Jestatten, Olga...

...iss meen name. Ick bin Putze hier am Fehrbelliner Platz 2. Putze, dit heißt, in meinem Arbeitsvertrach steht „Raumpflegerin“. Abba ick sach putze, det hab ick schon imma so jesacht, da werd ick jetzt ooch nich von ab, bin ja ooch nich mehr de Jüngste.

Meene Arbeit hier iss echt interessant. Zumindest in letzter Zeit jeworden. Nich, das sich bei meener Arbeit wat jetan hätte, nee, nee. Dit bleibt sich immer jleich. Abba bei die Leute, wo ich das Büro saubamach, also quasi den Raum pflege, die machen wat neues. Nich das ick mich um die Arbeit von die Leut scheren würde, abba hier wird einem dit rejelrecht uffjedrängt. Überall hängen da sone Bilder vonne „Verwalltungsreform“ und sone Schildchen mit „Unternehmen Verwaltung“ drauf. Wenn ick det schon höre. Unternehmen Verwaltung, dit iss doch n Widerpruch inn sich. Und wat die sich allet ausjedacht haben, iss schon doll.

Wissen se, dumm bin ick ja nich, nur son bisken faul jewesen inner Schule. Ick versteht schon, worum dit jeht, bei die Sache. Abba wat soll det. Hier hängt z.B.son Schaubild „Personalmanagement“ steht drüber und die Rede iss von Motivation, Leistungsanreize, mehr Eigenverantwortug für eenen alleene und all son Zeuch. Klingt richtig jut. Abba jleich daneben liecht die BZ im Mülleimer, da uff de erste Seite steht: „Stellenabbau“, janz groß, über de janze Seite. Und drunter steht Beförderungs- und Einstellungsstop. Also ick persöhnlich versteh wat andres unter Motivation. Sicha, wir leben in einer schweren Zeit, wer merkt dit nich, spätestens beim Blick in die Lohntüte, abba irjenwann iss ma Schluß.

Die eenen da oben, also ick meen die Politiker, die reden so, während die anderen janz anders tun. Da sollen se ma ranjehen. Also mein Mann, der Paul, der iss ja leidenschaftlicher Hoppyangler, so anner Havel im Sommer, wissen se, der Paul also, der sacht imma „Der Fisch fängt imma am Kopp an zu müffeln“, keene Ahnung woer dat uffjeschnappt hat, sonst redet der eijentlich nur dummet Zeuch, abba damit hatta Recht. Da können se sagen wat se wollen. Abba da traut sich doch keena ran an die. Die sind doch sowieso viel zu alt, kiecken se mich an, drei Jahre hab ick noch bis zur Rente. Meinen se ick würd mir noch mal umstellen. Nur weil dit mit die neue elektronische Bohnermaschine ein paar Minuten schneller jeht?

Wissen se, wat ick neulich jesehen habe? Da lach son Katalog aufm Schreibtisch. Ick haberst ja nicht globen wollen wat da drinne stand, abba da ham se sich von unsere Steuerjelder hinjesetzt und überlecht, wat se ansonsten so mit de Steuerjelder machen. Jloben se mir, da wird so mancher janz schön ins Schwitzen jekommen sein, als er plötzlich uffschreiben schreiben sollte, watter den janzen lieben Tach lang so macht. Ma kicken wie dit die nächsten Monate hier so weiterjeht. Hier hängen ooch überall die Plakate von sonem Mitarbeiterkongreß rum, wo sich die janze Sippschaft ma zusammensetzen will, um zu kiecken wat die anderen so machen und vor allem wie. Ob dabei wat rauskommt? Ick werd jedenfalls für se die Oogen offenhalten, ick muß nämlich danach da den Saal pflegen, also saubamachen. Vielleicht sind dann ja ooch noch n paar sone Poster anne Wände. Mich jedenfalls interessiert dit schon, wie dit so weiterjeht. Also dann bis zum nächsten Mal, Ihre Olga...

Text zur Berliner Verwaltungsreform!
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Informationen aus dem Unternehmen Verwaltung
Hergb.: Senatsverwaltung für Inneres,Berlin

Go to the SunsetStrip Geocities Berlin, den 17.09.`96
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