Wesensbestandteil des Qigong, vor allem aber auch des Taijiquan ist das neigong (nei, chin.=innen - gong, chin.=Arbeit, Übung), dessen Gegenstück das weigong (wie, chin.=außen) ist. Nun mag man sich fragen, wo denn da der Unterschied ist. Banal geantwortet ist das weigong z.B.:"...die rechte Hand vom linken Oberschenkel ausgehend nach vorne bewegen, das Gleichgewicht nach vorne verlagern und den linken Fuß an den rechten ziehen!"
Das ist das weigong. Das neigong ist, WIE man es macht. Manche werden jetzt unruhig auf dem Stuhl herumrücken und denken:"Ja und wie macht man nun neigong?" Wenn das so einfach zu erklären wäre stände es wohl schon in den vielen do-it-yourself Taschenbüchern. Probleme bei der Erklärung sind hierbei, daß die chinesische Sprache eine sehr bildhafte ist, die mit zahlreichen Analogien arbeitet, daß viele Aspekte selbst in chinesischer Fachliteratur nicht klar erläutert werden, daß das chinesische Bild des menschlichen Körpers, seiner Funktionskreise und Organe nur teilweise auf unsere westlichen Begriffe übertragen werden kann.
Ein hinzukommendes Problem ist - und damit Ursache für zahllose Streitereien zwischen Systemen - das neigong an sich nur ein Oberbegriff ist. Auch äußere Stile des Kungfu, auch nichtchinesische Stile verfügen teilweise über neigung. Entscheidend ist hier aber, wozu und wie es eingesetzt wird.
Zum Grundverständnis wichtig ist jedoch vor allem, ein paar Basisbegriffe/-prinzipien zu verstehen, welche das neigong ausmachen:
Aus diesen vier Wesensanteilen setzt sich das neigung im Groben zusammen. Wer den Umgang hiermit unter einem guten Lehrer gelernt und verinnerlicht hat, kann verstehen, wenn nun Folgendes gesagt wird:
Yi als Aspekt von Shen formuliert eine klaren Schlüsselimpuls zu einer Bewegung mittels Qi. Dieser Impuls läßt den Körper diese Bewegung ausführen, ja er erfordert fast ein Nachgeben statt eines körperlich/muskulären Führens. Das Nachgeben ist ein Resultat der sung-Haltung.
Durch diese "einfachen" Sätze mag dem Leser klar werden, was auch in den Klassikern gemeint ist mit Aussagen wie z.B.:"Die Aufmerksamkeit soll auf den Geist (shen) gerichtet sein", "Lenkt der Wille (yi) das qi durch den Körper, dann ist es , als ob ein Faden durch eine Perle gezogen würde" (Wu Yu Hsiang), "Den Geist und nicht Muskelkraft einsetzen" (Yang Chengfu) ,"Bewußtsein und Energie sind die Befehlshaber, Knochen und Muskeln sind die Ausführenden" und "leite die Energie mit dem Geist, leite den Körper mit der nergie - dann kannst Du dem Geist praktisch folgen!".
Wichtige Grundvoraussetzungen (davon gibt es einige) ist u.a. das der Körper von qi durchdrungen ist, da qi der Mittler des Yi-Impulses ist (als Bild: qi ist der Wagen und Yi der Fahrer). Will ich z.B. die Hand mittels neigong heben und mein Oberarm ist angespannt tut sich dort und in der Hand nichts. Um Yi zu formulieren muß der Geist (shen) klar und konzentriert sein.
Klingt alles recht einfach, nicht? Die Lösung liegt im beständigen rechten Üben, vorausgesetzt, man hat den Schlüssel verstanden. Man verstehe mich nicht falsch: Man könnte ein Buch zu diesem Thema schreiben und würde ihm dennoch nicht gerecht, weshalb ich mich auf diese paar Zeilen beschränke. Taijiquan zu lernen erfordert tatsächlich auch ein geistiges Studium seiner Prinzipien, wenn es denn mehr als schöne Bewegung und Freizeitgestaltung sein soll.
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