Die Wüsten der Erde
Schularbeit Martin Reck, 1985
Schilderung der Australischen
Wüste
Ringsumher Stille, nur unterbrochen vom leisen Säuseln des
Windes und dem Schreien der Sperber, die um die klaffenden Spalten des grossen Felsens
kreisen. Dieser riesige Felsen ist ein Monolith, der sich seit 700 Mio. Jahren im Innern
Australiens befinden soll. Er lässt sich mit keinem Flecken der Erde vergleichen; er ist
Sinnbild dieser seltsamen Wüste. Nur hier kann die Welt wie vor der Ankunft des Menschen
wiedergefunden werden.
In dieser Wüste, die so gross wie zwei Drittel der Vereinigten
Staaten ist, leben auf zerstreuten Stationen, in Marktflecken oder Eingeborenenlagern nur
150'000 Bewohner.
Östlich des Eyresees sammelt sich das Wasser, welches in der
Regenzeit reichlich vorhanden ist, in einem riesigen unterirdischen Becken. Ähnliches
Grundwasser, die Überlebenschance jeglichen Lebens, finden wir auch unter der Sandwüste
im Nordwesten.
Dieses Grundwasser erlaubt es Millionen von Rindern und
Schafen, mitten in einer ausgedörrten, struppigen Halbwüste, in Freiheit zu leben. Es
kann vorkommen, dass eine Wolke wochenlang unbeweglich am Himmel steht.
Der Westen von Queensland ist gänzlich unfruchtbar. Dieser
Teil Australiens ist aber das geheimnisvollste, unberührteste Gebiet der Erde zwischen
dem 60. Breitengrad nördl. Breite und dem 60. Breitengrad südl. Breite. Er ist
menschenleer. Diese total tote, trockene, lebensleere Wüste misst 300'000 km² und ist in
der Tat weder von Weissen noch von Ureinwohnern bewohnt, birgt aber eine phantastisch
vielfältige Tierwelt: viele Arten von Beuteltieren, Wüstenmäusen, welche Kalorien im
verdickten Schwanzende speichern können, Warane, Eidechsen, Schildkröten, Skinke,
hunderterlei Arten von Schlangen, die sich um ihr Jagdgebiet erbitterte Kämpfe liefern.
Alle diese Tiere durchstreifen die roten Sanddünen.
Die Simpsonwüste beherbergt Millionen von Vögeln, die sich in
der Dämmerung bei den vielen dort vorhandenen Wasserlöchern niederlassen. Die Akazien,
Eukalyptusbäume und Gummibäume sind übersät von sich zuzwitschernden Vögeln. Diese
Wüste ist die Wüste der Farben: vor allem das «herrische» Rot und das Dunkelgrün der
schachtelhalmartigen Kasuarinnenblätter, die einander wegen des Kontrasts stark
hervorheben, wiederholen sich immer und immer wieder, sich im Horizont verlierend... bis
jener plötzlich von einer Felsklippe (MacDonnel-Kette) heftig begrenzt wird, wo die
Wüste schlagartig wie aus den Träumen gerissen aufhört.
Heute wird das Land zwischen Alice Springs und Darwin durch
eine über 2'000 km lange, durch das Nordterritorium führende Asphaltstrasse geteilt.
Diese Strasse ist mit hunderten von überfahrenen Känguruhs gesäumt. Jede Station, jeder
Marktfleck und jede Eingeborenensiedlung hat heutzutage eine eigene Landepiste. Das
Leichtflugzeug ist ein sehr praktisches und komfortables Fortbewegungsmittel, das den
riesigen Ausmassen des Landes angepasst ist. In einer baumlosen Ebene hat es auf dem Sand
Werbesprüche aus riesigen Betonbuchstaben, die vom Flugzeug aus gesehen und gelesen
werden können.
Es ist sehr schade, dass auch auf einem der unberührtesten
Gebiete der Erde die Vernunft des Menschen nicht ausreicht, die Erde unversehrt zu lassen.
