Vorwort : Dies ist die überarbeitete Gesamtfassung.
Ich hoffe ich habe alle Fehler ausgemerzt und mich
bemüht einige "Holpersteine" zu entfernen. Auch habe ich an ein paar Stellen
noch Ergänzungen vorgenommen. Ich denke die Geschichte ließ sich nun noch etwas
"Runder" ! Also, bei dieser Story handelt es sich um reine FanFiction. Sie ist
aus keinem finanziellen Interesse heraus geschrieben worden. Die Rechte der
Figuren liegen natürlich bei den jeweiligen Firmen. Auf meine Kappe gehen nur
zwei Neue ! ;-) Und natürlich ist die Handlung auf meinem Mist gewachsen aber
sie knüpft an die Geschehnisse der Serie an. Vor allem die der Dritten Staffel.
Zum besseren Genuß sollte man mindestens die Ep´s ab "The Deliverer /
Götterdämmerung" gesehen haben. ( Gibt es jemanden der das nicht hat ??? *g* Der
kann sich gerne bei mir melden ! )
Ok, es ist meine erste Story. Ich kam auf
den Gedanken weil zwischen Sonntag und Sonntag doch ne lange Durststrecke liegt
wo keine Folge kommt. Also macht man sich eben eine. Mailt mir, falls Ihr sie
lest, doch bitte Euer Meinung ! Auch Kritik wird gerne genommen
!!!
Besonderer Dank gebührt noch Youngsta, der mich mit Infos zu den
Charakteren unterstützten. Und Mavis nicht zu vergessen ! (Die Sache mit dem
Pferd ;-)) Thanx !
Da ich, als ich begann diese Story zu schreiben noch nicht
lange zu den Sehern der Serie gehörte.
Inzwischen ist auch das
Geschichte....
ICH WILL JETZT ENDLICH NEUE FOLGEN SEHEN :-)
( 09.08.1999 )
Doch nun...laßt uns beginnen......
Kapitel 1 - Der falsche Weg
Es war einer dieser Tag, Anfang des Winters. Die warme Jahreszeit mußte nun mehr und mehr der Kälte weichen. Am Tage waren die Temperaturen noch angenehm, aber in der Nacht wurde es bereits sehr kalt. Teils lag auf den Berghängen schon Schnee der in der Mittagssonne funkelte. Ein frischer Wind streifte durch die Sträucher und Äste der kahlen Bäume.
Das Gebiet in dem Xena, Gabrielle und Argo wanderten war steinig und in der Ferne zeichneten sich die Ausläufer eines riesigen Gebirges ab. Sie waren unterwegs zu einer kleinen Siedlung Namens Melko. Dort wollten sie einen Händler treffen der ihnen eine Überfahrt auf einem Segelschiff nach Britannien besorgen konnte. In letzter Zeit gab es kaum noch Schiffen die diese Route segelten. In Britannien herrschte wieder einmal Krieg um Ländereien.
Schiffe waren nun ein lohnendes Ziel, um die Kriegskassen der einzelnen im Kampf liegenden Parteien zu fühlen.
Die Bardin war zwar nicht gerade erfreut über das Reiseziel, aber sie wollte Xena auch nicht alleine lassen.
Die Kriegerin ging neben Argo deren Zügel sie hielt. Gabrielle, die den Kampfstab wie einen Wanderstock führte, schritt an ihrer Seite. Der Weg auf dem sie entlang zogen, schlängelte sich durch eine leicht felsige Landschaft. Einzelne Felsbrocken lagen wild verstreut zu beiden Seiten des Pfades.
Gabrielle schaute ihre Freundin an.
"Xena, warum mußten wir unbedingt durch diese öde, einsame Gegend um nach Melko zu gelangen ?"
Die Kriegerin drehte ihren Kopf zu Gabrielle, die ihr schon den ganzen Morgen über mit dieser und ähnlicher Fragen leicht auf die Nerven ging.
"Ich weis gar nicht was Du hast, es ist doch wunderschön hier ! Die Luft ist klar, die Sonne scheint und die Vögel zwitschern...
.....na ja, Vögel hab ich schon seit einiger Zeit nicht mehr gehört" , fügte sie mit einem kleinen verschmitzten Lächeln hinzu.
Die Bardin konnte ihren Humor nicht ganz teilen. Irgendwie hatte sie schon seit Anbruch der Reise ein leicht ungutes Gefühl, das immer stärker zu werden schien, je weiter sie voran kamen.
"Ja ja, mach Du nur weiter Deine Späße. Mir gefällt das nicht, irgend etwas wird passieren, und diese Gegend erst. Ich wüßte nicht das wir hier schon mal entlang kamen."
"Ja ist schon gut Gabrielle", erwiderte Xena, "irgendwie ist diese Gegend schon seltsam ! Als wir vorgestern an der letzten Wegkreuzung diesen Weg hier nahmen, war ich mir auch nicht mehr so sicher ob es auch der Richtige war..."
"Was...", fuhr die Bardin sie erstaunt und mit großen Augen anblickend an, "Du hast schon gestern nicht mehr gewußt ob das der richtige Weg ist. Na toll, wirklich toll !"
Die Kriegerin blickte nun etwas verlegen, als ob sie gerade beim Taschendiebstahl erwischt worden wäre.
"Schon gut, schon gut. Wir werden schon noch nach Melko kommen Gabrielle ! Ein kleiner Umweg kann uns gar nicht schaden, immerhin kannten wir diese Gegend noch nicht."
"Das ist auch wohl das einzige was ich dieser Situation noch an positiven abgewinnen kann" , konterte diese,
"Aber Nachts wird’s mir hier oben zu kalt. Wird Zeit das wir mal vielleicht eine Hütte oder eine Siedlung finden und nicht immer mit Decken am Lagerfeuer auf dem Boden schlafen müssen.
Aber hier ist ja niemand weit und breit. Wer soll auch hier schon sein ? Außer zwei Frauen und ein Pferd die, die falsche Abzweigung nahmen und nun hier rumirren."
Dieser Seitenhieb ging wieder in Richtung Xena. Sie konnte ja ihre Freundin verstehen. Gabrielle wollte sich einer Karawane anschließen die Richtung Melko ziehen wollte. Xena war aber der Meinung sie kämen alleine schneller voran. Und so standen sie nun, in dieser kargen und unwirklichen Landschaft.
"Und nun Xena ? Weiter auf diesem Weg oder sollen wir wieder zurück zur letzten Weggabelung ?"
"Nein, wir gehen nun auf diesem Pfad weiter. Wenn wir umkehren verlieren wir nur noch mehr Zeit. Das wäre dann auf jeden Fall zu spät und wir würden den Händler, der uns die Schiffspassage beschaffen will verpassen. Dieser Pfad kann kein so großer Umweg sein. Er führte allem Anschein nach durch die Berge und wir kommen dann von Norden her nach Melko."
"Allem Anschein nach ? Was soll das den nun schon wieder heißen ?", sagte Gabrielle mit einem leicht sarkastischen Unterton.
Xena winkte ab. "Nun hab dich nicht so. Der kleine Umweg wird uns schon nicht umbringen."
Die Bardin ließ ihren Blick zu Boden gleiten und sprach mit leiser Stimme, "Der Umweg wohl nicht. Aber irgend etwas kommt noch auf uns zu......"
Sie gingen weiter.
Xena hatte die leisen Worte von ihrer Gefährtin gehört. Sie wollte jedoch nichts darauf erwidern. Da auch sie sich zugestehen mußte, daß je weiter sie voran kamen, eine nicht greifbare, dunkle Bedrohung sich breit machte
Die Landschaft war es nicht, die sah so aus wie viele ihrer Art. Es lag irgendwas Unheimliches in der Luft. Man konnte es nicht in Worte fassen. Aber etwas würde ihnen auf dem Weg noch passieren, Gabrielle hatte das schon längst gespürt, sie hatte für so was eine Begabung.
Xena allerdings war eine Kriegerin. Sie verließ sich lieber auf ihre Kampfkunst. Aber das schätzte sie auch wiederum an ihrer Begleiterin Gabrielle - sie stellte den Gegenpol zu ihr dar ! Sie war ausgeglichener und hatte sie schon einige Male vor ihrem Übermut und Gefahren bewahrt.
Die Kriegerin schüttelte die dunklen Gedanken ab. Gabrielle hat sich auch schon geirrt. Warum sollte es auch nicht diesmal so sein.
Aber die Vögel ? Wo waren die Vögel und andere tierische Bewohner, die man doch sonst auch überall antrifft ?
So schritten sie den Pfad weiter. Es würde bald Nacht werden und beide hofften doch noch eine befestigten Unterschlupf zu finden in dem sie ein Nachlager errichten konnten.
Kapitel 2 - Die einsame Hütte
So kam die Nacht so schnell wie der Tag gegangen war. Die Dunkelheit breitete sich über den Himmel und Horizont aus als wollte sie sie für immer verschlucken.
Xena und Gabrielle hatten sich inzwischen dicke Fellumhänge übergezogen, da mit der Dämmerung auch die Kälte kam. Vor ihren Mündern bildeten sich bei jedem Ausatmen eine feiner Nebel. Die kalte Luft stach in ihren Lungen.
Sie hatten immer noch keine Hütte oder etwas ähnliches gesichtet und so dachten beide, daß es auch diese Nacht wieder kalt werden würde. Sie hatten noch ein gutes Stück der Wegstrecke geschafft bis die Finsternis hereinbrach. Gabrielle hatte es zwar immer wieder versucht Xena mit dem falsch eingeschlagenen Weg auf die Palme zu bringen, doch sie wußte das es ihre Freundin nicht so meinte und sie nur etwas aufmuntern wollte um von dieser Bedrohlichen Stimmung abzulenken.
So gingen sie durch die junge Nacht. Der Mond zeichnete sich rund am Sternenhimmel ab. Er strahlte so hell in dieser Nacht als wollte er die zwei warnen. Die Sterne funkelten, und es schien als tanzten sie bei jedem Schritt auf und nieder.
"So Xena, wie es aussieht wird’s heut Nacht wieder hart und kalt. Der Boden scheint mir langsam zu gefrieren. Ich glaub wir sollten gleich anhalten, Feuerholz und uns ein gemütliches Plätzen suchen."
Sie betonte dabei gemütlich und warf ihrer Freundin einen stechenden Blick zu.
Die Kriegerin winkte nur ab. "Schon gut , schon gut. Ich geb’ ja zu das es nicht die beste Gegend ist um herum zu spazieren, aber nun sind wir halt mal hier. Vielmehr als das schlechte Nachlager, macht mir aber diese bedrohliche Stimmung Sorgen, die immer größer wird. Gabrielle, spürst Du es auch ?"
"Ja, und diese Bedrohlichkeit nimmt um so mehr zu je weiter wir gehen. Ich hab ein ungutes Gefühl Xena !"
"Na ja, Gabrielle, bis jetzt ist ja noch nichts außergewöhnliches Geschehen. Suchen wir erst mal einen Platz zum Schlafen."
Sie gingen ein wenig weg vom Pfad zu einer Ansammlung von größeren Felsen. Als sie dort ankamen bemerkten sie, das hinter den Felsen eine Lichtung lag. Gabrielle, die voranging, drehte sich mit einem kleinen aber unverkennbaren Lächeln zu Xena um, "Hey ! Dort steht eine Hütte ! Als ob sie auf uns gewartet hätte."
Xena meinte dazu nur leicht spöttisch, "Oh Gabrielle, Deine Gebete wurden anscheinend von den Göttern erhört."
"Sag nur Du bist nicht froh mal wieder unter einem festen Dach zu schlafen, Xena !"
"Aber klar ! Dann laß uns mal das ´ Schloß ´ begutachten."
Sie ging zur Hütte. Sie war gar nicht so klein wie es erst den Anschein hatte. Von außen sah sie zwar schon recht ramponiert und baufällig aus, aber in ihrem Inneren könnte man gut und behaglich übernachten. Es gab sogar einen kleinen Pferdestahl an der hinteren Seite der Hütte.
Xena stellte Argo unter, inzwischen ging die Bardin hinein. Als die Kriegerin ihre Stute verpflegt hatte kam auch sie nach und traf Gabrielle beim zurechtmachen des Kamins, oder was man so nennen könnte, an.
"Argo ist versorgt ! Sie scheint mir heut Nacht noch unruhiger als in den Nächten davor. Falls Sie Sich nicht beruhigt muß ich noch mal raus zu Ihr."
"Sie spürt wohl auch die unheimliche Aura die diese Gegend umgibt. In dieser Nacht ist es besonderes schlimm !"
"Wollen wir’s uns mal gemütlich machen", sagte die Kriegerin und versuchte damit von diesem Thema ablenken.
"Während Du Dich ums Feuer kümmerst, werde ich mal hier das Mobiliar in Schuß bringen."
In der Hütte stand ein Tisch aus Holz, auf dem Boden lagen einige Holzhocker verstreut. Ansonsten gab es noch einige Regal. Davon hingen aber nicht mehr alle und einige auch schief. Es lagen überall Krüge, Schalen und anderes Zeug auf dem Boden herum das eigentlich in die Regale gehörte.
Xena befreite schnell mit einigen Fußtritten, den um den Tisch herum liegenden Unrat, der scheppernd und klirrend in die Ecken flog.
Gabrielle lästerte, "AH ! So räumst Du also auf Xena !"
Darauf konterte diese, "Ja, böse Buben und Müll - da gibt’s keinen Unterschied !"
Die Kriegerin hob nun zwei der umgestürzten Hocker auf und stellte sie je an eine der langen Seiten des Tisches.
Inzwischen brannte auch das Feuer, und das Innere der Hütte tauchte in ein gelb - rot, flackerndes Licht. Es knisterte und knackte als das Holz von den Flammen langsam verzehrt wurde.
Eine wohltuende Wärme breitete sich aus.
Xena zog sich den Fellumhang aus, legte ihn zur Seite. Sie nahm das Schwert vom Rücken und stellte es gegen die Tischkante zu ihrer Rechten. Sie nahm Platz auf einem der Hocker, hob eine der Taschen auf den Tisch die vorher auf Argo´s Rücken geschnallt waren. In der Tasche war ihr Proviant. Sie breitete ihn auf dem Tisch aus und begutachtete die verschiedenen Sachen. Gabrielle kam nun ebenfalls an den Tisch, nahm sich auch ihren Beutel und wühlte in den darin befindlichen Vorräten. Ihren Stock legte sie in Reichweite neben sich auf den Tisch.
"Na Xena, was gibt’s den heute Abend bei Dir Köstliches zum Essen ? " Sie hatte nach diesem Spruch wieder ihr Lächeln aufgelegt.
Die Kriegerin konnte nicht widerstehen, ihre Mundwinkel zogen sich auch zu einem Lächeln hoch.
"Tja, genau das selbe, zähe und getrocknete Zeug wie bei Dir " , antwortete sie.
"Dann spülen wir das ganze mit ne´m Schluck Wein runter und der Abend ist gerettet", entgegnete ihr die Bardin.
Sie neckten sich noch ein wenig weiter, bis dann Xena doch wieder auf die, über allem wie ein Beil schwebenden, unheimliche Atmosphäre kam.
"Ich bin froh, daß wir hier in der Hütte Unterschlupf gefunden haben. Wer weis ob in dieser Nacht nicht noch was auf uns zukommt."
"Ja Xena ! Mit diesem Ort stimmt etwas nicht. Es geht eine gefährliche Aura von ihm aus. Man könnte meinen, wir seien auf einem Friedhof."
Während sie sich weiter unterhielten aßen sie fertig und räumten anschließend die verbleibenden Vorräte wieder zurück in Ihre Beutel.
Draußen war es inzwischen stockfinster geworden und der klirrend kalte Wind zog pfeifend um die alte Hütte.
Gabrielle legte noch etwas Brennholz nach, die Kriegerin sah sich währenddessen nach Schlagmöglichkeiten um. In einem kleinen Nebenraum standen vier kleinere Betten. Diese waren zwar nicht mehr allzu intakt, aber für eine Nacht würde es sicher reichen. Sie nahm die beiden Fellumhänge und legte sie über zwei Betten, die noch den größten vertrauenerweckenden Eindruck machten. Die Bardin kam ins Zimmer und stellte sich neben sie.
"Hier, ich hab Dir Dein Schwert mitgebracht. Wir sollten nicht allzu weit von unseren Waffen entfernt bleiben."
Xena nickte Ihr zu. Sie nahm das Schwert und legte es längst auf ihr Bett an die Seite die zur Wand hin lag.
Gabrielle tat das gleich mit ihrem Stab.
"Ich werde noch zusehen das die Tür fest verschlossen ist. Sie ist wohl noch das stabilste in dieser Hütte !", sagte die Kriegerin.
"Ja, die zwei Fenster und das eine Fenster hier werde ich mit Brettern verrammeln." , antwortete die Bardin
Sie sahen sich beide an und merkten auf einmal das in ihnen doch ein wenig die Angst empor kroch. Keiner wollte es dem anderen eingestehen, aber beide waren Stunde um Stunde nervöser geworden. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm.
Xena ging um sich um die Tür zu kümmern. Gabrielle tat das gleiche mit den Fenstern. Danach legten beide sich zu Bett. Die Betten standen sich gegenüber. Die Kriegerin lag auf der einen, die Bardin auf der anderen Seite des Zimmers. Ihre Waffen lagen neben ihnen, griffbereit um auf alles reagieren zu können. Sie sahen sich noch eine Zeit lang an, so als ob sie beide auf ein Startsignal warten würden.
Dann schliefen sie ein........
Kapitel 3 - Der Todesbote
Plötzlich, es war mitten in der Nacht, schreckte Xena hoch. Sieh sah’s aufrecht im Bett und lauschte. War da nicht eben ein ungewöhnliches Geräusch. Sie versuchte sich zu konzentrieren, hielt den Atem an.
Stille, nichts als Stille ... Totenstille. Eigentlich zu still für eine Nacht hier in der Wildnis dachte sie.
Sie blickte hinüber zu ihrer Freundin. Die Bardin schlief tief und fest. Sieh sah aus wie ein Engel. Xena mußte
schmunzeln. Die Welt könnte untergehen und Gabrielle wie ein Baby.
Doch da ! Wieder das Geräusch ! Es schien das gleiche zu sein das sie schon aufwachen ließ.
Augenblicklich nahm ihr Gesicht wieder einen ernsten Ausdruck an. Sie horchte wieder in die Nacht. Im Zimmer war es, bis auf ein wenig Mondlicht das durch das verrammelte Fenster viel, finster. Das fahle Mondlicht viel auf Xena´s Gesicht und hüllte es ein, wie einen Totenschleicher. Ihre Augen wanderten von links nach recht ohne das sie den Kopf bewegte. Sie musterte die Umgebung als ob sie das sehen wollte, was sie nicht hören konnte.
Da, wieder, das Geräusch.
Sie überlegte. Ja, genau es waren Schritte, leichte Schritte. Die Kriegerin hatte durch jahrelange Erfahrung
in den verschiedensten Schlachten einen Sinn für solche Geräusche entwickelt. Ihre Hand hielt schön längst den Griff ihres Schwertes fest umschlossen. Sie zog den Fellumhang von ihrem Körper weg und setzte sich auf die Bettkante. Das Schwert zog sie langsam und fast geräuschlos aus der Scheide. Es war nur ein leises schleifen von Metall zu hören, als es seine schützende Hülle verließ.
Sie hielt wiederum den Atem an. Ihre Augen waren weit geöffnet.
Und wieder ! Diese Schritte ! Sie schienen sich ums Haus zu bewegen. Eine Person - schoß es ihr durch den Kopf. Aber sie waren zu kurz und zu leise für einen ausgewachsenen Gegner. Oder war es vielleicht gar kein Mensch ? Auf jeden Fall ging das Unbekannte auf zwei Beinen und es schien alleine zu sein.
Da wieder ! Die Schritte schienen sich der Tür zu nähern. Die Kriegerin richtete sich nun auf, ging einen Schritt
vor und blieb in der Mitte des Raumes stehen. Sie drehte sich leicht um. Sie konnte von diesem Raum, in dem die Betten standen, durch den leeren Türrahmen bis zur Tür der Hütte blicken. Kurz ließ sie ihren Blick von der Tür und schaute rüber zu ihren Sachen die am Kopfende ihres Bettes auf dem Boden lagen. Ein leichtes Gefühl der Beruhigung überkam sie, als sie das Chakram erblickte. Leicht reflektierte das Mondlicht, das auf das kühle Metall fiel.
Plötzlich, ein Pochen !
Xena´s Kopf flog in einem Bruchteil eines Augenblicks wieder herum und sie starte erneut auf die Tür.
Das Unbekannte war draußen, hinter dieser Tür. Die Kriegerin bemerkte die Dunkle Aura die durch die Ritzen
des alten Holzes der Tür kamen.
Eigentlich, so dachte sie, ist die ganze Situation doch lächerlich. Eine Person - ein Eingang - ein Kinderspiel ! Sie hatte schon wesentlich mehr Gegner auf offenerem Gelände bekämpft und ging aus diesen Schlachten siegreich hervor.
Aber es war dieser Ort, diese Umgebung, die Vorahnungen von Gabrielle, das nervöse Verhalten ihres Pferdes Argo. All diese Gedanken flossen ihr durch den Kopf, sie liefen wie Wasser über ein Mühlrad und trieben ihr einen Schauer über den Rücken. Es gab wenige Orte, an die sich Xena erinnern konnte, die eine so beklemmende Atmosphäre hatten wie Dieser.
Erneut ein Pochen, das sich nun zu einem eindringlichen Klopfen steigerte.
"Xena, was ist los." Gabrielle war aufgewacht.
Die Kriegerin warf ihr nur einen kurzen Blick zu um sich augenblicklich wieder der Tür zuzuwenden. Die Bardin rieb sich ihre verschlafenen Augen. Doch nur kurz, ein erneuter Ansturm von hämmernden Schlägen gegen die Tür blies ihr regelrecht den Schlaf aus dem Kopf. Sie griff blind neben sich, umklammerte ihren Kampfstab, riß ihn hoch und stand im Bruchteil einer Sekunde kampfbereit neben Xena.
"Was ist das, Xena ?", flüsterte sie ihrer Freundin zu, ohne den Blick von der Tür abzuwenden.
"Keine Ahnung Gabrielle, ich weis nur das Es allein ist."
"ES ???"
"Ja, ich habe nichts gesehen. Es bewegt sich aber auf zwei Beinen. Leise, kurze Schritte ! Ich hab keine Ahnung was oder wer es sein könnte."
Die Bardin stellte keine weiteren Fragen. Ihnen beiden war klar das sie es wohl bald erfahren würden, so oder so. Dieser Besucher war wohl nicht gekommen um die Zeche für eine Übernachtung zu kassieren.
So standen sie im fahlen Mondlicht, der die Umrisse ihrer Körper ins Dunkle des Zimmers zu meißeln schien. Ihre Schatten fielen fast bis zur Tür. Sie standen wie Statuen still, kampfbereit was auch komme.
Auf einmal - ihre Schatten erloschen ! Ein gleißend helles Licht bohrte sich im wahrsten Sinne des Wortes durch die modrige Tür. Der vordere Raum, in dem beiden zuvor gegessen hatten, wurde regelrecht Überflutet vom weißen Licht das von mehreren Sonnen zu kommen schien.
