Franz Anton Hoffmeister
Ein Rottenburger in Wien
Verleger
und Komponist
im Umfeld
der Wiener Klassiker
Franz Anton Hoffmeister - Gesellschaft e.V.
Vorsitzender
Professor Dr. Axel Beer, Mainz
Geschäftsführer
Thomas Schüle M.A.
email
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Franz Anton Hoffmeister
Thomas Schüle
Franz Anton Hoffmeister wurde 1754 in Rottenburg am Neckar geboren.
Als achtes von insgesamt elf Kindern seines Vaters Martin Hoffmeister
und dessen Ehefrau Regina geborene Nadler, wuchs Franz Anton bis zu seinem
vierzehnten Lebensjahr in Rottenburg auf.
Sein Urgroßvater Sebastian Hoffmeister war um das Jahr 1648 Bürgermeister
der Stadt. Franz Anton Hoffmeister ging im Jahre 1768 nach Wien, zunächst
um Jura zu studieren, wandte sich dann aber der Musik zu.
In der Folgezeit sollte Hoffmeister zu einem namhaften Komponisten
im Schattenwurf der „Großen" Mozart, Beethoven und Haydn, und zu
einem wichtigen Verleger u.a. dieser Klassiker werden. Ludwig van Beethoven,
dessen berühmte „Pathetique"- Klaviersonate op.13 Hoffmeister
als erster verlegte, nannte ihn einmal einen „Bruder in der Tonkunst".
Sein persönlicher Freund Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Klavierquartett
KV 478 zuerst bei ihm verlegt wurde, schätzte ihn sehr, bettelte Hoffmeister
immer mal wieder um Geld an und widmete ihm gar ein „Hoffmeister-Quartett"
KV 499. Joseph Haydn, von dem er ebenfalls Kammermusiken verlegte, durfte
sich von Hoffmeister in einem Brief an dessen Kompagnon gar einen „geizigen
Caracter" nennen lassen...
Um die Jahrhundertwende war Hoffmeister Mitbegründer eines Musikverlages
in Leipzig, aus dem nach dem Tode seines Kompagnons A. Kühnel der
noch heute berühmte Verlag C.F.Peters hervorging.
Hoffmeister war als Komponist sehr produktiv: er komponierte fast siebzig
Sinfonien, viele Serenaden, einige Konzerte und unzählige Kammermusiken
in allen denkbaren und manch ausgefallenen Besetzungen, sowie einige weltliche
und geistliche Vokalkompositionen, darunter die in seiner Zeit bekannte
Oper „Der Königssohn von Ithaka" mit dem Text von Emanuel Schikaneder.
Sein Schaffen umfaßt mehrere hundert Werke, die noch nicht zu einem
Werkverzeichnis zusammengefaßt wurden, das als vollständig bezeichnet
werden könnte.
Das bekannte Konzert für Viola und
Orchester in D-Dur ist Pflichtstück für alle Bratscher, die heutigentags
um die Aufnahme in ein Berufsorchester vorspielen möchten. Neben
der Viola ist die Musik Hoffmeisters heute auch im Standardrepertoire bei
Flötisten und Klarinettisten und bei vielerlei Besetzungen im Bereich
der Kammermusik.
Franz Anton Hoffmeister konnte und wollte sich
auch nicht Takt um Takt abringen, um vielleicht etwas Großes für
seine Nachwelt zu hinterlassen.
Er schrieb mit leichter Feder für das Jetzt und Heute, und versuchte
den Geschmack des Publikums zu treffen.
Insgesamt ist Franz Anton Hoffmeister als einer der bemerkenswertesten,
geschicktesten und produktivsten Komponisten gehobener, kunstvoller Unterhaltungsmusik
seiner Zeit zu sehen.
Franz Anton Hoffmeister starb 1812 in Wien.