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Wüstentypen
Vorerst ist zu sagen, dass man die Wüsten nach zwei
verschiedenen Gesichtspunkten unterscheidet:
1. nach ihrer geographischen Lage
2. nach ihrem Gesteinsuntergrund und ihrer Deckschicht, von der das Erscheinungsbild der
Wüste abhängt
1. Wüstentypen, nach geographischer Lage
unterschieden:
die Passatwüsten:
Sie liegen im Bereich der Sonnenwende, ganzjährig die heissen und trockenen Passatwinde
herrschen.
Dazu gehören: die Sahara und Arabiens Wüsten, die südwestlichen Wüsten Amerikas und
Nordmexikos; auf der südlichen Hemisphäre die Australische Wüste, die Namibische Wüste
und die Wüsten Südamerikas.
die aussertropischen Wüsten (auch Kontinental-, Binnen-
oder orographische Wüsten genannt):
Ihre Trockenheit wird durch Meeresferne oder Reliefgestaltung verursacht. Dementsprechend
findet sich bei ihnen eine deutliche Ausbildung von thermischen Jahreszeiten; im Winter
mit regelmässigen Frosttemperaturen, im Sommer mit einer kurzen Niederschlagsperiode.
Dazu gehören: die Wüsten des Vorderen Orients und die Kalahari Südafrikas.
2. Wüstentypen, nach Gesteinsuntergrund geordnet:
die Sandwüste:
Wir stellen uns die Wüste immer als ein von gelbem Sand bedecktes Gebiet ohne Wasser
und Vegetation vor. Diese Vorstellung trifft aber nur auf die Sandwüste, ca.20% aller
Wüsten, zu. Die Sandwüste entsteht in einer gewaltigen Mulde oder einem Schuttkegel.
Hier sammelt sich das verwitterte und herabgespülte feine Material von den die Mulde
umgeben den Bergrücken an. Der Sand besteht zur Hauptsache aus Quarz (Element des
Granits, von dem er abgesplittert wurde) und aus Gips. Die feinsten Körnchen werden vom
Wind über das ganze umliegende Gebiet verteilt. Eine relativ dünne Sandschicht bedeckt
den Untergrund und gleicht die Unebenheiten seiner Oberfläche aus. Der Wind weht nun
diese Sandkörnchen zu wellenartigen Hügeln, die wir Dünen nennen und die bis zu 200 m
hoch sein können. An manchen Stellen bewegen sich gewaltige Sandmassen mit einem Gewicht
von Millionen von Tonnen unaufhaltsam in regelmässigen Wellen über den Felsgrund. Wie
die Wogen eines Ozeans nur viel langsamer bewegen sich die Dünen, bald
anwachsend, bald kleiner werdend, über das Gebiet einer Sandwüste.
die Felswüste:
Sie entsteht durch Windabtragung. Die ausblasende und abhebende Tätigkeit des Windes,
überall dort, wo keine Pflanzendecken oder Erdkrusten die lockeren Verwitterungsstoffe
schützen, liess den fruchtbaren Boden verschwinden. Zurück blieben Felsen und Steine.
Diese werden vom Wind stark angegriffen. So stehen wir heute vor den übriggebliebenen
Gerippen, die aus härterem Gestein bestehen. Dieses Gestein weist häufig bizarre Formen
auf: Felslöcher, wabenartig durch löcherte Felswände, Pilzfelsen und Zeugenberge. Das
Gebiet einer Felswüste ist stark durchfurcht und hat steile Abhänge. Die Oberfläche ist
weitgehend vom Fels des Untergrundes oder vom groben Verwitterungsschutt gebildet, da das
feinere Material ausgeweht ist. 70% aller Wüsten sind Felswüsten.