Die beiden rissen instinktiv ihre Arme hoch und senkten die Köpfe zu Boden um nicht zu erblinde. Zur selben Zeit gab es auch schon ein reißendes Krachen, ein explosionsartiges Bersten von Holz und die Tür der Hütte kam in Richtung der beiden angeflogen - oder das was von ihr übrig war.
Xena erahnte die Gewahr als erste. Sie packte Gabrielle am Arm und zog sie zu sich. Sie warf sich mit ihr zur Seite auf den staubigen Holzfußboden. Beide kamen hart auf, warfen direkt ihre Hände schützten über die Köpfe. Gerade noch rechtzeitig. Wie ein wild gewordener Hornissenschwarm prasselten Tausende kleine Holzsplitter auf sie und über sie hinweg.
Dann Stille !
Kein Ton durchbrach Diese !
Die Bardin regte sich als erste. Sie, wie auch Xena, hatte auf der Rückseite Ihres Körpers eine dicke Schicht Holzspäne. Darunter waren auch solche die aussahen wie kleine Dolch – Messerscharf ! Wenn ein solcher getroffen hätte, wäre dies nicht ohne Verletzung oder sogar den Tod ausgegangen.
"Alles klar ?" fragte Gabrielle Xena.
"Alles klar !" erwiderte sie.
Beide reckten sich auf, blieben aber noch in der Hocke. Der feine Staub und die Holzspäne auf ihrer Kleidung rieselten wie der Sand in einer Uhr zu Boden. Die Kriegerin erhob als erste ihren Kopf und blickte dorthin wo einst mal eine Tür war. Gabrielle tat es ihr gleich. Dort wo zuvor die Tür war, klaffte nun ein gähnendes Loch. Selbst der Türrahmen war zerfetzt. Feine Holzpartikel senkten sich, vom Explosionsdruck gegen die Decke der Hütte gewirbelt, dem Boden entgegen. Es sah so aus als würde es im Innern der Hütte schneien. Ein bizarres Bild das sich den beiden bot.
Doch all das war nichts gegen das, was jetzt in der Tür stand !
Ein Kind !
Ein unscheinbarer Junge, klein, vielleicht 8 bis 10 Jahre alt. Er trug einfache, bäuerliche Kleidung. Sein Haar war blond. Sein Gesicht erinnerte fast an das eines Engels - wäre dieser Platz nicht schon von Gabrielle belegt. Er stand ganz unschuldig dort. Hatte seine Arme hinterm Rücken verschränkt und blickte die beiden verwirrt schauenden Frauen an. Ganz emotionslos betrachtete er sie.
Den Freundinnen fiel direkt sein kalter, fast starrer Blick auf. Es schien als wollte der Jung tief in ihr Inneres blicken, tief, bis zu ihren Seelen.
Xena faste sich, nach diesem, wie sie zugeben mußte wahrhaftig eindrucksvollen Auftritt, als erste wieder. Sie ließ langsam ihre Hand, zum dem etwa einen Meter von ihr entfernt liegenden Schwert gleiten. Sie wollte den unheimlichen Besucher nicht provozieren. Dieser schien jedoch überhaupt nichts gegen ihre Aktion zu haben. Er ließ sie gewähren. Auch Gabrielle hob ihren Stab ungehindert auf. Beide erhoben sich nun langsam, immer den Jungen im Blick, der dies seinerseits erwiderte.
Die Luft in der Hütte war wieder klar, der Holzstaub war fast vollständig zu Boden gerieselt.
Erst jetzt, nachdem sich Gabrielle´s Augen wieder an die Mondlicht erhellte Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie, daß die Pupillen des Jungen fast Schwarz waren, die Iris dagegen leuchtete rötlich.
"Siehst Du Xena ! Ich hatte recht. Das wird nicht gut enden !" , flüsterte sie ihr zu.
"Ach, mal nicht den Teufel an die Wand. Noch leben wir !"
"Den Teufel muß ich gar nicht malen, der ist schon hier !"
Währen sie beiden in einer etwas angenehmeren Situation hätte Xena wohl gelacht, nun aber verkniff sie es sich.
Beide Parteien starrten sich weiterhin an. Die Kriegerin unternahm den ersten Schritt. Ging langsam vor. Jeden Schritt mit Vorsicht, stets zum Handeln bereit. Die Bardin wollte zwar noch fragen ob dies gut sei, aber Xena war schon fast zwei Schrittlängen von ihr entfernt in Richtung des kleine Jungen. Ihr blieb nichts anderes übrig als ihr zu folgen.
Gabrielle verdrehte noch kurz die Augen, als wollte sie sagen, "Nicht Xena. Bleib hier ! Wer weis was das unscheinbare Kerlchen im Schilde führt."
Aber wie so oft ging die Kriegerin ihrem eigenen Dickkopf nach und ignorierte die Vorsicht die Gabrielle ihr immer anmahnte. Aber die Bardin wußte auch, daß sie ihre Freundin nie im Stich lassen würde ! Also folgte sie ihr in kurzem Abstand.
Xena blieb ungefähr zwei Meter vor dem Jungen stehen. Sie wußte das ein gebührender Abstand zu einem unbekannten Gegner das Leben verlängert. Die Bardin blieb kurz danach neben ihr stehen. Xena´s Finger umklammerten den Griff des Schwertes, die andere Hand stützte sie in ihre Seite. Leicht provokant könnte man meinen, aber die Kriegerin wollte dem Gegner keine Blöße zeigen. Innerlich drehten sich ihre Gedanken wie ein Wirbelsturm um diesen Jungen. Sie konnte sich nicht daran erinnern je was von solch einer Erscheinung gehört zu haben.
Gabrielle hingegen hielt ihren Kampfstab mit beiden Händen fest umschlungen, so das er eine diagonale Verteidigungslinie zwischen ihr und dem Jungen bildete.
Der Knabe hatte sich seit seinem Erscheinen nicht gerührt. Er stand einfach nur da. Sich seiner Macht wohl bewußt.
Plötzlich aber, kam Regung in ihn. Xena ging augenblicklich aus ihrer gelöst wirkenden Haltung in eine Kampfbereite über. Auch die Bardin zuckte leicht zusammen. Doch den unheimlichen Gast schien dies nicht zu stören. Er begann seine Hände hinter dem Rücken hervorzuholen und für die beiden Frauen wurde das, was er bis jetzt hinter seinem Rücken verborgen hielt, sichtbar.
Die Bardin verzog leicht angewidert ihr Gesicht und auch die Kriegerin konnte diesem Anblick kein Schmunzeln abgewönnen. Was sich da den beiden bot war schauerlich. Der Junge hielt in einer Hand ein kleines quadratische Holzbrett, das ein Spielbrett zu sein schien. Auf diesem Brett aber gab es besondere Spielfiguren. Es waren abgetrennte Finger ! Faules, modriges Fleisch hing in Fetzten von ihnen ab. Nur eine Seite des Brettes waren mit diesen makaberen Figuren gefüllt, etwa 20 Stück. Sie standen aufrecht auf dem Brett, als währen sie aus ihm raus gewachsen. Zudem hatten die Finger ein Färbung zu schwarz hin.
Schwarz wie der Teufel.
Nun gab der Knabe auch den Blick auf das frei, was er in seiner anderen Hand hielt. Er drehte seine kleine, unschuldige, zur Faust geballte Hand um, so das seine Fingerkuppen nach oben zeigten. Er öffnete sie langsam, fast bedächtig. Und die Frauen erschauerten erneut. In dieser Hand hielt der Junge ebenfalls Finger, die denen auf dem Brett glichen. Bis auf eine Kleinigkeit ! Ihre Färbung schimmerte weiß und es waren nur zwei.
In diesem Moment erhob das Kind seine Stimme. Eine Stimme die zu einem normalen Jungen paßte. Aber nicht zu diesem Geschöpf, das äußerlich zwar so aussah aber durch die rot glühenden Augen weit davon entfernt wahr. Sie klang kindlich und das machte diese Atmosphäre noch unheimlicher.
"Spielt mit mir ! Zwei gegen Zwanzig ! Gut oder Böse ! Leben oder Tot !"
"Spielt mit mir !" , ertönte es ein zweites Mal.
Xena und Gabrielle sah sich an. Beide wußten in diesem Augenblick was die andere dachte.
Es sollte ein Spiel werden, ein Spiel auf Leben und Tot, und sie waren Figuren in diesem Spiel, bei dem der Teufel Regie führte.
Der Teufel in Gestalt eines Kindes. Was für eine Ironie. Ein Kinderspiel !
Diese Nacht könnte ein lange, sehr lange Nacht werden.........
Kapitel 4 - Das Spiel beginnt
Der Jung ging an den beiden Frauen vorbei, bewegte sich in Richtung des Tisches. Er legte das Spielbrett an eins der Kopfenden auf das alte staubige Holz. Die zwei weißen ´ Figuren ´ legte er lose daneben. Er drehte sich um und hob eine Hocker auf, stellte diesen ebenfalls an das Kopfende und setzte sich vor sein Brett. Seine Arme legte er auf den Tisch, so, das sie zueinander parallel verliefen und sich dazwischen das Spielbrett befand.
Die beiden Frauen hatte ihn inzwischen nicht aus den Augen gelassen.
Der Jungen sah nun die beiden an, als ob er auf etwas wartete.
"Nun, wollt Ihr nicht zu mir kommen ? Das Spiel kann beginnen !"
"Und was ist wenn wir nicht mitmachen" , erwiderte Xena.
"Ein Nein bedeutet Euren Tod ! Spielverderber kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Was für ein nettes Wortspiel, meint Ihr nicht auch ?"
Gabrielle und Xena konnten dieser makaberen Einstellung nichts komisches Abgewinnen.
Der Junge sprach weiter ,"Es ist so langweilig geworden. Einfach jemanden umzubringen, das ist zu leicht ! Das macht keinen Spaß. Eine Fliege kann jeder zerquetschen, aber eine zu Fangen bedarf größerer Anstrengung . Und durch ein kleines Spielchen, macht der Tod doch gleich viel mehr Spaß !"
"Wem, Dir vielleicht !" ergänzte die Bardin.
Da begannen die Augen des vermeintlichen Jungen zu funkeln. Ein diabolisches Grinsen machte sich auf seinem zarten Gesicht breit.
"AH, Du hast den Sinn erkannt ! Seht Ihr, meine Aufgabe ist es die Seelen der Menschen einzufangen. Denn an dem Ort, von dem ich kommen, braucht man sie. Wir ernähren uns von ihnen, sie geben uns Kraft. Denn die Zeit wird kommen in der wir gegen die Götter in den Kampf ziehen. Das Dunkle Zeitalter wird über die Erde hereinbrechen.
Ohne Eure Götter werdet ihr schutzlos sein und einen leichte Beute für Wesen meiner Art.
Es gibt viele Orte wie diesen, Menschen verschwinden einfach, sind wie vom Erdboden verschluckt, ihre Familien hören nie wieder etwas von ihnen. In einer Zeit wo allerorts Krieg, Neid und Mißgunst herrscht, gehen solche Schicksale im täglichen Kampf ums Überleben einfach unter. Dies ist der Nährboden für uns ! Das Böse wächst, von Tag zu Tag, von Schlacht zu Schlacht. Ihr habt so viele Götter, aber was helfen sie Euch schon. Der Mensch allein bestimmt sein Schicksal. Er hält die Zügel in der Hand. Er spielt das Spiel. Das Spiel um Leben und leben lassen.
Also was sollte dann an meiner kleinen Partie falsch sein ? Ihr habt Euch mit dem Betreten dieser Hütte schon entschieden ! Es gibt kein zurück ! Ihr müßt nun um Eurer Leben an diesem Spiel teilnehmen."
Die Bardin und die Kriegerin hatten sich die Ausführen des Jungen angehört. Beiden wurde es etwas mulmig zumutet. Es war die Rede von weiteren Orten wie diesem, weiteren Geschöpfe seiner Art. Sollte der Untergang der Menschheit wirklich auf dem Spiel stehen, waren die Götter den nicht mehr an den Menschen interessiert. Die Kriegerin kannte das dunkle Gefühl, wenn man in einer Schlacht bis zum bitteren Ende kämpft. Bis zu den Knöcheln in Blut, daß sinnlose Gemetzel, die vielen namenlosen Opfer. Sie konnte sich noch gut an ihre Vergangenheit erinnern, einen Vergangenheit ohne Gabrielle, eine Zeit ohne Hoffnung, nur mit dem Ziel zur Vernichtung. Waren Menschen, wie sie es einmal war, nicht schon Verbündete des Bösen. Bauern die das Feld zur Ernte bestellten. In diesem Moment dankte Xena den Götter das sie es geschafft hatte. Ja, mit Hilfe von Gabrielle würde sie nie mehr der Versuchung verfallen.
In diesem Moment wurde Xena von einem leichten Stoß der Bardin in die Realität zurück geholt. Sie schaute die Kriegerin an.
"Xena, was nun ?", fragte sie. "Du willst doch etwa nicht das wir uns auf diese Spiel einlassen. Der Teufel kennt keine Fairneß !"
Xena verstand die Sorge die ihre Freundin empfand.
"Was soll uns eigentlich daran hindern Dich nicht einfach zu töten, oder diesen Ort zu verlassen ? Was könnte ein kleiner Junge mit rot leuchtenden Augen den schon groß ausrichten ?"
Der Kriegerin war es wohl bewußt, daß sie mit dieser Aussage möglicherweise den Bogen überspannt hatte.
Kurz verschwand das teuflische Grinsen aus dem Gesicht des Jungen. Die Bardin warf einen nicht gerade erfreuten Blick zur Kriegerin.
Das war es dann, dachte Gabrielle, getötet von einem kleinen Jungen, in einer alten Hütte, in einer verlassenen Gegend. Und zu allem Elend, daß alles nur weil sie die falsche Weggabelung genommen hatten ! Die Bardin sah schon in Gedanken ihre Grabinschrift, als der Knabe plötzlich wieder in seinen siegessicheren Gesichtsausdruck zurück fiel.
"Oh, Ihr pokert hoch. Das wird eine feine Partie werden. Ich werde es genießen Euch Sterben zu sehn ! Aber man soll nicht sagen, ich habe Euch im Unklaren gelassen. Töten, töten wollt Ihr mich ? Ihr könnt vielleicht meine Hülle zerstören, aber mein Geist werdet Ihr nicht zur Strecke bringen.
Nicht heute Nacht, nicht hier, nicht in meiner Welt !"
Die beiden Kampfgefährtinnen horchten auf. Was sagte er - in seiner Welt ?
Und als ob das Geschöpf ihre Gedanken lesen konnte fuhr es fort. " Ja, Ihr habt richtig gehört, dreht Euch um, seht dorthin, wo einst die Tür war ."
Die Augen der beiden wurden groß, als sie sich umdrehten und das sahen, von was der Junge sprach. Gabrielle ging vor bis zu dem zerfetzten Türrahmen und blieb wie vor eine unsichtbare Wand gelaufen stehen. Dort wo sich draußen vorher, vor der Hütte, Gräser und Steine befanden hatten, lag nun nur noch einen riesige schwarze Fläche. Mond, Sterne ja sogar die kahlen Bäume und die Berge die zuvor noch im Mondlicht schimmerten waren verschwunden.
Schwarz, nur noch endloses Schwarz.
Xena lief zu einem der Fenster, versuchte durch die Ritzen des verrammelten Rahmens zu sehn.
Nichts ! Dunkelheit !
Hastig erhob sie ihr Schwert, setzte es wie eine Hebel unter eins der Bretter. Drückte den Griff zu Boden. Das Brett löste sich mit einem lauten, harten Krachen vom Rahmen und fiel zu Boden. Zwei folgten, bis die Sicht ganz frei war.
Die Sicht auf was ? Sie lehnte sich über den Rahmen und streckte den Kopf nach draußen.
Schwärze ! Sie drehte ihren Kopf nach links, rechts, in keiner Richtung sah sie eine Änderung. Nur tiefes Schwarz !
"Ihr seit in meiner Welt ! Hier gibt es keine Zeit ! Hier gibt es keinen fest Ort ! Hier gibt es nur das, was ich will !" ertönte es hinter Xena´s Rücken.
"Also macht Euch bereit. Der Einsatz ist das Leben, der Preis ist Eure Seele ! Ich erkläre Euch die Regel."
Die Kriegerin drehte sich erstaunt um.
"Regel...es gibt Regel ? Der Teufel erlaubt Regeln bei diesem Spiel ?"
Der Junge genoß die Verwunderung die er in ihren Augen sah.
"Warum den nicht ? Das macht die ganze Sache doch noch will spannender !
"Wie sind die Regeln ?" , fragte Gabrielle neugierig.
"Nehmt Eure Waffen und setzt Euch an den Tisch" , antwortete er, "Ihr werdet sie noch brauchen !"
Wieder verzog er seinen Mund in ein hämisches Grinsen. Als ob er sich seines Sieges schon sicher sei.
Xena und Gabrielle schauten einander an. Die Bardin nickte kurz. Na gut, sollte er sein Spiel bekommen. Sie würden es ihm nicht leicht machen. Gabrielle ging zum Tisch, legte ihren Stab darauf und ließ sich auf einem der Hocker nieder die noch vom Essen standen Die Kriegerin verschwand kurz im Schlafraum. Als sie zurückkam trug sie ihr Schwert auf dem Rücken und hatte das Chakram am Gürtel eingehängt. Auch sie setzte sich. Beide schauten zu dem am Kopfende des Tische sitzenden Jungen.
"Las uns beginnen !", sprach Gabrielle mit ruhiger Stimme.
Der Junge platzte bald vor Vorfreude. Er konnte es fast nicht mehr erwarten die beiden in das Spiel einzuweihen. Xena und Gabrielle konnten sich bei diesem Gesichtsausdruck vorstellen das ihre Chancen mit den Regel wohl nicht steigen würden.
"So, kommen wir also zum lustigen Teil."
Ein Arm verschwand unter dem Tisch. Er schien etwas aus seiner Hosentasche zu holen. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, konnten die beiden nicht genau erkennen was sie hielt Er legte sie auf ihren vorherigen Platz.
Man konnte sehn das er etwas darunter verborgen hielt. Er schien es sichtlich zu genießen die beiden auf die Folter zu spannen.
"Mach schon ! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit !" , fuhr die Kriegerin den Jungen schroff an.
Da bekam sie einen Tritt unter dem Tisch ans Schienbein. Sie konnte gerade noch den Schmerz vor dem Knaben verbergen. Sie biß auf ihre Zähne, preßte die Lippen fest zusammen und drehte den Kopf zu Gabrielle. Die hingegen ließ ihre Augen weiterhin auf dem Jungen und versuchte die Situation mit einem Lächeln zu überspielen.
"Meine Freundin ist ein wenig übermütig ! Sie hatte heute eine schlechten Tag ! Nimm es Ihr bitte nicht übel." , sagte die Bardin.
Die Kriegerin hätte am liebsten zurückgetreten, beließ es jedoch bei einem ihrer typisch, stechenden Blicke. Der Junge sah nacheinander beiden an, mit einem Gesichtsausdruck, als ob er was verpaßt hätte.
"Wir sind ganz Ohr !" , schob die Bardin schnell hinterher.
"Nun gut."
Der Junge erhob seine Hand von dem was er darunter bisher verborgen hielt. Die Freundinnen konnten nun eine Stapel Karten sehn. Es schienen Spielkarten zu sein. Sie lagen mit der Rückseite nach oben. Er nahm die beiden weiß schimmernden Finger und stellt sie auf eine leere Seite des Spielbrettes. Dann drehte er das Brett so, daß die Seite mit den 20 ´ Figuren ´ zum ihm, und die zwei einzelnen zu den beiden Gefährtinnen zeigten. Wiederum verschwand eine Hand in der Hosentasche. Kurz darauf hatte er gefunden was er suchte. Er ließ drei Würfel auf den Tisch fallen. Dabei hatte er wieder diesen süffisanten Ausdruck auf seinem Gesicht. Xena erwiderte dies ihrerseits mit einem abwerteten Grinsen. Ihr ging dieses überhebliche Getue doch langsam auf die Nerven. Wenn der Knabe nicht gleich zum Punkt kommt, würde sie einfach aufstehen, zu ihm hingehen und seinen Kopf abreißen !
Ja genau - einfach den Kopf abreißen !
Noch ein wenig und du hast mich soweit, dachte die Kriegerin. Die Bardin tippelte derweil leicht nervös mit den Fingerkuppen einer Hand auf dem Tisch. Die Situation wurde gefährlicher.
Sie merkte das Xena langsam aber sicher der Geduldsfaden riß. Wenn dieses Wesen nicht gleich zur Sache kam, gab es Tote. Fragte sich nur wer ?
"So, dies ist alles was wir benötigen !" , sagte der Junge, "Ich werde Euch nun die Regel erklären. Ihr seht, auf meiner Seite gib es zwanzig, und auf Eurer zwei, wollen wir es mal Spielfiguren nennen. Hier liegt noch ein Stapel von 20 Karten und das sind drei Würfel."
Oder ich reiß ihm einen Arm aus, oder zwei... Xena mußte sich schwer beherrschen. Der Junge trieb sie wirklich noch zur Weißglut.
"Ja, ja, das sehn wir. Sag uns doch bitte nun die Regeln !", versuchte die Bardin die Situation etwas abzukühlen.
"Also Ihr beginnt. Das Brett hat wie Ihr seht schwarze, weiße und rote Felder. Sie bilden einen Spirale die im Ziel
endet. Die beiden Startfelder sind mit dieser verbunden. Es wird abwechselt gewürfelt. Wenn eine Figur ein Feld erreicht das von eine Gegnerfigur besetzt ist, wird diese als Verlust entfernt."
Bei den Worten ´ als Verlust entfernt ´ blitzten sein Augen auf. Das Rot begann stärker zu leuchten.
"Ich nehme an ´ entfernt ´ bedeutet......"
"Tod ! Und eine weiter Seele für mich !" ergänzte er Gabrielle´s Satz.
"Und zwei Figuren bedeuten - je einen für uns beide."
"Ja" , antwortete der Junge Xena.
"Und warum hast Du dann zwanzig ?" , erwiderte sie.
Jetzt noch so´n Grinsen und die Kriegerin würde ihn in der Mitte teilen. Gabrielle hielt den Atem an.
Der Knabe antwortete gelassen, "Dafür dürft Ihr ja auch Anfangen."
Das war’s. Die Kriegerin sprang auf. Der Hocker kippte nach hinten weg, ihre Fingernägel bohrten sich in das Holz der Tischplatte. Gabrielle folgte ihr, streckte schnell ihren Arm aus und legte die Hand auf Xena´s Schulter, als wollte sie ihre Freundin nach unten drücken. Die Bardin blickte ihr in die Augen. Sie sah das Xena kurz vorm explodieren stand. Gabrielle dreht ihren Kopf zu dem Jungen .
"Wir nehmen uns mal kurz ne Auszeit. Geht das in Ordnung ?"
"Klar - ich hab Zeit. Der Tod rennt mir nicht davon !"
Gabrielle ging um den Tisch auf Xena´s Seite. Sie packte sie an den Schulter, lächelte beschwichtigend in Richtung des Jungen und schob sie in den Schlafraum.
"Ich bring Ihn um! Ich stopfe Ihm seine kleines unschuldigen Maul ! Genau Gabrielle, während Du Ihn festhältst, drück´ ich Ihm seine roten Augen in den Kopf ! Wollen ja mal sehn wie Ihm DAS gefällt."