Franz Anton Hoffmeister als Instrumentalkomponist
Ulrich Drüner, Stuttgart
1.) Allgemeines
Während Franz Anton Hoffmeisters Vokalwerken - abgesehen von einigen
öfter nachgespiel-ten Opern - nur eine beschränkte Verbreitung
vergönnt war, hatten die Instrumentalwerke dieses Komponisten in ganz
Europa einen bemerkenswerten und nachhaltigen Erfolg. Das Mißverhältnis
in der Rezeption der Vokal- und Instrumentalwerke Hoffmeisters spiegelt
sich in der merkwürdi-gen Proportion dieser Werkteile wieder, die
man im Répertoire des Sources Musicales (RISM) antrifft: von den
unter dem Stichwort Hoffmeister bisher 264 vorhandenen Manuskript-eintragungen
gelten nur 15 den Vokalwerken - alle übrigen 249 Manuskripte enthalten
Intrumen-talwerke. Auch in den älteren Manuskript-Nachweisen Eitners
von 1901, in dem auch manches im Krieg Vernichtetes aufgeführt wird,
sieht es ähnlich aus: nur 8 Vokal-Manuskripte stehen 58 in-strumentalen
gegenüber. - Noch deutlicher wird das Verhältnis unter den vor
1830 gedruckten Werken: nur 38 Vokaldrucke Hoffmeisters sind bisher bekannt,
dafür aber 472 Drucke von In-strumentalwerken, die oft zu Gruppen
von drei oder sechs Kompositionen pro Druckwerk zusammengefaßt sind.
Diese Zahlen geben annähernde Hinweise auf den Gesamtumfang von
Hoffmeisters komposi-torischem Schaffen, das laut Alexander Weinmanns summarischem
Werkverzeichnis in Die Musik in Geschichte und Gegenwart (Bd. VI, 1957)
die Zahl von 1000 Einzelkompositionen knapp übersteigen dürfte;
etwa 10 % davon ist Vokales, der Rest ist Instrumentales. Eine genaue Über-sicht
ist allerdings auch heute noch nicht möglich, da die Vergabe von Opuszahlen
bei Hoffmei-sters Werken von den damaligen Verlegern teilweise sehr willkürlich
gehandhabt worden ist; fer-ner huldigte auch Hoffmeister der damals verbreiteten
Gepflogenheit, eigene Werke für andere Besetzungen zu bearbeiteten,
was den Überblick erheblich erschwert. Genauere Studien zum Schaffen
dieses interessanten Komponisten sind sehr wünschenswert.
2.) Hoffmeisters Stellung unter den Instumentalkomponisten seiner Zeit
Hoffmeisters beliebteste Werke wurden oft nachgedruckt, und das mit
größter Hartnäckigkeit zwischen Neapel, Paris, Berlin und
London, zumeist auch unter Mißachtung der Autorenrechte, wie das
um 1800 noch gang und gäbe war. Nur die in Wien und Leipzig erschienenen
Werke sind Originaldrucke - die in Bonn (Simrock) und Offenbach (André)
erschienenen sind vielleicht auto-risierte Ausgaben, während wohl
alle übrigen Raubdrucke darstellen. Die Gesamtzahl der bis heute bekannten
Frühdrucke, die sich, einschließlich der im Nachtrag zu RISM
genannten auf 510 beläuft, ist sehr beeindruckend und erlaubt, Hoffmeister
zu den meistgespielten Komponisten der Wiener Klassik zu zählen. Er
wird freilich von Mozart (ca. 3400 Frühdrucke), Haydn (knapp
2000) und Ignaz Pleyel (ca. 2400) weit übertroffen; in der zweiten
Reihe der Wiener Klassiker aber steht Hoffmeister glänzend da: viele
seiner nicht minder angesehenen Komponisten-Kollegen mußten sich
mit geringeren Publikationszahlen begnügen, so Karl Ditters von Dittersdorf
(148 Frühdrucke), Adalbert Gyrowetz (386), Leopold Kozeluch (450),
Franz Krommer (392), Anton Wranitzky (37) und Paul Wranitzky (156). Auch
ein Luigi Boccherini brachte es auf nur 220 und ein Carl Stamitz auf nur
170 Drucke; der liebenswürdige und außerordentlich beliebte
Jan Baptist Wanhal (1739-1813) wurde dagegen in 682 Drucken in ganz Europa
verbreitet, die Klavier-Superstars Johann Ludwig Dussek (1760-1812) gar
in 753 und Daniel Steibelt (1765-1823) in 950 Drucken - neben Pleyel waren
sie wohl die besten Geschäftsleute unter den Komponisten und Virtuosen
dieser Zeit! Doch während Dussek und Steibelt den Markt mit Unmengen
zumeist leicht eingängiger Klaviermusik überfluteten, zeigte
sich Hoffmeister vielseitiger.
