von Danny Dohmen & Ute Lafin
Vorwort:
Hallo! Ich muß zugeben, daß ich so ein Vorwort noch niemals auf deutsch geschrieben habe <g>, und ich hoffe, daß Ihr mir verzeihen werdet, falls es daneben geht.
Nun denn... die Charaktere Nicodemus Legend, Ernest Pratt, Professor Bartok und alle anderen Jungs sind eine sagenhafte Kreation von Paramount, UPN usw., jedoch nicht von mir! Dies ist fan fiction - die verrückte Idee eines ebenso verrückten Fans - und es besteht in keinster Weise eine Urheberrechtsverletzung ect. Alles klar? Die nachfolgende Geschichte dient einzig und allein der Unterhaltung, und wer glaubt, ich hätte dafür einen saftigen Verrechnungsscheck erhalten, der irrt sich gewaltig.
Ute Lafin, eine liebe und ebenso verrückte Freundin von mir, war die Inspiration der Stunde und hat einige Ideen zu dieser fan fiction beigesteuert! Danke, Ute.
***
Düsseldorf - heute - 1997
Schlaf!
Ute konnte an nichts anderes mehr denken! Sie war müde, erledigt, erschöpft, erschossen, kaputt - kurz: Sie war reif für ihr Bett! Sie war netterweise für ihren lieben Kollegen Paul eingesprungen, weil der einen Kurztrip nach München geplant hatte. Männer!
Dieser verdammte Tag war hoffentlich bald zuende, dachte Ute, als sie die Haustür ihres Elternhauses aufschloß. Das leise Klicken des Schlüssels hörte sich in der Stille der Nacht unheimlich laut an. Ute warf ihre Tasche auf den Fußboden - morgen würde sicherlich irgend jemand darüber stolpern - und betätigte den Lichtschalter.
Am Telefon hing ein Zettel: 'Luitgard, Danny, Gisi, Ute.' Kein Rick.... Ute rang sich ein müdes Lächeln ab. Schön, daß ihre Mama so gewissenhaft war und immer alles aufschrieb. Ute schnappte den Zettel und schlurfte erschöpft die Treppe hinauf. Auf halber Strecke fiel ihr ein, daß sie ja das Telefon hätte mitnehmen sollen, damit sie wenigstens noch Luitgard anrufen konnte. Doch Ute entschied sich für ihr Bett. Luitgard mußte heute mal warten.
Mit dem Fuß stieß Ute ihre Zimmertür im ersten Stock auf. Ihre kleine Wohnung konnte auch mal wieder einen 12.-Juli-Aufräumtag vertragen, dachte sie, als sie das Chaos betrachtete. Ute warf sich auf ihr gemütliches Bett und zog einen Schuh aus. Irgendwo klirrte es leise, als er zu Boden fiel. Für einen kurzen Moment streckte Ute sich lang aus. Sie war einfach müde!
Sie mußte noch ihren anderen Schuh ausziehen, fuhr es ihr durch den Kopf...
...und ihre rote Jacke.
***
Sheridan, Colorado -- Am selben Tag -- 1876
"Der Weltraum -- unendliche Weiten..."
Ernest Pratts Feder flog über das Papier. "Was meinen Sie, Professor, gibt es noch anderes Leben auf den Sternen über uns?" Ernest Pratt blickte von seinem neuesten Roman auf und schaute Professor Bartok fragend an. Dieser überlegte kurz und antwortete dann: "Nun, vom heutigen Stand der Wissenschaft aus, scheint es ziemlich unwahrscheinlich zu sein, daß es Lebewesen auf anderen Sternen gibt, die sich mit unserer Intelligenz messen können." Er schwieg einen Augenblick. "Aber die Frage ist nicht uninteressant. Doch heute und jetzt, mein lieber Ernest, kann ich nur sagen, daß der Gedanke vonLeben im Weltall so etwas ist wie science-fiction." Er machte eine ausholende Armbewegung. "Eines Tages," philosophierte Bartok, "...wird die Menschheit es jedoch so weit gebracht haben, daß jemand sogar auf dem Mond spazieren gehen kann."
Ernest Pratts ungläubiger Blick sprach Bände. Obwohl er den Professor schon längere Zeit kannte, vermochte ihn dieser doch immer wieder überraschen. Ernest konnte sich eine bissige Bemerkung nicht verkneifen: "Oh, natürlich! Und dort oben gibt es kleine grüne Männchen mit merkwürdig aussehenden Ohren!" Bartok schien über diesen Kommentar ernsthaft nachzudenken.
"Nun, Ernest, ich glaube nicht, daß diese Lebewesen grün sein werden..." Er holte Luft, um seine Ansichten zu erläutern, als ihre Unterhaltung jäh unterbrochen wurde.
Es war Skeeter, der atemlos in Pratts Hotelzimmer stürzte.
"Skeeter, hast du noch niemals davon gehört, daß man anklopft, bevor man einen Raum, besonders ein Hotelzimmer, betritt?" Ernest Pratt schüttelte mißbilligend den Kopf. Professor Bartok fühlte sich in seinen Ausführungen unterbrochen und blickte Skeeter ebenfalls vorwurfsvoll an.