Sie war kurz davor ihre Beherrschung zu verlieren.
"Xena beruhige Dich ! Er will Dich nur provozieren. Merkst Du das denn nicht ? Er hat Spaß daran ! Er will, das Du Dich von der Gewalt leiten läßt. Er will Deine dunkle Vergangenheit zum Vorschein bringen. Er zehrt davon. Es gibt Ihm Kraft. Ohne diese Kraft ist er verwundbar. Glaube mir ! Wir müssen das durchstehen und uns keine Blöße geben.
Nur wenn wir zusammenhalten gibt es noch Hoffnung. Er ist mächtig, mächtiger als Du denkst Xena. Er sieht vielleicht aus wie ein Kind, aber laß Dich nicht davon täuschen. Selbst das gehört zu seinem Plan. Vertraue mir ! Ich habe den ganzen Tag schon seine Anwesenheit gespürt. Ich glaub nicht das wir zufällig hier sind. Ich glaube er hat es bewußt auf uns abgesehen. Wir müssen wohl irgendwie eine Bedrohung für Ihn oder für seine Sache sein. Xena. Wir ziehen das jetzt durch! ...Alles klar mit Dir ?"
Die Kriegerin nickte, wenn auch eine wenig unwillig. Aber sie wußte das ihre Freundin recht hatte. Sie durfte sich nicht in einen Rausch der Gewalt drängen lassen. Ja, das Wesen schien sie zu kennen. Sie und ihre Vergangenheit.
Gabrielle´s Hände ruhten noch immer auf ihren Schultern. Sie blickten sich gegenseitig an, tief in die Augen. Die Kriegerin zog schwer die Luft durch ihre Nase. Ihr Brustkorb hob und senkte sich dabei. Ihr angespannter Gesichtsausdruck wich langsam wieder einer entspannten Haltung. Ihr Puls flachte ab.
"Okay, wir machen’s auf Deine Art !"
Der Bardin fiel ein Stein vom Herzen. Ein Lächeln verzauberte ihr Gesicht. Xena mußte bei diesem Anblick ebenfalls schmunzeln und die beiden strahlten sich an. Sie legte Ihre Hand auf Gabrielle´s Wange und streichte zarte über ihre Haut.
Ja, sie wußte was sie an Gabrielle hatte. Sie würde ihr immer zur Seite stehen. Die Bardin nickte, wie als wolle sie es bestätigen. Ihre Hände glitten von Xena´s Schultern und beide ging zurück an den Tisch.
"AH, sind sich die beiden Turteltäubchen nun endlich einig geworden ?", sagte der Junge mit einem leicht spöttischem Unterton.
Die Kriegerin hob ihren Hocker auf und beiden setzten sich wieder an den Tisch.
"Wir konnten uns gerade noch so zurückhalten" , konterte die Kriegerin in einem harten aber ruhigen Ton.
Plötzlich zeigte sich für einen kurzen Augenblick Erstaunen im Gesicht des Knaben. Mit dieser Wendung hatte er wohl nicht gerechnet.
"Dann weiter. Die Zeit verrinnt." , sagte Gabrielle.
"Jeder von Euch würfelt wenn er an der Reihe ist, zieht seine Figur, nimmt sein Schicksal an." , fuhr der Junge fort,
"Dann bin ich dran, mache meinen Zug. Trefft Ihr oder ich auf ein rotes Feld, wird eine Karte gezogen. Auf diesen steh´n die Prüfungen, die bewältigt werden müssen. Es gibt keinen Ausweg. Die Karten dulden kein Versagen.
Wird eine Figur auf einem Feld geschlagen oder wird eine Prüfung nicht geschafft, wird die jeweilige Figur vom Feld entfernt. Dies gilt in Eurem Fall auch für das Leben ! Aber ich gebe dem, der von Euch als erstes Seine Figur verliert eine zweite Chance. Die Andere kann versuchen sie zu retten. Die Aufgabe dazu wird aber nicht einfach sein ! Verliert Ihr beide, gibt es kein zurück. Dann gehören Eure Seelen mir, und ihre Kraft wird mir dienlich sein. Solltet Ihre jedoch das Unmögliche erreichen und es bis ins Ziel schaffen, gebe ich Euch frei ! Und noch was, gelangt Ihr auf ein weißes Feld, so dürft Ihr Euch entscheiden ob Ihr nochmals würfelt oder dort stehen bleibt. Ein kleiner Vorteil, den der weiße Spieler hat. Ach, bin ich nicht großzügig !"
Während seinen Ausführungen konnte er kaum ruhig auf seinem Hocker sitzen. Die diabolische Vorfreude war fast noch stärker als sein Verlangen nach Ihren Seelen. Xena und Gabrielle konnten Ahnen, das er es ihnen nicht leicht machen würde. Dieses unscheinbare Kind trieb sein teuflisches Spiel. Oder trieb das Spiel das Kind ?
Sie hatten keine Zeit sich weiter darüber denn Kopf zu zerbrechen als der Knabe innen die Würfel zuschob.
Xena traf die Wahl. Der Junge zog seine Hand zurück und ließ die Würfel vor ihr liegen. Sie blickte auf sie herab.
Sie schimmerten in einem fahlen Weiß, leicht vergilbt, als ob sie schon durch Tausende von Händen geglitten seien.
Die Kriegerin spürte das diese unscheinbaren Quader schon so manches Leben gekosten hatten. Der Wert des Wurfes wurde durch rote Linien dargestellt, die von einer bis sechs reichten. Dieses Rot sah aus wie aus Blut auf die Oberfläche aufgetragen.
Xena legt ihre Hand über sie und hob sie vom Tisch. Sie ließ sie durch ihre Finger wandern. Die Würfel waren schwerer als es zuerst den Anschein hatte. Sie füllten sich an als hätten sie die doppelte Größe. Sie sah zu dem Kind hin. Ihr Gesicht bekam einen Ausdruck als wäre sie im großen Kasino in Athen. Sie begann die Hand zu schließen, schüttelte die Würfel kurz, um sie dann mit einem schwungvollen Wurf auf den alten Tisch zu befördern.
Gabrielle und sie sahen erwartungsvoll dem wilden Rollen nach. Die drei Würfel kamen fast gleichzeitig kurz vor dem Brett zum liegen.
Eins – Drei – Sechs.
Die Kriegerin wollte gerade nach ihrer Figur greifen, als diese sich wie von Geisterhand in Bewegung setzte und begann die gefallene Augenzahl auf dem Brett zurückzulegen. Alle Blicke im Raum waren auf diesen Zug fixiert.
Rot!
Auch das noch dachte Xena, direkt zu Anfang schon rot.
"AH ! Eine herausfordernde Spielerin ist unter uns !" , kommentierte der Junge.
"Dann werden wir gleich mal sehen was Dir das Schicksal zuteilen wird."
Plötzlich erhob sich die oberste Karte des Stapels und stoppt erst etwa 10 cm über dem Tisch. Keine Hand hatte sie gehoben. Noch sah niemand was sich auf ihr verbarg. Dann schwenkte sie im Bruchteil einer Sekunde um sich und wies nun allen was auf ihr stand.
´ Schaue einem Feind ins Auge ! Trete Ihm gegenüber und weiche nicht der Gefahr ! Verlierst Du Deinen Zug, verlierst Du Dein Leben ! ´
Xena konnte sich nicht viel darunter vorstellen. Gabrielle schien auch auf das Folgende zu warten. Nur der Junge schien sich zu freuen.
"Oh, direkt zu Anfang eine meiner Lieblings Karten, das wird beistimmt ein lustiges Spiel" , sagte er in voller Erwartung.
"Und ? Was bewirkt die Karte ?" fragte die Kriegerin neugierig.
Sie hatte kaum den Satz beendet als auch schon ein dumpfes Grollen, ein Brummen von starker Intensität von außen in die Hütte drang.
"So ! Der erste Gast dieses Abends ist eingetroffen." ,der Knabe drehte dabei seinen Kopf in Richtung des Einganges.
Welcher Gast ? Xena und Gabrielle sahen sich verdutzt an.
"Xena, Du hast doch nicht gerade etwa an Jemanden bestimmtest gedacht."
Die Kriegerin hob mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck die Schultern.
Beide sahen nun auch zu der Person die im Eingang stand. Weitere Worte blieben den beiden im Halse stecken.
Dort stand, in ihrer typisch überheblichen Pose, beide Hände in ihre Seiten gestützt, leicht das Gewicht auf einen Fuß verlagert und mit einem hochgezogenen Mundwinkel, der dem diabolische Grinsen des Kindes in nichts Nachstand......
......CALLISTO !
Kapitel 5 – Der Kampf entbrennt
"AH, die Schlampe und Ihre Konkubine ! Und was macht dieser kleine Knirps hier ? Verdient Ihr Euch Euer Geld jetzt mit Babysiting ?" Callisto schien wieder guter Laune zu sein.
"Ein Frau meines Formates." Der Junge hatte sichtlich die Angekommene ins Herz geschlossen.
Callisto warf dem Knaben eine verächtlichen Blick zu. "Reib Dir erst mal das Moos hinter den Ohren ab !"
Der Knabe war begeistert. "Das wird ja immer besser !"
Xena und Gabrielle konnten die allgemeine Erheiterung nicht teilen. Ganz im Gegenteil. Jede der Beiden hatte ihre eigene besonderen Erfahrungen mit Callisto gemacht. Sie wußten, wo sie auftaucht blieb Chaos und Verwüstung zurück. Die beiden Gefährtinnen standen ganz oben auf ihrer Abschußliste.
"Ich dachte Hercules hätte Dich in die Zwischenwelt geschleudert Callisto ? Hattest Du es nicht auf seine Mutter abgesehen ?"
Die Halbgöttin warf der Kriegerin einen scharfen Blick zu.
"Tja, nun bin ich wieder hier ! Das habe ich wohl Dir zu verdanken Xena. Aber ich hätte es auch so geschafft. Alles eine Frage der Zeit. Ach übrigens Gabrielle......noch schöne Grüße von Deiner Tochter...Hope !"
Hope ! – Bei diesem Namen verfinsterte sich die Mine der Bardin, und nicht nur ihre.
"Sie ist doch..."
"...Tod ?!", ergänzte Callisto sie, "Na ja sagen wir mal, leicht angebrutzelt, aber noch nicht ganz Tod. Is ja auch egal, jetzt widmen wir uns erst mal anderen Dingen."
Die Halbgöttin kam zum Tisch. Sie ließ Gabrielle links liegen und blieb direkt vor der Kriegerin stehen.
"Soll ich Dir gleich hier drinnen das Maul stopfen, oder ist Dir die Innenausstattung Deines neuen Heimes
zu schade ?"
Xena merkte wieder, wie ihr Puls stieg. Die zur Faust geballten Finger drückten sich tief in die Handflächen.
Sie mußte ja auch unbedingt in diesem entscheidenden Moment an SIE denken.
Aber auch Gabrielle mußte sich eingestehen, daß sie Abscheu und Wut empfand. Callisto hatte ihnen beiden einfach zu viel angetan, als das sie ihre Anwesenheit ignorieren konnte.
"Du bekommst noch Dein Fett weg Callisto !" ,die Kriegerin ging auf Angriffskurs.
"Wenn Du keine Lust hast Xena, übernehme ich das !" , warf die Bardin in die Runde.
Die Halbgöttin dreht sich zu Gabrielle und zeigte ihr die Zähne.
"So, wenn nun alle Höflichkeit ausgetauscht sind, können wir fortfahren." Der Junge rieb sich die Hände.
" Macht Euch bereit ! Ihr betretet nun die Kampfarena."
Im selben Augenblick wurden auch schon alle Anwesenden in ein gleißend, gelb schimmerndes Licht gehüllt. Als das Licht verschwand saßen und standen alle noch an ihren Plätzen. Doch die Hütte war verschwunden, auch die Gegend hatte sich verändert. Der Tisch, das Spiel, und auch die Hocker waren gleich, aber der Ort war ein anderer. Xena kannte ihn nur zu gut. Es war Callisto´s Heimatdorf !
Die Halbgöttin drehte mehrmals ihren Kopf um die Gegend zu Muster. "Wirklich eine gute Wahl ! Ich hätte mir keinen besseren Ort vorstellen können, als Diesen. Der perfekte Ort für meine Rache !"
Das Dorf wirkte real, aber es war keine Menschenseele zu sehen. Es sah alles so aus, als ob Xena´s Männer gerade erst den Ort ihres grausamen Tuns verlassen hätten. Überall lagen Gerätschaften, Mobiliar und Habseligkeiten der ehemaligen Einwohner verstreut. Die Kriegerin konnte sich gut das zerstörerische Treiben ihrer ehemaligen Gefolgsleute vorstellen. Ein Gefühl von Scham überkam sie. Denn sie hatte dies zu Verantworten. Sie hatte Callisto zu dem gemacht, was sie heute war. Ein seelenloses kaltes Geschöpf, nur aus auf ihre eigene Rache, auf Zerstörung und Chaos. Sie verkörperte all das, was Xena im Nebel der Vergangenheit zurücklassen wollte. Ihre tiefsten Ängste, ihre dunkelsten Seiten.
"Du muß gegen Sie antreten ! Stelle Dich Deiner Vergangenheit. Stell dich DEINEM Feind !" , mit diesen Worten erinnerte der Junge sie an die Karte.
Gabrielle drehte den Kopf zu ihrer Freundin und sah die Wut in deren Augen.
"Denk daran Xena ! Laß Dich nicht von Zorn leiten. ER ist in diesem Augenblick der wahre Feind."
Bei diesem Satz hatte sie kurz zu dem Wesen geblickt.
"Denk daran !"
Aber die Bardin wußte auch, daß Xena sich dem Kampf stellen mußte !
Die Kriegerin erhob sich, stützte sie auf den Tisch. Die beiden Feindinnen sahen sich tief in die Augen. Xena war angespannt. Jede Sehne ihres kampfgestählten Körpers war bis zum Zerreißen gespannt.
Callisto hatte für diesen Anblick nur ein müdes Lächeln übrig. Sie stand wie immer gelassen dar, als ob ihr die ganze Welt gehörte. Etwa zehn volle Schritte lagen zwischen ihr und Xena. Außerdem der Tisch.
Dann ging alles sehr schnell. Die Kriegerin sprang hoch, kam hockend auf dem Tisch auf. Ihre Augen blitzten. Ihr stahlharten blauer Blick bohrte sich in ihre Gegnerin.
Callisto´s Mundwinkel formten sich zu einer Sichel. Ihr messerscharfes Grinsen verriet die kaum zu bändigende Vorfreude auf den Kampf.
Xena richtete sich auf, nahm eine Schritt bis zur gegenüberliegenden Seite des Tisches. Ein Hechtsprung beförderte sie in die Luft. Das Surren des Windes wurde durch ihren Kampfschrei zerpflügt. Sie schlug eine Rolle bevor sie etwa zwei Schritte vor Callisto hart auf den Füßen zu Boden kam.
"Mach Dich bereit Deinen Schöpfer zu sehn !", zischte die Angegriffene.
"Ich lasse Dir gern den Vortritt, Callisto !"
Die zwei standen sich wie zwei zum Duell bereite Gegner gegenüber. Xena´s Hand griff nach hinten, packte das Schwert, das schlurfend die Scheide verließ. Die Halbgöttin ließ sich nicht lange Bitte. Beide sahen sich lauernd an.
"Komm schon !" , Callisto´s freie Hand machte eine fordernde Geste, "Komm schon !"
Das ließ sich die Kriegerin nicht ein weiteres mal sagen. Sie kam !
Zweihändig umklammerte sie ihr Schwert. Erhob es über ihre rechte Schulter und stürmte vor. Der Schlag kam hart
Jeder andere Gegner hätte sicher sein Schwert nicht mehr halten können. Die Halbgöttin hingegen blockte ihn erfolgreich ab. Ein mörderisch klingendes, metallisches Knallen entstand als die Klingen sich trafen. Beide stemmten sich der Haßerfüllten Kraft der Anderen entgegen. Die Schwerte rieben ihre Schneiden aneinander. Die Kämpfenden schenkten sich keinen Fuß Boden.
"Ist das alles was Du drauf hast Xena" , sagte Callisto mit fletschenden Zähnen.
"Ich wird gerade erst warm !" , konterte Diese.
Beide drückten sich voneinander ab. Nun kam die Halbgöttin. Einhändig das Schwert halten, holte sie aus. Es bestritt ein flache, fast waagerechte Bahn als es sich fauchende Xena´s Hüfte näherte.
Sie reagierte blitzschnell. Blockte den Schlag mit einem senkrecht haltenden Schwert ab. Wieder ertönte ein klirrendes Krachen. Ein weiterer Schlag kam. Diesmal von schräg unten, auf der anderen Seite. Die Kriegerin warf ihren Oberkörper leicht nach hinten. Sie konnte noch einige Kerben im Metall erkennen als das Schwert nur eine Hauch entfernt an ihre Kopf vorbei fauchte.
Callisto hatte sich bei diesem Schwinger leicht gedreht.
"Du wirst langsam alt Callisto !"
Ihre Stirn zog sich tief über der Nase zusammen, ihre Augen begannen zu funkeln. "Ich werde älter als Du Xena !"
Und wieder flog ein kreisender Schlag in Richtung der Kriegerin.
Sie drückte ihren Rücken durch, ließ die Luft aus ihrem Körper und zog gerade noch rechtzeitig ihre Bauchdecke ein. Dieser Schlag hätte sie buchstäblich quer aufgeschlitzt.
Callisto fauchte. Sie umschloß nun auch mit der zweiten Hand ihr Schwert. Wie ein Henkersbeil kam es von oben auf Xena herab.
Sie blockte erneut. Hielt den Schlag nur kurz über ihrem Kopf mit einem waagerecht haltenden Schwert auf. Nun bot Callisto ihren Oberkörper ohne Deckung. Die Kriegerin rahmte ihren Fuß mit aller Kraft in deren Bauch.
Die Halbgöttin krümmte sich nach vorne, gleichzeitig aber schoß sie der Fußkick von den Beinen. Sie flog rücklings in einem vergammelten Händlerstand. Krachen und scheppernd tauchte sie ein in das Gerümpel aus Holz und Tongefäßen. Der Stand zerbrach unter dem einschlagenden Gewicht des Körper. Dreck wirbelte auf.
"Ich hoffe dies tut Deiner Schönheit keinen Abbruch !" kommentierte Xena Callisto´s Abgang.
Während sie dies noch sagte, sprang diese auch schon wieder aus den Trümmern hervor. Eine Wolke aus wallendem Staub begleitete sie.
Mehrmals knallten die Klingen aufeinander. Funken flogen. Dieses Geräusch, das Fauchen und Schrein der Kämpfenden, daß klirren der Schwerter, spiegelte den unerbittlichen Haß der beiden wieder. Es wechselten sich die Attacken und Paraden. Keiner schenkte dem anderen was. Es war ein Kampf auf Leben und Tot......
Der Kampf zog sich nun schon mehrere Minuten hin. Einigen umliegenden Hindernisse bekam das nicht gut. Holz splitterte, Tonwaren platzten. Die Luft vibrierte durch das höllische Spiel der Schwerter.
Xena hatte sich ein Faustschlag eingefangen. Ihr Kopf flog zur linken Schulter hin, das lange schwarze Haar peitschte zur Seite. Sie war kurz benommen, als ein zweiter Schlag sie wiederum dort traf. Halb um ihren Körper drehend fiel sie längs in den Staub des Marktplatzes. Dieser entwich durch den Aufprall und quoll empor
Kurz schüttelte sie den Kopf. Sie hatte keine Zeit sich über ihre Unachtsamkeit zu ärgern. Denn als sie sich auf den Rücken drehte, wollte Callisto diese Chance nicht verstreichen lassen - sie war über ihr.
Xena konnte nur schemenhaft ihren Körper sehn. Die Sonne stand genau hinter der Halbgöttin und blitzte immer wieder hinter deren Kopf hervor.
Sie stand thronend über der Kriegerin. Ihr Schwert mit beiden Händen hoch erhoben. Die tödliche Spitze wies zu Xena´s Körper.
Jetzt !
Jetzt, hier und heute !
In ihrem Gesicht sah man schon die unbändige Vorfreude. Sie konnte es kaum erwarten ihre Klinge tief durch den Körper der Kriegerin zu rahmen. Ihn zu durchstoßen, ihn regelrecht in den Staub nageln.
Der Schweiß des Kampfes glitzerte im Sonnenlicht auf Xena´s Haut. Staub klebte an einigen Stellen. Ihr schien dieser Augenblick eine Ewigkeit zu dauern.
Nein - Noch nicht !
Nicht an diesem Ort ! , schoß es ihr durch den Kopf.
Gabrielle sah mit angsterfüllten Augen diese Wendung. Sie wollte schon ihren Stab greifen und aufspringen. Doch es ging nicht ! Sie konnte sich nicht rühren. Aus ihrem Augenwinkel konnte sie den hämischen Blick des Jungen´s sehn der auf sie gerichtet war. Er würde nicht zulassen das sie ihrer Freundin beistand. Gleichzeitig begannen die Kämpfenden zu agieren.
Das Schwert schoß auf Xena herab - sie zog ihre Beine an, rollte sich über den Rücken nach hinten weg.
Keine Sekunde zu spät. Das Metall rahmte mehrere Zentimeter tief in den Boden. Die Kriegerin spürte noch die scharfe Kante der Klinge am Rücken. Sie rollte auf ihre Füße und war sofort wieder auf den Beine. Durch den Schwung fiel ihr Haar nach hinten. Callisto hielt noch immer das steckende Schwert mit beiden Händen fest umklammert. Sie schien durch diese Wendung doch leicht überrascht. Ließ ihre Aufmerksamkeit einen Moment zu lange auf der feststeckenden Waffe. Diese Gelegenheit ließ sich eine kampferprobte Kriegerin nicht entgehen.
Callisto bekam einem direkten Treffer - der Sidekick trieb ihr einen schmerzlichen Ausdruck auf das Gesicht. Sie konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und mußte die Hände vom Schwert nehme. Sie fing sich gerade noch so. Aber Xena war schon bei ihr.
Das Ende des Schwertgriffes brachte der Überraschten einen dumpf stechenden Schmerz in Ihren Kopf, als er mit ihrer Stirn Bekanntschaf machte. Sie taumelte ein wenig zurück. Die Kriegerin setzte nach.
Mit einer leichten seitlichen Drehung stand sie nun mit dem Rücken zu der Benommenen. Da flog auch schon die Ellbogenspitze mitten in Callisto´s Gesicht. Diese flatterte nach dem harten Treffer leicht wie eine Fahne im Wind.
Ihr blieb keine Zeit zum reagieren.
Xena klappte den Schlagarm nach unten, zog ihre Faust kraftvoll nach hinten durch und mit einem platschenden Geräusch landete der Handrücken ihrer geballten Faust im Ziel.
Der Kopf der Halbgöttin wäre fast von ihren eigenen Harren verschluckt worden wenn diese länger gewesen wären. Ihr Kopf schoß förmlich nach hinten. Nur durch die Verbindung zu ihrem restlichen Körper schien der Kopf noch fähig, seine natürliche Lage nicht zu verlassen.
Callisto war sichtlich schwer angeschlagen. Die Augen schienen sich wie Räder an einer Handelskarre zu dreh´n.