3.) Kurzer Überblick über Hoffmeisters Instrumentalwerke
Zwar fällt auch bei Hoffmeister eine instrumentale Vorliebe auf:
die für die Flöte, der er nicht weniger als 30 Konzerte widmete
und für die er ferner wenigstens 108 Quartette (zumeist Flöte,
Violine, Viola und Cello) und ebenso viele Trios mit Flöte in verschiedenen
Besetzungskombina-tionen schrieb. Diesen umfangreichen Werkblöcken
steht aber viel anderes gegenüber. So über-rascht zunächst,
daß Hoffmeister als Verfasser von Orchesterwerken zwar nicht so erfolgreich
wie Haydn und Pleyel, aber doch fast so fleißig wie ersterer und
wesentlich ausdauernder als der zweite war. Weinmann nennt 66 Symphonien
Hoffmeisters (Pleyel schrieb „nur" 41, die allerdings neben denen Haydns
die größten „Renner" im damaligen Programmangebots waren). Wie
Haydn, Dittersdorf und andere Zeitgenossen hatte auch Hoffmeister ein Faible
für Programmusiken: Drei Sinfonien sind unter dem Titel „La prima
vera" (der Frühling) zusammengefaßt, eine weitere nennt sich
„La Chasse" (die Jagd). Ferner gibt es - außer den 30 Flötenkonzerten
- noch minde-stens 21 Konzerte für verschiedene andere Soloinstrumente
(Klavier, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabaß, Klarinette, Fagott,
Horn, Harfe); diese sind teilweise von beeindruckender Qualität, spielten
aber gegenüber den Konzerten Dusseks, Pleyels, Steibelts und Viottis
- etwas später auch Mozarts - nur eine vergleichsweise geringe Rolle
im Repertoire jener Zeit.
Bei Weitem am erfolgreichsten war Hoffmeister auf dem Sektor der Kammermusik.
Auf diesem Gebiet setzen schon früh Nachdrucke außerhalb des
deutschen Sprachraumes ein, was man als guten Gradmesser der Popularität
betrachten kann. Beachtenswert sind Hoffmeisters Beiträge zum Streichquintett,
wobei er eine gute Durchdringung der Stimmen im Sinne seines Freundes Mozart
anstrebt. Beim Streichquartett ist Hoffmeister konventioneller, auch wenn
viele Nach-drucke ihre Beliebtheit belegen. Aus der Reihe tanzt Hoffmeister
mit einer Serie von sechs Quar-tetten für eine Violine, zwei Bratschen
und Cello, einer extrem seltenen Besetzung, in der die Be-deutung der Mittelstimmen
den Rahmen des klassischen Streichquartetts durchaus sprengt. In den Flöten-
und Streichtrios sowie in den verschiedenen Duo-Formationen scheint Hoffmeister
den Nerf des Zeitgeschmacks wohl am genauesten getroffen zu haben: eine
Flut von Nachdrucken in England, Frankreich, Italien und Holland zeigt
weiteste Verbreitung an. Etwas beiläufiger muten seine Klavierwerke
an; außer im eigenen Wiener und Leipziger Verlag wurden diese nur
gelegent-lich veröffentlicht. Die in Manuskript ziemleich weit verbreitete
Serenaden- und Nottuno-Kompositionen finden auch im Druck in Österreich,
Deutschland, Holland und England ihr Echo in einigen Erst- und Nachdrucken.
