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Eisregen

Zerfall

  1. ...und über allem weht der Wind so kalt (Pest I)
  2. Legende des Leides (Pest II)
  3. In der Grube (Pest III)
  4. Auferstehung (Pest IV)
  5. Ich bin viele
  6. Eispalast
  7. Ode an den Niedergang
  8. Herzblut
  9. Endzeit

...und über allem weht der Wind so kalt (Pest I)


Vor zwanzig Tagen kam der Tod in die Stadt
In unserem Dorf leben kaum mehr hundert Mann
Die Ratten zwar kamen als ihre Boten
Und dann begann die Herrschaft der Pest

Eine nach der anderen füllte sich die Pestgruben
Die Hütten im Dorf längst niedergebrannt
Ich weiß nicht mal, wie viele noch am Leben sind
Sie haben sich verkrochen vor dem Untergang

Seit der Doktor starb, führt
niemand mehr den Leichenkarren
Süßen Totenruch treibt der
Herbstwind über's Land
Längst kann kein Fenster ich mehr öffnen
Der Nachtwind zeugt vom Tod der allgegenwärtig ist.

Nun bin ich allein.
Mein Vater vor acht Tagen
gegangen und heut ist die Mutter ihm gefolgt
Zum Schluß hat sie ihren Sohn
nicht mal mehr erkannt.

Und über allem weht der Wind so kalt
Mein letzter Schrei ... schon lange verhallt

Zwei Tage zuvor ist der neue Pestdoktor gekommen
Er schnitt ihre Beulen auf und
sprach, daß er bald wieder nach uns sähe
Mir war so übel, ich hab ihn kaum vernommen.
Was nützt unser Reichtum uns jetzt
Wenn der Tod uns holt.
Einen nach dem anderen.

Und über allem weht der Wind so kalt

Oben auf der Burg sieht man niemand mehr
Vielleicht sind jetzt alle schon tot
Seit Tagen hab ich nicht mehr geweint
Da sind keine Tränen mehr

Jetzt ist nichts mehr übrig
Nur mein Leben hab ich noch
Wie lang weiß allein die Pest
Fortzugehen ist sinnlos
Denn überall ist es wie hier

Ich werd mich betrinken
Und warten auf den Tod
Es heißt, es gibt ein Licht
Am Ende des Weges
Ich werde sehen, ob es stimmt...

Legende des Leides (Pest II)


Ich höre Pferdehufe vor meiner Tür
Es klopft und ich öffne sie
Der Räucherdoktor und die Totengräber
Sie stoßen mich beiseite,
einer schlägt mich nieder

Und ehe alles in Schwärze versinkt
Hör ich die Stimme des Doktors
Wie einen Hauch
"Nun nehm ich mir den Lohn für
meine Mühen,
werft ihn auf den Wagen zu den Toten!"

Irgendwann später erwache ich
Gestank liegt auf mir wie ein Netz
Ich liege auf etwas Weichem
Etwas, das einst lebendig war
Als ich mich wende, erblicke ich ihr Gesicht
Die Fratze meiner Mutter, vom Tode entstellt

Auch über mir sind Leiber,
ich kann nicht entkommen
Nicht alles ist tot, was auf dem Karren liegt
Die Schergen des Doktors plündern die Häuser
Und die, die noch leben, werden umgebracht

Nicht alle sind tot, die hier liegen
Unter den Pestopfern höre ich manchen Laut
Doch unser Weg führt hin zur Grube
Und denen, die starben, bleibt mein
Schicksal erspart...

Dann endet die holpernde Fahrt in die Nacht
der Pestkarren hält, seine Last kippt ab
Ich kann mich nicht rühren
Zuviele Körper auf mir
Ich höre die Schreie derer,
Die immer noch leben
Doch sie verstummen sehr bald
Als die Totengräber ihr Werk vollenden...

In der Grube (Pest III)


Ich kann mich nicht rühren
Nur meine Hand kann ich schließen
Ich spüre eine kleine Kinderhand darin
Als ich sie drücke, spür ich ihr Leben
Unter mir hat eine Frau begonnen zu beten
Über mir die kalte Erde sich häuft
Laß diese Hand nicht erkalten,
Die in meiner liegt!
Laß die Stimme der Frau nicht für
immer verstummen!