Sie sah nun aus, wie sie sich sonst gab - Leicht verwirrt.
Ihre Arme ruderten als sie nach hinten wankte. Es gab kein halten mehr - sie fiel !
Rücklings, wie ein starres Brett klappte sie nach hinten auf die Erde. Als hätte man in einem Mehlsack geschlagen, machte der Staub wabernd Platz.
Xena stand siegessicher dar, immer noch in Kampfhaltung. Ihre Brust hob und senkte sich. Dieser Kampf hatte einiges von ihr abverlangt. Ihr Mund stand offen. Sie rang nach Luft. Der Sauerstoff pumpte immer wieder ihre Lungen auf. Schweiß rann von der Stirn. Ihr Herzschlag hämmerte. Die Augen sprühten nur so vor Wut.
Nun ist die Gelegenheit günstig kam es ihr in den Sinn.
Sie kam vor, blieb seitlich neben Callisto steh´n und blickte verächtlich auf sie herab. In Xena Kopf machte sich unermeßlicher Haß breit.
Sie hatte ihr Schwert hoch erhob wie zuvor die Halbgöttin. Bereit ihr die Klinge in die Brust zu rammen.
"NEIN !" , rief Gabrielle.
"Nein, Xena ! Nicht so ! Laß dich nicht von Deinem Haß leiten."
"LOS ! Mach schon tapfere Kriegerin ! Ramm Ihr Dein Schwert in die Brust. Zeig Ihr Deinen ganzen Haß, Deinen ganzen Schmerz. Las Dir diese Chance nicht entgeh´n !"
Der Junge fieberte dem finalen Stoß entgegen. Seine Augen glühte in einem blutroten Licht.
Ja !...er brauchte diesen Zorn. Er war ein Suchender. Ein Wanderer auf der Suche nach dunklen Seelen. Und er würde auch etwas Nachhelfen wenn er sein Ziel erreichen wollte.
Xena´s Hände begannen zu zittern. Das leichte vibrieren wanderte durch die gesamte Länge ihres Schwertes.
Sie wurde innerlich hin und her gerissen. Tausend Gedanken schossen ihr wie Kanonenkugeln durch den Kopf.
Plötzlich lief aus ihren Händen ein leicht zähflüssige Masse. Sie glitt den Griff hinab über die Klinge und näherte sich langsam der Spitze des kalten Metalls. Die Kriegerin verfolgten mit einem verzweifelnden Blick die Bahn der Flüssigkeit.
HINDINNENBLUT !
Die Flüssigkeit die Götter töten konnte !
Ein Flüssigkeit mit der SIE Callisto töten konnte !
Sie schaute wieder zu der am Boden Liegenden, preßte ihre Augenlider mehrere Mal aufeinander. Sie traute ihren Augen nicht. Sie sah SICH dort liegen.
Doch nur kurz. Das Bild verschwand so schnell wie es gekommen war.
"LOS ! Mach schon ! So eine einmalige Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder !......JETZT ! Tu es JETZT !!!"
Es war klar. Der Junge hatte ihr die Macht gegeben sie zu töten. Aber tun, tun muß sie es aus eigenem Verlangen.
Die Hände des Kindes krallten sich fest in den Stoff seiner Hose.
"LOS ! Kill sie !"
Kapitel 6 – Das Blatt wendet sich
"Mach schon ! Auf was wartest Du ?"
Der Junge konnte sich kaum noch ruhig auf dem Hocker halte.
"NAH LOS !"
Xena Kopf glich einem Tollhaus. Gefühle von Haß und Zorn kämpften gegen die Gute Hälfte in ihr. Ja, sie hatte die Chance ein für alle Mal mit ihr Schluß zu machen. Doch was würde ihr das bringen ? Sie war ja eigentlich Schuld an dem, was aus Callisto geworden war.
"Xena Denk daran WER der wahre Feind ist !"
Gabrielle wollte wenigstens so ihrer Freundin beistehen. Wenn sie sich schon nicht rühren konnte.
"Sei still Du Miststück !" Der Knabe wußte sehr wohl, daß die Bardin ihm in dieser Situation in die Quer kommen konnte.
Die Kriegerin warf ihren Kopf zur Seite. Blickte mit fragenden Augen zu ihrer Gefährtin hinüber. Gabrielle lächelte. Ein Lächeln das all das Böse in dieser Welt zu überstrahlen schien. Xena nickte ihr zu.
"NEIN ! Ich werde es nicht tun !"
Mit diesen Worten ließ sie ihr Schwert sinken. Mit zwei Fingern fuhr sie über die Klinge und streifte die todbringende Flüssigkeit ab und schob das Schert zurück in die Scheide. Nun war wieder die Sicherheit in ihrer Augen zurückgekehrt. Die Sicherheit, sich gegen die Vergangenheit und ihre dunkle Seite siegreich zur Wehr gesetzt zu haben.
"Na gut ! Die erste Prüfung hast Du hinter Dich gebracht. Aber das Spiel wird noch einiges für Euch bereithalten ! Meine Zeit kommt noch !
Der unheimliche Fremde konnte gerade noch seine Enttäuschung verbergen. Aber er hatte Zeit. Es war SEIN Spiel ! Ein Spiel bei dem noch kein anderer außer ihm gewonnen hatte.
Die Kriegerin drehte sich um, wollte gerade zum Tisch zurück gehen...
"Hey ! Warum hast Du mich nicht getötet ? Das ist es doch, was Du immer wolltest ! Ich hätte mir diese Gelegenheit sicher nicht entgehen lassen !"
Callisto war wieder zu sich gekommen. Ein leicht irren Blick hatte sie immer noch - also alles wieder normal.
Xena hielt inne. Schaute zu ihr rüber und sagte:
"Sicher, das glaub ich Dir aufs Wort. Ja, das unterscheidet uns voneinander Callisto. Ein kleiner aber feiner Unterschied !"
Sie ging weiter bis zum Tisch und setzte sich auf ihren Hocker. Man sah Gabrielle die Erleichterung an. Und die Kriegerin wußte auch, daß ihre Freundin, wie meist in einer solchen Situation, ihren Anteil dazu beigetragen hatte.
"So, ich glaube Dein Name war Gabrielle. Du bist nun an der Reihe !"
Der Knabe hatte die Worte kaum über seine Lippen gebracht da rutschten, wie von Geisterhand, die Würfel auch schon zu ihr hin.
"Was läuft hier überhaupt ? Und wer zum Teufel ist der Bengel ?"
Callisto war wieder auf den Beine. Sie strich sich lässig eine Strähne ihres blonden Haars aus der Stirn.
"Teufel ist gut - Fast richtig ! Aber wir werden ein andermal Zeit haben uns kennenzulernen. Aus Dir könnte man noch was machen."
"Ich arbeite nicht mit Kinder zusammen und schon gar nicht wenn sie so rotz frech sind !"
"Kind !?" HAHAHAHAAAA......
Das Lachen des Jungen überschlug sie bald. Seine Lippen waren weit geöffnet. Es hallte diabolisch.
Selbst Callisto bemerkt die unwiderstehliche Bedrohung die von dem Fremden ausging. So verrückt war nicht mal sie, um nicht spätestens jetzt erkannt zu haben, daß der unscheinbare Junge ein mächtiger Dämon sein mußte. Schließlich hatte er ja wohl dafür gesorgt das sie hier war. Aber wer war der Fremde ? Sie konnte sich nicht daran erinnern von solch einem Wesen je gehört zu haben.
Der Knabe hatte sich wieder beruhigt. Mit seinen roten Augen sah er die Halbgöttin an.
"Tja, und nun ? Was mach ich jetzt mit Dir ?"
Callisto war keine Frau die lange fackelte wenn ihr jemand nicht in den Kram paßte. Sie riß einem Arm hoch, streckte ihre Hand aus, die Finger gespreizt.
Den Kopf hielt sie leicht gesenkt, die Augen blickten auf das Wesen. Ein Mundwinkel schoß hoch. So stand sie - in einer ihr typischen Haltung, bereit ihre magischen Fähigkeiten einzusetzen.
"So mein Kleiner, dann zeig mal was DU kannst !"
Im gleichen Augenblick formten sich ein immer größer werdender Feuerball vor ihrer erhobenen Hand. In den Augen spiegelte sich die Hitze des Feuers. Ein rot gelber Farbschleicher fiel über ihre Haut.
Xena und Gabrielle rissen weit ihre Augen auf. Beiden war klar, wenn der Feuerball den Jungen trifft, sind auch sie dran.
"Kopf runter Gabrielle !"
Doch sie mußte nicht lange Bitte. Fast gleichzeitig warfen sich die beiden zu Boden, hielten schützen ihre Hände über den Kopf. Wann erfolgte der Einschlag ?
Aber nichts geschah !
Sie spürten keine Hitzewelle. Aber sie waren doch nicht soweit entfernt. Die Verrückte verfehlte ihr Ziel doch sonst nicht.
Beide drehten ihren Kopf.
Der Feuerball hing einfach auf halber Strecke in der Luft. Das magische Feuer fauchte und die Flammen züngelten wie Gras im Sturm. Aber er rührte sich keine Millimeter.
Mit dem stoppen der Feuerkugel hatte sich auch Callisto´s Gesichtsausdruck schlagartig geändert.
Das kann nicht sein ! Die Mundwinkel sackten nach unten. NEIN ! Das kann nicht sein. Sie versuchte sich stärker zu konzentrieren. Ihr Blick wurde verbissener. Die Flammen des magischen Geschosses begannen wild zu wirbeln. Der Ball fing an zu rotieren. Immer schneller drehte er sich um seine Achse. Das brummende Rauschen des Feuer steigerte sich zu einem kreischend, pfeifenden, alles verschluckenden Heulen. Die Halbgöttin setzte ihre ganze mentale Kraft ein. Auf der Stirn zeichneten sie hart die Konturen, der bis zum platzen gedehnten Adern ab. Schweißperlen wurden vom Druck aus den Poren ihrer Haut gepreßt. Die Hand war zur Kralle geformt. Wie als wollte sie das Signal verstärken, riß sie nun auch ihre Zweite hoch. Die Finger ausgestreckt. Sie vereinte ihre ganze Kraft in den Fingerspitzen. Wie ein Blitz verließ ein Welle von rotierenden Lichtkränzen diese und schlugen im Feuerball ein.
Dieser wuchs, aufgepumpt durch die weitere Ladung magischer Energie um seine doppelte Größe. Ein Flammenring verließ zischend das Innere des Balles, um kurz darauf wieder zu erloschen.
Da - einen Meter ! Einen Meter weit trieb ihn dies...
...aber nur um nun wieder wie vor einer Wand zu kleben.
Der Junge war währenddessen ganz ruhig auf sein Hocker verharrt. Er hatte das magische Geschoß, das ihm galt, im Blick. Das rot seiner Augen pulsierte. Er schien Spaß an diesem Kräfte messen zu haben. Ihm schien es keine so große Anstrengung zu bereiten wie seinem Gegenüber. Er schien sogar mit Callisto zu spielen. Ließ den Ball immer wieder leicht kommen um ihn dann wieder zurückzuwerfen.
Callisto konnte nicht mehr ! Die Anstrengungen waren einfach zu stark. Bevor sie das Bewußtsein verlor, brach sie ab.
Der Feuerball verpuffte im Nichts. Sie mußte der unglaublichen Anstrengung Tribut zollen und fiel nach vorne auf ihre Knie. Der Kopf senkte sich und sie konnte sich gerade noch auf den Händen abfangen.
Der Knabe grinste. Die Augen kehrte in ein schwaches, rotes Glimmen zurück.
Die beiden Gefährtinnen hatten das ganze Schauspiel beobachtet. Ihnen hatte es glatt die Sprache verschlagen. Callisto war sicher keine schwacher Gegner. Aber der Junge war weit von dem Zustand entfernt, in dem sich Callisto momentan befand. Er war noch nicht mal außer Puste. Genüßlich sah er zu der am Boden Kauernden.
Die Freundinnen erhoben sich wieder.
"Ach, Ihr Halbgötter. Man hat immer wieder leichtes Spiel mit Euch ! Ihr seit einfach zu überheblich ! Hattest Du etwa gedacht, Du könntest mich, MICH mit Deinen mickrigen Zauberkunststückchen verletzten. So was wie Dich schieb ich einfach zur Seite ! Ich brech einfach Dein Rückrat - dafür müßte ich noch nicht mal mit dem Finger schnippen !"
Callisto erhob langsam den Kopf und schaute den Jungen an. Es fiel ihr noch schwer zu sprechen.
"Mach schon ! Tu Dir keinen Zwang an. Du bist nicht der Einzige ! Zieh Dir einfach ne Nummer !"
Sie zeigte keine wirkliche Angst. Sollte er nur machen. Vielleicht war sie ja auch schon immer auf der Suche, auf der Suche nach diesem Augenblick gewesen. Es würde ihre Befreiung sein !
Sie schloß die Augen......
Kapitel 7 – Der nächste Zug
"Nein ! Warum sollte ich Dich töten ? Es würde mir nichts bringen. Außer....außer vielleicht ein wenig Spaß."
Callisto öffnete langsam die Augen, sah den Jungen an.
"Sind den heut nur lauter Weicheier unterwegs ?" Sie schien noch nicht einmal dankbar zu sein.
Sie erhob sich, streifte den Dreck von ihren Knien und musterte kurz die Haare. Sie kümmerte es anscheinend gar nicht dem kleinen Jungen unterlegen gewesen zu sein.
"Du bist ganz schön Arrogant !" , kommentierte der Knabe.
Die Halbgöttin beantwortete es ihm mit einem fiesen Lächeln.
"Nun gut. Ich hab keine weiter Zeit mehr für dich ! Sei so nett und verschwinde..."
Der Junge hatte kaum seinen Satz zu Ende gesprochen, da entgilt ihm aus den Fingern seiner Hand schon ein Geäst aus blau schimmernden Lichtstrahlen. Wie Geschosse zuckten sie in Callisto Richtung. Umschlungen sie wie ein Netz. Sie konnte sich nicht befreien, sich nicht mehr bewegen. Das Netz löste sich mit ihr auf und schickte sie zurück an den Ort von dem sie gekommen war.
Kaum war sie verschwunden setzten sich Xena und Gabrielle. Sie ließen sich gerade nieder, als wie auch schon zuvor, eine Kuppel aus gleißendem Licht alle Anwesenden einhüllte. Die beiden mußte ihre Augen schließen...
Als sie, sie öffneten war alle wieder in der alten Hütte, mitten im schwarzen Nichts.
"So, das hätten wir. Nun....der nächste Bitte."
Der unheimliche Knabe hatte sich auf seinem Hocker wieder zum Tisch hin gedreht.
Die Kriegerin mußte nun ihrer Neugier freien lauf lassen.
"Wer bist Du ? Wo kommst Du her ? Und vor allen Dingen... was willst Du?"
Dem Besucher schienen die fragenden Augen der beiden zu amüsieren. Er konnte förmlich ihren Wissensdurst schmecken.
"Von einer Gestalt wie Dir habe ich noch nie etwas gehört, oder gelesen. Nicht mal in den alten Schriftrollen." ergänzte die Bardin.
"Wir existieren seit Anbeginn der Zeit. Wir sind Suchende... Wir schliefen Jahrtausende. Aber der Keim unserer Saat wuchs. Er wuchs mit den Grausamkeiten der Menschen. Nun ist der Tag nah, an dem wir die Heiligen Hallen des Olymp´s zurückfordern werden. Wir bereiten uns darauf vor, sammeln die Seelen der Verlorenen und machen sie uns zu nutze ! Euere werden heute folgen ! Ihr werdet gute Söldner in unserer Armee sein - Der Armee der Finsternis !"
"Noch ist Dein Spiel nicht vorbei !" , stoppte die Kriegerin die Ausführungen der Gestalt.
Sie würde nie freiwillig ihr Leben abgeben und auch ihre Freundin war da ganz der selben Meinung.
Gabrielle griff nach den Würfel, auch sie merkte ihr hohes Gewicht. Alle Augen lagen nun auf ihr. Sie schüttelte die drei Quader kräftig. Das entstehende Klacken paßte so gar nicht in diese Szene.
Sie öffne die Finger. Die Würfel verließen wild springend ihre Hand. Alles starrte auf die unscheinbaren Utensilien des Todes.
Sechs – Vier – Vier... zeigten die zur Ruhe gekommen an.
Der fahle weiße Finger begann seinen Weg auf dem Brett. Leicht legte er Feld um Feld zurück. Es war ein makabres Bild.
Er kam zum stehen......
......auf Rot !
"Und erneut. Die Karten des Schicksals werden Dir nun Deine Aufgabe stellen." Der Junge schien ein Faible für sie zu haben, so strahlte er.
Die oberste Karte erhob sich wie zuvor...blieb dann stehen und drehte sich mit der Unterseite nach oben.
´ Wähle ein gute Seele ! Sie soll Dir beistehen. Und dich auf dem Weg zum Ziel begleiten ´ ,stand auf ihr.
"Anwesende natürlich ausgeschlossen." , fügte das Wesen hinzu. " Ich muß sagen, Du hast schwer Glück mit der Karte. Also nutze die Chance !"
"Mach jetzt nur nichts falsches Gabrielle !" , sprach Xena eindringlich zu ihr.
Die Bardin kniff fest die Augenlider zusammen, biß hart auf die Zähne. Sie wollte sich konzentrieren. Nur jetzt an nicht Falsches denken... Nur nicht an......
"Oh Nein....." , seufzte Gabrielle, "Bitte nicht !" Sie riß ihre Augen auf und bekam einen verlegenen Ausdruck.
"Was...was ist Gabrielle...an...an, wen hast Du gedacht ?" , die Kriegerin schaute sie fragen an.
Zur gleichen Zeit wurden sie alle auch schon wieder in die Lichterkuppel gehüllt. Im Bruchteil einer Sekunde befanden sie sich an einem neuen Ort. Es war eine Wiese wo sie nun saßen. Es war Tag. Das Gras war etwa Kniehoch und einige Halme hatten eine braune Färbung. Der Himmel war klar und blau. Leichte Schleierwolke zog am Firmament entlang. Etwas von ihnen entfernt waren leicht mit Gras bewachsene Hügel zu sehn. Im Rücken des Wesen zog sich ein kleiner Pfad an einem Waldrand entlang. Man konnte den schmalen Weg nicht ganz einsehen, da er teils von hohem Gestrüpp verdeckt war. An ihm standen einige mächtige Tannen mit kräftigem Stamm. Niemand war in dieser Idylle zu sehn. Eine leichte Prise war auf der Haut zu spüren.
"Na sag schon, wer wird kommen...." , die Kriegerin wollte der Bardin das ´ Geheimnis ´ entlocken.
Der Knabe blickte wartend in die Runde.
Da....plötzlich vernahm Xena ein bekanntes Geräusch. Ihre Augäpfel bewegten sich zu ihrer linken Seite hin, wo der Weg entlang lief, ohne jedoch den Kopf zu drehen. Sie horchte...
Gabrielle sah ihre Freundin nur stumm an.
Ein leichtes Quietschen kam aus dem Wald !
Es bewegte sich auf dem schmalen Pfad und müßte gleich ins Blickfeld kommen. Das metallene Quietschen wurde lauter. Zwei Personen dachte die Kriegerin. Xena brauchte gar nicht hin zusehen. Sie wußte WER einer der beiden war !
"JOXER !!!" Keiner machte eine solchen Lärm wie er !
Ihre Augen wurden groß, sie schien Gabrielle damit verschlingen zu wollen. Die Bardin kippte leicht den Kopf zur Seite und sah ihre Freundin mit einem etwas verzweifelten Ausdruck an.
Autolycus war auch noch mit von der Partie.
Der König der Diebe wie er sich selbst gern nannte, folgte dem mächtigen Krieger etwas dahinter. Da war ja die richtige Truppe zusammen.
"An DEN kannst auch nur DU denken Gabrielle !"
Die zwei hatten die Gruppe auf der Wiese noch nicht gesehen.
"Los Autolycus, folge mir, ich weis wo’s lang geht !" , sprach Joxer mit erhobenem Zeigefinger.
Der König der Diebe sah zweifelnd zu ihm. Sein Gesicht zeigte doch etwas Unglauben an dieser Aussage.
"Bist Du sicher das, daß der richtige Weg ist ? Ich meine wir wären hier schon mal vorbeigekommen."
"Ach was.....Ich bin ein ausgezeichneter....ein ausgezeichneter Landschaftskenner, genau ! Eins von meinen vielen Talenten !!!"
"So, so. Ich hätte doch dem Händler im letzten Dorf die Karte klauen soll´n ! Trotz seiner zwei Leibwächter wäre es ein Leichtes gewesen ihm sie abzujagen !", sagte der Dieb selbst verliebt.
"Wenn Du mit mir unterwegs bist, gestatte ich solche ein Frevelhaftes Tun aber nicht !"
"Ja, aber hättest Du es ihm unbedingt in dem Moment sagen müssen als ich mit meiner Hand in seiner
Tasche war ? ... Man, die Leibwächter konnten vielleicht rennen...."
"....und wir erst !" ergänzte Joxer.
"Na gut, aber ich......". Autolycus stoppte, er sah die Gruppe nun.
"Hey, Mädels ! Das wir Euch hier treffe !" , schrie der mächtige Krieger als sollte es alle Welt hören.
Auch Joxer sah die Zwei nun und eine dritte, kleine Person die er nicht kannte.
Im selben Augenblick ließ Gabrielle auch schon mit einem tiefen Seufzer den Kopf in ihre offenen Hände fallen.
Oh nein... warum gerade Joxer ? Warum konnte sie nicht an jemanden Denken der fähig wäre ihnen zu helfen. Aber nicht doch Joxer....
Joxer war erstaunt und erfreut die Beiden hier zu treffen. Etwas unbeholfen, wie es seine Art war, schritt er währenddessen geradeaus weiter . Er hatte wie immer seine Eigenbau - Rüstung an. Die Dunsthaube auf seinem Kopf war unverkennbar. Er winkte den beiden freudestrahlend zu, hatte den Kopf zu ihnen gewandt - leider nicht auf den Weg......
Autolycus wollte noch....
aber Joxer´s Kopf prallte hart gegen die Rinde der Jahrhunderte alten Tanne. Wüßte man nicht um den festen Stand des Baumes, hätte man meinen können das er durch den Aufschlag leicht zu federn schien.
Der mächtige Krieger landete hart auf seinem Hinterteil. Die Augen vor schmerzt geschlossen rieb er sich mit einer Hand die angeschlagene Schläfe.
Tannenzapfen prasselten auf ihn herab. Da strahle er wieder.
"Ist doch gut, das ich ne´n Helm trage !" ,sagte er zu sich selbst.
Wie zur Bestätigung schaute er hoch zum Gipfel der Tanne. Da knallte ihm auch schon der dickste Zapfen den er je gesehen hatte mitten ins Gesicht.
"Ooooohhhaaahhhh..." , schrie er und hielt sich mit beiden Händen die Nase.
"So´n Mist ! Immer auf die Kleinen. Aus dir mach ich Brennholz !", näselte er.
Aber er beließ es bei diesem kühnen Gedanken und machte sich auf, die etwa vierzig Schritt zu den Freundinnen zurückzulegen. Der König der Diebe konnte nur noch mit dem Kopf schütteln und folgte ihm.