Skeeter versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Er war den Weg gerannt, und seine Lungen verlangten nach Sauerstoff. "Mr. Legend, Professor Bartok..." Bartok trat auf ihn zu und hob seine Arme in die Höhe. "Arme über den Kopf, Skeeter, und du wirst gleich besser atmen können."
Nun sah Skeeter so aus wie ...wie eine komische Figur aus einer Karikatur einer Zeitung, die Ernest kürzlich irgendwo gesehen hatte: Das Haar wirr und in alle Himmelsrichtungen vom Kopf abstehend, dazu die Hände, die nach den Sternen zu greifen schienen und dieser... Skeeter unterbrach Ernests Gedankengänge.
"....Da liegt etwas auf der Bank vor dem Buffalo Head," brachte er aufgeregt hervor. Ernest nickte verstehend. "Oh, ja," meinte er. "Das ist der gute alte Willie Foster, der wieder mal von seiner Frau, der lieben Joanna, aus dem Haus geworfen wurde." Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
"Nein, Mr. Legend," Sketter schüttelte den Kopf. "Es liegt etwas...Fremdes auf der Bank!" Die Aufregung in seiner Stimme war unüberhörbar. Ernest warf dem Professor einen Blick zu. "Etwas...Fremdes, Skeeter?" wiederholte er, immer noch leicht gelangweilt. Professor Bartok runzelte die Stirn. Diese Aufregung paßte einfach nicht zu dem sonst beinahe beängstigend ruhigen Skeeter.
"Dort unten liegt ein seltsames...Mädchen," platzte Skeeter nun heraus. Ernest legte seinen Roman zur Seite und stand auf. "Ein Mädchen?!" Sein Interesse war sofort geweckt. Seine dunklen Augen funkelten abenteuerlustig.
"Ernest!" Professor Bartoks mahnende Stimme mißfiel ihm ganz und gar.
Der Professor wandte sich an Skeeter. "Was meinst du mit 'seltsam', Skeeter?" wollte er wissen. Sein Interesse war auch geweckt, aber sicherlich aus anderen, wissenschaftlicheren Gründen als bei Pratt. Skeeter suchte nach den richtigen Worten. "Nun, es...sie...ist...so.so.."
"...atemberaubend schön?" half ihm Ernest auf die Sprünge, von seiner eigenen Phantasie beflügelt. Doch Skeeter schüttelte den Kopf. "Nein, Mr. Legend, sie ist...zwar hübsch," Ernest gab einen zufriedenen Laut von sich, der bei einer Katze wohl als Schnurren hätte bezeichnet werden können.
"...Sie..ist nicht von hier!" Skeeter fand keine bessere Umschreibung.
"Nicht von hier?" Professor Bartok fragte sich kurz, ob der Junge wohl nicht mehr richtig im Kopf war. Vielleicht hatten seine - Bartoks - Experimente mehr Schaden angerichtet als das abstehende Haar vermuten ließ?
"Bitte kommen Sie mit," bettelte Skeeter eindringlich.
***
Irgendetwas weckte Ute. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, daß es schon wieder Morgen sein sollte. Sie war doch gerade erst ins Bett gegangen...
Da! Da war es wieder! Jemand zupfte an ihrem Arm. "Nicky, laß' das sein!" murmelte sie schlaftrunken, die Augen noch immer fest verschlossen. Sicherlich wollte ihr Dackel sie zum Gassi gehen animieren.
"Sie kennt Sie, Ernest!" hörte Ute dann eine Stimme sagen. Und sie kannte diese Stimme von irgendwo her. Woher nur? Ute zog ihren Arm weg und wollte wieder in ihre Träume eintauchen, als sie eine andere bekannte Stimme hörte, die der ersten antwortete: "Sie kennt vermutlich meine Bücher."
Diese Stimme war.... Ute runzelte im Halbschlaf die Stirn. Seit wann träumte sie denn auf englisch? Die Stimme, die Stimme... Es war...
"Nicodemus Legend!" Ute fuhr hoch; die Augen weit aufgerissen.
Ernest Pratt zuckte vor Schreck zusammen und machte einen Schritt zurück. Dabei trat er Skeeter auf den Fuß, der nun seinerseits einen jaulenden Laut von sich gab. Professor Bartok war nicht minder überrascht als alle anderen auch, dennoch bemühte er sich, die Ruhe zu bewahren, die einem Wissenschaftler seines Schlages zustand.
Ute blickte sich verschlafen um. Das war nicht ihr Schlafzimmer! Das war ganz und gar nicht ihr Schlafzimmer !! Das sah ja aus wie...
...Sheridan, Colorado!
Ute ließ sich mit einem Seufzer zurück auf die Bank fallen. Bank? Wo war ihr Bett?? Das mußte ein Traum sein! Das war hoffentlich ein Traum! -- War es einer?
Professor Bartok beugte sich vor. "Bitte entschuldige Sie, ...Ma'am. Darf ich fragen, was Sie auf dieser Bank machen?"