Doch wer hört mich jetzt,
Wenn meine letzten Sekunden
verrinnen?

Ganz langsam nur verläßt mich das Leben
Die kleine Hand in meiner erschlafft
Aus diesem Leib ist das Leben gewichen
Die Gebete der Alten sind längst verstummt...

Nur wenig Luft noch füllt meine Lungen
Alles um mich herum ist schwarz wie die Nacht
Ich spüre wie die Pest sich meiner bemächtigt
Bevor sie mich holt werd ich ersticken im Grab

Bunte Sterne beginnen vor meinen Augen zu tanzen
Ich verfluche die, die mich brachten hierher
Die mich zu Tode verbannten aus Habgier und Neid
Wenn nur eine Möglichkeit bestünde, um wiederzukehren
Ich würde schlachten die, die dies an
mir taten!

Dann endlich verläßt mich das Lebenslicht
Längst begannen die Ratten mein
Fleisch zu fressen
Der Tod ist bei mir und fordert den Lohn

Ein letzter Atemzug noch füllt meine Lungen
Dann ewige Nacht um mich herum

Plötzlich...ein kaltes Licht...

Auferstehung (Pest IV)


Wieviel Zeit ist vergangen?
Ich weiß es nicht
Und es bedeutet mir nichts mehr
Ich bin tot
Und dennoch wandle ich

Meine Züge von der Pest gezeichnet
Beulen überall an meinem Leib
Meine Glieder zerstört von den Bissen der Ratten
Augen zerfetzt und dennoch sehe ich

Ich entsteige der Grube
Wühle mich durch all die Leichen
Etwas noch gibt es zu tun
Dann kehre ich zurück von wo ich kam

Ich finde die, die ich suche
Versammelt im Rathaus bei Nacht
Erstarrte Gesichter, als ihre Runde ich störe
Manche versuchen zu entkommen
Manche zu Eis erstarrt
Doch es gibt für niemand eine Chance
Genausowenig, wie sie mir eine gaben

Dann ist getan, was getan werden mußte
Frisches Blut überall auf meinem Gesicht
Doch es ist nicht das meinige
Sondern das meiner Peiniger

Und ich kehre zurück in das Reich der Toten
Bette mein Haupt auf faulendes Fleisch...

Und werde ich eins mit der Ernte der
Pest...

Ich bin viele


Gib mir einen Namen
Ein jeder so gut wie ein anderer
Ein jeder so falsch und nichtig
Und doch nicht ohne Bedeutung...

Gib mir Gestalt
Sieh mich so wie du es willst
Forme mich nach deinem Willen
Mein Aussehen allein ist unwichtig...

Schenk mir deine Vision von Leben
Führe mich durch deine Welt
Für eine kurze Zeit
Laß mich teilhaben
An deiner Freud und deinem Leid

An meinem Tun wirst du nichts ändern
Was mich beherrscht bin ich allein
Mit meinem Namen und deiner Form
Entfern ich dich aus dieser Welt
Und lösch die Erinnerung
Aus denen die mich kannten
Oder glaubten, dies zu tun...

Denn ich bin viele...
Mein Name ist Legion

Du schenktest mir ein Dasein
Wie so viele zuvor...
Ich gebe dir Vergessenheit
Denn ich bin viele...
Meine Namen ungezählt
Ich bin dort wo ihr einst ward
Wo ihr bald seid werde ich sein
Für immer...

Unter denen, die leben
Sind meine Namen bekannt,
Doch sie werden - niemals - laut
genannt

Denn ich bin viele...

Eispalast


Ein Schatten wandert langsam
In tristem Morgenlicht
Gesichter voller Leiden
Die Erinnerung an sie getrübt

Hier oben sind es viele
Ihre Namen längst versiegt
Hier oben ist die Luft wie Eis...
Mein letzter Krieg...