die Salzwüste:
Salzwüsten befinden sich in flachen, abflusslosen Gebieten. Von den umgebenden
Bergländern breiten sich während den seltenen, kurzen, aber äusserst heftigen
Niederschlägen Schuttkegel und Schwemmfächer in der Ebene aus. Hier ist das Material
sehr fein und ungeheuer salzangereichert und lässt fast vollkommen ebene Ton- und
Lehmböden entstehen. Nach Niederschlägen verwandeln sich Ebenen in sumpfige Salzseen. Da
das Wasser sehr schnell verdunstet, bildet sich eine salzige Kruste. Im meistens trockenen
Zustand sind die Salzpfannen trotz der vielen breiten Trockenrisse und der glühenden
Sonne «problemlos» begehbar. In nassem Zustand können sie von keinem Menschen
durchquert werden.
die Kies- oder Geröllwüste:
Diese Wüsten entstehen in weiten, flachen Aufschüttungsgebieten. Hier liegen die
verschiedensten Steinblöcke, feines Material und Felsbrocken auf einem Schuttkegel (an
Gebirgsrändern) oder aber in ehemaligen Flussbetten. Der Wind trägt nun das feine
Material weg, und zurück bleibt eine Art Geröllhalde. Kümmerliche Vegetation klammert
sich an Stellen, die durch Steine ein wenig geschützt sind. Dieser Wüstentypus ist
relativ selten anzutreffen.
die Lehmwüste:
Die Lehmwüste ist in Ebenen und Becken anzutreffen. Die Oberfläche ist von einer
praktisch humusfreien, tonartigen, harten Kruste bedeckt. In der Trockenzeit zeigt
diese tiefe Risse. Während Niederschlägen wird die Lehmwüste meist überschwemmt. Das
Wasser kann jedoch nicht durch die Kruste in den Boden versickern: es verdunstet. Eine
Lehmwüste ist also eine überaus unfruchtbare Ebene, wo wir ausser ein paar fleckenhaften
Flechten sozusagen keine Pflanzen vorfinden. Diese weisen oft Salz- und Kalkanbildungen
auf. Die dünne, aber harte Mergel- und Staubkruste schützt die Wüste vor weiterer
Winderosion.
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Die geographischen Lagen der Wüsten
Mehr als 20% der Landoberfläche unserer Erde ein Gebiet
so gross wie ganz Afrika besteht aus Wüste, Halbwüste und Trockengebieten. Im
allgemeinen versteht man unter einer Wüste ein warmes Gebiet, das jährlich weniger als
250 mm Niederschläge erhält.
Nach dieser Definition sind noch 14% der Erde Wüste. Die
grösste Wüste der Erde ist die Sahara mit rund 8,7 Mio. km². Sie bildet einen Teil des
grossen nördlichen Wüstengürtels, der sich vom Atlantik fast ohne Unterbrechung durch
Amerika, Afrika und Kleinasien bis zum nördlichen Indien und ins Herzen Chinas hinzieht.
Doch auch auf der südlichen Seite des Äquators finden wir
wie ein Spiegelbild einen Wüstengürtel. Dieser zieht sich von Australien
über Südamerika bis Südafrika. Die Wüsten der Erde liegen also auf zwei Gürteln
nördlich und südlich des Äquators, etwa zwischen dem 15. und 40. Breitengrad nördl.
bzw. südl. Breite, d.h. ungefähr auf den beiden Wendekreisen.
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Klima
Der Himmel wölbt sich kristallklar, tiefblau über einer
goldbraunen Landschaft von scheinbar unendlicher Tiefe. Am Tag beherrscht die Sonne die
Weiten der Wüste, nachts eine purpurne Kuppel, übersät mit unzähligen funkelnden
Sternen. Unter der Glut der Sonne erscheinen alle Farben dieser Welt seltsam gedämpft,
das Grün der Pflanzen fehlt gänzlich. Durch dieses Ausbleiben von Vegetation kann die
Sonne den Boden bis zu 70erhitzen, die Luft bis zu 60. Nachts aber kann die Temperatur bis
unter den Gefrierpunkt sinken. Der Temperaturunterschied Tag/Nacht beträgt im Extremfall
80 und übertrifft den Jahreszeitenunterschied bei weitem. Diese sehr hohen
Temperaturschwankungen verursachen eine ungemein schnelle Erosion: Ganze Felsen können
durch das Gefrieren nach der sengenden Hitze zersplittern.