Ute setzte sich wieder auf. Sie rieb sich durch die verschlafenen Augen und gähnte dann herzhaft. Sie stand auf - und Ernest und Skeeter traten synchron einen weiteren Schritt zurück. Man konnte ja nie wissen! Ute setzte ihr berühmtes 'Hallo-Guten-Tag!-Da-bin-ich!'-Lächeln auf. Sie streckte Bartok die rechte Hand entgegen.
"Hallo, Professor Bartok! Freut mich, Sie in meinem Traum wiederzusehen!" <Ernest Pratt grinste plötzlich.>
"Sollte Sie uns nicht etwas sagen, Professor?" stichelte er.
Bartok nahm zögernd die gebotene Hand. "Guten Tag! Bitte entschuldigen Sie unsere Verwirrung...<"Ihre Verwirrung, Professor !" korrigierte Ernest Pratt aus dem Hintergrund, ganz vergessend, daß er es ja gewesen war, der vor diesem Mädchen zurückgewichen war.>..aber was meinen Sie mit Traum?"
Utes Lächeln erstarb. "Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß ich nicht schlafe, oder?" Bartok hob die Augenbrauen. "Ich bin wach!" stellte er klar.
"Ich auch," ließ sich Ernest vernehmen. Skeeter nickte eifrig.
Ute zwickte sich in die Hand, um festzustellen, ob sie nun schlief oder... Tja, dieses 'oder' konnte sie augenblicklich noch nicht definieren. "Aua," machte sie und starrte schockiert auf ihre Hand. "Das...hat weh getan," stammelte sie fassungslos. Wieder warfen sich der Profesor und Ernest erstaunte Blicke zu. Die Angelegenheit war ganz und gar merkwürdig. Ernest deutete stumm auf Utes rechten Fuß: der Schuh fehlte! Der Professor schüttelte kaum merklich den Kopf. Es lag die Vermutung nahe, daß sie es hier mit einer armen Verrückten zutun hatten.
"Dürften wir Ihren Namen erfahren?" erkundigte sich Bartok höflich.
"Meinen Namen?" wiederholte Ute, immer noch total erregt, daß sie sich hier allem Anschein nach nicht in einem Traum befand.
"Ja," erläuterte Ernest. "Wie nennt man Sie? Und woher kommen Sie?" Er trat nun wieder einen Schritt vor. Vorsichtig berührte er die rote Jacke des Mädchens. Der Stoff erschien im ...außerirdisch.
Ute beschloß, ihre Lage zu akzeptieren und das beste daraus zu machen. Wer weiß, einen Tag mit Nicodemus Legend zu verbringen, konnnte durchaus reizend und spannend werden, dachte sie.
"Mein Name ist Ute, und ich komme aus Düsseldorf," begann sie. Mit einem entsetzten Aufschrei fuhr Ernest Pratt zurück. "Nein!" stöhnte er. "Noch eine!" Er beugte sich zu Professor Bartok hinüber. "Ich werde auf keine erneute Büffeljagd gehen," flüsterte er. "Egal, was E.C. Allen auch plant!" Er schnaubte verächtlich durch die Nase.
Ute strich ihre Jacke glatt. "Wo kann ich denn hier frühstücken?" fragte sie. Ernest Pratt - plötzlich ganz wieder Gentleman - deutete auf das Hotel. Ihm blieben jedoch die Worte im Halse stecken, als sein Blick auf Utes Anstecknadel fiel, die an ihrer Jacke hing. Sein eigenes Konterfei grinste ihn an! Er faßte sich jedoch schnell. "Ich freue mich immer, einen Fan zu treffen," meinte er und strich mit seiner Hand neugierig, aber behutsam, über die glatte Oberfläche des Buttons.
"Ernest!" Professor Bartok verstand Ernests Handbewegung (diesmal) falsch. Unschuldig blickte dieser ihn an. "Professor, möchten Sie auch mal anfassen?" erkundigte er sich. Bartoks Augen wurden vor Empörung so groß wie eine Fliegende Untertasse - hätte man dieses Phänomen in seiner Zeit schon gekannt.
Ute löste den Button von ihrer Jacke und reichte sie dem Wissenschaftler.
"Bitte, das können Sie ruhig anfassen. Ist nur Plastik," bot sie ihm an. "Man nennt es 'Button'". Damit wäre auch das geklärt.
"Wir müssen uns unterhalten, Ernest!" Bartok zog seinen Freund am Ärmel. Er deutete mit seinem Blick auf Ute, die sich genüßlich über ihr Frühstück hermachte: Rührei mit Schinken und anderen Köstlichkeiten. Ernest war überhaupt nicht begeistert, seinen Platz an Utes Tisch aufgeben zu müssen. Nur widerwillig folgte er dem Professor.