Joxer hielt sich noch immer die schmerzende Schläfe. Sein typisches Jammern und Fluchen bekleidete seinen Gang, der nun, da er seine Augen auf die Füßen gerichtet hatte, auch nicht gerade sicherer war.
"Gabrielle, was soll´n wir den mit DEN BEIDEN anfangen ? Ist Dir niemand Besseres eingefallen ?" , die Kriegerin konnte es nicht fassen.
"Tut mir leid Xena. Als ich ´ Treue Seele ´ hörte, mußte ich direkt an Joxer denken !"
Die beiden Neuankömmlinge waren nun bis zum Tisch gekommen und standen hinter dem Jungen.
"Ein kleines Picknick im Grünen ? Und wir beeilen uns noch um Euch einzuholen." , Autolycus war sichtlich erstaunt.
"Muß ganz schon schwer gewesen sein den Tisch hier raus zu schleppen."
Xena warf ihm einen strengen Blick zu.
Joxer hatte inzwischen seinen Schmerz überwunden.
"Ich habe im letzten Ort erfahren das Ihr auf dem Weg nach Melko seit und wollte Euch dort treffen. Ihr könnt doch nicht einfach nach Britannien ohne MEINEN Schutz !" , bei diesen Worten legte er seinen unverkennbaren, Oberkrieger - mäßigen Gesichtsausdruck auf.
"Ja, ja Joxer... Du wärst uns dort SICHER ne große Hilfe.", antwortete die Kriegerin lapidar. "Und was treibt den König der Diebe dazu, sich mit dem mächtigsten aller Krieger zu vereinen ?"
Autolycus hatte den Unterton in diesen Worten sehr wohl vernommen.
Stolz verkündete er : "Britannien ist zu dieser Zeit ein Paradies für Diebe ! Und was liegt da nicht näher, als das der König von ihnen dort sein Glück versucht."
Xena hatte den Spruch vom ´ König ´ schon so oft gehört. Er erzählte es gern allen die es hören wollten oder auch nicht. Sie winkte ab.
"Joxer kann ich ja noch versteh´n. Er weis es nicht besser..."
Der mächtige Krieger kuckte verlegen...
"... aber Du Autolycus ? Zur Zeit ist es dort alles andere als Sicher..." ,fuhr die Kriegerin fort.
Gabrielle schickte einen erstaunten Blick zu ihrer Freundin. Als wollte sie sagen - "Und wie nennst Du das hier ?"
Der Dieb wollte schon antworten als der Junge die Konversation abrupt unterbrach.
"Genug der Plauderei. Nun sind zwei neue Mitspieler eingetroffen. Es sollte nur einer sein. Aber wenn sie gemeinsam unterwegs waren, werden sie auch gemeinsam sterben !"
"Sterben, wer redet hier den vom Sterben ?" Autolycus reagierte empfindlich auf dieses Wort.
"Und was für ein Spiel ? Ich kenne alle Spiele, aber kein´s bei dem man sterben kann !"
Joxer ging von hinten an den kleinen Jungen rann, ohne von dessen Gefährlichkeit etwas zu ahnen.
"Unser Kleiner will also mit den Großen spielen. Ja dann wird Joxer aber gern mitmachen." , sagte er in einem kindischen Tonfall.
"Joxer ! Laß es gut sein ! Du weis nicht..."
"Oh, doch ! Ich kenn’ mich mit Kinder gut aus !" , unterbrach er Gabrielle schnell.
"Und was will Er den nun spielen, der Kleine ?" Mit diesen Worten war er um den Knaben herumgegangen und stand nun an dessen Seite.
"Oh ein schönes Brett. Und was für.... Äh....schöne....jaaa.....wirklich schöne......"
"Hör mal zu Du Trottel !" ,der Junge hatte blitzschnell seine Kehle ergriffen, zog ihn zu sich runter und umklammerte den Kehlkopf. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast. "Du kannst jetzt die Klappe halten, Dich setzten und auf Deinen Tod warten, oder ich reiß Dir gleich Deine Eingeweide raus - Klar !"
"Äaahhhuuu......was....was ist mit Deinen Augen ? Du solltest mal einen...einen Arzt aufsuchen. Das.....das sieht nicht gut aus." , röchelte Joxer ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
"KLAR ???" Das Wesen würde ihn kein zweites mal fragen.
"Klar !" , stammelte er.
Das Kind stieß ihn weg und er hielt sich gurgelt den Hals. Er versuchte wieder zu seiner normalen Stimmlage zu kommen.
"Noch Fragen ?" ,sagte der Junge und schaute dabei zu Autolycus auf.
"Nein...nein. Keine Fragen ! Alles ist in bester Ordnung.... Ach, nur keine Umstände. Ich werde mich ganz ruhig verhalten. Kein Problem...alles klar."
Im Gegensatz zu Joxer wußte der Dieb wann es Zeit war die Klappe zu halten und einer Konfrontation aus dem Wege zu gehen. Mit beschwichtigenden Gesten wollte er die Angelegenheit runter spielen.
"Ich werd mich jetzt einfach zu den zwei Damen setzten und zuseh´n ,bei Eurem kleinen Spielchen."
"WAS ?"
"Äh, ich meinte natürlich - Ich werde zu einem feinen Spiel nicht nein sagen. Wie könnt ich auch, ich der alle Spiele der Welt meisterlich beherrscht."
"Vergiß Deinen Freund nicht !"
Autolycus packte Joxer an den Schultern und schob ihn mit sich. Sie gesellten sich zu den beiden Freundinnen.
"Man, hätte ich mich doch nie mit Dir eingelassen" , flüstere er Joxer ins Ohr. "Ich hätte mir ja denken können - Wo Xena ist, da gibst auch Ärger !"
"RUHE JETZT !" Die Augen des Kindes flammten auf.
"Jep !" , und schon war der Mund des Diebes wie versiegelt. Hastig nickte er noch nach.
"So nun bin ICH am Zug !"
Der Knabe nahm die Würfel in seine kleine Hand. Er machte nicht viel Aufwand und mit einem kurzen Schwung rollten sie über die Länge des ganzen Tisches. Fünf Augenpaare sahen gespannt zu, bist sie kurz vor Ende des Holzes zum liegen kamen.
Sechs – sechs – sechs
Wie passend dachte Xena. Was hätte auch anderes kommen sollen.
"Uuuhhhuu... meine Lieblings Zahl, und gleich dreimal......damit überhol ich Euch alle !"
Die vier Freunde sahen sich an. Jeder wußte Bescheid. Na ja fast jeder. Joxer schien gedanklich immer noch bei dem Baum zu sein, oder vielleicht noch weiter zurück...
Auch diesmal bewegte sich die Figur von selbst. Eine der Zwanzig löste sich aus der Gruppe und schob sich über die Felder.
Erstaunt schielte Joxer unter den Tisch. Er konnte nicht so recht verstehen warum sie die Figur bewegte Verdutzt blickte er in de Runde, hob den Zeigefinger.
"Ähm....."
"STILL JOXER !" , hallte es im Chor.
Und auch ein drittes Mal kam die Figur auf einem roten Feld zum stehen. Bei so vielen von ihnen auch kein Wunder. Der Junge klatschte freudig in die Hände.
"So, dann zeig mal was das Schicksal mir zuteil werden läßt.", er blickte gespannt auf den Kartenhaufen..
Alle schaute zur obersten Karte. Die Augen hafteten buchstäblich daran. Langsam trennte sie sich vom Stapel.
Leicht glitt sie empor. Zentimeter um Zentimeter, um dann abrupt zu verharren.
Und.........
Nichts!
Nichts geschah !
Die Karte verweilte kurz noch um dann plötzlich wie ein Stein zurück auf ihren Platz zu fallen.
Die Augen des unheimlichen Besucher wurden groß. Das rot begann wild zu pulsieren. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer grausamen Fratze. Die Fingernägel bohrten sich in das alte Holz des Tische. Es blieben lange tiefe Furchen zurück, als er seine Hände zu sich über die Platte zog. Das helle Schaben der Nägel klang abartig. Nichts war mehr von seinem kindlichen Erscheinungsbild zu sehn. Er war in höchster Rage. Er schien kurz davor zu explodieren.
Zuerst wußte keiner was geschehen war. Alle hatte nur die Karte im Blick gehabt. Dadurch hatte niemand etwas bemerkt.
Das Brett......
Das Spielbrett war verschwunden !
"AAAAAAAAHHHHHHHHHHHH......"
Kapitel 8 – Die Armee der Finsternis
Der unheimliche Besucher kochte vor Wut. Das rot in seinen Augen strahlte wie tausend Feuer. Die Freunde sahen sich erstaunt an. Jeder schien überrascht von dieser Situation.
Jeder ?
Autolycus stand ganz entspannt und ruhig neben Xena am Tisch. Er schaute die Rund an, als wüßte er gar nicht warum es solch eine Aufregung gab.
Und Joxer ?
Joxer kratzte sich verdutzt am Kopf. Er hatte es wohl noch nicht komplett mitbekommen.
"Ähm...., is was ?" ,stammelte er
"IS WAS ! IS WAS ! .... WO IST MEIN BRETT !!!"
Der Krieger wich leicht zurück als der Knabe ihn angeiferte und fast an den Hals gesprungen wäre.
"Was soll die ganze Aufregung denn ? Das Brett war sowieso nicht gerade sehr.....sehr schön." , gab der Dieb leicht grinsend von sich.
Da flog auch schon der Kopf des Kindes rum. Mit haßerfüllten Augen starrte er zum König der Diebe. Der leicht erschrak als er den Blick des Jungen erwidertet. Er dachte er würde in den Schlund der Hölle blicken.
"WAS ?...... Was war das eben !". Der Knabe kochte.
Autolycus legte schnell eine beschwichtigende Mine auf, schlug die Hände zusammen. Es wurde ihm hier langsam ein wenig zu mulmig.
"So meine Freunde, ich weis nicht was Ihr noch machen wollt ? Ich werd dann mal geh`n. Bist dann......oder vielleicht auch nicht."
"NIEMAND VERLÄSST DIESEN ORT ! N I E M A N D !!!!" , schrie der Junge.
Er riß bald mit seinen zu Krallen gekrümmten Finger ein Stück aus der Tischplatte.
Xena sprang schnell auf, hielt Autolycus an einer Schulter fest.
"Bleib hier, sonst wird es noch Böse enden. Der kleine Racker ist nicht zu unterschätzten." , flüsterte sie ihm leise zu.
Autolycus überlegte kurz, aber er sah ein das sie wohl recht hatte. Der Kleine war nicht von dieser Welt. In einem kleinlauten Ton sagte er schnell :
"Ähmmm...wenn ich’s mir so recht Überlege....Dann hab ich......doch noch etwas Zeit."
Mit diesen Worten ging er langsam wieder zurück. Dabei ließ er nie seinen Blick von dem Kind, das ihn seinerseits wie mit Adleraugen, jeden seiner Schritte verfolgend, anstarrte.
Joxer, der neben Gabrielle stand, sah die Bardin mit Unverständnis an.
"Was is´ eigentlich los ? Da......"
"Joxer ! Jetzt nicht !" , fuhr sie ihn leicht murrend an.
Der mächtige Krieger hatte wieder seinen unverkennbaren ´ Bin ich zu spät ? ´- Ausdruck auf dem Gesicht. Er konnte eigentlich die ganze Aufregung nicht verstehen. Mmmhh - und sein Kopf tat ihm auch noch sehr weh.
Alle Augen richteten sich nun auf den Jungen. Was würde nun folgen ? Würde das ihr Ende sein ? Und wo war dieses verdammte Spielbrett ?
Auch Xena plagten diese Fragen. Aber sie hatte schon bemerkt das Autolycus nicht sehr über diese neue Situation erstaunt war. Sie blickte ihn seitlich, mit leicht stechenden Augen an. Ihre Lippen waren zu einer geraden Linie gepreßt.
Der Dieb bemerkt das sie ihm damit etwas sagen wollte. Er machte aber auf Unschuldig und zuckte nur leicht mit den Schultern.
Gabrielle konnte sich ebenfalls nur EINEN vorstellen der dafür in Frage kam. Sie hätte ihm am liebsten ihren Kampfstab über den Kopf gezogen. Durch seine Dummheit würden sie noch mal alle sterben ! War es heute vielleicht schon so weit ? Doch die beiden Freundinnen hatte keine Zeit mehr für weiter Spekulationen. Die Szene änderte sich schlagartig !
Der Knabe sprang auf und hätte er nicht seine Fingerkuppen in den Tisch genagelt so wäre er fast abgehoben.
"Damit habt Ihr Euer Schicksal besiegelt !" ,fuhr er wild fauchend die Gruppe an.
Die Luft war von Haß erfüllt.
Xena und Gabrielle griffen in Gedanken schon nach ihren Waffen, Autolycus sah sich schon nach Fluchtwegen um und Joxer hielt sich noch immer den Kopf.....als plötzlich......
Ein unbeschreibliches, surrendes Brummen hüllte die ganze Umgebung ein. Ein tief stechender Schmerz machte sich in den Gehörgängen der Freunde breit, der weit in ihre Körper zu dringen schien. Sie mußten sich fest ihre Hände auf die Ohren drücken und mit Pein verzerrter Mine sahen sie dem Schauspiel zu.
Dieser bohren Ton wurde immer stärker, er wallte auf um kurz darauf wieder abzufallen. Wie eine Flutwelle peitschte er über die Gruppe. Dann erschien ein grelles Licht, rötlich waren seine Ausläufer. Das Licht blendete die Freunde kurz. Es hatte seinen Ursprung hinter dem Jungen, etwa 20 Schritte. Es war ihnen kaum noch möglich die Augen offen zuhalten. Nur kurz konnten sie immer wieder blinzeln. Es veränderte sich auch die Gegend um sie herum. Sie wurde buchstäblich ins Licht gesaugt und zum Vorschein kam nun eine andere, unwirklichere Landschaft.
Das Licht flachte ab. Der Ton verstummte so schnell wie er gekommen war.
Xena wie auch die anderen schauten sich um. Wo waren sie? Waren sie gar schon tot ? Hatten sie es etwa nicht mitbekommen ?
Alle sahen sich an. Keiner sagte ein Wort.
Da erhalte eine tiefe, wie aus einer Gruft zu kommenden Stimme:
"Mein Sohn ! Was hast Du wieder angestellt ? Ich hab Dir doch verboten mit Sterblichen in Kontakt zu treten.
Du hörst einfach nicht auf mich. Immer mußt Du Deine Spielchen treiben."
Der Jung machte plötzlich gar keinen so gefährlichen Eindruck mehr. Nein...ohne seine andersartigen Augen sähe er sogar fast so aus wie ein normales Kind, das gerade von seinen Eltern gemaßregelt wurde. Er drehte sich zu der Gestalt, blickte verlegen zu Boden und ließ die Worte des Wesens, daß nun die Bühne betreten hatte, auf sich hernieder.
Und was für ein Wesen !
Die Freunde waren sich auch ohne eines Wortes darüber einig. Das Wesen das nun dort stand, wo vorher das Licht seinen Ursprung hatte, übertraf die Erscheinung des Knaben´s um ein Vielfaches an Bedrohlichkeit und Größe. Seine Höhe überragte Autolycus um gut zwei, drei Köpfe. Es war ganz in eine graue, fast schon schwarze Kutte gehüllt. Der Stoff aus dem sie war, schien schwer, er machten den Eindruck als hätte er Jahrtausende überdauert. Die nicht zu erkennenden Hände waren gegenseitig in die großen, ausfallenden Ärmel geschoben. Fast Andächtig stand das Wesen da. Eine mächtige Kapuze verbarg das Gesicht. Es war nur ein schwarzes Loch zu erahnen. Ein tiefes, schwarzes Loch. Aus dessen Schlund zwei rot glühende Augenpaare hervorstachen.
Und auch die Umgebung schien zu der Gestalt zu passen.
Der Boden war dürr. Unzählige Risse verteilten sich wie Adern über diesen harten, Lehm artigen Boden. Diese Erde schien schon lange kein Wasser mehr gesehen zu haben. Einige dürre, knochige Bäume, die eher tot als lebendig aussahen, standen vereinzelt im Blickfeld der Freude. Ein trockener, staubiger Wind zog über das tote Land.
Es war nicht richtig hell, es war nicht richtig dunkel an diesem Ort. Der Horizont lag in einem blutroten Ton am Firmament. Er wurde durchzogen von langen streifigen, dunklen Wolken, die wie Totenschleier über diesem bedrohlichen Szenario hingen. Keine Sonne, kein Stern und kein Mond war zu sehn. Die Erde reflektierte leicht die Farbe des Himmels und wurde ebenfalls in dieses dunkle Rot getaucht Das unheimliche Heulen des Windes sägte an den Nerven der Freunde.
Sie sahen sich um. In alle Himmelsrichtungen bot sich ihnen das gleiche Bild. Endlose Dürre ! Totes Land ! Kein Hügel ! Kein Berg !
Allen war klar. Sie waren im Reich dieses Wesens. Wer war ES ? Was war ES ? ......
"Vater....."
"Schweige, mein Sohn ! Wir werden uns später über diese Angelegenheit unterhalten !"
Der Junge nickte unterwürfig dem Geschöpf zu.
"Laß uns nun unsere Gäste begrüßen !"
Die Gruppe erschauerte bei diesen Worten. Was würde jetzt geschehen. Kommt es zu einem Kampf. Xena überlegte verzweifelt ob sie es wagen sollte anzugreifen. Würde man überhaupt mit den Waffen die ihnen zur Verfügung standen dieses Geschöpf töten oder auch nur verletzten können ?
War es ein Gott ?....... Nein !.... wohl eher ein Dämon !
Ein Dämon von dem die Kriegerin noch nie etwas vernommen hatte. Das machte dieses Wesen zu einem mächtigen Gegner.
Gabrielle sah die Ratlosigkeit in den Augen ihrer Freundin. Und sie wußte, das Xena nicht Vieles in eine solche Situation bringen konnte. Auch die Bardin fragte sich, ob sie nun ihrem Schöpfer ins Angesicht treten würde.
Autolycus Gehirn schlug Purzelbäume. Oh Nein ! Wie konnte er nur !? Mußte er sich unbedingt wieder auf ein Abenteuer mit den Beiden einlassen. Als Joxer mit von der Partie war, hätte er gleich schon wissen müssen - Das endet nicht gut ! Ach, und wie schön hätte er es jetzt haben können, in dem Wirtshaus in Amber. Und die Tänzerinnen dort....mmmhhhhhmmm. Bei diesem Gedanken bekam er einen leicht süffisanten Ausdruck.
Und die vielen reichen Edelleute die durch die dort Straßen wanderten, wie Blumen zu pflücken.... Aber NEIN !
Er mußte ja unbedingt mit Joxer zu diesem idiotischen Vorhaben aufbrechen.
Schlagartig fiel seine Stimmung in den Keller !
Und nun ? Nun würde er hier krepieren ! Und er wußte noch nicht einmal wo genau !
Joxer bemerkt nun das der Schmerz in seinem Kopf langsam davonflog. Eigentlich ein Grund zur Freude. Aber auch ihm war die neue Umgebung leicht unheimlich wie er feststellte. Er blickte nacheinander in die Runde und erkannte den unsicheren Ausdruck in den Augen seiner Freunde.
"Nah, was is jetzt, geht das Spiel nun weiter ?"
Joxer´s Worte riß abrupt die Freunde aus ihren Gedanken. Wie ein Weckruf schienen sie ihnen vor zukommen.
Ja - dachten Alle. Joxer hat es auf den Punkt gebracht ! Auch wenn vielleicht ohne Absicht.
Das kann nicht das Ende sein ! Nicht hier ! Das Spiel muß weiter gehn. Das Leben muß weiter gehn. Es gibt noch so viele unerledigte Dinge ! Nein !
Durch die Gruppe ging ein Ruck. Doch das Wesen kam ihnen zuvor. Es schien den aufflammenden Lebenswillen zu spüren. Wie ein Bluthund auf der Jagd nach seiner Beute !
"Ihr fragt Euch sicher was Ihr hier macht ? Was es für ein Ort ist? Wer ich bin? Was ich will? Woher ich komme?
......Nun, Ihr sollt nicht ungewiß Euer Leben aushauchen. Ich werde Euch die WAHRHEIT mit in den Tod geben !"
Denn letzten Teil seiner Worte hatte er besonderes betont. Er schien sich seiner Sache sehr sicher.
Das konnten die Freunde von sich nicht behaupten. Sie fühlten sich als Spielball in diesem teuflischen Karussell. Das sich immer schneller zu drehen schien.
"Nun gut. Gebt acht. Es werden die letzten Worte sein die Ihr vernehmt !"
Xena und Gabrielle´s Augen trafen sich. Für einen kurzen Augenblick schienen sie ineinander zu verschmelzen.
Okay, wenn das Wesen seine Ausführungen beenden würde, waren sie bereit. Sie würden es ihm wahrlich nicht leicht machen.. Und auch Autolycus schloß sich dem Gedankenbündnis der Beiden an. Sogar Joxer schien die Endgültigkeit der Dinge bewußt. Alle verband ein unsichtbares Netz. Waren sie auch noch so unterschiedlich, im Angesicht des Todes wären sie vereint !
"Ihr kennt mich nicht. Oder wollt Ihr mich nur nicht kennen ? Ich bin alt ! Ich existiere seit Anbeginn. Einst thronte ich auf dem Olymp. Mit eiserner Hand regierte ich über die Welt. Hielt sie in meiner Hand, bereit sie jederzeit zu zerquetschen wie einen reife Pflaume. Ich lebte von den dunkelsten Gedanken der Menschen. Zerrte von ihren Ängsten und ergötzte mich an ihrer Gewalt. Ach, was hätte es schön sein können. Krieg, Mord und Neid, was steckt doch alles in solch einer kleinen Seele. Wie Gerste auf einem Feld hätte ich sie Ernten können. Wäre zur unantastbaren Macht im Universum geworden......Aber NEIN !
Zeus gönnte mir nicht den Triumph. Er sagte meine Motive seien dunkel, mein Handeln schlecht. Ich wäre eine Gefahr für das Gleichgewicht des Lebens. ICH !!! - Sein eigener B R U D E R !!!!!"
Bei diesem Wort klappten den Freunden bald die Kinnlade auf den staubigen Boden !
Was ! Zeus hatte einen Bruder - einen Bruder wie IHN ???
"Nach einem Kampf, den ich nur durch einen List verlor, verbannte er mich vom Olymp. Und schickte mich in diese...diese kranke Welt, wo alle nur Singen und sich alles Reimt.. Uuuääähhh !
Nach ILLUSIA !"
Und wäre der Boden nicht dagewesen, wären die Unterkiefer der beiden Weggefährtinnen im wahrsten Sinn des Wortes noch tiefer gerutscht.
Illusia ! Ja, sie kannten den Ort, der ihnen beiden hätte zum Verhängnis werden können.
Der Dämon bemerkt das Erstaunen der Beiden. Ja, er würde es Ihnen schon noch sagen ! Er freute sich schon richtig auf ihre dummen Gesichter, wenn er ihnen kurz vor dem Tod noch die Wahrheit sagen würde. Die Wahrheit über seine Befreiung ! Über die, die ihm es nun ermöglicht hatten seinen Platz auf dem Thron erneut zu erklimmen.
Diese waren Schuld an dem was über die Welt kommen würde, wenn er erst mal mit den alten Göttern abgerechnet hatte.
