Da im kosmos bisher weder einheitliche Arbeitverhältnisse, noch Regeln zu Arbeitszeiten und im weiteren ausführlicher beschriebene Mißstände im Umgang mit Arbeitsbedingungen "herr"schen, haben wir schon seit längerer Zeit überlegt, wie wir die Situation verbessern können.
Die meisten Angestellten haben keinen Dienstvertrag oder zumindest korrekte Dienstzettel. Neue Arbeitsverträge werden je nach individuellem Verhandlungsgeschick der zukünftigen Mitarbeiterin geschlossen. Neuen KollegInnen, die nicht nur gratis und ehrenamtlich arbeiten können, steht trotz vorhergehender Versprechungen ein zäher, langwieriger Weg bis zur Bezahlung ihrer Arbeit bevor. Einige Kolleginnen von uns arbeiten regelmäßig ohne Absicherung, ohne Arbeitsrechte aber mit voller Weisungsgebundenheit, bezahlt mit trinkgeldähnlichen Zuwendungen. Künstlerinnen, für die das Projekt kosmos vorrangig dasein soll, arbeiten mit unzumutbaren Gastspielverträgen.
Trotz dem großen Einsatz jeder Einzelnen wurden die seltenen Krankenstände angezweifelt oder als psychosomatische Überempfindlichkeiten diffamiert. Erholungszeiten, Krankenstände und Zeitausgleiche wurden ständig durch Anrufe und e-mails unterbrochen. Öffentlich ohne die Anwesenheit der Betroffenen wurden Qualifikationen in Zweifel gestellt.
Personalmangel durch zu schnellen Wechsel des Spielplanes, zu viele eingeschobene Veranstaltungen, zu wenig Rücksicht auf personelle und technische Möglichkeiten bzw. Grenzen, machten sehr oft Dienste in der Nacht und an Feiertagen und mehr als 12 Stunden Tagesarbeitszeit ohne angemessene Pausen notwendig.
Wir alle haben das monatelang, ja einige von uns weit über ein Jahr lang für das Projekt und die Idee kosmos getan. Doch unsere wiederholten Vorschläge zur Änderung dieses Zustands wurden abgelehnt, mehr noch, uns Illoyalität, Unqualifiziertheit, mangelndes Interesse am Projekt usw. vorgeworfen. Daß wir in der Regel auch keine Mehr- oder Überstunden ausgezahlt bekamen, und einige von uns auch keinen Zeitausgleich nehmen konnten versteht sich von selbst. Als weder Struktur- oder Teamsitzungen mehr Hoffnung brachten und auf einen Schlag 6 Arbeitnehmerinnen gehen wollten, beschlossen wir, nach eingehenden Gesprächen mit den KollegInnen, einen Betriebsrat zu gründen, zum Einen als Vermittler, zum Anderen um eine Betriebsvereinbarung für und mit allen am Projekt beteiligten zu erstellen. Silvia Bartl (Chefredakteurin der kosmos.frauenschrift, seit August 2000 für den kosmos tätig), Trixi Koziol (Bühnen- und Haustechnikerin, KünstlerInnenbetreuerin, im kosmos seit Sept. 2000), Sabine Schmid (Systemadministratorin seit Mai 2001) und Kyra Sivrikaya (Abendkassa- und Büro seit 1 ½ Jahren im kosmos) beschlossen, als Liste "Supernova" gemeinsam zur Wahl anzutreten.
Wir versuchten unsere Beweggründe (siehe oben) zu erklären. Allerdings kann ein Betriebsrat nach geltendem Recht nur von Angestellten (und angestelltenähnlichen DienstnehmerInnen) gegründet werden.
Als Beschimpfungen und die eskalierenden Wortwechsel eine Sitzung an diesem Ort unmöglich erscheinen ließen verlegten wir die Versammlung auf die Straße vor dem Lokal (Silvia Both versuchte dies zu verhindern, indem sie sich vor die Tür stellte), bestätigten den Wahlvorstand und schlossen die Sitzung.
Als wir dann unseren Dienst antreten wollten, bestätigt Barbara Klein die zwei Kündigungen und stellt Kyra und Trixi sofort vom Dienst frei. Auch Sabine, Wahlvorstand, wird nicht mehr an ihren EDV-Arbeitsplatz gelassen und sofort freigestellt. Schlüsselabgabe inkludiert.
Wir wurden aus unserem Arbeitsablauf herausgerissen, ohne Möglichkeit, etwas abzuschließen (wie z.B Abrechnungen von offenen Akonti für dienstliche Einkäufe, auch das Mitnehmen von persönlichen Dingen war nicht möglich ...).
Die weiterhin im kosmos tätigen Arbeitnehmerinnen sind einer schwierigen Situation ausgesetzt, werden entweder teil- oder falsch informiert. Die erste Verhandlung vor Gericht fand am 15. 1. 02 statt. Der nächste Verhandlungstermin ist für 21. 2. 02 am Arbeits- und Sozialgericht festgelegt. Eine weitere Kollegin wartet, ebenfalls im Zusammenhang mit dem kosmos, bereits seit mehr als einem Jahr auf den Abschluß ihres Verfahrens beim Arbeits- und Sozialgericht.
Seit der Eröffnung des kosmos im Mai 2000 haben über 30 MitarbeiterInnen den kosmos.frauenraum verlassen, ganz abgesehen von den zahlreichen Künstlerinnen, die sich an der Verwirklichung der Idee kosmos.frauenraum beteiligten, sich letzendlich ausgenutzt fühlten und sich frustriert vom kosmos abwandten. Meinungsverschiedenheiten und arbeitsrechtliche Schwierigkeiten sind üblich, aber in diesem Ausmaß in einem Projekt wie diesem ...
Wir sind gerne bereit, Fragen zu beantworten und freuen uns auf Kommentare
mit lieben Grüßen
Kyra, Sabine, Silvia, Trixi
all-about-supernova@gmx.at