Die Presse über

Organism:
It's Real Nice To Talk To You

Da übertreibt der Titel wirklich nicht: Es ist nicht nett, daß Organism zu uns ‚spricht‘, es ist auch überaus nett zuzuhören. Da mischen sich Drum’n’Bass, TripHop, BigBeat, und jazzige Anleihen zu einer wahrhaft appetitlichen Filmmusik für abendliches Chillen, die zwischen Ambient und TripHop oszilliert. Der Rest ist ein schöner Film, der in Eurem Kopf direkt zwischen den Ohren gezeigt wird. 5/6 Sternchen.

Dr. Beckmann, Raveline 1/1999

Was da für Europäer so klingt wie eine kurze Zithersession in japanischen Gärten ist tatsächlich die neue CD des Berliner Labels ISM, das seit Beginn versucht hat zwischen House, Drum and Bass und anderen Stilen eine eher durch Musikalität bestimmte Identität zu finden. Downtempo und relativ Beatlose Tracks mit vielen Samples exotischer Instrumente, die meist aber durchaus diesseits des erträglichen Rahmens von Ethno liegen, und obwohl es zuweilen viel zu kitschig wird, dürfte dem ein oder anderen Agenturmitarbeiter das speziell als mentale Vorbereitung auf den nächsten Asien gefallen.

DeBUG 01/1999

Hinter dem Projekt Organism steckt der ausgezeichnete Allroundkünstler Curt Nolte, den einige unser D'n'B-Enthusiasten vielleicht von den gemeinsam mit DJ Bym betriebenen Four Ears kennen. Von denen ist für Anfang d.J. übrigens ein neues Album avisiert, wir werden gegebenenfalls berichten. Egal. Organism ist, wie gesagt, Nolte solo und It's Real Nice To Talk To You ist sein Debütalbum. Mich plättet das Album total, wenn ich das mal so salopp formulieren darf, denn Curt schafft hier etwas ganz Eigenes und Faszinierendes. Er nimmt sich die aktuellen Klänge und Crossoverpossibilities wie Big Beat, TripHop, Jazz, Drum'n'Bass und ,, Ethno-Trance", und vermischt sie. So weit so gut, das tun andere ja auch. Organism beläßt es aber nicht bei Vermischen, sondern er schafft aus all diesen modernen Ingredienzien etwas 4 radikal Neues und Niegehörtes. , "Veredeln" nennt das der Gartenbauarchitekt, wenn ich nicht erheblich irre, und das ist das, was hier geschieht. Da entstehen Tracks wie das zweiteilige The Dream, dessen zweiter Teil mit seinen fast siebzehn Minuten purer, hypnotischer, mono-ton-aufregender Wahnsinn ist, da hören wir mit Les Indes eines der schönsten Stücke Ambient, seit man Musik mit diesem Etikett kategorisiert. Da geht Organism/Curt in Brazilian Affaire behutsam mit weltmusikalischen Versatzstücken von Japan bis Jamaika um und dazu singt man(n) portugiesisch. Curt Nolte hat mit lt's Real Nice To Talk To You einen der schönsten Elektroniktonträger der letzten Zeit angefertigt, ein Album in erster Linie zum Hören. Wenn man sich dann plötzlich auf der Tanzfläche wiederfindet, sollte man sich allerdings nicht wundern: auch das funktioniert.

Wk, Indigo Notes 2/1999

Stellen Sie sich: Michel Cretus Enigma (kennen Sie doch noch, das Gejaule mit den Gregorianischen Gesängen und Sandra auf Ibiza usw.), also diese Art Pop gemischt mit Mittelalter... das jetzt auf modern und mit thailändischen, indischen wie auch indianischen Klängen (und mit einer weitaus netteren Damenstimme) im TripHop-Rhythmus (sprich: ruhiger), das könnte das Klang-Projekt "Organism" charakterisieren. Natürlich ist diese elektronische Filmmusik für den Privatfilm im Hirn weitaus komplexer, ist antimainstream und im Grunde mit Cretu ganz und gar nicht zu vergleichen (nur die Richtung stimmt!). Der Berliner Curt Nolte steckt hinter dieser fast spirituellen, träumerischen Mucke, die sich irgendwo zwischen Gewürztee, Buddha, Fremdenlegion und Geisterbahn bewegt. Sehr stimmig sind vor allem seine Tangerine-Dream-artigen Suiten, die sich sehr gut zum Relaxen eignen. "Organism", vielfältig wie ein Organismus eben ist, hat aber nix mit Meditationsmusik zu tun, sondern ist reinster Elektro-TripHop erster Güte.

Männer aktuell 2/1999

Mit seinem Soloprojekt Organism entfernt sich der 1955 in Bremen geborene Wahl-Berliner Curt Nolte — Film-/Theater-Komponist, ehemals Musikkritiker des Schwäbischen Tagblatts - weit von dem elementaren Drum'n'Bass, mit er sich im Duo Four Ears (mit DJ BYM) einen Namen gemacht hat. Souverän fusioniert Nolte hier TripHop-Beats, Jazz-Flavours und Ambient-Elektronik mit indischen (,,Les Indes", 12:33) und brasilianischen Klängen (,,Brazilian Affaire", 9:10). Ein so undogmatischer wie organischer Mix, der den Blick auch auf andere Veröffentlichungen des für solche Stilexperimente erfreulich offenen ISM-Labels von Ex-DJ Paul M alias Kid Paul lenken sollte. Real nice.

Albrecht Piltz, Keyboards 6/1999

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