"Was ist denn?" fragte er mißmutig, als er und Bartok außer Hörweite waren. Der Professor kam gleich zum Punkt. "Ernest, dieses Mädchen ist sicher nicht normal!" stellte er fest. Ernest machte eine wegwerfende Handbewegung. "Professor! Dieses anmutige Geschöpf mag vielleicht etwas wirres Zeug reden, aber sie ist doch sehr...niedlich." Er grinste. "Nicht wahr?!" fügte er mit einem listigen Augenzwinkern hinzu. Bartok teilte seine Meinung jedoch nicht. "Wirres Zeug?" wiederholte er. "Das Kind ist verrückt! Vielleicht ein fanatischer Fan!" Ihm kam eine schreckliche Vermutung: "Oder vielleicht will sie Sie umbringen!" Ernest warf einen Blick auf Ute, die geraade einen Kampf mit dem widerspenstigen Rührei austrug. "Meinen Sie, daß so ein hübsches Ding in der Lage wäre, einen Mord zu begehen?" fragte Ernest ungläubig. Bartok verdrehte die Augen. Wenn es um Frauen ging, dann war Ernest so blind wie eine Eule bei Tag. Er sah nur das, was er sehen wollte. Ob das wohl ein typisches Merkmal der Amerikaner war? Bartok konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Er wußte nur, daß ihm so etwas niemals passieren würde! Außer damals bei Marie...Bartok hing einen Augenblick seinen Gedanken nach. Damals... Er seufzte kurz, was Ernest zu der Frage veranlaßte: "Fehlt Ihnen etwas, Professor?" So hatte er ihn noch niemals seufzen hören...
Bartok kam in die Wirklichkeit zurück. "Es gibt viele Beispiele in der Geschichte, die beweisen, daß Frauen hinter ihrem bezaubernden Lächeln meist diabolische Absichten verfolgen!"
"The devil in disguise," schnappte Ernest grinsend. "Ich liebe solche Frauen!" Er wollte wieder zum Tisch zurückkehren, doch Professor Bartok hielt ihn eisern fest.
"Ernest, bitte, egal, was Sie tun, seien Sie bitte vorsichtig!" flehte er. Eine dunkle Ahnung beschlich ihn. Seine eigene schmerzliche Erfahrung hatte ihn gelehrt, Frauen gründlichst zu erforschen und - notfalls - zu meiden. Und Ernest schien auf dem besten Wege zu sein, die selbe Erfahrung zu machen. Bartok hoffte nur, daß er es überleben würde.
Ute hatte ihr Frühstück beendet und lächelte Legend an, der wieder an ihren Tisch trat. "Hat Ihnen der Profesor gerade erzählt, daß ich wahrscheimlich eine entsprungene Irre bin?" fragte sie. Ernest Pratt legte einige Dollarscheine auf den Tisch. "Darf ich Sie zu diesem Frühstück einladen? -- Nun, der Professor hat Sie gerade mit berühmten Frauen aus der Geschichte verglichen," meinte er nur.
Skeeter trat an den Tisch, um das Geschirr abzuräumen. Er blieb wartend stehen, als er das Geld nahm. "Was?!" Ernest blickte ihn ungehalten an. Stumm deutete Skeeter auf die Rechnung. Ernest kramte in seiner Tasche nach Kleingeld, fand einige Cent-Stücke und warf sie Skeeter zu. "Für dich," meinte er ironisch.
Er wandte sich wieder an Ute. "Gestatten Sie mir, Ihnen die Schönheiten der Stadt zu zeigen?" Galant reichte er ihr den Arm.
"Aber sicher. Nicodemus Legend als Fremdenführer ist etwas, von dem ich schon immer geträumt habe." Ute hakte sich bei Pratt ein, und beide verließen das Hotel.
"Das gefällt mir nicht," murmelte Prof. Bartok, der sie durch das Fenster beobachtete. "Das gefällt mir ganz und gar nicht."
***
Ernest Pratt war wahrhaft kein Held! Er konnte weder reiten, noch schießen und eine Partie mit den "Legend-Flügeln", Bartoks zweifelhafter Erfindung, trieb ihm jedesmal den Angstschweiß ins Gesicht. Wenn es jedoch darum ging, ein Wesen des anderen Geschlechts standesgemäß einzukleiden, dann lief Ernest zur Hochform auf. Ähnlich wie beim Schreiben war seiner Phantasie (und seinem Geldbeutel) keinerlei Grenzen gesetzt. Und diesmal war Ute sein 'Opfer'. Natürlich konnte sie hier im Wilden Westen nicht in ihrer futuristischen Kleidung herumlaufen, aber sie fand, daß Ernest Pratt doch etwas übertrieb: Er hatte in seinem Hotelzimmer eine Art Modenschau veranstaltet. Fünf Damen von ... naja, sagen wir mal 'fragwürdigem' Ruf stolzierten durch den Raum und führten die neueste Damenkollektion aus Denver vor, die gerade heute eingetroffen war.
Während Ernest entzückt und Ute eher gelangweilt den Ladies zuschauten, kommentierte der neu ernannte Conférencier Skeeter diesen seltsamen Aufmarsch der Gladiatoren:
"Hier haben wir unsere entzückende Molly, die die neueste Kreation 'Frühlingsduft' trägt. Ein wunderschönes Modellkleid aus rosa Seide mit Spitzeneinsätzen am De...Dek..., am..äh..D-e-k-o..." Skeeter hatte Schwierigkeiten mit dem Wort.
