Im Mai 1998 war die Welt noch in Ordnung. Im devastierten Rondell spielten und diskutierten viele Frauen und einige Männer über ein großartiges Projekt, das folgende Wünsche erfüllen sollte:
»Zwischen Kunst und Politik wird eine neuartige Verbindung geschaffen. als künstlerische Produktionsstätte und Ort der Kommunikation wird LINK* eine Verbindung sein zwischen Kunst und Politik, Kultur und Wirtschaft, nationalen und internationalen Aktivitäten. Inhaltliche Zielrichtung ist die öffentliche Thematisierung von weiblichen Lebenszusammenhängen, Vorbildern und Identifikationsfiguren. Theater, Musik, Tanz, Bildende Kunst, Performance, Installation, Fotokunst, Video, Aktionskunst und deren kreative Vernetzung zu einzelnen Projekten in Form von Gastspielen und Eigenproduktionen, sowie - in thematischem Zusammenhang - Kongresse, Tagungen, Podiumsdiskussionen und Workshops.
Ein öffentlicher Raum ist neben künstlerischer Produktionsstätte, Versammlungs- und Kommunikationsort vor allem Symbol für gesellschaftliche Wahrnehmung und Gleichstellung und damit ein Beitrag zur Herstellung einer tatsächlichen Gleichberechtigung von Frauen und Männern.« (Zitat aus einem undatierten Link-Papier)
In den Vereinsstatuten (beschlossen bei der Vereinsgründung am 14. 1. 1999) liest sich das ganze weitaus weniger überschwenglich: »§2 - Zweck: der Verein ist überparteilich, nicht auf Gewinn gerichtet und bezweckt die Förderung der Allgemeinheit, insbesondere durch die öffentliche Thematisierung künstlerischer, kultureller und politischer Lebenszusammenhänge von Frauen.«
Mittlerweile stellt Barbara Klein in der frauen.schrift (Nov. 2000) im Editorial die Geschichte von Kosmos und Link so dar, als hätte das Kosmos die vazierenden Link-Frauen gnädigerweise aufgenommen.
Kritikpunkte an der aktuellen Kosmos-Politik und -Geschäftsführung:
ad 2: Bei Spenden ist nicht klar, ob sie an Kosmos oder Link gehen. die unter »Fundraising« gesammelten Spenden gehen laut Aussage von Barbara Klein bei der Vorstandssitzung vom 17. 11. 2000 auf ein Konto der Ges.m.b.H., während die SpenderInnen glauben, sie würden an den Verein überweisen.
Bei diversen Reiseabrechnungen von Barbara Klein bleiben sowohl Reisezweck wie auch Adressat unklar. Protokollierte Vorstandsbeschlüsse über diese Reisen gibt es nicht.
ad 3: Barbara Klein bezieht monatlich für die »künstlerische Leitung« zehnmal soviel pro Monat wie eine andere Mitarbeiterin für gleichwertige Arbeit. Sie bezieht dieses Honorar bereits seit Juli 1999, obwohl das Kosmos erst im Mai 2000 eröffnet worden ist. Ein entsprechender Beschluß des Leitungsgremiums über Kleins Bezüge ist nicht bekannt, ebensowenig eine Arbeitsplatzbeschreibung.
ad 4: Die Mitglieder des Leitungsgremiums erhalten nur jene Unterlagen, die Barbara Klein genehm sind und erfahren von Personalentscheidungen gewöhnlich im Nachhinein. So wissen manche Vorstandsmitglieder nicht, daß es eine genaue Preisliste für das Vermieten des Kosmos gibt. Die UnterstützerInnen werden über die Zusammenhänge Ges.m.b.H. - Verein ständig im unklaren gelassen.
ad 5: Felix Niederhauser ist nicht nur Barbara Kleins Lebensgefährte, er entwirft auch Organigramme fürs Kosmos und hält Anteile an der Ges.m.b.H. Von Anfang an war er ständig bei Sitzungen und Veranstaltung jeder Art dabei. Er ist ganz offensichtlich auch der Grund, warum es nichteinmal am Frauentag die Möglichkeit gibt, Männer auszuschließen. Denn da paßt er auf alles auf, insbesondere, daß keine Mitarbeiterin einen Getränkebon zuviel bekommt.
