Aresch Yawari, 16.07.96

Kinderfreuden

Kleine Kinder sind schon erstaunlich. Immer bemüht neues zu lernen, interessante Dinge zu erforschen und jeden daran teilhaben zu lassen. So war auch dieser kleine Stöpsel, auf den ich manchmal aufpassen sollte. Jede Sekunde entdeckte er wieder ein kleines Wunder in seiner Welt. Manchmal lebten diese Wunder dann aber nicht mehr lange, wie der Frosch, den er eines Tages im Park fand. Naja, jedenfalls wird er später einmal einen Erfahrungsbericht über den Geschmack von lebendem Frosch machen können. Auch die Flugeigenschaften von rohen Eiern sind ihm nicht mehr fremd. Nicht auszudenken, um was für ein Wissen ihn seine Eltern hätten bringen können, hätte er nicht seine Testreihe mit der ganzen Packung Eier durchführen können. Ich saß nichtsahnend im Nachbarzimmer, als er angetrabt kam. Ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen, und ich wurde schlagartig hellwach, denn sein Gesichtsausdruck in Kombination mit den typischen Worten "Da! - Da!" ließen mich schon schlimmstes vermuten. Und so stimmte ich mich schon seelisch auf eine Renovierung der Küche ein. Also, jedenfalls gab es doch ein oder zwei Stellen, an denen er nicht die Haltbarkeit der Fliesen getestet hatte. Ansonsten kostete mich dieser glibberige Spaß zwei Stunden härteste Arbeit, denn dieses kleine Genie hat es sich nicht nehmen lassen auch noch die Saugfähigkeit seiner Windel in umgekehrte Richtung, also von außen nach innen, zu testen. Eigentlich war ich ja angewiesen die Zeit zu stoppen, bis er anfing zu schreien, weil sein Hintern nun doch feucht wurde, aber, es tat mir ja auch sehr leid, ich hatte es vergessen. Zu dumm, jetzt war doch meinetwegen ein Experiment dieses kurzen Wissenschaftlers in die Hose gegangen. An machen Abenden war auch die kleine Nachbarstochter zu Gast. Die beiden frönten dann ihrer Lieblingsbeschäftigung. Als Versuchsaufbau war lediglich eine Badewanne und genügend Wasser nötig. Das Ziel ihres Spiels schien immer wieder zu sein, eine möglichst große Menge Wasser in einer möglichst kleinen Zeit aus der Wanne zu befördern. Obwohl das Experiment eigentlich immer klappte, mußte es ständig wiederholt werden, es könnte ja sein, daß sich die Naturgesetze änderten, was mir natürlich einleuchtete. Und auch beim Baden hatte mein kleiner Wonneproppen manche Überraschung auf Lager. Nachdem ich sie kurz allein gelassen hatte, fest darauf vertrauend, nicht gleich die Feuerwehr rufen zu müssen, hörte ich ein lautes "Iiiiiiihh" aus Dr.Frankensteins Labor. Ich stürmte hinein, wobei ich schon mein eines Bein hinter Gittern und das andere im Grabe sah. Aber zu meiner Verblüffung war nicht noch mehr Wasser aus der Wanne verschwunden sondern der kleine Stand einfach nur da und seine Freundin untersuchte gewissenhaft ihren kleinen Spielzeugeimer, der wohl nötig war, denn mit den Händen war die Wassermenge nicht schnell genug aus dem Becken zu bekommen. Auf meine Frage, was denn los sein und warum hier geschrien wurde, das mir fast die Brillengläser zersprangen, strahlte sein kleines Kindergesicht und er zeigte mit diesem "Da! - Da!" auf den Eimer wobei er mir einen triumphierenden Blick zuwarf, wie der Kaiser von China. Man - Das Kind war fit dachte ich. Der wird mal alle großen Schauspieler in den Schatten stellen. Aber jetzt mußte ich erstmal diesen Eimer untersuchen und was ich zu sehen bekam, war wohl die prächtigste, längste, wohlgeformteste und wunderbar durftenste Kack-Wurst dich ich von diesem kleinen Sonnenschein je zu sehen bekommen hatte. Und dessen war er sich voll bewußt und er genoß es. Stolz wie Oskar machte er sich daran mit etwas Pipi die Sache abzurunden, worauf sich die kleine Prinzessin weigerte noch mal ins Wasser zusteigen, weil sie genau beobachtet hatte wie ein paar Tropfen danebengegangen waren. Auf meine Frage ob sie eine Videoaufzeichnung davon habe sah sie mich nur ungläubig an und ich dachte nur "Kinder!". Doch schon während ich noch angestrengt nachdachte wie ich den beiden das Leben weiterhin versüßen konnte, denn umbringen durfte ich sie ja nicht, beschloß Madame nun doch wieder unterzutauchen. Stunden später, nachdem ich alle wichtigen Weltbewegenden Fragen mit einem kleinen wißbegierigen Menschen durchdiskutiert und mich natürlich bis auf die Knochen blamiert hatte, schlief er endlich glücklich ein. Mir aber blieben die unbeantwortet Fragen noch im Kopf, denn was war schon dumm an der Frage, warum eine Mikrowelle immer "Bing!!!" macht während bei einem Backofen nur ein Lämpchen an und aus geht, oder was es mit dem Phänomen auf sich hatte, daß er immer nur dann aufs Klo mußte, wenn gerade keines in der Nähe war. Ich dachte nur: "Klug beobachtet!" und unruhig schlief ich ein...

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