Wie wir gesehen haben, herrschen in der Wüste
ausserordentliche Klimabedingungen. Einer dieser besonderen Umstände ist eine
Nebenerscheinung der hohen Rotationsgeschwindigkeit der Erde, die regelmässige
Luftströmungen zur Folge hat: Über dem Äquator steigt die Luft wegen der direkten
Sonneneinstrahlung auf, wodurch ein Tiefdruckgebiet entsteht. Diese Luft sinkt indessen
auf beiden Seiten des Äquators hinunter und erzeugt ein Hochdruckgebiet, das sich in den
Wüstengegenden befindet.
Die meisten Wüsten liegen zudem hinter hohen Bergen, welche
die regenbringenden Wolken zum vorzeitigen Abregnen bringen. Dies allein erklärt aber
noch nicht die starke Trockenheit der Wüste.
Ein wichtiger Faktor ist nämlich auch die kalte
Meeresströmung, die den Küsten entlangfliesst. Sie verursacht eine anormale Kombination
von Nebel und Trockenheit. Erreicht die kühle Luft das Festland, wird sie erwärmt und
kann so viel mehr Wasser aufnehmen, sodass der Nebel nicht zu Regen werden kann. So
«leiden» die Wüstengebiete unter sehr langen Trockenperioden, die 11 - 12 Monate pro
Jahr dauern. Der Jahresniederschlag beträgt in manchen
Gebieten nur 5 - 10 mm. Es regnet nur ganz selten, aber wenn,
dann regnet es alles, was die Wüste in einem Jahr an Niederschlägen erhält, auf ein
Mal. Da das Wasser aber nicht im vertrockneten, verhärteten Boden versickern kann,
fliesst es in riesigen Strömen über den Boden und verdunstet schlussendlich, ohne dass
die Wüste davon auf längere Zeit hin «profitieren» könnte.
Die Luftfeuchtigkeit ist in der Wüste sehr gering. Auch bei
glühender Hitze spüren wir keinen kühlenden Tropfen Schweiss auf der Haut, da das aus
dem Körper austretende salzige Nass so schnell verdunstet, dass wir es überhaupt nicht
wahrnehmen können. Wegen der geringen Luftfeuchtigkeit verdunstet sogar mehr Wasser in
der Wüste als es regnet. Dies führt zum Versalzen des Bodens, was das ohnehin schon
harte Leben der Wüstenbewohner noch zusätzlich erschwert, da fast keine Pflanzen diese
äusserst harte Kruste durchbrechen können.
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Sandstürme
In der Wüste ist es sehr selten windstill. Die Winde werden
von keinerlei Vegetation behindert. Somit können sie so stark sein, dass sie den Sand
aufwirbeln und Felswände abschleifen. Sie dauern manchmal stundenlang an, verschütten
sind sie genug heftig ganze Siedlungen mit Sand und beschleunigen durch ihre
Schmirgelwirkung die Erosion. (Erosion = Abtragung von Gestein durch fliessendes Wasser,
im weitesten Sinne auch durch Meeresbrandung, Eis und Wind.)
Sandstürme treten häufig im Frühling auf. Sie werden nicht
selten von elektrischen Entladungen, die durch das Aneinanderreiben von Sandkörnchen
verursacht werden, begleitet. Diese elektrischen Entladungen können sich schädlich auf
das Nervensystem von Mensch und Tier auswirken und haben bestimmt auch eine negative
Wirkung auf Pflanzen.
Nomaden, die auf ihrer Reise von einem Sandsturm überrascht
werden, suchen Schutz in der Nähe ihrer Dromedare oder Kamele. Manchmal befinden sie sich
nach einem heftigen Sandsturm bis zu einem Meter unter der Erdoberfläche.
