Stellungnahme des kosmos.frauenraum zum offenen Brief vom 18.12.00 von El Awadalla, Grace M. Latigo und Bonita Szabo.

Hallo El,
wir ersuchen Dich, unsere Stellungnahme an die AdressatInnen Deiner Liste weiterzuleiten.

Stellungnahme des kosmos.frauenraum zum offenen Brief vom 18.12.00 von El Awadalla, Grace M. Latigo und Bonita Szabo.

Die Vollversammlung des Vereines link im kosmos und alle MitarbeiterInnen - gesamt 29 - geben zu den einzelnen Punkten bekannt:

1. Es gibt klare Eigentumsverhältnisse, wie folgt: die kosmos GmbH ist als Körperschaft für den Umbau verantwortlich und stellt dem Verein link.* das Kulturzentrum zur Verfügung. Der Verein link führt den künstlerischen Betrieb. Diese Konstruktion war von Anfang an von den Förderstellen verlangt. Alle UnterstützerInnen, GesellschafterInnen und/oder Vereinsangehörige waren über diese Rechtsform informiert, es ist keinerlei Abweichung von der ursprünglichen Planung erfolgt. Es lag immer offen, dass Barbara Klein Mehrheitseigentümerin der GmbH ist, da auch von den Subventionsgebern klare Verantwortlichkeiten erwünscht waren und sind. Barbara Klein hat das Konzept link.* entworfen, mit dem Gewinn aus ihrem Theaterverlag Bunte Bühne drei Jahre lang die Vorlaufkosten finanziert und war - auch zu einem Zeitpunkt, zu dem bereits alle die Hoffnung und damit jede tatkräftige Hilfe aufgegeben haben - gemeinsam mit Krista Schweiggl die unermüdliche Betreiberin der Forderung nach Raum für weibliche Inhalte.

2. Es gibt klare Informationen über die Widmung von Spenden. Es gibt zwei Arten von Spendensammlung: eine des Vereines link.*, die bereits seit der Rondell-Besetzung und selbstverständlich weiterhin besteht und eine weitere, die aufgrund mangelnder Subventionierung des Kosmos-Umbaus entstanden ist: kosmos frauenschrift nr 1 / Mai 2000 gibt auf Seite 9 einen genauen Überblick über die finanzielle Situation zum Umbau und veröffentlicht dazu den kosmos Spenden- und Ideenwettbewerb. Es wurde eigens ein Spendenkonto "fundraising" der Kosmos GmBH. eröffnet, eingedruckt auch auf dem Erlagschein. Alle eingegangenen Beträge sind selbstverständlich buchhalterisch erfasst und aufgelistet. Die Namen der SpenderInnen wurden, wie angekündigt, in der frauenschrift Nr 3/2000 veröffentlicht.

Im Budget des Vereines link.* gibt es einen Posten Reisekosten. Die Obfrau hat nur eine der für Planung und Aufbau notwendigen Reisen dem Verein verrechnet, selbst da nur die reinen Flugkosten. Der Rest in diesem Budgetposten musste aufgrund mangelnder Subventionierung eingespart werden, anfallende Kosten wurden von Barbara Klein privat getragen.

3. Das Gehaltschema weist keinerlei Ungerechtigkeiten auf, die mangelnde Bezahlung aller MitarbeiterInnen ist der mangelnden öffentlichen Subventionierung geschuldet, wobei sich die Obfrau und Geschäftsführerin außerordentlich bemüht, die Subventionierung zu erhöhen. Sie bezieht Honorare, die zum Unterschied von Gehältern selbst zu versteuern sind und Sozialversicherung zu leisten ist.

4. Informationsfluss ist ein zweiseitiger Prozess. Hier mag es - allerdings auf beiden Seiten - Schwächen geben. Wir weisen aber entschieden den Vorwurf einer gezielten Unterschlagung von Informationen zurück.

5. Felix Niederhauser ist seit Jahren einer der aktivsten Vereinsangehörigen und Minderheitsgesellschafter mit allen Rechten und Pflichten. Es existiert ein Vereinsbeschluß, dass Männer dem Verein als Vereinsangehörige, nicht jedoch dem Leitungsgremium angehören können. Daher ist er an Beschlüssen des Leitungsgremiums auch nicht beteiligt.

6. Die MitarbeiterInnen des kosmos werden wie in jedem professionellen Betrieb nach Qualifikation und Teamfähigkeit ausgesucht. Unterstützung und ehrenamtliche Tätigkeit ist für jeden Verein äußerst wichtig, kann aber nicht Freibrief für eine Anstellung ohne erforderliche Qualifikation sein.