4.) Vorläufiger Versuch einer Wertung
Die Welt in Tönen zu erschüttern ist wohl nie Hoffmeisters
Absicht gewesen. Zwar hatte er Sinn für sehr hohe musikalische Qualität:
immerhin wagte er es als Verleger, das erste wirkliche Klavierquartett
der Musikgeschichte, Mozarts g-moll-Quartett KV 478, ans Licht der Öffentlich-keit
zu bringen - und erlitt damit ein wirtschaftliches Desaster. Für einen
Mann inmitten lebendi-ger musikalischer Praxis jedoch mußte auch
Kunst sich rechnen. Deshalb beobachtet man bei Hoffmeister die eigenartige
Gratwanderung zwischen dem „popularen", dem eingängigen Ge-schmack,
den Leopold Mozart seinem Sohn so dringend zum Zwecke wirtschaftlichen
Überlebens ans Herz legte, und dem Ungewöhnlichen, wo man wahrscheinlich
das Interessanteste und Wert-vollste in Hoffmeisters Schaffen vermuten
darf. Denn er war auch ein erstaunlicher Liebhaber je-ner Instrumente,
die im Schatten oder zumindest außerhalb der kommerziellen Hauptwege
der Musik lagen: Kontrabaß, Bratsche, Viola d’amore, Flauto d’amour
und „Schalmey" (wohl eine alte Vorform der Klarinette): Instrumente, die
den etwas melancholischen Zügen von Hoffmei-sters Physiognomie durchaus
auch zu entsprechen scheinen. Diese Instrumente setzt er fantasie-voll
und mit Sachverstand ein; manches davon hat heute dank einer Reihe von
Neuausgaben wie-der das moderne Publikum erobert; Duos, Trios und Quartette
spielen in der Hausmusik wieder eine Rolle und zeigen durchweg Einfallsreichtum
und gediegene Satztechnik. Im sinfonischen Sektor aber gehört das
D-Dur-Violakonzert zum Besten, was im Zeitalter der Klassik für die
Bratsche geschrieben wurde; neben dem Violakonzert von Carl Stamitz gilt
dasjenige von Hoff-meister als der beste Prüfstein, an dem technisches
Können und musikalische Begabung bei den Probespielen in allen Orchestern
der Welt gemessen werden.
Franz Anton Hoffmeister als Verleger
Axel Beer, Mainz
Als Franz Anton Hoffmeister um das Jahr 1768 nach Wien kam, existierte
dort noch kein spezialisiertes Musikverlagswesen. Ebenso wie im übrigen
deutschsprachigen Raum besaßen die meisten Buchdrucker das Werkzeug
und die Kenntnisse, um Musikalien zu vervielfältigen; ein Komponist,
der seine Werke nicht, wie es ebenfalls gang und gäbe war, in handschriftlicher
Form verbreitet wissen wollte, wandte sich an sie oder er versuchte, wie
etwa Joseph Haydn und der junge Mozart es taten, mit den seinerzeit führenden
Firmen in Paris handelseinig zu werden. Erst das Jahr 1777 brachte eine
Wende mit sich, als nämlich der Pariser Verleger Antoine Huberty nach
Wien kam und dort die Etablierung des einzig und allein auf die Herstellung
und Verbreitung von Musikdrucken konzentrierten Gewerbezweigs beförderte.
Schon im folgenden Jahr begründete Carlo Artaria sein bis weit ins
19. Jahrhundert hinein bestehendes Unternehmen, das zunächst geradezu
eine Monopolstellung besaß. 1784 gesellte sich jedoch zweifache Konkurrenz
hinzu: Der Wiener Musiker und Komponist Leopold Kozeluch sowie Franz Anton
Hoffmeister eröffneten eigene Firmen und sorgten dafür, daß
das Musikverlagswesen in der Donaumetropole bereits in den ersten Jahren
seiner Entwicklung von einem lebendigen Wettbewerb gekennzeichnet war.