"Schon gut, Skeeter, wir wissen alle, was gemeint ist," kam ihm Ernest zur Hilfe und musterte das Kleid und dessen Trägerin mit wachsendem Interesse. Ute verdrehte die Augen, und Skeeter fuhr fort:
"Nummer 2 wird präsentiert von der sagenhaften Penny. Ein Traum aus reiner Baumwolle mit niedlichen Enten und Hühnern auf der aufgenähten Schürze - das perfekte Kleid für häusliche Anlässe!" Penny stakste vorbei.
"Ein wunderschönes Kleid aus grünem Taft mit Rosen und...." Skeeter studierete seinen schlauen Zettel. Er runzelte die Stirn. "Äh, Mr. Legend, Sir, hier steht 'mit Rosen und Dornen'... Ist das richtig?" Pratt machte eine unwillige Handbewegung. "Mach' einfach weiter Skeeter." Er grinste Ute an, die schon gespannt war, wer und was als nächstes vorbeiwackeln würde. Und Skeeters Ansage ließ nicht auf sich warten:
"Michèlle zeigt uns ein weiteres Designerkleid des bekannten Modeschöpfers Fielding Lager. Feinstes Leinen für die Party am Nachmittag, ideal für die Frau von heute." Skeeter sortierte seine Zettel und fort fort:
"Last but not least, hier kommt Emma mit dem neuesten Modell aus San Francisco - Modell 'Donner der Prärie' - das Richtige für schwüle Sommernächte in Sheridan..." Die gute Emma stolperte beinahe über ihre eigenen Füße, konnte sich jedoch mit akrobatischen Verrenkungen vor einer peinlichen Blamage retten.
Ernest Pratt klatschte in die Hände und stand auf. "Ich danke Ihnen sehr, meine verehrten Damen. Ihre Darbietung war großartig!" Zu Ute gewandt sagte der Schriftsteller: "Bitte, suchen Sie sich Ihr Lieblingsmodell aus, meine Liebe!" Er machte eine einladende Handbewegung und blickte Ute erwartungsvoll an. Ute erhob sich ebenfalls und musterte die fünf Gestalten, die wie aufgereihte Hühner aus einer Max-Moritz-Geschichte in Reih' und Glied standen
Ute fällte eine Entscheidung. "Nun, Mr. Pratt, ich bedanke mich für Ihre Mühe und weiß es zu schätzen, was Sie hier für mich arrangiert haben..., aber wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mir gerne etwas von Skeeter ausborgen. Er hat ungefähr meine Größe, und es dürfte sicherlich kein Problem sein, etwas zu finden."
Ernest Pratts Kiefer klappte herunter, und sein Blick flog zu Skeeter hinüber, der jetzt ebenfalls mit offenem Mund darstand. Hemd, Hose mit Hosenträgern und Boots??? Oh, nein...
"....natürlich nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht," fügte Ute schnell hinzu, als sie die Enttäuschung auf Ernests Gesicht sah. Pratt riß seinen Blick von Skeeter los und wandte sich wieder an Ute. "Ihr Wunsch ist mir Befehl, Ma'am!" flötete er lächelnd.
***
Tage später...
Ernest Pratt sprang zur gewohnten Zeit aus den Federn - gegen Mittag - zog sich an und verließ sein Hotelzimmer. Draußen vor dem Hotel begrüßte ihn Skeeter, der offensichtlich auf ihn gewartet hatte.
"Guten Morgen, Mr. Legend!"
"Ah, Morgen, Skeeter! Was gibt's?"
"Nun ja, äh, Mr. Legend, die Sache ist die..." stammelte der junge Mann.
"Was, Skeeter?!" fragte Pratt ungeduldig.
"Wohnt...diese junge Dame immer noch beim Professor?"
Ernest Pratt hob überrascht die Augenbrauen. "Du meinst Ute?" fragte er argwöhnisch. Skeeters Gesicht hellte sich bei der Erwähnung ihres Names, und er nickte eifrig. "Ja!"
"Ah," machte Pratt. "Nun, Skeeter warum diskutieren wir das nicht im Buffolo Head, während ich frühstücke?"
"In Ordnung, Mr. Legend."
Sie überquerten gemeinsam die Straße und betraten den Saloon. Sie nahmen an Pratts Stammtisch Platz, und Lamar, der Barkeeper, brachte sofort etwas Brot und 'Tee'. Ernest griff sogleich nach der Tasse und genoß einen langen Schluck.
"Ahhhhhhhhhhhhhh!"
Seit er in die Rolle von Nicodemus Legend geschlüpft und nach Sheridan gezogen war, hatte er nur widerwillig damit begonnen, jeden Morgen ein anständiges Frühstück zu sich zu nehmen. Seine einzige Annehmlichkeit war die geheime Vereinbarung mit dem Barkeeper, der ihm Whiskey in einer Teetasse anstelle von Tee servierte. Seine Leser brauchten ja nicht all seine kleinen Geheimnisse erfahren. Bartok wußte natürlich davon; es bestand keine Chance etwas vor ihm zu verheimlichen. Obwohl der Professor seinen Verdruß nicht verbergen konnte, hatte er eingesehen, daß Ernest immer noch Ernest war und nicht Legend.