Drei Sandstürme, die regelmässig Nordafrika heimsuchen:
der Schirokko:
Von Zeit zu Zeit wütet er in der nördlichen Sahara, kommt aber auch in Vorderasien
vor. Er entsteht auf der Vorderseite von vorüberziehenden Störungen. Den Sand trägt er
bis zu 3'000 m in die Höhe, was ein weites Verwehen oft bis in mitteleuropäische
Gebiete begünstigt. So fuhr ich in der Schweiz einmal auf von diesem Saharastaub
rötlich gefärbtem Schnee Ski. Der Schirokko wütet meistens «nur» wenige Stunden, doch
während dieser Zeit ist die Luft so stark mit Sand angereichert, dass die Sonne nur noch
als kupferrote Scheibe sichtbar ist.
der Gibli:
Er tritt hauptsächlich im Frühjahr auf, weil zu jener Zeit vermehrt Kaltluftfronten
vorüberziehen, auf deren Vorderseite er sich bildet. Er sucht vor allem die libyschen
Regionen heim.
der Chamsin:
Er ist ein überaus heisser Wind, der in Ägypten während der
50 Tage nach Tagundnachtgleiche im Frühling auftreten kann. Auf die Menschen hat er eine
erschlaffende Wirkung (Hitze!).
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Pflanzenwelt
Vor 10'000 Jahren war die Vegetation in den heutigen
Wüstengebieten sehr üppig. Aus jener Vorzeit wurden Felsmalereien gefunden, die durch
ihre Pflanzenabbildungen darauf schliessen lassen. Die allmähliche Austrocknung liess
dieses Leben sterben: Die Pflanzen wichen immer mehr zurück, die Vegetation lebte unter
immer kümmerlicheren Umständen weiter.
Die heutigen Wüstenpflanzen können wir in zwei Gruppen
einteilen:
- die Einjährigen
- die Ausdauernden
Die einen werden wegen ihres kurzen Lebens, das nie über eine
Trockenzeit dauern könnte, so genannt; letztere heissen so, weil sie sehr alt werden.
In der feuchteren Jahreszeit nimmt sogar die Wüste etwas Farbe
an: Die Einjährigen sind zum Leben erwacht. Sie weisen oft intensive Farben auf, können
jedoch schon nach wenigen Wochen sterben. Sie Leben von der momentanen Feuchtigkeit, die
sich in der Erde befindet, und später noch eine Weile von ihrem kleinen Wasservorrat.
Unter den günstigsten Umständen leben sie beinahe ein Jahr.
Die Ausdauernden sind sehr gut an die äusserst trockenen und
heissen Bedingungen angepasst. Obwohl der Sand auf der Erdoberfläche gegen 70 heiss
werden kann, gibt das Regenwasser, das ca. 30 cm tief in den Boden einsickert, den
Wüstenpflanzen mit langen Wurzeln eine Lebenschance. Jede dieser ausdauernden
Wüstenpflanzen ist mit Wasservorratsorten ausgestattet: knollenartige Wurzeln oder
feinste Würzelchen, die über eine gewaltige Fläche knapp unter dem Boden in
Wurzelnetzen ausgebreitet sind, um jeden Regen- oder Tautropfen aufnehmen zu können. Die
längste je gemessene Wurzel einer solchen Pflanze war 80 km lang. Kakteen speichern das
Wasser in sehr dicken, fleischigen Blättern oder auch im Innern wie der Kugelkaktus, der
nach Niederschlägen einen viel grösseren Umfang aufweist als davor. Der Riesenkaktus
wächst in den ersten zehn Jahren ca.10 cm; im Alter von hundert Jahren misst er oft eine
Höhe von 18 - 20 m. Dieser wundersame Kaktus kann während lange andauernden
Niederschlägen mehrere hundert Liter speichern.
Bäume sind rar in den Wüstenregionen. An vereinzelten Stellen
in der Sahara gibt es Zypressen, als ob diese dort im «falschen» Erdzeitalter gewachsen
wären. Eine andere Baumart wird bis zu 3 m hoch; ihre Wurzeln reichen in die feuchteren
Bodenzonen hinab: bis zu 35 m!