Es stellt sich die Frage, warum Hoffmeister jenen zweifellos risikoreichen
Schritt tat. Eine konkrete, auf zuverlässigem Quellenmaterial fußende
Antwort gibt es auf diese Frage nicht, jedoch Vermutungen, die der Wahrheit
sicherlich sehr nah kommen. Am Ende seines dritten Lebensjahrzehnts mußte
sich Hoffmeister über seine berufliche Zukunft klar werden, und es
deutet vieles darauf hin, daß er sich darüber mit einem anderen
Musiker austauschte, der vor ähnlichen Problemen stand, nämlich
mit dem wenig jüngeren Wolfgang Amadeus Mozart. Beide werden sich
gewiß in der Freimaurerloge getroffen haben, und das kaum zufällige
zeitliche Zusammentreffen zweier Ereignisse läßt die Folgerung
zu, daß beide alsbald einen Plan faßten: Am 24. Januar 1784
zeigte Hoffmeister in der Wiener Zeitung die Eröffnung seines Musikverlags
an, während Mozart am 9. Februar des gleichen Jahres begann, ein akribisches
Verzeichnüss aller meiner Werke zu führen. Daß beide eine
enge Zusammenarbeit ins Auge faßten, liegt auf der Hand. Immerhin
wurde Hoffmeisters der Hauptverleger Mozarts zu dessen Lebzeiten, doch
hat man sich das Miteinander der beiden Männer nicht so vorzustellen
wie sie es sich zweifellos gewünscht haben. So sah Mozart sich immer
wieder gezwungen, seinen Verleger zu bitten, ihm "mit etwas gelde beyzustehen"
(Brief vom 20. November 1785), und letzterer mußte bald feststellen,
daß nach den Werken des Komponisten nicht die erhoffte Nachfrage
bestand. So setzte Hoffmeister mehr und mehr auf den Selbstverlag seiner
eigenen Werke und hielt Ausschau nach solchen, deren Akzeptanz beim Publikum
von vornherein gesichert war.
Die durch die Konzentration auf den Geschmack breiterer Käuferkreise
an sich positive Entwicklung des Musikverlags von Franz Anton Hoffmeister
wurde allerdings durch seine nicht gerade hoch einzuschätzende Begabung
in geschäftlichen Dingen massiv unterlaufen. Exakte Buchführung
und andere zweifellos profane, aber für einen Verleger unumgängliche
Dinge blieben ihm fremd; er traf vollkommen unsinnige Entscheidungen und
war nicht zu einer konsequenten und konkurrenzfähigen Geschäftsführung
in der Lage. Daß ausgerechnet die Veröffentlichung von Beethoven
Sonate pathétique op. 13 im Jahre 1798 durch Hoffmeister das vorläufige
Ende seiner Tätigkeit als Musikverleger markiert, mag man im nachhinein
als Ironie des Schicksals begreifen.
Von nun an verließ sich Hoffmeister auf seine Fähigkeiten
als Musiker. Gemeinsam mit einem befreundeten Flötisten brach er,
das gleiche Instrument spielend, zu einer großen Konzertreise auf,
als deren Ziel man sich London vorgenommen hatte. Im Verlauf des Jahres
1800 machte Hoffmeister jedoch in Leipzig eine Bekanntschaft (vermutlich
wiederum in der Freimaurerloge), die ihn auf neue Gedanken kommen ließ.
Der dort ansässige Organist der Katholischen Hofkirche, Ambrosius
Kühnel, hatte den Geschäftsnachlaß eines vor nicht langer
Zeit verstorbenen Kleinverlegers an sich gebracht, und zu vermuten ist,
daß der aus Wien angereiste Musikerkollege und ehemalige Musikverleger
gefragt wurde, was man damit anfangen könnte. Das gemeinsame Überlegen
führte schließlich am 1. Dezember 1800 zur Gründung des
Bureau de Musique, eines durchaus sehr gewagten Schrittes angesichts der
räumlichen Nähe des übermächtigen Hauses Breitkopf
& Härtel. Allerdings hatten beide einen Trumph in der Hand, nämlich
Hoffmeisters Bekanntschaft mit Beethoven. Schon am 15. Dezember 1800, gerade
einmal zwei Wochen nach der Verlagsgründung, bot der ansonsten bekanntermaßen
schreibfaule Komponist seinem "geliebten Bruder in der Tonkunst" Hoffmeister
vier Werke, darunter die Erste Sinfonie und das nachmals so beliebte Septett,
zum Druck an. Es waren dies die ersten größeren Kompositionen,
die Beethoven einem außerhalb Wiens ansässigen Unternehmen überließ,
eine Tatsache, die für seine wachsende Berühmtheit von entscheidender
Bedeutung war. Im folgenden Sommer nach Wien zurückgekehrt, wo die
beiden Verleger eine Filiale einzurichten vorhatten, meldete Hoffmeister
seinem Kompagnon nach Leipzig, Beethoven "ganz in unser Netz" ziehen zu
können – daß daraus aufgrund verschiedener Unstimmigkeiten und
Mißverständnisse letztlich nichts wurde, sei nebenbei erwähnt.
