer wieder, daß das Beharrungs-bestreben seiten der Lehrer sehr groß ist und daß man Innovationen sehr skeptisch gegenüber steht. Durch den Wandel in der Bildungslandschaft, sowie durch den Geburtenrück-gang wird das Unternehmen "Schule" verstärkt gefordert, kundenorientiert auf die Wünsche der Schülerinnen und Schüler zu reagieren. Die Bestrebungen gehen meiner Meinung nach oft in die falsche Richtung. Nicht nur das quantitative Angebot von Schwerpunkten, Unverbindlichen Übungen und Freigegenständen allein macht schon eine qualitativ gute Schule aus. Dies ist sicherlich von Bedeutung, aber es ist nicht aus schließlich das Kriterium, das eine Schule zu einer guten Schule werden läßt. Deshalb möchte ich versuchen, der Frage nach der guten Schule in meiner Arbeit nachzugehen und die wesentlichsten Qualitätskriterien im Dienst-leistungsuntemehmen Schule zu beleuchten. DIE GUTE SCHULEEs gibt "gute" und "schlechte" Schulen, ebenso wie es gute und schlechte Spitäler, Betriebe, Kaufhäuser oder Forschungsinstitute gibt. Dieses "gut" oder "schlecht" kann ein sensibler Beobachter in Kürze auf intuitivem Weg herausfinden. Die Schulen sind trotz der vielen Schulversuche und Änderungen während der letzten Jahrzehnte in die Krise geraten. Sie sehen sich mit den vielfältigsten Probleme konfrontiert. Insgesamt hat der Druck auf die in den Schulen arbeitenden Lehrerinnen und Lehrer, auf Schülerinnen und Schüler erheblich zugenommen. Es stellt sich die Frage, wie die Schüler ihre Arbeit heute gestalten und an welchen Werten sie sich orientieren sollen. Müssen sie liebgewordene Denkgewohnheiten und Werthaltungen aufgeben, wenn sie ihre Gegenwart und Zukunft menschenwürdig gestalten wollen? Wenn ja, wollen sie das? Wenn sie es wollen, können sie das? Wenn sie es können, wie lauten die Konsequenzen? ... Dies ist ein Textauszug! Den gesamten Text können sie HIER als rtf-File downloaden. Bitte achten Sie die Urheberrechte. Falls Sie den Text für andere als private Zwecke nutzen möchten, verständigen Sie sich einfach mit dem Autor! (Erstmals erschienen in UNSER WEG, Heft 3/1995)
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