Pratt aß von dem Brot, und während er kaute, beobachtete er den jungen Mann. Skeeter saß ihm gegenüber und wartete geduldig. Ernest war klar, daß sich Skeeter anscheinend in das geheimnisvolle - und hübsche! - junge Mädchen verliebt hatte, das vor wenigen Tagen einfach auf einer Bank aufgetaucht war. Der Schriftsteller konnte es ihm nicht verdenken! Eine junge Frau, die in der Öffentlichkeit ihr Haar offen trug und zu allem Überfluß auch noch in Hosen (!!) herumlief, würde das Interesse jeden Mannes wecken! Da die Bewohner Sheridans dem Mädchen mißtrauisch gegenüberstanden, hatte sie Bartoks Angebot, bei ihm einige Tage zu wohnen, dankbar angenommen. Der Professor war an ihr eigentlich überhaupt nicht interessiert, wenigstens nicht als Frau, sondern eher an ihrer außergewöhnlichen Geschichte, aus der Zukunft zu stammen. Ramos - Bartoks wissenschaftlicher Assistent - war auch nur beruflich an ihr interesiert und schien Bartoks Verdachtsmomente zu teilen.
"Nun, Skeeter," meinte Ernest, nachdem er sein Frühstück beendet hatte. "Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll, ohne Deine Gefühle zu verletzten, aber... nun ja...es scheint so, als würde Ute ältere Männer vorziehen."
Die Enttäuschung war ihm deutlich anzusehen. "Oh," meinte Skeeter nur, und nach einem kurzen Augenblick fügte er hinzu: "Sind Sie sicher?"
"Ich fürchte ja," bestätigte Ernest bedauernd. Skeeter tat ihm leid, und er versuchte ihn aufzuheitern: "Mach' dir jedoch keine Sorgen! Dort draußen gibt es viele faszinierende junge Damen, und eine von ihnen ist sicherlich auch die richtige für dich!"
"Meinen Sie wirklich?" fragte Skeeter ohne jegliche Begeisterung. Ernest legte seine linke Hand auf Skeeters Schulter.
"Ich weiß es. Ehrlich," antwortete er aufrichtig. Skeeter blickte ihn einen Moment stumm an und nickte dann.
***
Stunden vorher... Bartoks Domizil
Ramos hatte das Labor schon früh verlassen, um nach Denver zu fahren, weil sie noch dringend einige Dinge benötigten, die nicht in Sheridan zu bekommen waren. Bartok bereitete für sich und ihrem Gast aus der Zukunft das Frühstück, und seine Gedanken kreisten um das Gespräch, das er mit Ute führen wollte. Er war froh darüber, daß er Ernest hatte überzeugen können, für einige Tage in der Stadt zu bleiben. Bartok wollte mit Ute allein sprechen, ohne (geistlose) Unterbrechungen. Natürlich war Ernests Interesse an Ute romantischer Natur, besonders weil sie einen 'Button' mit seinem Gesicht darauf an ihrer Jacke trug. Ute hatte ihn allerdings etwas auf Distanz gehalten, und Bartok konnte sich nicht so ganz einen Reim darauf machen, warum. Dies war eine Sache, über die er mit ihr sprechen wollte und...
"Guten Morgen, Professor!" begrüßte ihn Ute, als sie den Raum betrat und so seine Gedankengänge unterbrach.
"Guten Morgen. Haben Sie gut geschlafen?" erkundigte sich Bartok höflich.
"Oh, ja, sehr gut, danke," erwiderte sie ebenso höflich und setzte sich an den Tisch.
"Möchten Sie Tee oder Kaffee?" fragte Bartok.
"Tee, bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht."
Bartok schaltete seine 'Teemaschine' ein und servierte Augenblicke später eine Tasse köstlich duftenden, dampfenden Tee. Auf dem Tisch befanden sich bereits Eier und Schinken, und nachdem er sich selbst eine Tasse Kaffee eingeschenkt hatte, nahm Bartok ebenfalls Platz. Sie aßen schweigend. Ute hatte Bartok vorher beobachtet und stand nun auf, um sich eine zweite Tasse Tee einzugießen. Als sie sich wieder hinsetzte, fragte Bartok:
"Ute, es gibt da etwas, daß ich gerne wissen würde..."
Sie nickte. "Ich kann es mir vorstellen. Sie möchten wissen, wie ich das hier alles wissen kann - über Sie, Ernest und all die anderen - wenn ich wirklich aus der Zukunft komme."
"Präzise," bestätigte Bartok, durch ihre Direktheit leicht verwirrt.
"Nun, es ist etwas schwierig zu erklären. In meine Zeit - das Jahr 1996 - besitzt fast jeder eine Erfindung, die wir 'Fernseher' nennen. Es ist eine Maschine, die über Kabel oder Satellit <Bartok runzelte bei diesem Wort verwirrt die Stirn> übertragene, bewegliche Bilder ausstrahlen. Ich kann Ihnen leider nicht die technischen Details erläutern. Aber es funktioniert. Diese beweglichen Bilder sind Geschichten, die, ähnlich wie in den Büchern, als Film oder Serie präsentiert werden. Ein Film ist eine vollständige Geschichte von ungefähr 90 Minuten, während eine Serie aus vielen, einzelnen Kapitlen - den Episoden - besteht, die nicht länger als 45 Minuten dauern. Es gibt unzählige Serien und Filme. Es wird Sie vielleicht erschrecken, Professor, aber eine dieser Serien trägt den Titel Legend und handelt von Ihnen, Ernest, Ramos und den Anderen."