"Ja, Ihr habt richtig gehört. Ich glaube mich daran zu erinnern das Ihr Beide auch dort wart. Nicht wahr ?"
Xena und Gabrielle zeigten keine Reaktion. Das mußten sie auch nicht, das Wesen wußte auch so schon zu viel über sie.
"Aber natürlich wart Ihr da ! Wer sonst,.....außer EUCH hat mich den auch ZURÜCKGEBRACHT !!!!!!"
Jetzt war es raus ! Die Augen der Beiden wurden groß. Sie schien sich nicht mehr in ihren Höhlen halten zu können. Ihre Münder standen offen...
Was hatte er gesagt ? WAS ! ......SIE..., SIE hatten ihn in diese Welt zurückgebracht !
WIE, sie hatte nichts bemerkt ?
"Ihr fragt WIE ?" , tönte das Wesen als hätte es ihre Gedanken lesen können.
"Ihr wart nicht rein. In Euren Seelen schlummert immer noch Verborgenes. Unausgesprochenes ! Dunkle Geheimnisse ! Sachen, die keiner erfahren soll ! Ihr gebt nur zögerlich Euer Inneres Preis. Vieles wartet noch darauf beim Namen genannt zu werden. Und in einem solch dunklen Gedanken nistete ich mich ein. Ich brauche nicht viel Platz. Das Böse beginnt im Keim, es wächst mit den Tagen der Unterdrückung. Stück für Stück. Als ihr es geschafft hattet aus Illusia zu entkommen war auch ich frei. In die Freiheit getragen in Euren Seelen !
Ist das nicht das Beste an der ganzen Geschichte ?
Ihr werdet es sein die den Untergang der Götter zu Verantworten haben !"
HAAHHHHAAAHAAA........
Jetzt konnte er nicht mehr. Laut lachenden beendete er seine Erzählung. Das grollende Lachen rollte wie eine Lawine über das dürre Land und trieb allen Anwesenden das Entsetzten in ihre Gesichter.
Oh, NEIN ! Konnte das wirklich wahr sein ? Gabrielle und Xena konnten sich nicht vorstellen warum sie das Wesen anlügen sollte. Er hatte die Zügel in der Hand. Er bestimmte die Regeln.
"Ist das wahr ?" , fragte Autolycus die beiden Frauen.
Sein fragendes Gesicht wurde nur noch von denen der beiden Gefährtinnen übertroffen.
"In was bin ich da wieder reingeraten." ,sprach er laut zu sich als er keine Antwort bekam. Er mußte sich an den Kopf fassen - einfach unbegreiflich.....
Die Szenen wirkt wie ein Begräbnis.
"Nach allem was ich von Illusia gehört habe, soll es ganz nett dort sein, vor allem die Nackten." , dabei blinzelte Joxer der Bardin zu. Er wollte die Situation retten.
Die Bardin warf ihm einem bösen Blick zurück. Aber sie wußte das Joxer es nur gut meinte. Er wollte sie aufheitern.
Sie war am Boden zerstört. Wenn all das wahr ist, dann hätten sie beide den größten aller Fehler ihres Lebens begannen. Und nun wo sie darüber Bescheid wußten, könnten sie nichts mehr dagegen tun.
Was hatte sie und Xena nicht alles versucht um Gutes zu tun ! Sie waren fast soweit gegangen sich zu töten. Auf all das zu Spuken was sie über die Jahre hinweg zusammengeschweißt hatte. Ihre Liebe! Ihr Vertrauen ! Das Füreinander Dazusein !
Hatten sich abgrundtief gehaßt, um im Angesicht der Wahrheit wieder zueinander zu finden. Und nun sollte all ihr Streben umsonst gewesen sein ? War es das - alles was von solch einem Leben übrig bleiben würde. Nur die Erkenntnis das absolut Böse zurück auf die Erde gebracht zu haben. Nur durch Ihre Haß.
Die Bardin wäre am liebsten im Boden versunken. Man hätte ihre Krümel mit dem Wind davonfliegen sehen können. Ach gäbe es doch nur eine finstere Ecke. Eine Ecke in der sie sich hätte verkriechen können. Sie stand denn Tränen nahe. War so das Ende ?
"Nun, da Ihr nun die Wahrheit kennt, werdet Ihr STERBEN !"
Und die Hände das Wesens glitten auseinander. Man sah lange dünne Finger. Sie schimmerten in einem fahlen grau. Die Haut war dünn und spröde. Fleischlos drückten sich die Knochen durch. Eine Hand erhob er und zeigte in Richtung Xena.
Der Junge war indes zu seinem Vater gegangen und stand nun an dessen Seite. Er beobachtete das Treiben mit neugierigen Augen. Gespannt und lernend sah er dem Schauspiel zu.
"So mein Sohn, heute wirst Du Deine erste Lektion erhalten !"
Der Knabe war begeistert vor Freude.
"Merke Dir diesen Tag gut mein Kind. Es wird der Beginn einer neuen Zeitrechnung !"
Der Junge strahlte.
Das Wesen beschrieb eine undefinierbare Geste mit den Fingern der ausgestreckten Hand. Gleich drauf begann sich auch schon eine rotierende magische Masse vor ihnen zu bilden. In ihrem Inneren schienen hunderte Blitze wild umher zu zucken. Ein wabberndes Kreischen entstand. Die kugelförmige Masse wurde schnell größer und plötzlich flog sie fauchend direkt auf Xena zu.
Xena stand wie angewurzelt. Sie konnte es noch nicht begreifen. NEIN ! Hat sie ihr Leben doch am Ende verwirkt ? Hatte sie einen letzten, alles entscheidenden Fehler begannen. Nicht mal Gabrielle konnte dies Ungeschehen machen. Ja, auch sie, die Kriegerin, hatte Schuld daran gehabt, das sie beide nach Illusia gekommen waren. Es stimmte alles ! Alles was der Dämon sagte !
Sie sah den herannahenden Feuerball wie versteinert an - wartend auf den Einschlag.
"XENA...NEIN!......"
Gabrielle lief los.....doch die Entfernung schien so unendlich groß.
Konnte sie ihre Freundin noch erreichen ? Warum reagierte die Kriegerin nicht ? Sie mußte doch die Gefahr erkennen....
Die Bardin lief, lief als ginge es im ihr eigenes Leben.
Doch gegen das magische Geschoß würde sie verlieren. Der Abstand zur Kriegerin war größer als das Stück, welches es noch zurücklegen mußte.
Verzweiflung lag auf Gabrielle´s angestrengtem Gesicht....
"NEIN ! XENA ! NICHT !........."
Für die Kriegerin geschah alles um sie herum wie in Zeitlupe. Die Zeit schien still zu stehn im Augenblick des Todes. Sie stand ganz ruhig da. In den Augen lagen Tränen. Ihr Blick wurde getrübt. Verzweiflung spiegelte sich in ihren Gesicht. Die Lippen bebten im Ansturm der Gefühle. Sie sah sich um. Saugte jedes Detail in ihr Gedächtnis, sah Dinge die längst Vergangenheit waren. Sah Freunde die längst vergangen waren. Leicht blickte sie nach rechts.
Gabrielle kam von dort auf sie zu. Sie sah ihre ohnmächtige Verzweiflung. Die Bardin versuchte sie zu retten. Wollte sie den überhaupt noch gerettet werden? War sie es überhaupt noch wert ? Gabrielle schien zu fliegen. Ja, Xena dachte, sie schwebt wie ein Engel. Der Engel der Erlösung ! Ein Lächeln zog sich über ihr in Tränen getauchtes Gesicht. Wie Perlen glitten sie aus Ihren Augen und liefen die Wangen hinab.
Ach Gabrielle, was bist Du doch in Deinem Inneren für eine gute Seele. Du bist der Mensch der ich immer sein wollte. Warum hab ich dich mit in den Abgrund gezogen...
Etwas weiter links von der Bardin war nun auch Joxer losgerannt.
Joxer mein Freund ! - dachte Xena. Auch Dir dank ich für einige der schönsten Augenblick in meinem Leben. Was hast Du mich oft zum Lachen gebracht...
Hinter Deiner naiven Fassade steck doch ein guter Kern. Oft hab ich dich mißachtet oder schlecht behandelt. Aber ich hoffe Du wirst erkennen das ich es nicht so meinte.
Dann schweifte ihr Tränen erfüllter Blick nach links, sie nahm den Junge war..., das Wesen..., das Geschoß..., das sich unaufhaltsam näherte.
Sie versuchte Autolycus zu erspähen der ganz links von ihr stand.
Aber die Stelle war leer, er wahr verschwunden ?
Da flog der König der Diebe auch schon auf Xena zu.
Er hatte blitzschnell reagiert, seine Reflexe waren sein Kapital. Er war der Kriegerin am nächsten. Nein ! Die Anderen, und würden sie noch so schnell laufen, sie hätte sie nicht erreichen.
Er war am Drücker ! Er mußte handeln.... Schnell - Jetzt !
Als das tödliche, magische Geschoß sich auf seinen vernichtenden Weg machte, spurtete auch Autolycus los. Er hatte gesehen das die Kriegerin von den Ausführungen des Dämons emotional sehr angegriffen war. Zeigt sie auch sonst keine Gefühle, so überkamen sie diese wenn aber, in einer ungeheuren Stärke. Er wußte das Xena nicht mehr im Stande war in diesem Moment zu reagieren. Er lief.....insgesamt nur zehn Schritte.....aber für ihn schienen es die längsten seine Lebens. Eigentlich wunderte er sich über sich selbst. Was tat er da ? Wenn er es nicht rechtzeitig schaffte....was war dann ? Er könnte auch sterben, oder sie beide zusammen.
Aber dieser Gedanken verflog so schnell wie er gekommen war.
Es waren seine Freunde. FREUNDE ! Und wenn er eins in der Zeit mit Xena gelernt hatte, dann war es wahre Freundschaft !
Weißgott, er hatte nicht viel davon. Denn wer wollte sich schon mit einem wie ihm einlassen, einem Dieb ?
Er mußte einfach so handeln, kostete es was es wollen, und wenn es sein Leben sei !
Die letzten Meter....
Er sprang........
Hart prallte er gegen die Kriegerprinzessin.
Xena erschrak, sie hatte ihn nicht gesehen. Er prallte gegen ihre Schulter, umschloß mit seinen Armen ihre Hüfte und riß sie zu Boden.
Hart schlugen beide im Staub der Erde auf, als im selben Augenblick das todbringende Geschoß über sie hinweg raste. Autolycus konnte noch die unermeßliche Hitze in seinem Nacken spüren. Es war Rettung in allerletzter Sekunde. Kurz vor der Schwelle zum Tod. So nah, wollte er ihm nicht mehr kommen.
Er hatte sie umgerissen. Etwas seitlich waren sie zu Boden gekommen. Autolycus lag halb über ihr. Xena´s Haar war wild durcheinander gewirbelt. Leicht streifte sie es von ihrem Gesicht. Ungewißheit und Angst lag in ihren traurigen Augen. Sie starrte den Dieb an, als wäre er aus einer anderen Welt. Autolycus konnte sehen, das sie mit ihrem Leben bereits abgeschlossen hatte.
"Xena ! Bei allen Göttern. Warum hast Du nicht reagiert? Hast Du denn die Gefahr nicht gesehen ?"
Gabrielle war nun auch bei ihr und kniete sich neben sie.
Joxer folgte, etwas außer Puste.
"Mann oh Mann, ich bin nicht in Form !" japste er und ließ sich ebenfalls herab.
Xena blickte in die Augen ihrer Freunde. Sie lebte noch ! Warum ? Was, was sollte es nach all den Dingen die sie gehört hatte noch für einen Sinn machen ?
Gabrielle´s Augen zeigten ebenfalls Tränen. Ihre Wangen waren von ihnen gezeichnet. Sie streckte ihre Hand aus und hob Xena´s Kopf leicht vom Boden empor. Ihre Augen trafen sich.
Da hörte die Kriegerin den Kampfschrei in sich. Die Gewalt, die unzähmbare Kraft in ihr schien nach außen zu wollen. Sie hämmerte von innen gegen ihre Brust. Ihr Herz schien reines Adrenalin durch ihren Körper zu pumpen!
Wie der letzte Instinkt wollte sie ihre unbändige Stärke vor dem Aufgeben hindern.
Steh auf !
STEH AUF !
S T E H A U F !
Ein Gefühl der Neugeburt durchfloß ihre Adern. Von den Zehen aufwärts schien es zu treiben.
NEIN ! NOCH BIN ICH NICHT BEREIT - NICHT BEREIT DEN WEG ZU GEHEN !
Schoß es ihr durch den Kopf !
Es gibt noch so viele Dinge ! So viele ungetane Dinge ! Sie hatte eine Aufgabe zu Erfüllen ! Ein Ziel zu erreichen ! Sie könnte Gabrielle nicht allein lassen !
Ihr Blick verhärtete sich.
Eine letzte Träne tropfte von ihrem Kinn. Langsam glitt diese zu Boden. Sie schien zu schweben. Sie tauchte ein in den Staub der dürren Erde. Wurde aufgesogen darin. Verband sich für immer mit ihm - bis sie verschwunden war , nicht blieb zurück, keine Erinnerung.
Xena schaute auf . Gabrielle strahlte. Auch Joxer und Autolycus mußten in diesem Moment leicht schmunzeln.
Am Ende der Welt... Irgendwo im Nirgendwo...
Die Bardin nickte. Eine Startzeichen. Die Kriegerin sprang auf, federte elegant in den Knien und blieb breitbeinig stehen. Gabrielle ging und stellte sich an ihre rechte Seite. Autolycus fügte sich links von ihnen und Joxer rechts von der Bardin in die Kampflinie ein.
Da stand sie. In einer Reihe. Auge in Auge mit dem Dämon. Der doch etwas überrascht von der Gegenwehr schien. Sein Junge stand neben ihm.
Wie zum Duell bereit standen sich die beiden Partei gegenüber. 20 Schritte waren es wohl.
Xena machte den Anfang...
"Spielchen, Du willst Spielchen ! Du sollst Dein Spielchen haben !"
Mit diesen Worten zog sie langsam und genüßlich ihr Schwert hinter dem Rücken hervor. Joxer gab Gabrielle ihren Kampfstab, den sie beim Spurt fallen gelassen hatte, zurück.
Die Bardin wog ihn leicht in ihren Händen, auch sie war zu allem entschlossen.
"Ihr seit nur vier ! Und zwei von Euch haben noch nicht mal Waffen ! Was soll das werden ? Wie wollt Ihr mich überhaupt töten ?" , sprach der Dämon lautstark.
Autolycus zuckte mit den Schultern. Da hatte er wohl recht. Und Joxer hatte außer seiner Rüstung auch nichts zum Verteidigen geschweige denn zum Angriff dabei.
"Aber Ihr braucht nicht zu denken, das ich mich mit so was wie Euch auch noch rumprügele....darf ich vorstellen......
meine Armee - Die Armee der Finsternis !!!"
"HAHAHAAAAHAHHAAAAA......"
Weit warf er bei diesem Lachen den Kopf in den Nacken. Seine Arme breiteten sich aus. Seine ausgestreckten Finger ließ er leicht auf und ab wippen.
Als er plötzlich seinen Kopf wieder nach vorne warf, hatte sich das schwarze, dunkle Loch in seiner Kapuze verändert.
Ein alter zerschundener Totenschädel starrte sie an. Im Schwarz der leeren Augenhöhlen glühte rot das Licht der Hölle. Sein fleischloser Kiefer klappte im Takt der Worte. Aber keine Zunge und kein Kehlkopf formte sie.
"Showtime !" zischte er......
Und kaum war seine Stimme verklungen. Zog schon ein Brausen, ein Schlagen und Tosen über den Horizont hinweg.
Es schien als würde die Erde beben. Die Luft gab die Schwingungen weiter. Sie strömte bis zu den Freunden, durch sie hindurch und immer weiter, angetrieben von diesem alles überrennenden Gestampfe.
Xena und die Anderen merkte die plötzliche Veränderung. Der Boden schien unter ihren Füßen leicht auf und ab zu hüpfen. Sie merkten deutlich das kribbeln in ihren Beinen, das hoch schlich bis in die allerletzte Haarspitze.
Sie sahen sich um, konnten jedoch noch nichts entdecken. Nur dieser unheimliche Lärm. Er stieg stetig an.
Und da...in der Ferne...im Rücken des Dämons...!
Eine gewaltige Staubwolke raste auf sie zu. Sie walzte als Platt was ihr in den Weg kam.
Noch war nichts näheres zu erkennen. Nur diese alles verschluckende Wolken und dieses tosende Schlagen. Die Staubwolke war nicht sehr hoch. Vielleicht 10 Meter. Aber ihre Breite war schon imposanter. Das müßten ungefähr 200 Meter sein schätzte Xena.
Die Entfernung wurde kürzer... und nun offenbartes sich den Freunden das ganze Bild des Grauens.
Aus der Wolke tauchten langsam Silhouetten auf...
Es waren Krieger. Krieger die direkt aus der Hölle zu reiten schienen.
Sie bildeten ein Linie Die Hufe der Pferde pflügten regelrecht den harten Boden auf. Staubfontänen wirbelten empor. Sie ritten ein mörderisches Tempo. Der Bereich um sie herum wurde wie durch eine unsichtbare Lichtquelle erleuchtet.
Aber es waren keine menschlichen Krieger. In den alten, verschlissenen Rüstungen steckten abscheuliche Kreaturen.
Auf teils bleichen Knochen hingen noch verfaulte Fleischfetzen. Die fast verwesten Gesichter starrten mit einer tödlichen Leere unter den metallenen Helmen hervor. In den Augenhöhlen jedes einzelnen, leuchtete das Feuer ihres Meisters. Einige umklammerten mit ihren knochigen Klauen Lanzen. Andere große, todbringende Schwerte, Beile und Äxte. Hoch erhoben hielten sie diese bei ihrem Sturmritt.
Auch die Pferde waren nicht normal. Dünn und ledrig hing die Haut über den ausgedörrten Leibern. Das Skelett zeichnete sich scharf darunter ab. Tief schwarz waren die leeren Augenlose Höhlen .
Sie kamen näher.
Das Schlagen der Hufe steigerte sich ins Unermeßliche. Diese trommelnde Hämmern glich einem Hurrikane.
Und über all diesem ertönte plötzlich eine tiefe, grollende Stimme.
"So ! Ich laß Euch nun mit Ihnen allein. Wenn es soweit ist, komme ich um die Ernte einzufahren."
Der Dämon und das Kinde wurden von einem gleißenden Lichterspiel eingehüllt und verschwanden mit lautem Gelächter, das langsam verhallte...
Die vier Freunde hatte für so was kein Zeit. Nun standen sie ganz allein in dieser öden, trostlosen Welt. Erhobenen Hauptes sahen sie der Gefahr entgegen. Sie bildeten die letzte Verteidigungslinie zwischen Ordnung und Chaos.
Der Wind blies den Freunden ins Gesicht. Er wurde noch stärker durch die ankommenden Reiter aufgebläht. Als
würden diese Söldner des Teufels ihn vor sich herschieben.
Autolycus kniff leicht die Augen zusammen. Sein Gesicht zeigte einen ernsten und entschlossenen Ausdruck. Ach, was würde er jetzt für ein Schwert geben. Nicht mal jemand da, von dem man hätte eines stehlen können. Doch trotz seines verschlagenen Charakters wußte er wann es an der Zeit war seine Interessen zurückzustellen und Freunden beizustehen.
Dann muß ich mir halt eins von den Gegnern pumpen dachte er noch....
Xena daneben hielt ebenfalls die Reiter im Blick. Wild wirbelte ihre lange schwarze Mähne im Wind. Auch sie mußte, wie die Anderen, ihre Augen leicht zusammenkneifen. Der Wind trug kleine Staubpartikel mit sich. Fest hielt sie ihr Schwert in der Hand. In ihrem Inneren begann langsam ein Gefühl aus vergangener Zeit aufzublühen. In der Schlacht würde es ihr zur Seite stehen. Wie schon in den Jahren zuvor. Auf ihrem Gesicht sah man den unbändigen Kampfeswillen......
Gabrielle hielt ihren Kampfstab mit beiden Händen fest umschlossen. Das blonde Haar flatterte im Spiel des Windes.
Konnten sie es schaffen ? Würden sie der anrollenden Übermacht gewachsen sein ? Schon viele gefährliche Augenblicke hatte sie mit Xena überstanden. Würde es ihnen auch dieses mal gelingen siegreich aus der Schlacht hervor zugehen ? Beim Anblick der anstürmenden Horde wurde ihr klar, das sie die Antwort bald erfahren sollte......
Joxer war zwar manches Mal etwas tolpatschig oder unbeholfen. Aber er wußte auch das man Freunde nicht im Stich läßt. Er würde sie unterstützten. Und wenn er kratzen und beißen müßte.
Sein Helm hing leicht schief. Er sah aus als wäre er am falschen Ort zur falschen Zeit. Aber Kneifen würde er nicht. Das kam für ihn nicht in Frage. Vielleicht kam er auch nur nicht auf Diese !?
So standen sie ! Breitbeinig, zu allem entschlossen...
... und die Armee der Finsternis hielt direkt auf sie zu......
Kein lebendes Pferd konnte diesen Höllenritt überstehen. Aber Diese hier schienen nichts zu spüren! Keine Anzeichen der Erschöpfung zeigte sich auf den knochigen Körpern. Sie mußten in ihrem ausgemergelten Inneren von einer übernatürlichen Macht angetrieben sein. Einer Macht die vielleicht sogar Götter stürzten könnte ?
Immer näher kam sie. Unaufhaltsam ! Begleitet von dem trommelten Lauf der Hufe und der dahinter schwebenden Wolke aus Staub und Erde.
Nun war ihre Anzahl genauer zu erkennen !
"60 !" , sagte die Kriegerin.
"15 zu 1" , konterte Autolycus leicht ironisch, "Na ja, was soll’s. Ich hab schon schlechtere Wetten gewonnen !"
Xena dreht leicht den Kopf zu ihm.
"OK ! Ich bin dabei !"
Alle mußten leicht schmunzeln.
"Joxer, Du verwaltest den Jackpot !" , auch Gabrielle mußte ihren Senf dazugeben.
"Bar oder nehmt Ihr auch Schuldschein ?", Joxer nahm es wieder zu ernst.
Da mußten die Anderen lachen. Ein Lachen als würde es ihr Letztes sein. Joxer macht sicherheitshalber mit.
Die teuflische Horde war nun nicht mehr allzu weit entfernt. Man sah auch einige Reiter mit Schilden. Auf ihnen befanden sich fremdartige Verzierungen. Keiner konnte sie deuten. Sie wirkten genauso geheimnisvolle wie ihre Träger.
Das Lachen der Freunde war längst verhallt. Der Ernst in ihren Augen war zurück gekehrt.
Noch...etwa 200 Meter......
Autolycus...Xena...Gabrielle...und Joxer...
Sie erwarteten die Ankunft der Apokalypse...
Doch was war DAS ????
Ein helles Lichterspiel flammte links vom König der Diebe auf. Die Freunde zuckten kurz erschrocken. Und sahen erwartungsvoll auf das flackernde Schauspiel.
Zwei Gestalten formten sich aus dem Spiel des Lichts. Gleißende, zuckende Lichterblitze umsäumten die Silhouetten der beiden Neuankömmlinge. Sie materialisierten sich direkt seitlich von Autolycus, wie als wollten sie sich in die Kette einreichen.
