Liebe Frauen,

es ist mir überhaupt nicht "wurscht" wenn Gewalt ausgeübt wird. Selbstverständlich bin ich gegen Gewalt - und zwar ganz gleichgültig, von wem sie ausgeübt wird. Deshalb hab ich auch die "Brücken für den Frieden" gegründet, um eine egalitäre, horizontale, interdisziplinäre ebenenübergreifende Diskursstruktur zu setzen. Wenn ich aber Orte, wo Gewalt ausgeübt wird, nicht mehr betreten dürfte, dürfte ich vermutlich nicht mehr auf die Straße gehen. Und wenn sich alle gutwilligen Menschen, die willens und fähig sind, ihre Konflikte gewaltfrei auszutragen, aus allen Bereichen, wo Gewalt geschehen ist, zurückziehen, dann...

Also ich will das garnicht weiter ausführen. Es gibt eine Fülle von Literatur darüber - durchaus auch feministische - daß das Annehmen der RichterIn-Rolle eine innere Verschränkung mit dem Problem bedeutet, über das man da richtet. Und: Auch wenn ich mich dadurch ins Kreuzfeuer feministischer Kritik stelle: ich finde diesen pseudoreligiösen Geist in der Frauenbewegung, den Claudia sehr treffend mit folgenden Worten beschreibt.

die Teilung in Reine und Unreine erfolgt...woraus bemerkenswerter Weise nichts hervorgeht, mit Ausnahme eines gesteigerten Selbstwertgefühls der Gerechten.

als ebenso destruktiv wie Gewalt unter Frauen. Dies vor allem deshalb, weil diese Teilung andauernd und strukturell ist und damit die Frauenbewegung nachhaltig lähmt, während Gewalt unter Frauen - bei allem Bedauern über Einzelfälle - sicher nicht strukturell und die Regel ist... Der Vergleich zur Kirche ist angebracht, weil diese noch immer mit Eifer auf Sünden herumreitet, gegen grundsätzliche Ungerechtigkeiten aber nichts Effizientes unternimmt.

Ich meine, daß die "Sünden" - auch die unter Frauen - in den betroffenen Gruppen geklärt werden sollten, die Änderung der Gesamtlage jedoch gemeinsame Ansätze erfordert.

In diesem Sinn, vor allem aber aus praktischen Gründen bin ich nicht für eine Verlegung des Frauenkongresses, weil ich bis jetzt nicht den Eindruck gewonnen habe, daß die Gruppe sich bereits rasch und flexibelzu organisieren fähig ist. Selbstverständlich sollte der nächste Frauenkongreß - wie ja auch am 3. März vorgeschlagen, - an einem anderen Ort stattfinden und ich bitte die Frauen, denen das Kosmos unannehmbar ist, um Organisation eines Termins dafür Mitte Juni.

Ich würde mich also freuen, möglichst viele engagierte Frauen morgen Mittwoch, den 18. April beim Frauenkongreß im Kosmos.Frauenraum zu sehen, 15.00 zum Workshop und/oder 19.00 zur Diskussion.

Mit herzlichen Grüßen Helga Köcher 1