Bei Tag habe ich gemordet
Und nachts war ich bei dir
Manche fallen auf die Knie
Ich weiß nicht mehr wofür

Bei Tag war ich dein Killer
Und nachts im Eispalast
Manche fallen auf die Knie
Ich habe sie umgebracht
Ich zähl die Zeit...

Ein Augenblick voll Ruhe
Wie festgefügt im Eis
Plötzlich wieder dieser Schmerz
Ewigkeit hat ihren Preis

Tausend Jahre ziehn vorbei
Und nichts ist wie es scheint
Meine Jugend hab ich verleugnet
Genau wie meinen Tod

Gefühle hab ich längst vergessen
Keine Freude mehr in meinem Sein
Das einzige, was mir geblieben
Ist dein eisiger Kuß bei Kerzenschein

Hier oben gibt es keine Reue
Hier oben herrscht die Ewigkeit
Viele hab ich mitgenommen
Und noch viel mehr werden bald kommen

Eispalast...

Ode an den Niedergang


Mein Blut kocht
Mein Fleisch ist voll von Sünde
Die Seele brennt in kaltem Feuer
Meine einzige Triebfeder auf Erden
Ist nackter Haß...

Dein Leben... für mich...
Dein Fleisch... sei mein...
Deine Seele... für mich...

Reich mir deine Hand
Ich werd dich führen zu neuen Ufern
Verlasse dieses Leben das du so verachtest
Und komm zu mir...

Vergangene Zeiten werden wiederkehren
Das was einst war, wird wieder sein
Was Christus uns raubte, wird wieder regieren
In Dunkelheit, die das Licht verbrennt

Die Nacht wird dir gehören
Dein Blut, gereinigt von Leid
Abgewandt von Jesus, dem Bastard

Erfährst du wahre Stärke
Verschließe dich vor dem Licht der Schwachen
Tauche ein in das Meer der Schwärze

Bete mich an...
denn eines Tages werde ich die Tore öffnen
Denn mein ist die Ewigkeit
Mein ist das Reich
Und der Niedergang der Seeligkeit
Auf Erden...

Herzblut


Mondlicht bescheint deinen offenen Leib
Mein Herz voll Glut, nach dir es schreit
Augen, voller Anklage,
überkochende Agonie
Zuckende Glieder, Rinnsale von
Blut, Katatonie

Herzblut - ich hab dein Herz gebrochen
Herzblut - hab seinen Duft gerochen
Herzblut - schenk mir dein Herz...

Zwei schnell Schnitte, Augen in
meiner Hand

Ein Reißen am Fleisch, das Herz
befreit, erkannt
Welch zauberhafter Muskel, von
Blut durchspült
Ein heftiger Biß, der Geschmack
leicht kühl

Herzblut...

Sie suchen nach mir seit vielen Jahren
Durch mich hat die Welt ihr Leid erfahren
Das Herz allein steckt voller Glauben
Durch es allein kann die Seele ich
rauben

Meine Sammlung sie wächst
von Nacht zu Nacht
Ein Berg aus Menschenfleisch,
meine Seele lacht
Nichts erreicht diese unsäglichen Gefühle
Wenn ich an deinem Körper nach
dem Herzen wühle

Durch die Jahrhunderte führt mich mein Pfad
Meine Gier nach Fleisch ist meine Saat
Zerstückelte Leiber pflastern meine Wege
Zeugen vom Tod, den ich euch
gebe...

Endzeit


Und am Himmel bilden sich schwarze Wolken
Der hellichte Tag wandelt sich zur Nacht
Die Temperatur stürzt unaufhaltsam
dem Gefrierpunkt entgegen...

Die Schwüle des Sommers getilgt
von eisiger Kälte
Sturm zieht auf und das Land erzittert
Vor den Boten der nahenden
Apokalypse...

Dann...setzt der Regen ein
Wie ein Sturzbach öffnet der Himmel seine Pforten...
Doch am Boden wandelt sich das Wasser
langsam zu Eis...

Und bedeckt das Land unter einer
Schicht aus Kälte
...und alles, was noch atmet
Droht zu ersticken...

Dies...ist...das Ende...

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