Noch waren sie nicht zu erkennen. Doch die Formen zeigten, es war eine Frau und ein Mann.
Wer ? Schoß es den Vier durch den Kopf ! Noch Gegner ? Sind sie mit Dieser Übermacht nicht schon genug gestraft.
Doch was nun zum Vorschein kam, konnten die Freunde kaum fassen. Die Augen wurden groß.
Was um alle Götter, hatte DIE ZWEI hier verloren ?
ARES und CALLISTO !!!!!!
Wie immer ! Beide mit leicht überheblichem Blick und einer Lässigkeit, die einfach absurd war für dieses Szenario.
Beide hatten ihre Hände in die Hüfte gestemmt und genossen sichtlich die Gesichter der vier verdutzen Freunde.
"Ich hab gehört, hier läuft ne kleine Party." Ares schien voll in seinem Element. "Das konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen !"
Die Freunde waren immer noch nicht fähig etwas zu sagen...
Genußvoll fuhr er fort : "Callisto kam heulend bei mir an und....
"Du solltest DIESEN Teil doch NICHT erwähnen Ares !"
"...und erzählte mir von dem Knaben und den Dingen die passierten."
Er lächelte schadenfroh in Richtung der Halbgöttin, die ihm Ihrerseits einen nicht so ganz netten Blick zurück warf.
"Na, ja.... auf jeden Fall, sag ich Euch eins !" Er drehte sich zur Gruppe, sein Ausdruck wurde ernster.
"Der Gegner, mit dem Ihr es hier zu tun habt, ist nicht zu unterschätzen. Ich denke Er hat sich Euch schon ein wenig vorgestellt. Und seinen Sprößling kennt ihr sicher auch. Nur soviel jetzt von mir, ich und Callisto sind nur gekommen weil dieser Kampf auch in unserem eigenen Interesse ist. Denn dieser Dämon hat es nicht nur auf Euch Sterbliche abgesehen. Nein, er will alles ! Alles, inklusive des Olymp´s. Und diese Armee die Ihr hier seht ist nur eins seiner teuflischen Werkzeuge mit dem er diese Vorhaben verwirklichen will ! Ihr habt Glück ! Er dachte wohl nicht das Ihr Unterstützung kriegt. Denn diese 60 Mann sind nur ein kleiner Teil seiner Armee ! Aber egal - sie sind auch in geringer Stückzahl absolut Tödlich !..."
...und wäre das noch nicht das Schlimmste sagte er weiter... "...mit ihren Waffen...können sie sogar Götter töten !"
Kurz versteinerte sich das Gesicht der beiden Neuankömmlinge. Denn ihnen war klar, das sie unter diese
Rubrik fielen !
Xena und die Anderen hatten sich wieder gefangen. Ihnen war es eigentlich egal weshalb oder warum die Beiden hier aufgetaucht waren. Sie konnten jede Unterstützung gebrauchen.
"10 zu 1 ! Es werden NEUE Wetten angenommen !" , kommentierte Autolycus die veränderte Lage.
Er war nun etwas, aber nur etwas erleichtert.
"Oh, Mann ! Jetzt hatte ich mir grad alle Wettips gemerkt ! Ich kann so nicht arbeiten !"
Joxer schien leicht überfordert.
"SCHNAUZE !!! JOXER !!!" , hallte es von allen Seiten...
...der nur noch einmal kurz nach Luft schnappt.
"Wie konnte es auch anders sein Ares ! Ganz selbstlos wär’s Du sicher nicht gekommen !" , sprach die Kriegerin.
"Och..., sag das nicht. Du weißt doch Xena, ich kann Dir einfach nicht widerstehn !"
"Deinen Charme kannst Du Dir für Callisto aufheben !"
"Warte nur Prinzeßchen ! Wir sprechen uns nach der Schlacht....
"... aber jederzeit doch, mein Schätzchen, wann immer Du willst, und w..."
"ES IST JETZT GUT IHR ZWEI ! Wollt Ihr Euch jetzt nun streiten, oder meint ihr nicht auch, das DIE schon ziemlich nahe sind !"
Die Bardin mußte einfach schroff eingreifen. Das Gebabbel der Drei war ja nicht zum aushalten ! Sie standen hier, ne ganze Horde abgefahrener Zombies auf ihren halbmorschen Gäulen, kam angeflogen und die verehrten Damen und Herrn hatten nicht besseres zu tun als zu streiten. Einfach unfaßbar !!!
Sie tickte kurz mit dem Stab auf Xena´s Schulter die ganz erstaunt war über ihre aufbrausende Freundin. So kannte sie Gabrielle gar nicht.
"Es is nun gut ! Wenn sich die Herrschaften jetzt nun BITTE wieder dem eigentlichen Problem zuwenden könnten.
Nochmals für alle die später gekommen sind......WIR HABEN EIN RASENDES PROBLEM !!!"
Die Bardin sah leicht genervt die Drei an......
"Heut bist Du aber richtig heiß !" , Callisto konnte sich den Spruch einfach nicht verkneifen.
"HALTS MAUL !" , Gabrielle wäre ihr fast ins Gesicht gesprungen. Sie konnte gerade noch ihre guten Sitten wahren.
Xena und Autolycus waren perplex. Auch Joxer kuckte erstaunt.
"Du kommst auf meine Liste, direkt unter Xena !" , sagte die Halbgöttin noch, als sie sich abwandte.
"Du machst Dich Gabrielle. Du wächst ja richtig über Dich hinaus !" ,sprach die Kriegerin lächelnd zu ihr.
....noch 80 Meter.....
Die Sechs beließen es vorläufig dabei, denn das Tosen der Pferde kam näher......
Alle richteten nun ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf die heranstürmenden Krieger. Jetzt da sie näher waren, erschienen sie noch viel bedrohlicher als zuvor. Jede der teuflischen Gestalten war gut und gern um die zwei Meter. Durch ihre, aus metallenen Teilen bestehende Rüstung, wirkten sie unüberwindbar - Todbringend Kampfkolosse.
Die nur auf eins fixiert zu sein schienen - alles was ihnen in den Weg kam zu vernichten. Eine wirklich gute Armee ging es der Kriegerin durch den Kopf. So eine könnte man nicht für alles Geld der Welt kaufen.
Nun waren sie Sechs ! Sechs einsame Streiter, bereit die Schlacht zu schlagen.
"Wenn sie an UNS vorbei sind, hält sie NIEMAND mehr auf ! Dann ist alles zu spät !" , warf Ares in die Runde.
Keiner widersprach...nur das trommeln der Hufe klang wie ein Widerspruch in den Ohren der Gruppe.
"Ach, hätt ich beinahe noch vergessen..." ...Ares machte eine kurze, kreisende Handbewegung.... "...einige von uns sind noch nicht richtig gekleidet für die Party !"
Xena verdrehte bei soviel Selbstüberschätzung leicht verächtlich die Augen. Was denn nun noch ?
Und gefolgt mit einem Spiel aus hellem Licht formten sich Schwerte in den Händen von Autolycus, Joxer und Ares.
Der Dieb kam leicht vorn über und mußte etwas in die Knie gehn. Joxer, der die neue Waffe beidhändig hielt, klappte bald nach vorne um, die Spitze seines Schwerts knallte hart in den dürren Boden.
"Ohhhhhhuuuuoooo... ist das ein Teil !" , ächzte er mit angestrengter Mine.
"Größer ging´s wohl nicht mehr Ares ?" Auch dem König der Diebe hatte das Gewicht des Zweihänder so plötzlich überrascht.
Die Teile hätte man leicht als Kleiderständer verwenden können. Sie waren Mannshoch. Mit schwerem Griff und einer Klinge, beidseitig geschärft, schärfer könnte nicht mal die Zunge Aphrodites sein.
Dem Kriegsgott gewann dies nur ein müdes Lächeln ab. Er fuchtelte leicht, einhändig, und selbst verliebt in der Gegend rum.
"Angemessene Waffen für angemessene Gegner !" ,meinte er nur lapidar.
Autolycus nickte nur. Was sollte er sich darüber auch streiten. Eigentlich, gefiel ihm ja das Teil. Ja, es lag sogar richtig gut in den Händen. Ein wenig Übung und....."Ja, kommt nur ! Kommt nur ! Ich werde Euch in Stücke hacken !" Es gefiel im sichtlich.
Xena sah zu ihm. Er wirkt schon wie Ares.
Nur Joxer schien noch ein wenig mit dem Ding zu kämpfen haben. Er versuchte immer noch krampfhaft die Spitze vom Boden hoch zu bekommen.
"Geht’s noch Joxer ?" , fragte Gabrielle ihn.
"Kein Problem ! Kein Problem ! .....mmmmmuuuuuaaaaaaaaaahh !"
Und zack ! War es oben.
Der mächtige Krieger taumelte noch etwas, hielt die Spitze im Auge und kämpfte leicht mit dem Gleichgewicht, aber sonst schien alles in Ordnung.
Ares blickte nur hoch, Callisto machte als hätte sie nichts gesehen, Autolycus sah seine Felle wegschwimmen und Xena und Gabrielle mußten schmunzeln.
Die Halbgöttin zog nun, als letzte, ihr Schwert.
40 Meter......
Callisto – Ares – Autolycus – Xena – Gabrielle – Joxer
Eine Linie ! Ein Gedanke !
Bereit sich dem Bösen entgegen zu stemmen.
An diesem Ort ! In dieser Welt ! Waren sie die letzte Hoffnung der Menschheit ? Das letzte Bollwerk zwischen Freiheit oder Tod ?
Selbst Ares und Callisto´s Mine wurden nun todernst. Auch ihnen war klar was auf dem Spiel stand.
Zeus hatte nie gerne über diesen Bruder gesprochen. Aber Ares, der Gott des Krieges, hatte nicht locker gelassen. Und so hatte ihm Zeus doch, wenn auch zögerlich, über die Geschichte aufgeklärt. Wenn es dem Kriegsgott auch nicht schmeckte er mußte Xena und ihren Freunden beistehen, denn es ging auch um seine Interessen, um seine Zukunft. Der Zukunft aller Götter.
Callisto konnte immer noch nicht versteh´n warum sie wieder mit zurück gekommen war. Ach, doch ! Jetzt fiel ihr es wieder ein ! Sie wollte es dem Knirps, der sie so erniedrigt hatte, zu allem elend auch noch vor Xena und ihrer kleinen Schlampe, heimzahlen. Ja, sie würde kämpfen, kämpfen bis zum letzten Atemzug. Und sie hoffte, wenn sie sich durch die Reihe geschlagen hätte, würde sie den kleine Racker in die Finger bekommen. Aber dann, dann könnte er sich auf was gefaßt machen, nun wäre sie nicht mehr so unvorbereitet. Nein ! Sie würde schon einen Weg finden...
...20 Meter...
Kein Zeit mehr ! Keine weitere Sekunde ! Die vorausgehende Druckwelle schoß buchstäblich alle Gedanken aus den Köpfen der Sechs.
Vorne......Links......Rechts......wo sie hinsahen - Söldner des Todes !
Die Zeit schien sich wie ein Gummiband zu ziehen......
Die letzen Meter flossen dahin. Die unheimlichen Gestalten reckten zum Schlag bereit ihre faulen Klauen mit den Geräten des Todes noch höher.
Callisto warf ihr Schwert fordernd von einer Hand in die andere...
Ares prüfte mit dem Finger die Klinge...
Autolycus festigte seinen Stand...
Xena´s freie Hand griff nach den Chakram...
Gabrielle ließ den Stab in Vorhalte rotieren....
und Joxer legte den Zweihänder kurz über die Schulter......
...10 Meter.....
"Heute ist ein guter Tag zum Sterben !", waren Ares letzte Worte...
Xena´s Kampfschrei gab den Startschuß....
Sechs gehen Sechzig !
KEIN Kinderspiel......
Kapitel 9 – Ist das Ende erst der Anfang ?
Die Reiter stürmten unaufhaltsam heran. Xena riß das Chakram hoch. In ihrem Gesicht stand der Kampfeswille. Sie holte aus und mit einem hellen, surrenden Pfeifen verließ der tödliche Reif die Hand, begleitet von des Kriegerin´s Schrei. Ihre Augen folgten der Bahn...
Ares ließ sein Schwert sinken. Er konzertierte sich. Erhob die freie Hand, spreizte seine Finger. Callisto tat es ihm gleich. Beide sahen die ankommende Horde mit starrem Blick durch ihre Finger an. Ein Lichterspiel begann sich vor den Handflächen zu entfalten...
Autolycus erhob den Zweihänder über seine rechte Schulter, wartend auf den erst Besten der ihm in die Quere kommen sollte....
Gabrielle´s Augen zeigten ihre Entschlossenheit. Ihr Stab rotierte wie die Speichen eines Wagenrades. Beim durchschneiden der Luft entstand ein hohles Surren...
Joxer überlegte noch, wie er schnell das Schwert von der Schulter bekommen sollte....als.....
...als ihn der erste Reiter erreichte.
Seine Augen wurden groß. Was nun ? Bis er das schwere Schwert oben hätte, wäre er schon unten...
Da drehte er einfach dem heran stürmenden Söldner den Rücken zu...
Joxer wurde durch den Aufprall nach vorne gedrückt, aber irgend etwas hinderte ihn daran zu fallen. So stand er in halb schräger Lage. Er dreht den Kopf, um zu sehn was hinter ihm war. Er konnte aber nur den ausgemergelten und dürren Kopf des Pferdes erkennen, das nun ruhig neben ihm stand und mit toten Augen anstarrte.
"Schon lange nichts mehr zu Kauen gehabt, Pferdchen." , sagte er.
Er dreht nun seinen Körper weiter herum und sah was geschehen war. Ja genau, er hielt ja noch immer den mächtigen Zweihänder fest umklammert. Die Klinge hatte sich tief in die Brust des Angreifers gebohrt. Wie von einem Pfahl war er aufgespießt worden. Leicht hatte das Metall der magischen Waffe den Brustpanzer des Untoten durchdrungen. Der mächtige Krieger dreht sich nun vollends herum, ließ das Schwert von seiner Schulter gleiten. So stand er nun, links von ihm das Pferd, auf ihm der schlaffe Körper des Reiters und er hielt noch immer den Griff umschlossen.
"Das hat Dir wohl nicht geschmeckt, Mein Junge !" , sagte er sichtlich begeistert.
Langsam begann der Körper aus dem Sattel zu rutschen. Er neigte sich vorn über und glitt seitlich vom Pferd. Joxer, der immer noch hielt mußte dem Weg der Klinge folgen. Er wurde mitgerissen.
"Ooooohhhhhhh........S H I T !"
Beide fielen sie auf den verkrusteten Boden. Staub quoll empor. Der mächtige Krieger lag nun genau Auge in Auge mit der Kreatur auf der ausgetrockneten Erde. Eine verfaulte, knochige Fratze starrte ihn an. Er bemerkte einen süßlichen, beißenden Geruch in seiner Nase. Der Geruch von Tod und Verwesung. Er rümpfte die Nase bei diesem Aroma. Immer noch am Boden liegend, zog er nun seine Knie an, drückte die Füße auf die Brust des toten Wesens und stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Er wollte die Klinge, die auch den Rücken des Angreifers durchschlagen hatte, herauszuziehen.
"Man,... hab gar nicht gedacht das faules Fleisch so fest sein kann."
Leichtes, metallenes Schaben war zu hören, als die Klinge Millimeter für Millimeter durch den Körper und die Rüstung glitt. Joxer´s Gesicht zeigte deutlich die Spuren der Anstrengung.
Aber da tauchte auch schon der nächste Reiter in seinem Blickfeld auf...
Es ging alles Drunter und Drüber... das reinste Chaos machte sich breit.
Xena´s Blick haftete am Chakram. Mit mörderischer Geschwindigkeit kamen sich Waffe und Ziel näher.
Nur ein kurzes Knacken war zu hören als die Schneide des Reifs den Kopf der Kreatur von den Schultern trennte.
Er schlug glatt durch, wurde leicht abgelenkt und erwischte noch einen zweiten Reiter versetzt dahinter.
Dieser konnte ebenfalls nicht mehr reagieren. Er schien es nicht einmal gesehen zu haben. Oder sahen diese Wesen überhaupt eine Gefahr in ihnen ? Fast gleichzeitig schlugen die beiden Schädel auf die Erde. Die kopflosen Körper hielten sich noch in ihren Sätteln. Die zwei Pferde liefen an Xena´s linker und rechter Seite vorbei, kamen noch etwa fünf Schritte weit im Rücken der Kriegerin. Dann blieben sie stehn. Der Blick der Kriegerin war immer noch starr nach vorne gerichtet. Das surrende, pfeifende Geräusch kam zurück. Sie erhob ihre geöffnete Hand...
...Zeitgleich begannen die Körper zu rutschen...
...und mit einem hohl klingenden Blop fing sie ihr Chakram auf...
...und die Körper schlugen scheppernd auf dem Boden auf.
"STRIKE !" , Xena zog ihren angewinkelten Unterarm nach hinten durch.
.Aber, keine Zeit ! Die nächsten standen schon Schlange.
Autolycus hatte aus dem Augenwinkel den Abflug des Chakram mitbekommen, aber er mußte sich nun um seine eigene Haut kümmern. Den auch ihm kam der erste Gegner nun bedrohlich nahe. Der König der Diebe zögerte keinen Augenblick länger. Mit einem Schwung, in den er all seine Kraft legte, wuchtete er das mächtige Schwert dem Reiter entgegen. Die Klinke war lange genug, um mühelos den heran stürmenden Untoten zu erreichen. Funken spritzten als das Metall der Klinge und der Rüstung sich berührten. Ein klirrendes Singen war beim Auftreffen der Klinge zu hören, die sich in eine Hülle von gleißendem Licht tauchte. Der Stoß war hart. Seine Wucht wurde noch durch die entgegen kommende Kraft des Rittes verstärkt. Für die Kreatur gab es kein Halten mehr. Sie wurde buchstäblich aus dem Sattel gehoben. Autolycus wunderte sich, daß er das Schwert, trotz des schweren Aufschlages noch halten konnte. Aber auch er hatte inzwischen mitbekommen das Ares ihnen wohl keine normalen Waffen gegeben hatte. Eine wahrlich göttliche Waffe !
Das Ding ist bestimmt ein Vermögen wert, dachte er noch, als auch schon der nächste Gegner heran stürmte...
Gabrielle hatte für solche Gedanken keine Zeit ! Auch sie mußte zusehen das sie sich nichts einfing. Gleich zwei Reiter kam auf sie zu. Parallel ritten sie zueinander. Zwischen ihnen war gerade noch Platz für eine Person. Sie wollten sie in die Zange nehmen. Die Bardin sah in ihre finsteren Augen. Tot ! Endlose Leere ! Kein Gefühl !
Sie durfte nicht zögern. Sie stoppte das Rotieren das Stabes. Ging leicht in die Knie. Hielt den Stab waagerecht vor die Brust und drückte sich mit aller Kraft, die sich in einem aufbrausenden Schrei vereinte, vom Boden ab.
Die Wesen hielten mit unverminderter Geschwindigkeit auf sie zu. Hoch flog die Bardin ihnen entgegen. Sie beschritt ein Roll, immer noch den Stab in der waagerechten haltend. Die Köpfe der Kreaturen gingen hoch, versuchten ihrer Bahn zu folgen. Zu spät !
Gabrielle hatte ihren Sprung gut abgeschätzt. Sie löste kurz vor dem zusammentreffen die Flurolle auf. Ein hartes, brechendes Knacken entstand als die beiden Enden des Kampfstabes die Reiter am Kopf trafen. Es haute ihnen glatt das Genick durch. Wild schaukelten ihr Schädel hin und her.
Die Bardin kam mit sicherem Stand wieder auf dem Boden auf und drehte sich leicht, um nach hinten zu sehn. Die beiden Pferde mit ihren, doch wohl leicht irritierten Reitern, trabten nun ruhig dahin. Die beiden Kopflosen Gestalten hatten sichtlich ihre Mühe damit, oben und unten zu unterscheiden. Die Zwei waren erst mal abgemeldet, dachte Gabrielle.
Sie fuhr gleich darauf wieder herum, den schon die nächsten waren da...
Callisto schien es doch eine wenig zu genießen hier zu sein. Und auch Ares machte keinen Hehl daraus. Die beiden magischen Geschosse vor ihren Händen waren nun schon zu einer stattlichen Größe herangewachsen. Die Zwei blickten sich nochmals an. Die Halbgöttin konnte die Freunde in seinen Augen deutlich erkennen.
Das war sein Element ! Das des Gott des Krieges !
Das Klirren von Schwertern. Das Schreien der Kontrahenten. Das wilde Lied des Krieges ! Callisto konnte diesem ebenfalls nicht widerstehn. Sie lies sich vom Feuer das in Ares Augen brannte leicht entzünden.
Ja......JA !...dachte sie...und Beide steigerten sich in einen wilden Rausch aus Gewalt und Haß.
Als schienen sie Diesen in den Fingerspitzen bündeln zu können, flammten die tödlichen Geschosse noch mal kurz auf. Die Blicke der Beiden trennten sich nun und suchte das nächstbeste Opfer. Die Auswahl war nicht schwer.
Wie riesige Ameisen fielen die Kreaturen über sie her. Fauchend verließen die glühenden Kugeln ihrer ruhende Position, um sich kurz darauf in viele kleine Feuerbälle aufzuspalten. Den Wesen in der ersten Reihe blieb keine Chance zum entkommen. Sie schienen auch darauf überhaupt nicht aus. Die zehn entstandenen Bälle schlugen wie durch Butter durch sie hindurch. Als wäre ein Stein ins Wasser gefallen, gab es nur ein kurzes Klatschen, begleitet von einem rötlich schimmernden Lichterkranz der sich um die Einschlagstellen fächerartig ausbreitete. Die brennend heißen Kugeln durchschlugen die Brustpanzer, drangen ein in ihre modrige Hülle, durchstreifenden ihr Inneres um gleich darauf auch die hintere Panzerung zu durchschlagen. Die Getroffenen hielt inne. Die Pferde verringerten das Tempo. Sie kamen noch ein kurzes Stück...
Man konnte direkt durch die etwa zwei Handbreit entstanden Löcher hindurchsehen. Fast zeitgleich rutschten die Zehn aus den Sätteln und schlugen ungebremst auf dem harten Boden auf.
Ares strahlte. Er drehte sich zu Callisto und erhob eine Hand.
Auch die Halbgöttin war sichtlich über die Treffer hoch erfreut. Ihre Augen bekamen das typisch diabolisches Funkeln. Sie drehte sich ebenfalls zu ihm, erhob ebenso die Hand...und beide klatschten ab !
"Yeah ! So lieb ich es !" , feigste Ares.
"Wir reißen Denen den Arsch auf !" , konterte sie.
"Wollen mal sehn, wie gut die im Nahkampf sind ? Los Callisto ! Der Tanz kann beginnen." , schrie er und stürmte los.
Callisto sah ihm noch kurz nach, als auch sie, angefacht vom Augenblick des Triumphes, mit wild schwingendem Schwert nach vorne stürzte... begleitet von kampfeshungrigem Schrein...
Es herrschte ein unbeschreibliches durcheinander. Die unheimlichen Gestalten waren nun alle angekommen. Einige saßen noch auf ihren Pferden, andere waren abgestiegen und hingen wie Aasgeier um die Gruppe herum.
