Ich bin neunzehn
So was ist mir noch nie passiert. Diese Frau und ich stehen tatsächlich in ihrem Zimmer und tun das, was man sich die Kleider vom Leib reißen nennt. Abgeschleppt hat sie mich. Das glaubt man doch nicht mal im Film.
Da fliegt ihre Rüschenbluse in die Ecke. Ich nestle um mein Leben an meinem Hemd. Sie steigt schon aus dem Rock und bückt sich nach irgend etwas in einer großen Kiste hinter sich. Kondome? Den rundesten, glattesten Hintern der Welt hat sie. Nur in der oberen Hälfte schaut ein Rand von ihrem Stringtanga hervor. Darunter diese stahlglänzenden Schenkel. Und ich in meinen Boxershorts.
Ich fasse von hinten um ihre Hüften, sie fährt herum. "Nicht!" sagt sie, mit einem Flehen in den Augen. "Bitte nicht von hinten." Ist ja gut, ich wollte ja nur... Dieser schimmernde Rücken.
Glatt auch ihre Hände. Sie fährt mir damit über die Schultern, schmiegt ihr Gesicht an meine Brust. Die Frau wird nur noch von dem Streifen Tanga unterteilt, ich fahre mit zwei Fingern hinein. Mit beiden Händen macht sie meine Bewegung nach und streift mir mit den Handrücken die Shorts vom Hintern. Sie muss in die Knie dazu, ich steige aus meinem letzten Textil, ihr Gesicht an meinem Schoß.
So viel Hunger hat sie. Irgendwie schaffen wir es zum Bett. Ich hole ihren Kopf zu mir herauf, noch einmal ihre Augen nachchecken. Groß und traurig.
"Ich hab so viel nachzuholen", flüstert sie, als ob sie etwas erklären müsste. Ich nicke voller Verständnis und drehe sie auf den Rücken. Ganz von selbst öffnen sich ihre Schenkel, der Pfirsichduft ist wohl nur Einbildung.
"Na los." Es wird schon hell.
Dann noch etwas, was ich nie jemandem geglaubt hätte: Unsere Intimteile berühren sich kaum, da rutsche ich fast schon zu schnell in sie hinein, wie durch ein Versehen, so bereit ist sie. Und es passiert: Sie schreit sofort auf. Simuliert nicht den Orgasmus, ich fühle sie innen zucken. Und verströme mich.
*
In der nächsten Woche das gleiche Bild. Ich hatte sie natürlich in der Kneipe gesucht, und tatsächlich: Da war sie, bei ein paar Leuten, unklar, ob sie zu ihr gehörten. Wir sind sofort wieder zu ihr.
Auf ihrem Auge verblasste ein Veilchen, das bestimmt nicht von mir stammte. Ich fragte nicht danach, es war keine Zeit dazu. Sie war wieder wie ausgehungert.
Diesmal schwarze Wäsche. Ich machte mir nicht die Mühe, ihr dieses süße Nichts von Tanga herunterzureißen, und bumste einfach drumherum. Das Nachtlicht auf ihren Brüsten machte große Poren.
Die Woche darauf erwarteten wir uns schon. Sie verabschiedete sich aus ihrer Runde mit kurzem Tschüss, als ob sie eine Verabredung mit mir hätte. Niemanden wunderte es. Das gleiche nächste Woche und übernächste.
Ihr erster Lustschrei sollte ihr letzter bleiben. Meistens liebte sie mich wild und atemlos, aber immer stumm. Der Schrei lauerte oft hinter ihrem Blick, in ihren großen, elegischen Augen, denen Kneipenlicht und Nachttischlampe so gut standen, und hinter ihren Perlmuttzähnen, verschaffte sich aber nie Freiheit. Ein kurzes Ächzen war das Äußerste, was sie sich gestattete, ansonsten dirigierte sie mich mit den Augen. Wir verstanden uns rein körperlich.
"Was machst du eigentlich sonst so?" fragte ich eines Nachts, als sie über meine Brust gegossen lag. Ich hörte sie noch pusten.
Sie fixierte irgendeinen Punkt auf dem Teppich. Atmete. Lange. Ich betrachtete ihren Hinterkopf, auf dem sie wohl später das Haar wieder zu einem kurzen Pferdeschwanz fasste, und hörte sie blinzeln. Langsam atmete sie ruhiger. Schon wollte ich noch einmal fragen, da befeuchtete sie sich die Lippen und antwortete:
"Ich bin neunzehn."
Es machte Spaß, pünktlich jede Woche mit einer Frau ins Bett zu dürfen, nach der ich mir selbst die Finger und ihr alles mögliche geschleckt hätte. Wenn das alles war, wonach sie verlangte, mir sollte es recht sein. Warum sollte nicht auch ich einmal jemandes Typ sein? Weder litt ich unter Schuppenflechte noch unter viriler Dysfunktion, und es war gut fürs Ego. Ich beschloss verliebt zu sein und wurde übermütig. Vor Überschwang kaufte ich ihr ein Lederband mit einem Yin und Yang daran.
Ich schaffte erst, es ihr zu überreichen, als sie schon nackt neben der Kiste in ihrem Zimmer stand. Vorher war sie nicht zu bändigen. Sie kam sichtlich aus dem Konzept, als sie ihren, unseren, Ablauf unterbrechen musste. So flüssig sie sich im Bett allen meinen neuen Vorschlägen fügte und jeden Schenkeldruck wie eine präzise Regieanweisung verstand, so ratlos war sie jetzt, als sie mein Geschenk annehmen sollte.
Sie hielt es lange in der Hand und schaute irgendwann zu mir herauf. Keine Ahnung, ob ich erwartet hatte, dass sie es sofort umhängte.
"Ich kann das nicht tragen", sagte sie. Hätte ich fragen sollen, warum?
Ihre Mutter schlief nebenan und ahnte herzlich wenig vom Liebesleben ihrer Tochter, oder duldete es wenigstens. Eine zur Schau getragene Trophäe davon hätte sie nicht verkraftet.
"Sagst du mir wenigstens, wie du überhaupt heißt?" In ihre Madonnenaugen stiegen Tränen. Das konnte bedeuten: "Nimm mich endlich!" oder: "War schön mit dir". Egal. Das Yin und Yang baumelte verloren aus ihrer Hand, ihre Zehen suchten nach einem Halt im Teppich, um ihren Knöchel noch ein rot-schwarzer Rüschentanga. Die Frau schaffte mich.
Ich suchte meine Klamotten zusammen und ging schauen, ob noch eine Kneipe offen hatte.