Das Hauptaugenmerk des Verlages lag nun weiterhin in der meist von
Kühnel betriebenen Sondierung von Absatzmärkten und darin, Ausschau
nach erfolgversprechenden Manuskripten seinerzeit namhafter Komponisten
zu suchen, wobei Hoffmeister, von dem natürlich auch zahlreiche Werke
im Bureau erschienen, die Situation in Wien und Umgebung auszuforschen
hatte. Eine ohne Zweifel zukunftweisende Eigenschaft des Unternehmens war
es darüber hinaus, das Repertoire der zu verlegenden Musikalien auf
Werke auszudehnen, deren Verfasser bereits nicht mehr unter den Lebenden
weilten. Besondere Bedeutung kommt hierbei der (wie Hoffmeister immer wieder
berichtete) vor allem in Wien mit großem Interesse aufgenommenen
Ausgabe der Klavierwerke Johann Sebastian Bachs zu, weiterhin der schwerpunktmäßig
auf die Kammermusik konzentrierten Teilausgabe der Werke Mozarts.
Die Zuversicht, die die Kompagnons sicherlich teilten, wich allerdings
nach nicht langer Zeit der Ernüchterung. Was im einzelnen geschehen
war, ist noch nicht bekannt; jedenfalls kam es in der ersten Hälfte
des Jahres 1805 zum Bruch beider, allem Anschein nach verursacht durch
zumindest ungeschickte, wenn nicht sogar unrechtmäßige geschäftliche
Aktivitäten Hoffmeisters. Kühnel führte den Verlag fortan
alleine weiter, und Hoffmeister kehrte nach Wien zurück, wo er den
zunächst noch beiläufig betriebenen Handel mit Musikalien spätestens
im folgenden Jahr gänzlich einstellte. Auch die sich in der Folgezeit
zunehmend wieder versöhnlich gestaltende Korrespondenz der ehemaligen
Kollegen (Hoffmeister an Kühnel im Jahre 1809: "Wir sind ja Freunde")
und die Tatsache, daß Hoffmeister sich wieder mehr und mehr für
die Interessen des Bureau de Musique einzusetzen begann, führten nicht
zu einer Wiederherstellung der Zusammenarbeit.
Wenn auch die Fähigkeiten Franz Anton Hoffmeisters als Geschäftsmann
alles andere als überragend ausgebildet waren, so wird man ihn doch
(abgesehen von seiner Verlegertätigkeit für Mozart) als prägende
Gestalt des frühen Wiener Musikverlagswesens einerseits anzusehen
haben und andererseits seine Bedeutung als Mitbegründer eines der
wichtigsten Musikverlage überhaupt, des später unter dem Namen
von Carl Friedrich Peters firmierenden Unternehmens, nicht unterschätzen
dürfen.
Die Vokalkompositionen von Franz Anton Hoffmeister
Thomas Schüle
Ein erster Überblick
Innerhalb des mehrere hundert Werke umfassenden Schaffens Franz Anton
Hoffmeisters nehmen seine Vokalkompositionen einen vergleichsweise kleinen
Raum ein. Absolut gesehen zeichnet sich Hoffmeister jedoch auch im Bereich
der Vokalkompositionen durch eine immense Schaffenskraft aus. Einige Werke
der Vokalmusik sind uns in Bearbeitungen, Klavierauszügen und Drucken
überliefert, deren nähere Betrachtung die Kunstfertigkeit Hoffmeisters
auch im Bereich des Singspiels, des Liedes, der Balladen und Gesänge
und der weltlichen und geistlichen Chormusik verdeutlichen und seine Qualitäten
als „einer der bemerkenswertesten, geschicktesten und produktivsten musikalischen
Kunsthandwerker überhaupt" unterstreichen (Axel Beer).
