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Eisregen

Fleischhaus

  1. Das Fleischhaus
  2. Nichts wäret ewiglich ...

Das Fleischhaus


Die Stadt droht zu ersticken
Ein fahler Mond kollabiert
Die Straßen erfüllt
von falschem Leben
Totes Fleisch, das langsam pulsiert

Schon vor vielen Stunden
ist der Tag gegangen
Doch erst jetzt
beginnt das Spiel wider der Natur
Leichen, erweckt von ihren Herren
Von kalten Augen verhüllt
was ihnen wiederfuhr

Nicht länger ist der Tod endgültig
Das Geschäft mit ihm
ein schändlich Tun
Jede Nacht öffnet das Fleischhaus
seine Pforten
Gekauftes totes Fleisch
für unseren Konsum

Keine Regierung mehr,
kein Gesetz, das es verbietet
Der letzte Krieg
vor gar nicht langer Zeit
Denen, die überlebten,
ist nichts mehr heilig
Und das Fleischhaus
steht allen bereit

Und wieder betret ich
die sterile Stille
Entrichte wie immer meinen Obulus
Eine Treppe hinauf,
die letzte Tür links
Eine Leiche,
die wartet auf den Todeskuss

Sie liegt vor mir
auf gebleichtem Leinen
Nur Gedanke von mir,
der sie bewegt
Ich besteige das Fleisch
in wachsender Erregung
Sekunden der Lust,
bis die Ekstase sich legt

Dann setzt wieder ihre Starre ein
Doch lang noch nicht,
bin ich fertig mit ihr
Zerfetze ihre kalte Haut
öffne das Fleisch zu meinem Pläsir

Dann ist es Zeit,
das Fleischhaus zu verlassen
Geronnenes Blut
schmückt meine Haut
Das Zeitalter der Unvernunft
hat endlich begonnen
Wo ist euer Gott jetzt,
wenn ihr ihn braucht?

Nichts wäret ewiglich ...


Dunkles Zwielicht
kündet von der Geburt der Nacht
Meine Schritte
Führn mich tiefer in den Wald
wisperndes Gemurmel
in Baumkronen
Das einzige Geräusch
Hier ist das Ziel meiner Bestimmung
Blutroter Nebel
Färbt das Firmament
des Abendhimmels
Ein eisiger Wind
Fährt mir ins Mark aller Knochen
Hier ist der Ort
an dem ich mich opfer
Hier wartet das Ende
Meines irdischen Seins

Die Boten des nahenden Winters
Entsenden ihren frostigen Glanz
Erwecken in mir
Längst verloren geglaubte Gelüste
Meine alte bleiche Haut
Im Schein des Herbstmondes

Und das Flüstern der Wälder
Die Hymne an die Nacht
In tausenden Zungen flüstern
sie meinen Namen
Erbitten meine Seele
als eine der ihren

Dunkles Zwielicht
kündet von der Geburt der Nacht
Und ich bin hier
Bis zum Ende der Zeit

Mein Grab wird Mutter Erde sein
Auf einem Sarg aus Blättern
Mein Körper wird ruh'n
Und so wird mein Name unsterblich
Für immer verewigt
In den Hymnen der Natur

Ein kurzer Schmerz
Als meine Adern ich öffne
Mein warmes Blut
vermählt mit dem Wind der Nacht
Mein Leid
wird schier unsäglich
Für immer verewigt
In den Hymnen der Natur

Eine schwarze Gestalt dort
Auf der Lichtung am Rande des Waldes
Ihr knochiger Finger
Der auf mich weist
Und sie reicht mir ihre kalte Hand
Mein Tod erhört
Mein Leid war nicht umsonst

Und der erste Schnee
Fällt auf meinen Körper
Bedeckt mich kalt
wie ein Leichentuch
Mein starrer Leib
Getilgt vom Antlitz der Erde
Doch - mein Name - unsterblich
in den Hymnen der Natur

Nichts wäret ewiglich ...

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