7. Steirischer
Zertifikatslehrgang für Erwachsenenbildung
Ein Rückblick aus dem Blickwinkel der Evaluation
Bereits zum 7. Mal haben die Arbeitsgemeinschaft Steirische
Erwachsenenbildung und das Bildungshaus Retzhof vom Oktober 1998 bis Juni 1999 den
Zertifikatslehrgang organisiert und durchgeführt, der die Professionalisierung von
TrainerInnen in der Erwachsenenbildung zum Ziel hatte. Dies ist ein Beweis für das
großes Interesse jener Menschen, die in der Erwachsenenbildung tätig sind - egal ob
ehrenamtlich oder professionell - sich höher zu qualifizieren.
Die TeilnehmerInnen konnten "über den eigenen Tellerrand der
Erwachsenenbildung" hinausschauen, Erfahrungen sammeln, Kenntnisse erweitern,
praktische Fähigkeiten erproben und in einem Schonraum Rückmeldungen bekommen, sowie die
Lernform der Selbstorgani-sation erproben.
In Zeiten knapper Ressourcen ist verstärkt zu bemerken, dass das Phänomen der Evaluation
immer mehr in den Blickpunkt des Interesses rückt. Prinzipiell ist dieser Umstand zu
beurteilen, so lange Evaluation dazu dient, Qualität zu sichern bzw. möglicherweise zu
steigern. Vorausschicken möchte ich in diesem Zusammenhang eine Feststellung von Hans
Weigel, der einmal in einem Radiointerview sagte: "Traue keiner Statistik, die du
nicht selbst gefälscht hast." Damit soll gezeigt werden, dass je nachdem, welche
Interessen vorherrschen bzw. wer Evaluationen in Auftrag gibt, sehr wohl auch gute und
bewährte Angebote dem Sparstift zum Opfern fallen können.
Die Bundesstelle für Erwachsenenbildung in der Steiermark hat an mich das Ersuchen
herangetragen, den Lehrgang mittels dem Computerprogramm ISEB/SIIB (Interaktives System
zur Ermittlung von Bedürfnissen) zu evaluieren. Diese Software geht vor
allem auf die beiden grundsätzlichen Fragen ein:
a) Welches sind die Bildungs- (Aus- und Fortbildungs-)
Bedürfnisse der angesprochenen Zielgruppe (z.B: Kollegium einer Schule, Teilnehmerinnen
und Teilnehmer eines Lehr-ganges)?
b) Welchen Bedürfnissen ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken?
Das Programm besteht aus folgenden sechs Modulen:
Aussagenkatalog: Dieses Modul ermöglicht den Aufbau einer Datenbank, die
zur Erfassung einer der Grundinformationen einer Bedürfnisanalyse dient. Die darin
formulierten Aussagen können im folgenden Modul "Fragebogen" verwendet werden.
Fragebogen: Mit Hilfe dieses Programms wird ein Fragebogen erstellt und in
den Modulen "Datenerfassung" und "Befragung" verwendet.
Befragung: Modul zur direkten Befragung am Bildschirm.
Datenerfassung: Das Programm dient zur digitalen Erfassung der Daten, die
mittels Papier-Bleistift-Methode gewonnen wurden. Die Eingabe dient dazu, um eine Analyse
der Erhebung zu erstellen.
Vereinigung: Hat man mehrere Datensätze erhoben und getrennt in digitaler
Form erfaßt, können sie zu einer gemeinsame Analyse zusammengefaßt werden.
Analyse: Erstellung einer statistischen Analyse der erhobenen Daten.
Ich möchte vorausschicken, dass das Programm formal leicht
zu bedienen ist und die Erstellung einer Analyse nach einer gewissen Einarbeitung
sicherlich kein Problem darstellt. Es sei jedoch folgendes kritisch angemerkt und vor
einer allzu euphorischen Verwendung des Instruments aus meiner Sicht gewarnt:
Das Erstellen des Aussagenkataloges bedarf gewisser Erfahrung und braucht
Fingerspitzen-gefühl, um zu Formulierungen zu gelangen, die dann tatsächlich auch das
abfragen, was der Intention des Interviewers entspricht. Bei diesem Lehrgang kann man
insofern von idealen Arbeitsbedingungen sprechen, da die Aussagenkataloge in
Zusammenarbeit mit den Referenten Gudrun Stemmer und Peter Zavarsky entstanden. Dadurch
war gesichert, dass annähernd jene Fragen und Aussagen ausgewählt wurden, die von
empirischer Relevanz für die Evaluation des Lehrgangs waren.
Außerdem habe ich festgestellt, dass es für das Gelingen der Evaluation erforderlich
wäre, dass die Person, die eine Evaluation mit ISEB durchführt, an der jeweiligen zu
bewertenden Veranstaltung aktiv teilnimmt. Erst dadurch, dass ich selbst am Geschehen des
Lehrgangs beteiligt war, konnte ich wesentliche Zielsetzungen erkennen und als Aussagen
formulieren. Daran anschließend erfolgte der Abgleich der Items mit den beiden
Referenten, bevor der Fragebogen an die TeilnehmerInnen versandt wurde.
Die Analyse der Daten kann sicherlich rasch und bequem mittels der Software erledigt
werden, die eigentliche Arbeit beginnt mit der Interpretation und den daraus
resultierenden Konklusionen für die weitere Vorgangsweise.
Generell kann gesagt werden, dass das Programm ISEB eine
Möglichkeit darstellt, die gut geeignet ist, aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen.
Dies geschieht jedoch nur unter der Voraussetzung, dass die vorhin erwähnten Punkte
Beachtung finden.
Beispielhaft seien der Evaluationsbogen des 2.
Seminarwochenendes vom Dezember 1998 angeführt. Im Anschluss daran sollen einige
Darstellungen aus der Analyse angeführt und beschrieben werden:
Folgender Fragebogen wurde ausgeteilt, die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer sollten auf einer vierstufigen Skala "sehr wenig - wenig - ziemlich -
viel" einerseits ankreuzen, inwieweit die Aussage dem entsprach, was war (ISTZUSTAND)
und im zweiten Block anzugeben, wie wichtig das jeweilige Item für den einzelnen ist
(SOLLZUSTAND)
...
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