Die Pflanzen in der Wüste sind lebensbegierig, d.h. immer
darauf bedacht, unter widrigsten Bedingungen überleben zu können; und dieser
unaufhörliche Kampf ist sehr hart...
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Tierwelt
Die Kühle im Boden, die schon ab 30 cm Tiefe herrscht, machen
sich zahlreiche Kleintiere zunutze: Sie leben deshalb in Sandlöchern. Wüstenfüchse und
Rennmäuse graben mehrere Meter lange Gänge, um der Hitze des Tages zu entfliehen.
Bereits ein Meter unter der Erdoberfläche beträgt die Temperatur 25 weniger als oben.
Die Nagetiere kommen durch das Verzehren von Samen zu genug Flüssigkeit. Manche der
vielen verschiedenen Arten trinken in ihrem ganzen Leben keinen einzigen Tropfen Wasser.
Sie bekommen ihre Jungen stets zur Regenzeit, damit sie während dieser recht feuchten
Zeit den Wasserverlust ausgleichen können, indem sie grüne Pflanzenteile fressen.
Die Fleischfresser fressen möglichst viele Früchte und grüne
Pflanzen zu ihrer sonstigen Nahrung hinzu, um viel Wasser aufzunehmen, da sie ihrer
Verdauung wegen mehr Wasser als vegetarisch lebende Kleinsäugetiere benötigen.
Es verbringen sehr viele Wüstentiere den Tag unter der Erde,
nachts erst werden sie aktiv. In der heissesten Zeit werden manche sonst tagsüber aktive
Tiere zu Nachttieren. Viele Tiere legen sich während dieser unwirtlichsten Jahreszeit
einfach schlafen und warten auf «bessere Zeiten». Walzenspinnen, die kleine Eidechsen
mit ihren gewaltigen Kauwerkzeugen zu Brei zermalmen können, verschliessen ihre Löcher
sogar mit toten, stachligen Blättern, um die Kühle drinnen gegen die Hitze draussen zu
isolieren.
Nur wenige Tiere halten direkte Sonnenbestrahlung lange aus:
die Reptilien (Eidechsen, Leguane, Geckos, Schlangen, Schildkröten). Denn die Reptilien
sind die einzigen Tiere, die ihre Körpertemperatur der Wärme bzw. Kälte
anpassen können. Sie halten höhere Temperaturen als 50 aus. Die Reptilien sind vor allem
in den Wüsten anzutreffen. Ihnen macht die Hitze nichts aus, und deshalb ist die Wüste
für sie keineswegs ein feindlicher Lebensraum.
Eine Wüstenschnecke, die zu Ausstellungszwecken in einem
britischen Museum auf einen Karton geklebt worden war, erwachte vier Jahre später wieder
zum Leben, als man sie ins Wasser legte; diese aussergewöhnliche «Trockenperiode» hatte
für sie vier Jahre gedauert.
Der Vogelbestand der Wüsten besteht aus Eulen, Lauf- und
Greifvögeln, Schwalben, Spechten etc. Die Eulen machen nachts Jagd auf Mäuse und andere
kleine Tiere. Wie den Strauss in Afrika gibt es den Nandu in Amerika, den Emu und den
Kasuar in Australien: alles grosse Vögel, die nicht fliegen, jedoch sehr schnell laufen
können.
Dromedare und Kamele, welche den Wüstenbewohnern als Lasttiere
dienen, können über lange Zeit ihren Wasserbedarf speichern. Heute werden viele
Wüstentiere vor allem aber Steppentiere von Soldaten, Ölsuchern,
Berufsjägern und trophäeneinheimsenden, gut gekleideten Europäer-Hobby-Jägern gejagt.
Die immer seltener werdenden Arten werden in noch entlegenere Gebiete verdrängt und
kommen z.T. nur noch in extra für sie geschaffenen Schutzgebieten vor. So hinterlässt
die Menschheit auch in der Wüste ihre einsamen, immer gleichen, wie verweht werdenden
Spuren!