"Wirklich?" unterbrach Bartok, gleichermaßen fasziniert und geschockt. "Wie kann das sein?"
"Eine sehr gute Frage, Professor. Eine Frage, auf die ich leider keine Antwort habe."
"Und warum tragen Sie Ernests Gesicht auf diesem....Button?" wollte Bartok wissen.
"Nun," Ute lächelte. "Ich bin ein Fan des Schauspielers, der Ernests Rolle spielt."
"Aha, ich verstehe. Ist das auch der Grund, warum Sie sich entschlossen haben, Ernest mehr oder weniger zu ignorieren?"
"Wie bitte?! - Oh, nun, ich ignoriere ihn ja nicht direkt. Es ist nur... Ich kann ja nicht sagen, wie lange dieses Phänomen anhält, bevor es mich zurück in die Zukunft katapultiert, und ich denke, es wäre nicht ratsam, irgendetwas anzufangen, das über Freundschaft hinausgeht. Verstehen Sie mich?"
Bartok nickte. Beide schwiegen für einen Augenblick, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ein Gedanke durchzuckte Bartok, und er hob ruckartig die Hand. Ute blickte ihn fragend an.
"Wissen Sie vielleicht, ob die Rolle des Prof. Bartok nach einer wahren Persönlichkeit geschaffen wurde?" fragte der Wissenschaftler.
"Ja, sein Vorbild war Nikola Tesla. Dieser Wissenschaftler wurde 1856 in Kroatien geboren. Er war...ist ein genialer Visionär. In einigen Jahren werden Sie auch von ihm hören. 1899 zieht er nach Colorado Springs, und vielleicht haben Sie einmal die Gelegenheit, ihn zu treffen," wußte Ute zu berichten.
"Faszinierend! Können Sie mir mehr erzählen?"
Ute schüttelte den Kopf. "Nein, tut mir leid. Mehr weiß ich leider nicht."
"Schade!" meinte Bartok. "Dann muß ich wohl oder übel abwarten, was die Zukunft mir bieten wird."
"Ja, leider, aber andererseits, es wäre doch ziemlich langweilig, wenn Sie schon alles vorher wüßten, oder?"
***
Ernest Pratt hatte zu grinsen begonnen, als Professor Bartok ihm von seiner morgentlichen Unterhaltung mit Ute erzählte. Der Wissenschaftler hatte seine Unbedenklichkeit gegenüber Ute bekundet, und er bereute nun insgeheim, daß er solch absurden Gedanken wie die des männermordenden Weibsbildes gehegt hatte.
"Nun, mein lieber Ernest, ich muß zugeben, daß ich mich diesmal geirrt habe," gab Bartok unumwunden zu.
"Professor!" Ernest legte seine Hand auf Bartoks Schulter. "Warum sollen wir uns nicht darauf einigen, daß ich mich in Zukunft um die Damen kümmere, und Sie sich Ihren wissenschaftlichen Forschungen widmen? Schließlich sind wir beide Experten auf unserm Gebiet," meinte der Schriftsteller diplomatisch.
Die beiden Freunde standen etwas abseits im Buffalo Head und beobachteten das rege Treiben um Ute, die bereits an Ernests Stammtisch Platz genommen hatte und sich nun nach ihren neu gewonnenen Freunden umsah.
Ernest winkte ihr zu und rief dann Lamar, dem Barkeeper, zu: "Hey, Lamar, bringen Sie unserem Ehrengast eine Tasse Tee auf meine Kosten!"
Der Angesprochene riß erstaunt die Augen auf. Sein Blick wanderte hinüber zu Ute und dann zurück zu Pratt. Die Entfernung war zu groß, um dieses brisante Thema zu diskutieren, überlegte Lamar. Doch wenn Nicodemus Legend 'Tee' für diese seltsame junge Dame verlangte, dann war das sicherlich in Ordnung, entschied er. Vielleicht gönnte sie sich ja auch das eine oder andere Geheimnis...
Skeeter trat an Utes Tisch heran. Sie hatte sich gerade mit Chamberlain Brown, dem Bürgermeister von Sheridan, unterhalten und erfahren, daß man ihr morgen um 10.00 Uhr den Goldenen Schlüssel zur Stadt überreichen wollte. Ute blickte nun Skeeter freundlich lächelnd an. Das Herz des jungen Mannes hatte angefangen, wild zu pochen, als er ihr Lächeln erwiderte. Eine Frage brannte ihm auf der Zunge, und Skeeter wußte nicht so recht, wie er anfangen sollte. Stocksteif stand er neben Utes Stuhl, die ihn nun aufmunternd ansah. Natürlich war es ihr nicht entgangen, daß Skeeter ein Auge auf sie geworfen hatte. Vermutlich hatte er seinen ganzen Mut zusammengenommen, bevor er es gewagt hatte, sie anzusprechen.