ad 6: Innerhalb eines Jahres hat fast die gesamte Belegschaft gewechselt. Barbara Kleins und Manuela Schreibmaiers Kasernenhofton fiel auch BesucherInnen auf. Die beiden kontrollieren die anderen Angestellten, sind aber selber zu keiner Rechenschaft bereit. Wer Kritik übt, hat einen Verfolgungswahn oder andere psychische Probleme (solche »Diagnosen« gibt es sogar schriftlich). Weitere Indizien für Mobbing liegen vor. Bemerkenswert ist auch, daß die Angestellten und freien MitarbeiterInnen bis auf Ausnahmen nicht aus dem Kreis der urprünglichen UnterstützerInnen stammen, obwohl diese an einer Mitarbeit interessiert gewesen wären.
ad 7: Preisliste: für vier Stunden in einem Raum verlangt Kosmos 1500 Schilling, für einen Tag kostet das ganze Kosmos 25000 - und zwar für Veranstaltungen, die vom ursprünglichen Anspruch her das Kosmos selbst organisieren sollte. Eine Gruppe von Migrantinnen sollte 25.000 Schilling für eine Tagesveranstaltung bezahlen. Auf eine Beschwerde hin, erklärte Vorstandsmitglied Heidi Ambrosch, es habe sich bei diesem geplanten Migrantinnentag um eine männerdominierte Veranstaltung gehandelt, deshalb sei der Preis so hoch gewesen. Tatsächlich aber liegt eine Preisliste vor, mit den genannten Beträgen vor. Die Migrantinnen hielten ihre Veranstaltung schließlich im Amerlinghaus ab. Sie sind keinesfalls eine männerdominierte Gruppe. Auf den Einwand, daß Migrantinnen nicht soviel Geld haben, gab Barbara Klein den guten Rat, sich doch welches zu besorgen. Die ist ein Beispiel, exemplarisch für mehrere andere. Die hohen Preise stehen auch für unsolidarisches Verhalten jenen gegenüber, ohne die das Kosmos überhaupt nicht realisiert worden wäre.
ad 8:Börsenbroker-Veranstaltungen und Esoterikseminare sind statutarisch nicht gedeckt. Kritik im Leitungsgremium wurde ebenso abgewürgt wie in Einzelgesprächen. Die Inhalte haben sich längst von den ursprünglichen Konzepten entfernt. Kritik von Vorstandsmitglied und KPÖ-Frauenpolitikerin Heidi Ambrosch ist nicht bekannt.
ad 9: Die nach wie vor stattfindenden Brainstormings dienen vorallem dazu, daß Künstlerinnen ihre Ideen einbringen, die dann jedoch - wenn überhaupt - von anderen realisiert werden. Künstlerinnen haben sich nach ihren Auftritten auch schon beschwert, daß sie schlecht behandelt wurden, daß es für sie nichteinmal ein Catering gab. Außerdem wurde von einigen, die auftreten wollten, eine Saalmiete verlangt.
Mit den Namen der Unterstützerinnen aus Rondell-Zeiten wird heute noch ein breites Spektrum an Rückhalt vorgegaukelt, obwohl diese sich großteils schon zurückgezogen haben.
Als Argumente, um das Kosmos überhaupt zu bekommen, galt die Notwendigkeit von Nebenräumen und Ausstellungsmöglichkeiten für bildende Künstlerinnen, ebenso eine Kuratorinnenwesen. Beides ist kaum realisiert und kann im Nachhinein als Alibibehauptung gelten, um die Unterstützung von bildenden Künstlerinnen zu bekommen.. Der Umgang mit ihren Arbeiten unterscheidet sich kaum von patriarchalen Ausbeutungsmethoden im Ausstellungsverfahren. Zusätzlich sind im Kosmos die Arbeiten weder beaufsichtigt noch versichert. Fast unnötig zu erwähnen, daß die Finanzierung einer Ausstellung gänzlich zu Lasten der Künstlerinnen erfolgt.
Wir betrachten das Kosmos als erhaltenswerte Einrichtung, jedoch die derzeitige Führung als kontraproduktiv und leider sehr frauenfeindlich. Verbale Bekenntnisse zum Feminismus nutzen dagegen nichts. Die Subventionen, die der Verein Link erhält, stehen für sinnvollere Projekte nicht mehr zur Verfügung. Das Kosmos mit all seinen Ressourcen soll wieder jenen Frauen offen stehen, die sich bereits im Rondell dafür eingesetzt haben; die inhaltliche Ausrichtung soll sich nach den ursprünglichen Konzepten orientieren und nicht einem Pseudofeminismus huldigen, der sich kaum vom Femailismus einer ÖVP unterscheidet.
el awadalla, Bonita Szabo, Grace Marta Latigo
17. 12. 2000