Die geistlichen Werke Hoffmeisters sind bis heute weitgehend unerforscht
und einiges gilt als verschollen. Für Soli, Chor und Orchester nennt
die Literatur „Das Gebet des Herrn", das 1799 in Prag zur Aufführung
gelangt ist. Eine „Missa Solemnis in C" wie auch ein mit Februar 1779 datiertes
Offertorium „Adeste aligerae" in D-Dur werden seiner Feder zugeschrieben.
Weitere Werke für Chor und Orchester sind z.B. „Ach fändest du
Jesu", „Hier sinkt O Lamm zu deinen Füßen" sowie das Graduale
„Nimis honorati sunt". Drei geistliche Werke für Chor und Orchester
sind als Bearbeitungen erhalten. Es handelt sich hierbei um ein „Congratulamini
mihi omnes", ein „Haec est dies" und ein „Nolite timere". Ein Duett für
zwei Soprane und Orgel mit dem Titel „O, Herr Jesu gib mir Gaben" ist uns
als Kopie aus dem Jahre 1842 geblieben. Das Stück für gemischen
Chor und Klavier „Zu lernen bleibt noch unsern Seelen viel" (1799) stammt
aus der Tradition des geistlichen Volksliedes. Verschiedene Liedersammlungen
haben ebenfalls geistliche Volkslieder gedruckt, die Franz Anton Hoffmeister
zugeschrieben werden und deren Ursprung, wie der der anderen Werke dieser
Gattung auch, noch weiteren Untersuchungen bedarf.
Im Bereich der weltlichen Vokalmusik sei zuerst eine unbekannte, aber
wohl größere Anzahl von Liedern für Singstimme solo mit
Klavier erwähnt, die in diversen Sammlungen zum Teil von Hoffmeister
selbst verlegt wurden. Stücke wie „Der Entschluß" oder „Am Fenster,
bei Mondschein" aus „Fünf deutsche Lieder" sind Lieder im Volkston.
Ebenfalls verlegte er seine Ballade „Das Mädchen am Gestade", das
von ihm in Musik gesetzte Gedicht „Die Linde auf dem Kirchhofe" und die
„Sechs vierstimmige Gesänge für 2 Tenor- und 2 Baß-Stimmen
mit begleitendem Pianoforte zu geselliger Freude". Goethes Gedicht „Der
Schatzgräber" inspirierte Hoffmeister zur Komposition einer Ballade
mit gleichem Titel. Die Sammlung „Gesänge mit Begleitung des Pianoforte"
enthält neben dem dreistimmigen Männerchor „Familienlied" fünf
weitere Solostücke, darunter ein „Rondeau" und der Gesang „An mein
Lämpchen". Im Bereich der mehrstimmigen, weltlichen Vokalmusik scheint
der Freimaurer Franz Anton Hoffmeister mehrheitlich für Männerchor
gesetzt zu haben. Dafür sprechen seine 1841 gedruckten „Maurerischen
und gesellschaftlichen Lieder", drei homophon gesetzte Männerchöre.
Das bekannteste „O wie lieblich ist´s im Kreis" (1799) hat in verschiedenen
Bearbeitungen bis heute Einzug in die Liederbücher gehalten. Ein weiterer
Männerchor hat den Titel „Fort Brüder an die Grenze". Der dreistimmige
Frauenchor „Wohltätigkeit" ist in einem frühen Druck in Einzelstimmen
erhalten. Wenige Chöre in gemischten Besetzungen wie z.B. „In der
stillen Abendstunde" oder ein „Fürstenlied" sind entstanden. In Prag
hat Hoffmeister Mitte 1799 offenbar eine patriotische Kantate mit dem Titel
„Deutschlands Nationalstärke" als, wie man heute sagen würde,
Benefizkonzert gegeben. Waren es seine Jugendjahre in der Fasnetshochburg
Rottenburg am Neckar, die Hoffmeister gar zur Komposition eines Fastnachtsgesanges
angeregt haben?