7. Grundsätzlich stehen Einnahmen und Ausgaben in ihrer Gewichtung zur Diskussion und kann eine andere Gewichtung vorgenommen werden. Es kann allerdings nur ausgegeben werden, was eingenommen wird. hier sind die Möglichkeiten gering, die Saalmiete für "Fremdveranstaltungen" ist eine. Es gibt für alle gleiche Preise, außer für non-profit-Organisationen, die rund ein Drittel weniger zahlen.

8. Aus dem Vereinszweck: ...bezweckt die Förderung der Allgemeinheit... umfasst auch Internet-training, Börsenseminare und workshops. Die Absicht, die Vielfalt der Interessen von Frauen aufzuzeigen und diesbezügliche Angebote zu offerieren liegt seit Jahren im Konzept link.* offen und sind im einzelnen Beschlüsse der zuständigen Gremien. Vorschläge und Kritik dortselbst sind willkommen.

9. Im kosmos liegen transparente Entscheidungskriterien vor. Jede Gruppe/ KünstlerIn kann sich im brainstorming mit ihrem Projekt einbringen oder ihre Projektvorschläge schicken. Es gibt in den Sparten Bildende Kunst, Tanz, Theater, Musik und Wissenschaft Kuratorinnen, die für Einzelgespräche zur Verfügung stehen.Die gesammelten Projektvorschläge werden in der "Inhaltsgruppe" (Kuratorinnen, Team, Fachfrauen aus dem Kunstbereich) besprochen, gemeinsam eine Auswahl getroffen, mit der/den Projektleiter/innen des jeweiligen thematischen Zyklus abgestimmt und terminisiert. Diese Vorgangsweisen sind für ein multifunktionales Theater höchst ungewöhnliche, im Rahmen des Möglichen weitgehend demokratische Strukturen. Mit den Künstlerinnen gibt es klare Verträge über die entsprechenden Konditionen.

Die kosmos.frauen (Vollversammlung und MitarbeiterInnen) werfen den Unterzeichnerinnen unkorrektes Verhalten vor. Sie sind ihren Verpflichtungen als Angehörige des Leitungsgremiums (Grace M. Latigo) und Rechnungsprüferin (El Awadalla) nicht nachgekommen. Sie berufen sich auf Informationen aus zweiter Hand ohne sich selbst zu überzeugen. Die ehemalige Rechnungsprüferin hat - auch nach eigener Aussage - kein einziges Mal Einsicht in die Bücher genommen. Sie kann keinerlei Belege für die Anschuldigungen vorlegen. Die ehemalige Obfraustellvertreterin hält sich - nach eigener Aussage - nicht befähigt für die Prüfung der Bücher, was sie nicht abhält, Unterstellungen auszusprechen. El Awadalla und Bonita Szabo haben das kosmos seit der Eröffnung so gut wie nie betreten. An den offenen brainstormings - das Forum für Kritik, die (konstruktiv) grundsätzlich natürlich willkommen ist - haben sie nicht teilgenommen.

Weiters ging der offene Brief an eine Liste unbekannter Adressatinnen nicht jedoch an das kosmos, weder an Vereinsangehörige noch an das Team. Schon zuvor ging ein offener Brief von El Awadalla an eine Öffentlichkeit ohne dass sie sich mit ihren Vorwürfen erst an den Verein gewandt hätte. Auf Einladung zu einer Sitzung des Leitungsgremiums zur konstruktiven Bewältigung des Problems ist sie nicht erschienen. Zur Vollversammlung am 19.12. erschienen El Awadalla und Grace M. Latigo, verließen allerdings vorzeitig die Versammlung, ohne eine konstruktive Konfliktbewältigung zu ermöglichen.

Wir betrachten die gesamte Vorgangsweise ebenso wie die Unterstellungen und Diffamierungen in der derzeitigen politischen Situation, in einer Zeit der Einstellung von Frauenprojekten und existenzgefährdenden Kürzungen, von geforderter Speichelleckerei der KünstlerInnen ("die Hand, die füttert, beißt man nicht") für extrem fahrlässig. Sie gefährdet nicht nur das gesamte Projekt Kosmos mit seinen zahlreichen Arbeitsplätzen sondern auch die Künstlerinnen, die im Kosmos Raum finden.

Wir appellieren an Frauen und Frauenorganisationen, sich vor drohender Implosion in Acht zu nehmen und ihre (verständlichen) Aggressionen dorthin zu richten, wo sie hingehören. Der Verein link.*, die kosmos GmbH. und die MitarbeiterInnen des kosmos stehen geschlossen hinter dieser Erklärung.

Barbara Klein, Obfrau und Geschäftsführerin

kosmos frauen.raum
A-1070 Wien, Siebensterngasse 42
Tel 01-523 12 26, Fax 01-523 12 26 16
email: office@kosmos.frauenraum.at
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