Für Dana, die dieses Thema vorgeschlagen
hat
Waffentänze mit Stäben, Schwertern oder
Messern gibt es in vielen Kulturen. Meist sind sie eine Domäne der Männer. Der Schwert-
oder Säbeltanz als amazonenhafter orientalischer Phantasietanz in seiner heutigen Form
wurde, wie der Schleiertanz, vor allem in den USA und Europa entwickelt.
Über seine Ursprünge schrieb Dietlinde
Karkutli, daß bei Verlobungsfeiern der Nomadenstämme in der marokkanischen und
algerischen Sahara der Bräutigam sein Schwert als Symbol seiner Ehre an die Braut
überreichte. Ihr folgender Tanz mit diesem Schwert versinnbildlichte, daß sie von nun an
für seine Ehre verantwortlich sei.1
In den Geschichten aus 1001 Nacht wird diese
Tanzform in einem anderen Zusammenhang erwähnt. Die Sklavin Morgiane rettet ihren Herrn
Ali Baba vor seiner heimtückischen Ermordung durch den Räuberhauptmann während eines
Gastmahls, als sie diesen als einzige in seiner Verkleidung erkennt. "Statt ihr
Abendbrot einzunehmen, zog sie ein sehr anmutiges Tanzkleid an, wählte einen passenden
Kopfputz dazu, legte sich einen Gürtel von vergoldetem Silber um, und befestigte daran
einen Dolch, dessen Schneide und Griff von demselben Metall waren; vor ihr Gesicht hing
sie eine sehr schöne Maske. [...] Nachdem sie nun mit gleicher Kraft und Anmut mehrere
Tänze aufgeführt hatte, zog sie endlich den Dolch, schwang ihn in der Hand und tanzte
einen neuen Tanz, worin sie sich selbst übertraf. Die mannigfaltigen Figuren, die sie
bildete, ihre leichten Bewegungen, ihre kühnen Sprünge und die wunderbaren Wendungen und
Stellungen, die sie dabei vornahm, indem sie den Dolch bald wie zum Stoß ausstreckte,
bald sich stellte, als bohrte sie ihn sich in die eigene Brust, waren höchst anmutig
anzuschauen." Im Anschluß verwendet sie den Dolch für einen überraschenden Angriff
auf den Räuberhauptmann und sticht ihn nieder. Der nichtsahnende Ali Baba ist darüber
zuerst entsetzt, bis sie ihm den versteckten Dolch in der Kleidung des Toten zeigt.2
Bezüglich des Balancierens von Schwertern auf
dem Kopf weiß Eva Cernik eine nette Anekdote. Derzufolge sei dieses Tanzelement
entstanden, als in früheren Zeiten Ägyptens noch die Sklavenhaltung üblich war. Manche
Sklaven fügten sich leicht in ihr Schicksal. Andere zeigten eine Art der Auflehnung,
indem sie eine Form des Schwerttanzes darboten, bei der sie das Schwert nicht als Waffe
präsentierten, sondern es ruhig auf dem Kopf balancierten. Sie symbolisierten damit, daß
sie unter der Gewalt ihres Herrn standen, der "das Schwert über sie hält",
derweil ihr Tanz aussagte, daß er keine Macht über ihren Geist hätte. Der
Wahrheitsgehalt dieser Geschichte ist allerdings nicht überliefert.3
Quellen und weitere Informationen:
1
Dietlinde Bedauia Karkutli, Bauchtanz - Rhythmus, Erotik, Lebensfreude, Mosaik
Verlag GmbH, München, 1989, S. 22
2 Tausend
und eine Nacht - Arabische Erzählungen, deutsche Übersetzung von Dr. Gustav Weil,
Nachdruck der Originalausgabe von 1865, Karl Müller Verlag, Erlangen, 1992, Band 3, S.
218-219
3 Karol
Henderson Harding alias Me'ira, "The
World's Oldest Dance: The Origins of Oriental Dance", HTML-Dokument