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Die Lebensweise der Menschen in
der Wüste
Die Menschen in der Wüste, unter der Sonne, wo die Freiheit
für uns natürlich scheint, sind im Grunde genommen Sklaven der Wasserstellen und der
dürftigen Weidelätze. Wie kann ein Mensch überhaupt «auf die Idee kommen», jeden Tag
auf der Suche nach Wasser durch die unglaublich heisse, todbringende Wüste zu ziehen? Man
erklärt sich das heute folgendermassen: Felsmalereien, die von Forschern in Höhlen in
manchen Wüsten entdeckt wurden, zeigen deutlich, dass viele Wüstengebiete vor mehreren
tausend Jahren blühendes Grasland gewesen waren. In jener grauen Vorzeit wurde dieses
Land stark bewirtschaftet. Menschen lebten dort in einer Gegend, die wir heute
paradiesisch nennten. Doch als das Land immer trockener wurde, zogen die Menschen in
feuchtere, fruchtbarere Gebiete und wurden sesshaft. Nur die Beduinen versuchten
weiterhin, in dieser sterbenden Gegend zu leben. Beduinen sind Nomaden, die keinen festen
Wohnsitz haben und ihren Kamelherden von Oase zu Oase folgen. Bei jedem Halt werden sofort
die aus Tierfellen und Ziegenhaaren hergestellten Zelte zum Schutz vor Wind, Hitze und
eisiger Kälte aufgeschlagen. Manchmal treiben die Nomaden ihre Schafe und Ziegen tausend
Kilometer weit bis zur nächsten Oase. 1'000 km ... das ist die Strecke Bern - Hamburg
(ca.9 Std. Zugfahrt) für uns eine unvorstellbare Leistung.
An der Lebensweise dieser Wüstenbewohner hat sich seit
Jahrtausenden nichts geändert. Durch Erfahrung, Härte und Instinkt ist es ihnen
gelungen, in der unwirtlichen Wüste ihre Existenz aufzubauen. Ohne ihr
Zusammengehörigkeitsgefühl, ihr Aufeinander-angewiesen-Sein hätten die Nomaden in dem
unfruchtbaren, unwegsamen Land nie überleben können. Sie essen, schlafen, ja, man
könnte sogar sagen, sie träumen gemeinsam; ein Privatleben gibt es nicht. Denn dieselbe
Sorge nimmt sie alle in Beschlag: die Suche nach den dornigen Büschen, dem mageren
Strauch, dem Wasserloch.
Wo gibt's ein solches gegenseitiges Helfen heute noch?! Jeder
Nomade soll eine Familie gründen, um seine Sippe weiterzuführen. Bei den meisten
Nomadenstämmen bestimmen die Väter Schwiegertochter und Schwiegersohn, d.h. Braut und
Bräutigam.
Frauen und Männer arbeiten ungefähr gleich viel, wobei Frauen
öfters von wichtigen Diskussionen ausgeschlossen werden und ihre Arbeit nicht allzu hoch
eingeschätzt wird. Aber trotzdem geniessen die Frauen ein hohes Ansehen; sie spielen eine
wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben. Die Kinder erfreuen sich einer
ausserordentlichen Unabhängigkeit. Diese wird nur durch die Lehre des Gebets, der
Religion, eingeschränkt, was aber bestimmt richtig ist. Jedes Kind, das stirbt, wird
wie es der Glaube der meisten Nomadenstämme ist von Allah zu sich geholt.
Der Wüstenbewohner ist ein Mensch des Lachens, der
Fröhlichkeit. Durchs ganze Jahr hindurch werden häufig Feste gefeiert. Jeder und jede
erscheint geschminkt und geschmückt. Trotz des Gefangenseins in der Unendlichkeit
zwischen Himmel und Erde sind die Menschen sehr eitel. Schönheit und Eleganz geht ihnen
über alles.
