Als einfache Besucherin des Kosmos (ich bin leider nicht oft in Wien) bin ich teilweise sehr erstaunt über die Diskussion, teilweise reflektiert sie für mich die Stimmung, die ich dort erlebt habe.
Ich habe mir von einem Frauenraum ein Klima der spannenden Diskussion zwischen Künstlerinnen erwartet, wie ich es einmal in einem Konzept für das Rondell gelesen habe (das muß vor ca. zwei oder drei Jahren gewesen sein).
Tatsächlich aber fühlte ich mich im Kosmos immer wie in einer Schickimickibar, zu der auch die übertriebenen Preise gut passen. Ich erwarte von einem Frauenraum nun nicht, dass alles schmuddelig sein muß und ich mir die Strümpfe an den alten Sesseln zerreiße. Doch statt Diskussion nur eine glatte, gefällige Oberfläche - das ist mir deutlich zu wenig.
Auch das Programm ist so nichtssagend wie die Einrichtung. So hat frau alles schon einmal irgendwo gesehen. Die im den alten Papier versprochene Auseinandersetzung mit bildender Kunst vermisse ich komplett. Da ich nicht gerade zu den Reichen zähle, kann ich dagegen den Börsenbrokerkursen der Frau Karrer absolut nichts abgewinnen.
Doch habe ich erwartet, dass die Kommunistin Heidi Ambrosch oder die Grüne Veronika Reininger einen kritischen Gegenpol dazu bilden würden. Denn es gibt eine ganze Reihe von Diskussionen über die Arbeitsbedingungen von Frauen weltweit. Aktuell ist die Kampagne "Clean Clothes". Wo ist da das Kosmos, wo sind die Damen Ambrosch und Reininger? Es genügt nicht, wenn Frau Ambrosch als KPÖ-Frauenpolitikerin lautstark in Sonntagsreden das Los der Angestellten in österreichischen Supermarktketten bejammert, wenn sie als Kosmos-Vorstandsmitglied dem in der Praxis nichts hinzuzufügen hat. Zu Frau Reininger möchte ich mich überhaupt in Schweigen hüllen.
Was mir noch immer fehlt, ist eine Auseinandersetzung mit dem Esoterikvorwurf, den Frau Awadalla zu Anfang der Diskussion ins Spiel gebracht hat. Dass Esoterik letztendlich zur Entsolidarisierung führt, sollte den beiden genannten Damen eine Zeile wert sein.
Über die internen Mobbing-Geschichten weiß ich nichts, doch ist mir etwas aufgefallen: Frau Rosche, die ich nicht kenne, nimmt Frau Schreibmaier in Schutz, weil diese doch nur "privat" geprügelt hätte. Wäre Schreibmaier nun ein Mann und nicht eine Frau, würden wohl eine ganze Menge FrauenLesben aufstehen und die politische Komponente dieser Geschichte sehen, doch prügelt Frau oder Lesbe eine andere Frau oder Lesbe, so ist das privat. Eine FrauenLesbenSzene, die sich soweit vom politischen Diskurs entfernt hat, ist nicht mehr das Meine, korreliert aber bestens mit der nichtssagenden Einrichtung und dem ecken- und kantenlosen Programm.
Maria Gstettner