"Hi!" begann er.
Ute lächelte ihn immer noch lieb an. "Hi," erwiderte sie sanft und wartete.
"Darf ich Sie etwas fragen?" fuhr Skeeter schüchtern und mit zitternder Stimme fort. Er blickte starr auf seine Schuhe.
"Hat jemals jemand nein dazu gesagt?" entgegnete Ute grinsend. Aus den Augenwinkeln sah sie, daß Lamar ihren Tee bereits auf den Tresen gestellt hatte.
"Da wo Sie herkommen...," Skeeter fand seine Sprache wieder. "Haben Sie...dort auch...Freunde?" brachte er hervor.
Ute wollte Lamar die Arbeit abnehmen und stand hastig auf. Sie wandte sich an Skeeter und antwortete: "Ich habe viele Freunde, Skeeter!" Sprach's und drückte ihm einen flüchtigen Kuß auf die Wange.
Sie ging auf Lamar zu, der schon auf halbem Wege zu ihr war. "Mr. Legend meinte, Sie würden auch Tee trinken," sagte er mit einem listigen Augenzwinkern und reichte ihr die Tasse mit der goldbraunen Flüssigkeit.
"Danke, Lamar."
Die Luft in dem Saloon war sehr stickig und trocken, so daß Ute die Tasse - ganz undamenhaft - ansetzte und in einem Zug leerte. Im selben Moment begann sich alles um sie herum zu drehen, und Ute dachte noch: "Das ist kein Tee!", bevor sie einfach umkippte! Das letzte, was sie sah, waren Ernest Pratt und Bartok, die auf sie zustürmten.
***
War das die Mund-zu-Mundbeatmung des Wilden Westens? Eine feucht-warme Zunge leckte Ute über das Gesicht, um sie ins Leben zurückzurufen.
"Ernest, laß' das!" Ute hob abwehrend die Arme und berührte dabei etwas kuschelig Weiches...ein Fell? Ute runzelte innerlich die Stirn. Sie konnte sich nicht daran erinnern, daß Nicodemus Legend einen Bart gehabt hatte. Vorsichtig öffnete sie ein Auge...
...Fröhlich mit dem Schwanz wedelnd und hechelnd stand ihr Dackel Nicky vor ihr und blickte sein Frauchen erwartungsvoll an. Ute fuhr hoch, die Augen weit aufgerissen. Herr im Himmel - sie lag in ihrem Bett, in ihrem Schlafzimmer, in ihrem Jahrhundert!! Was war geschehen? Ute blickte sich verwirrt um. Wieder leckte ihr Nicky übers Gesicht. Dann bellte er sie an. Ute war immer noch benommen, von dem, was sie...geträumt ...hatte. Sie schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken auf Trab zu bringen. Ein Traum? Alles war so wundervoll real gewesen..., und doch..sie lag in ihrem Bett, hier und heute an diesem 13. Juli 1996.
Gaby, ihre Schwester, steckte den Kopf zur Tür herein.
"Morgen, Schlafmütze," begrüßte sie sie gutgelaunt. "Gut geschlafen?"
Ute starrte auf ihr Legend-Bild an der gegenüberliegenden Wand und reagierte nicht. Gaby zuckte mit den Schultern, als sie keine Antwort erhielt. Ute war eben Ute, und man gewöhnte sich daran... Sie schnappte sich den Hund und wollte das Zimmer ihrer Schwester verlassen. Gaby verharrte in dieser gebückten Position, den Hund am Halsband gepackt, und starrte nun ihrerseits Ute mit maßloser Überraschung an.
"Coole Klamotten," befand sie.
Ute sah an sich herunter und schlug dann die Bettdecke ganz zurück.
Sie trug noch immer Skeeters Sachen...
***
"Nun, mein lieber Ernest, wie geht es mit Ihrem Roman voran?" Professor Janos Kristoff Bartok blickte seinem Freund neugierig über die Schultern. Ernest Pratt legte seine Feder beiseite und grinste zufrieden.
"Ich bin gerade fertig geworden, Professor," verkündete er stolz. Seine dunklen Augen blitzten vor freudiger Erregung.
Bartok setzte sich auf einen Stuhl. "Gestatten Sie, daß ich es lese?" bat er. Ernest schob ihm die handgeschriebenen Seiten hinüber. Mitten in der Bewegung hielt er jedoch inne.
"Fehlt noch irgend etwas?" Bartok zog verwundert die Augenbrauen hoch, als Pratt noch einen Zusatz auf die erste Seite seines Romans brachte.
"Jetzt ist es perfekt," meinte er nur und reichte dem Wissenschaftler die Papiere. Professor Bartok lehnte sich entspannt zurück, um das Privileg zu genießen, den neuesten Roman von Nicodemus Legend als Erster zu lesen.
"'Sci-Fi à la Legend'", las er vor. "....'von Ernest Pratt'..." Bartok lächelte, als er die Widmung sah: "'Für Ute'".
Ende
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