Nur als unbedeutendes Sandkörnchen geltend, fühlt sich der
Beduine frei, was wir vielleicht hoch angesehen von uns kaum behaupten
können. Hoffentlich bleibt er frei, und wir werden es!
Ein neuer langer Kampf hat begonnen: Der moderne Mensch, der
Mensch des Betons, der Bauklötze, dringt auch zu den Beduinen vor und versucht, sich zu
behaupten, sich durchzusetzen. Der Mensch der Musse, der Träume, der beweglichen
Horizonte, der Mensch, der Zeit hat, viel Zeit, wird es vielleicht bald einmal nicht mehr
geben, verzehrt von hungrigen, «wichtige Stellen» bekleidenden Wölfen. Die Menschen der
Wüste werden sesshaft sein, ein «geregeltes» Leben beginnen, die alten Traditionen
durch viele tickende Uhren ersetzen. Ich hoffe aber, dass diese Stämme immer einen Platz
in der Erinnerung der zukünftigen Menschen haben werden.
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Oasen
Ein kleines Paradies, umgeben von den unendlichen Weiten der
unbarmherzigen Wüste, eine Welt von Geräuschen der vielen Tiere und der rufenden
Kameltreiber, ein Ort von Eintracht, die wir heute in den sogenannt zivilisierten Teilen
der Erde so sehr vermissen.
Eintracht zwischen den Menschen, den Tieren, die alle aus der
gleichen Wasserstelle trinken: sie stillen ihren Durst. Sie fliehen, dem Tod entrinnend,
alle zur Oase, um sich wieder für weitere harte Tage und Nächte in der Wüste draussen
zu stärken.
Dattelpalmen, deren Erntezeit vor allem im November und
Dezember ist, tropische Obstbäume, Blumen, Gräser und Büsche wachsen um die Oase. An
den grösseren Oasen leben Menschen mit ihren Haustieren für eine längere Zeit. Sie
bauen Hütten aus einer Art, Lehm, aus Kameldung und Disteln. Z.T. stärken sie die
Hütten mit Sandrosen, die sonst meistens an Touristen aus (West-)Europa und
(Nord-)Amerika verkauft werden und sogar bei uns zu kaufen sind.
Die Nomaden kennen alle Oasen, jedes kleinste Wasserloch
wenn auch das Wasser oft nicht das beste ist in ihrem Gebiet. Forscher, Oelsucher
und Entdeckungsreisende tragen jede Quelle und jeden Brunnen mit dem sich viele Meter
unter dem Boden befindenden Grundwasser minutiös in ihre genauen Karten ein. Denn bei
einer Reise durch die Wüste kann das Erreichen der nächsten Oase eine Frage von Leben
und Tod sein. Heute ist es mit technischen Hilfsmitteln möglich, Grundwasser aus sehr
tiefen Regionen, nach einer Bohrung, heraufzupumpen. So werden mehr und mehr Oasen
geschaffen. Es werden auch riesige Gebiete vor allem in den USA mit von
Menschenhand geschaffenen, sehr langen Kanälen oder Wasser-Pipelines bewässert, um neuen
Boden für Export-Getreide zu gewinnen. In Kalifornien wurde schon sehr viel Wüste urbar
gemacht; die sehr gut ausfallende Ernte wird zum grössten Teil in die Sowjetunion
exportiert, aber auch nach Ägypten. In Ägypten hat sich die Bevölkerung seit Kleopatra
vervierfacht, während sich der fruchtbare Boden entlang des Nil sich aber nur unbedeutend
vergrössert hat. Daher muss viel Getreide in dieses Land eingeführt werden. Man hat auch
schon versucht, Eisberge aus den Polargebieten mit Schiffen an die afrikanische Küste zu
ziehen, um sie dann in die Sahara zu schaffen, um auch dort der Wüste Land abringen zu
können. Doch die Wüste oder die technischen Mittel? liess dieses
Experiment bis jetzt noch nicht gelingen. Wir könnten uns wirklich fragen, wie es in 100
oder 200 Jahren in den heute noch unendlich grossen Wüstengebieten aussehen wird.
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