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BALTIC Um mich einmal eines ausgesucht schiefen Bildes zu bedienen: Die Rügener Zeitung ist eine (noch!!!) ungekrönte Perle einer bis dato ungeknackten Muschel, die im weißen Ostseestrande ihres Fischers harrt. Der überregionale Mantel, den sie sich umtut, heißt Ostsee Zeitung und langweilt natürlich. Er langweilt mit Europawahlergebnissen und Sportereignissen, während es im Rügener (Lokal-)Teil vor Festen nur so wimmelt, auf denen baltische Piraten ein eilends mit der Binzer Bäder Bahn zusammengekarrtes Kurpublikum mit pausenlosen Schüssen aus der riesigen Salutkanone an den Rand der Verzweiflung bringen, wo Bahnen ahnungslose, wenig umsichtige Skodas einfach mal von der Fahrbahn weg ein paar Meter die schmalspurigen Bahngleise entlang schleifen...
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Kleiner Exkurs: Wie kommt der Autor (in diesem Falle ich) nach
Rügen? Nun, er, d. h. ich, wurde eingeladen. Von privater Seite. Unbestechlich nun konnte
ich so an dem auf nicht ungewöhnliche vier Tage verlängerten Wochenende mir ein Bild
machen von den dortigen Verhältnisssen. Was zuerst ins Auge fällt, sind natürlich die
"sanierten" Villen: Wellness- |
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abrissen bis auf
eine Stuckverzierung hier und ein kleines Mäuerchen. Der Rest wurde schlicht neu gebaut.
Was dabei herausgekommen ist, ist die ziemlich toughe Fassade Baltic-Disney-Land.
Piratenfestspiele und Blaskapellen tun das Ihrige zum Popcorn-Image. Einzig störend wirkt
nurmehr der im penetranten Rot blühende Mohn, draußen auf den Feldern auf der ganzen
Insel.
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Um keine
Missverständnisse zu provozieren: Diese Seite tritt nicht in Konkurrenz mit dem
Hohlspiegel eines Hamburger Nachrichtenmagazins. Wie war noch gleich der Name? Sie ist
gewidmet meinem Freunde und Kupferstecher HP Daniels,
seines Zeichens Autor und Liebhaber alles Bizarren. Ihm sei nichts Menschliches fremd,
hörte ich ihn einmal sagen.
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Zur Auflocklerung (niemand mag riesige Textblöcke) schon einmal eine Kostprobe aus der Rügener vom Montag, 14.05.99 | |
Zwischen Reflexion und Reflexion, Diesem und Jenem eben: Ausflüge. Die vielen Ansichtskartenstände machen Appetit, zum Beispiel auf die Kreidefelsen nordwestlich von Sassnitz. | |
Während der
Hohlspiegel "Ausrisse" mit dem Offensichtlichen Vorwoche krepitieren lässt,
stimmen wir (auf jeden Fall aktueller) uns mit den nuancenreichen Spielen ein, wie sie nur
die Blätter der tiefsten Provinz hervorbringen können. Dort, wo die Anzeigenkunden der
großen Magazine einfach keine Opfer mehr vermuten, ist der Freihochdeutschen Dichtung
Tür und Tor geöffnet.
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Rechts neben der "Hühnerfarm" dieser Klassiker der Überschriftendichtkunst. |
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All das Tierische sei uns meditative Einstimmung auf die dieswöchige Perle der Dichtkunst, geschaffen vom Freideutscher und Fotografen Karl Behnke (Rügener Zeitung vom 14.06.99):
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