Im Opernlexikon von Franz Stieger (Schneider, Tutzing 1977) sind zwölf
Bühnenwerke verzeichnet, die von Hoffmeister komponiert sind oder
an deren Entstehen er kompositorisch beteiligt war. Alle sind zwischen
1781 und 1798 in Wien uraufgeführt worden. Die Stücke werden
im einzelnen Operette („Der Alchymist", 1781), Singspiel („Der Haushahn",
1783), Komödie mit Musik („Die bezauberte Jagd", 1783), Lustspiel
(„Das glückliche Anagram oder Die Familie Lesch", 1796) oder einfach
Vorspiel („Das Elysium", 1798) genannt. Die bekannteste und auch in seiner
Zeit erfolgreichste Oper war „Der Königssohn von Ithaka" (1795, Text
von E. Schikaneder), große heroisch-komische Oper in zwei Aufzügen,
die in Wien und mehreren anderen Städten zur Aufführung gelangte.
Aber auch die komische Oper „Rosalinde oder Die Macht der Feen" (1796)
ging in Wien mehrmals über die Bretter. „Die Belagerung von Cythere"
(1796), die dreiaktige romantische Zauberoper „Der erste Kuß" (1797)
und das Singspiel „Liebe macht kurzen Prozess oder Die Heirat auf gewisse
Art" (1798) waren in ihrer Zeit ebenfalls beliebt. Dann werden in der Literatur
noch die Stücke „Der Schiffbruch" (1783) und „Drei Väter und
zwei Kinder" (1798) erwähnt.
Hoffmeister beteiligte sich lebhaft an der durch die tatkräftige
Förderung Kaiser Joseph II. blühende Bewegung für das deutsche
Nationalsingspiel und auch die Textdichter entstammten dem Kreis der Wiener
aufklärerischen Schriftsteller um den Kaiser. Ganz in der Mode der
Zeit beschäftigten Hoffmeister Stoffe aus fernen Welten mit Zauberern
und Feen und Stoffe aus der Antike, die verklärt und fantasiereich
ausgeschmückt und manchmal durch Anspielungen an lokalen Begebenheiten
ergänzt wurden. In der Geschichte der deutschen Oper, wenigstens für
ihre Sonderentwicklung in Wien, scheint Hoffmeister nicht ohne Bedeutung
gewesen zu sein.
Franz Anton Hoffmeister - Gesellschaft e.V.
Vorsitzender
Professor Dr. Axel Beer, Mainz
Geschäftsführer
Thomas Schüle M.A.
Geschäftsstelle
Saint Claude Straße 111
D · 72108 Rottenburg am Neckar
email
julius@buch-julius.de
Die Franz Anton Hoffmeister - Gesellschaft e.V.
Die „Franz Anton Hoffmeister - Gesellschaft" e.V. wurde am 8. Mai 1998
in Rottenburg am Neckar gegründet.
Die Mitglieder der Gesellschaft haben sich die Bewahrung, Förderung
und Verbreitung des Wissens
über das Leben und Wirken Franz Anton Hoffmeisters in Praxis und
Wissenschaft zum Ziel gesetzt.
Durch die Veranstaltung von Konzerten und Vorträgen will die „Franz
Anton Hoffmeister - Gesellschaft" die Werke des Verlegers und Komponisten
ebenso bewahren und fördern, wie durch wissenschaftliche Veröffentlichungen,
Sammlung und Archivierung und Veröffentlichung seiner Musik auf Tonträgern.
Auch sollen die Bemühungen im Bereich Stadtmarketing und Kultur
der Stadt Rottenburg am Neckar unterstützt werden.
Diverse Aktivitäten zum 250. Geburtstag von Franz Anton Hoffmeister
sind für das Jahr 2004 ins Auge gefaßt.