Das Gemetzel war in vollem Gange. Schwerter schlugen wild umher. Klingen trafen sich mit hellem Klirren. Das Geschrei der Sechs, das Grummeln und Stöhnen der untoten Wesen vermischten sich zu einem Chor des Krieges.
Gabrielle hat Mühe sich der Übermacht zu erwehren. Von allen Seite sah sie die Gegner kommen. Wild schlug sie mit dem Kampfstab um sich. Geschmeidig, aber dennoch hart führte sie den Stab in ihren Händen. Attacken und Paraden wechselten in einem mörderischen Tempo. Sie biß hart die Zähne zusammen. Ihre Lippen waren leicht geöffnet. Die Anstrengung stand ihr im Gesicht.
Wieder flog eine mächtige Klinge von rechts an. Aus dem Augenwinkel sah sie ein helles Blitzen. Im gleichen Moment als sie sich duckte, fauchte das hell surrende Metall auch schon über ihren Kopf hinweg. Sie drückte sich wieder hoch und zog mit voller Wucht den Stab empor. Das Ende traf den Angreifer direkt am Unterkiefer. Ein marodes Bersten war zu vernehmen als der Kiefer in Tausend Fragmente zerplatzte. Der Knochen hatte dem Aufschlag nichts entgegensetzte. Aber der Gegner war nicht einmal irritiert. Sein Schwert hielt er inzwischen hoch erhoben. Die Spitze wies in den blutroten Himmel. Die Bardin hatte kein Zeit. Mit einer elegant anmutenden Drehung näherte sie sich dem Wesen das seinerseits nun seine tödliche Klinge nach unten zog. Gabrielle kam, mit dem Gesicht zum Angreifer, zum stehn. Ihre blonde Mähne flog wild herum. Mit dem Schwung aus der Drehung hatte sie auch den Kampfstab beschleunigt. Sie beugte sich leicht vornüber, hielt den Stab an einem Ende beidhändig umklammert, das andere zog pfeifend durch die Luft.
Mit der ganzen Kraft, die sie in diesen Schlag gelegt hatte, traf sie den schwertführenden Arme in der Mitte.
Keine Augenblick zu spät ! Die Kreatur wurde durch den schweren Treffer leicht abgelenkt und die anfliegende Waffe surrte nur Millimeter an ihrer rechten Hüfte vorbei. Die Spitze schlug hart in die trockene Erde. Rötlicher Sand wich dem Druck der Klinge. Gabrielle schnaufte, als hätte sie Wasserdampf in ihren Lungen. Wie lange könnte sie diese Geschwindigkeit noch mitgehen ? Die Krieger schiene keine Erschöpfung zu kennen. Keine Sekunde hielten er in seinen Attacken inne.
Der Angreifer zog sein Knie nach oben durch – Volltreffer !
Die Bardin spürte, wie sich der Schmerz über ihre Bauchdecke hinaus tief in den Magen bohrte. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Maske der Pein. Sie knickte zusammen und fiel auf die Knie. Eine Hand hielt den Stab die andere die schmerzende Stelle, der Kopf war zu Boden gesenkt. Sie japste nach Luft. Die Lungen pumpten als wäre sie am ertrinken. Ihr war leicht schwarz vor Augen, es schien sich alles zu drehn. Langsam hob sie den Kopf und sah die übermächtig wirkende Gestalt des Kampfkolosses über sich. Wieder hatte er sein Schwert erhoben. Beidhändig hielt er es hoch über seinen gräßlichen Schädel. Noch immer von Schmerz gezeichnet, sah Gabrielle in die rot glühenden Augenhöhlen. Sie sah darin kein Gefühl ! Keine Mitleid !
Aufstehen !
Hoch !
Wenn sie nicht Augenblicklich etwas unternehmen würde, dann war es zu spät !
"GABRIELLE !" Xena schrie Ihren Namen über das Schlachtfeld.
Sie hatte den Niedergang ihrer Gefährtin mitbekommen. Aber die Kriegerin war zu weit entfernt. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ängstlich zu ihrer Freundin. Selbst wenn sie es wollte, sie wäre nicht rechtzeitig durch die Massen der Krieger zu ihr gelangt. Machtlos mußte sie dem schrecklichen Schauspiel zusehen. Doch bevor das Schwert Gabrielle erreichte, flog auch Xena eine weitere Klinge entgegen....
JETZT ! - Schoß es Gabrielle noch durch den Kopf...
...da startete die Klinge zum finalen Schlag...
Die Bardin ließ ab von ihrem Bauch und ergriff den Stab nun zusätzliche in der Mitte. Sie zog kraftvolle den Stock, in einer Halbkreis beschreibenden Bahn, knapp über den Boden, von hinten gegen die Fersen des Angreifer.
Das Wesen konnte sein Gleichgewicht nicht mehr halten. Der begonnen Schwerthieb tat sein übriges. Er verlor seinen sicheren Stand und kippte nach hinten weg. Eine Hand verließ den Griff der Waffe. Aber er unternahm keinen Versuch den Aufschlag zu bremsen. Längs schlug er rücklings auf dem trockenen Boden auf. Lautes Scheppern begleitete diese Aktion. Wie ein Käfer lag er nun auf der rissigen Erde. Er schien nicht so schnell wieder auf die Beine zu kommen. Nicht so Gabrielle !
Flink wie eine Gazelle schoß sie empor. Sie schluckte den üblen Geschmack in ihrem Mund herunter. Keine Zeit für Pausen. Von links und rechts kamen weitere Untote bedrohlich nahe.
Sie riß den Kampfstab, denn sie nun mit weit auseinander liegendem Griff beidhändig hielt, in Brusthöhe hoch. Ihr Kopf flog von links nach rechts - sie schätzte die Entfernung ab.
Ein Schrei verließ ihre Lippen - Sie stieß zur linken Seite hin...
Der Krieger wurde Mitten zwischen den Augen getroffen. Der Treffer ließ seinen Schädel in den Nacken fliegen.
Sie stieß nach rechts...
Dieser Angreifer bekam das Ende des Stabes in Höhe des Backenknochens zu spüren. Das faule Fleisch und die alten Kochen hatten der Härte des Aufpralls nichts entgegenzusetzen. Das stumpfe Ende schlug durch den Schädel und drang in das Innere ein.
Die Bardin zog ihn raus. Aber kein Blut verließ das klaffende Loch. Kurz schaute sie noch erstaunt auf die Eintrittsstelle, da mußte sie auch schon wieder agieren. Sie durfte der Kreatur keine Zeit zum Kontern geben...
Xena konnte ihrer Gefährtin einfach nicht beistehen. Aber sie hoffte die Bardin zeigte auch in dieser Situation das sie durchaus eine gute Kämpferin war.
Die Kriegerin riß ihr Schwert hoch und hielt es senkrecht schützend vor den Kopf. Mit einem markerschütternden metallischen Klirren knallten die beiden Klingen hart aufeinander. Funken spritzen wild umher. Xena schloß instinktiv für einen kurzen Augenblick ihre Augen. Die Stärke des Schlages rüttelte sie regelrecht durch. Sie hatte Mühe ihre Balance zu halten. Der zwei Meter Koloß hatte Power, das konnte sie spüren !
Aber auch sie konnte Explodieren !
Beide drückten mit aller Kraft ihre Schwerter aufeinander. Die Kriegerin hatte direkt den Schädel der Kreatur vor ihren Augen. Alte, lederne Haut hing teilweise in Fetzen von dem faulen, durchlöchernden Fleisch, das an manchen Stellen den Blick auf blanke Knochen freigab. Sehnen und Muskeln, die auch schon vom Verwesungsprozess angegriffen waren, schienen die ganze, höllische Konstruktion noch zusammen zuhalten. Sie blickte auf einen Lippenlosen Mund der grinsend das dreckig gelb Gebiß des Wesens präsentierte. Ein Atem wie aus einer überfüllten Gruft blies ihr entgegen. Der glühend rote Schein der Augen tauchte ihr, vor Anstrengung schweißnasses Gesicht in einen blutroten Ton.
Auch Xena biß hart auf die Zähne. Ihre Muskeln drückten sich wie Stempel von Innen gegen die Haut ihrer Arme.
Die Klingen vollführen ein auf und hab. Sie merkte das sie langsam etwas tun mußte. Entweder war es der Leichengeruch oder der hohe Kraftaufwand. Aber auf jeden Fall konnte sie diese Lage nicht mehr lange halten.
Sie zog ihr angewinkeltes Bein hoch und rammte das Knie voll in den Schritt des Kriegers.
Jeder andere Vertreter der männlichen Gattung wäre jetzt wohl ins Engelreich entflogen, nicht aber dieser Bote der Hölle. Sie hatte das Gefühl in einen Sack mit trockenen Blättern zu treten. Die Aktion brachte zwar nicht den sonst üblichen Effekt, aber sie konnte doch den Abstand zu dem Kämpfer vergrößern.
Die Kriegern setzte blitzschnell nach. Sie hob den linken Fuß und trat voll gegen die Kniescheibe des Gegners. Als wäre ein armdicker Ast gebrochen, knickte das Bein des Wesens nach hinten durch. Die zerschlissene Kleidung zwischen den Rüstungsfragmenten riß und es erschienen zwei zerfetzte Knochenenden. Der Untote verlor den Stand und sackte zu Boden. Er fiel auf den durchtrennten Stumpf des Oberschenkelknochens, das andere Bein angewinkelt. Er schaffte es nicht mehr in die Höhe zu kommen.
"XENA !" , schrie Ares zu ihr rüber..."Xena, Du mußt den Kopf vom Rumpf trennen ! Das ist die einzige Chance, diese Wesen mit normalen Waffen zu bekämpfen ! Erst wenn der Schädel vom Körper getrennt wird, verliert die dunkle Macht die Kontrolle."
Die Kriegerin hatte den Ruf vernommen. Sie holte beidhändig, weit aus, ihre blauen Augen wurden stahlhart. Und mit einem Schrei auf den Lippen zog sie das Schwert mit einem weiten Schwinger durch die Luft.
Nur ein kurzen Knacken entstand als die Klinge den Hals des Wesens durchdrang. Wie ein Apfel rollte der Schädel über die Schulter hinab und polterte zu Boden. Er rollte noch ein wenig seitlich vom Körper entlang bis er zum liegen kam. Der Torso hielt noch etwas in der Stellung inne, um dann langsam vornüber zu fallen. Aber der Körper hatte noch nicht ganz sein untotes Leben ausgehaucht. Langsam, eine wenig unkoordiniert, suchten die Hände anscheinend nach dem Kopf. Sie tasteten sich über den sandigen Boden. Aber Xena hatte keine Zeit für dieses makabere Spiel. Der Nächste war schon da...
Ares und Callisto waren voll in ihrem Element !
Der Kriegsgott wußte gar nicht mehr, wann zuletzt er persönlich an einer Schlacht teilgenommen hatte. Es schien ihm schon Jahrhunderte her zu sein. Er genoß es richtig mit einem Schwert in der Hand zu kämpfen. Leicht seitlich, etwa zwei Schritte von ihm stand Callisto an seiner Seite. Sie stand mit dem Rücken zu seiner Blickrichtung und übernahm die Gegner von dieser Seite.
Auch Ares konnte die Kraft der Wesen spüren. Sogar Mental war ihre Anwesenheit zu vernehmen. Sie wurden von einem unbändigen Willen zum Kämpfen getrieben. Und ihr Meister war die Energiequelle für dieses teuflische Werk.
Der Gott führte lässig den schweren Zweihänder mit nur einer Hand. Er schwirrte fast wie in einem Fechtkurs umher. Der Gegner mit dem er sich angelegt hatte gab aber auch keine Schwäche preis. Ein Angriff des Einen folgte ein Schlag des Anderen. Wie das wiederholte aufeinander Treffen zweier Metallstangen, erklang das klirren der Klingen. Der Untote hielt ein Schild in einer Hand. Es war ein großes, hohes Schild.
Der Kriegsgott kam nun, von oben herab die Waffen führend, auf den Krieger zu. Dieser riß das Schild hoch und die beiden Metalle berührten sich. Die Klinge des magischen Schwerte fauchte kurz auf. Blaue Blitze zuckten schlängelnd über die alte Oberfläche des Schildes und zogen sich auch noch etwas über den Arm des Untoten hinweg. Jeder Sterbliche wäre bei diesem Schlag in die Knie gesackt, aber nicht diese Kreatur. Sie hielt mit der gleichen Kraft dem Treffer entgegen. Doch das war Ares auch momentan völlig egal. Er hatte den Angreifer kurz damit abgelenkt. Mächtig kam nun des Kriegsgottes Faust angeflogen. Es war sogar eine Heulen des Windes zu hören - als würde sie die Luft durchschneiden.
Hart war der Aufprall ! Das entstellte Gesicht der Kreatur würde regelrecht zur Seite gedrückt. Wie ein Hammer schlug Ares Faust auf dem Schädel auf. Nichts hielt die Kampfmaschine mehr auf den Beinen. Sie hob ab...etwa einen Meter hoch. Überschlug sich einmal in der Luft, flog gut zehn Schritte weit. Flach schlug der Koloß mit dem Bauch auf der Erde auf, begleitet von wallendem, rötlichen Staub.
"Der nächste Bitte !" Der Gott des Krieges hatte für diesen Abgang nur ein müdes Lächeln übrig. Aber der Nächste ließ sich nicht lange Bitten...
Callisto konnte nicht sehn was sich in ihrem Rücken abspielte. Aber sie wußte, sie könnte sich auf Ares verlassen.
Gleich zwei mächtige Krieger kamen auf sie zu. Sie senkte leicht ihren Kopf und sah die Ankömmlinge mit unterschwelligem Blick an. Ihr typisch diabolischer Ausdruck machte sich auf ihrem Gesicht breit.
"JA ! Ja, kommt nur ! Kommt nur Ihr Hübschen !" , forderte sie die Beiden mit zusätzlichem Winken auf.
Die Zwei ließen sich das nicht ein weiteres mal sagen. Die faserige Fleischmasse an ihren Mundwinkel zog sich hoch.
Sie kamen...Seite an Seite...
Callisto´s Funkeln in den Augen wurde stärker. Sie war angespannte bis zu ihren Zehenspitze. Noch drei Schritte waren die Beiden entfernt. Da ging sie kurz in eine leichte Hocke und drückte sich kraftvoll vom Boden empor, zog die Knie an, legte sich leicht nach hinten und ließ die Füße augenblicklich noch vorne schnellen.
Die beiden Kreaturen wurden voll am Kopf erwischt. Sie hatten keine Zeit mehr dem Tritt auszuweichen. Ihre Schädel wurden vom Aufschlag in den Nacken gepreßt. ihre Oberkörper bogen sich nach hinten bevor die Füßen den Boden verließen. Sie kamen erst wieder etwa sieben Schritte weiter hinten zur Erde. Mit einem dumpfen Schlag, begleitet vom scheppern der Rüstungen, schlugen die Körper auf.
Die Halbgöttin federte zurück in den Stand.
"Hey, Ihr Zwei ! Wohin so eilig ? Hier bin Ich doch !" , und winkte.
Sie nahm einen kurzen Anlauf, drückte sich ab, stieg hechtsprungartig in die Luft, drehte eine Rolle vorwärts und kam direkt mit je einem Fuß auf den Brustkörben der Beiden auf. Es erklang ein nicht sehr angenehmes Knacken als der Brustschutz der Beiden vom Druck des Aufpralls niederging.
"OH ! Anscheinend schwach auf der Brust !" ,kommentierte sie erheitert.
Dann holten sie mit ihrem Schwert beidhändig weit aus, als wollte sie Golf spielen.
"Verliert nicht den Kopf, Jungs !" , und am Ende dieser Worte ließ sie die Klinge wie ein Pendel über den Boden rasen.
Zweimal kurz vibrierte das Metall, als es nacheinander die Hälse der Wesen durchtrennte. Callisto sah noch etwas den rollenden Köpfen nach, als sie sich wieder abdrückte und mit einer eleganten Flugrolle vier Schritte weiter zum Stehen kam. Sie hatte sich mit dieser Aktion genau in den Rücken eines Dritten Krieger befördert. Dieser konnte gar nicht so schnell reagieren. Sie hielt das Schwert leicht waagerecht vor ihren Körper und drehte sich wie ein Kreisel einmal um ihre Achse um dann wieder mit dem Rücken zu dem Söldner zu verweilen.
Ein leises Säuseln des Windes war zur hören, als plötzliche der Schädel des Untoten von oben herab Callisto direkt vor die Füße viel. In ihrem Rücken folgte kurz darauf ein Scheppern. Der Torso war zu Boden gekippt.
"Puh ! Bin ich heut wieder gut !" , sprach sie laut zu sich selbst und schnippte sich cool eine blonde Strähne von der Stirn.
Wie gut, würde sich noch zeigen, den schon die Nächsten kamen auf sie zu gestürmt...
Autolycus und Joxer hatten nicht weniger Problem am Hals. Sie waren umringt von Kriegern. Einem Ring der sich immer enger zusammen zog und die Beiden zu verschlucken drohte.
Sie standen Rücken an Rücken und drehten sich auf der Stelle. Sie wollten den Kreaturen keine überraschende Angriffsmöglichkeiten bieten. Autolycus Augen sprangen wild von einem Gegner zum Anderen, er suchte verzweifelt eine Lücke, oder eine Möglichkeit den Kreis zu durchbrechen. Joxer hatte da eher ein anderes Problem. Er versuchte immer noch Herr über den riesigen Zweihänder zu werden. Den er, sich im Kreise mit Autolycus drehend, mit der Spitze auf dem Boden nach sich zog.
"Hey, Joxer ! Ne Idee ?"
"Häh ? Das ist doch sonst DEIN Fachgebiet !"
"Ja ,ja...es muß doch......ach,... hätte ich doch nur mehr Zeit."
"Wenn Du Dir nicht schleunigst was überlegst, dann haben wir alle Zeit der Welt !"
Und wäre die Lage nicht schon dramatisch genug, so flößte Joxer´s Aussage dem König der Diebe nicht gerade mehr Mut ein. Seine Gedanken rotierten noch schneller als seine Augen einen Ausweg suchten.
"Man, warum habe ich ausgerechnet heute Morgen meine Schwert nicht gefunden ?" , sagte der mächtige Krieger sichtlich angestrengt, "Das schwere Teil hier will einfach nicht hoch !"
"Und warum bin ich bloß heute Morgen mit Dir gegangen !?" , konterte Autolycus sarkastisch ,
"Ach, diese schöne Müllerin, die ich am Tage zuvor kennengelernt hatte. Sie wollte mir heute eigentlich mal
die Mühle von Innen zeigen......Sie sagte, heute geht es gut, der Müller sei nicht da......man war das eine Mühle......
eine wirklich großen Windmühle mit gro......
...JA ! DAS IST DIE IDEE !!!!" ,rief er plötzlich.
Joxer blickte leicht ungläubig über die Schulter zu Autolycus.
"Ähmmm...was für eine Idee ??? Und wie sollte hier ein Müller helfen ???" , fragte er mit leicht verdutztem Blick.
"Nicht doch der Müller..." , der Dieb sah nun ebenfalls zu Joxer, "Quatsch - Ich meine die Windmühle natürlich !"
Er sah den mächtigen Krieger mit leicht spekulierendem Blick an. Hatte es Joxer denn nicht kapiert. Nach seinen Gesicht zu urteilen das der Dieb sah wohl eher nicht.
"Also, ich meinte die Blätter der Mühle, die sich im Wind drehen !!!"
Joxer Mundwinkel geritten leicht in Schieflage. Seine Augen drehten sich dabei nach oben.
"Die...die Blätter einer Windmühle also !?!?!"
"JA, JAA !" , Autolycus hatte keine weiter Zeit zum erklären...
Denn die Meute war nun bedrohlich nahe Es trennte sie jetzt nur noch wenige Schritte von den Beiden. Diese Kampfmaschinen aus der Hölle würden sie zu Hackfleisch verarbeiten, das war dem Dieb Sonnenklar.
Es konnte sie jetzt nur noch eine List aus dieser aussichtslos wirkenden Situation retten.
"Los Joxer ! Gib mir eine Hand ! Wir halten uns gegenseitig an den Armen fest, mit der anderen Hand hältst Du Dein Schwert fest umklammert und wir fangen dann gleichzeitig an wild im Kreis zu laufen....Alles klar Joxer ?"
"....ehm...Windmühle und die Blätter...." , des Kriegers Gesichtsausdruck verriet nichts Gutes.
"ALLES KLAR JOXER !!!"
Der mächtige Krieger wäre fast umgefallen, so hatte ihn Autolycus angeschrienen. Verdutzt sah er in das Gesicht des Diebes, hinter dessen Schultern sich schon die massigen Körper der Untoten übergroß abzeichneten.
"Okay Joxer ?" Nun war der Ton schon eher flehend und Autolycus legte seinen Hundeblick auf, den auch er sah schon in Joxer´s Rücken seine Felle davon schwimmen."
Da legte der Krieger sein typische überhebliches Kämpferlächeln auf.
"Alles klar Autolycus - Sonnenklar sozusagen !"
Der König der Diebe mußte es wohl oder übel glauben den es war allerhöchste Zeit. Das Gurgeln, Knurren und Stöhnen der Untoten Krieger war jetzt schon zu einem tödlich schaurigen Gesang angestiegen, der wohl ihr letztes Stündlein einleiten sollte.
Die Beiden packten sich gegenseitig an den Unterarmen, sahen sich tief in die Augen. Der Dieb nickte. Der Krieger nickte. Seine Helm wippte dabei kurz nach vorne.
"OK mein Freund. Laß es uns gemeinsam angehen !" , schallte es kampfstark aus Joxer´s Mund.
Der Dieb hatte keine Einwende und so begannen sie sich im Kreise nachzulaufen. Immer schneller.
Und wie die Gondeln an einem Karussell begann sich die schweren Schwerter vom Boden zu erheben um sich der Fliehkraft zu beugen und in eine waagerechte Bahn zu gelangen. Die Masse der Kreaturen verschwamm vor den Augen der Beiden zu einer fast geschlossen wirkenden Wand, die immer näher zu rücken schien.
Die mächtigen Waffen zerrten an den Gelenken der Freunde. Beide bissen hart auf ihre Zähne.
Die Untoten schien das absurd wirkende Schauspiel nicht im geringsten zu stören. Sie gingen weiter, weiter auf ihrem Weg, um ihr tödliches Werk zu vollenden.
Da erwischte es auch schon den Ersten. Ein kurzes Fluppen, und der Schädel verließ den Rumpf.
Und da - ZACK ! - Wieder !
Die Freunde bemerkten andauernd die Erschütterungen des Metalls, bei jedem Körperkontakt mit den Gegnern.
Autolycus, der um nicht Schwindelig zu werden die Augen geschlossen hatte, blinzelte kurz und sah schon einige Lücken in der Reihe der Angreifer.
"AH ! Es klappt ! Die sind noch dümmer als ich dachte ! Ach, MEINE Ideen sind halt immer noch die Besten !"
Auf einmal hörte er von seinem Gegenüber ein leichtes Keuchen und Schnauben das ihn doch ein wenig irritierte.
Oh Nein... dachte er. Er wird doch nicht ! Sein Kopf schnellte zu Joxer und er sah seine dunkelsten Vorahnungen bestätigt.
Joxer hatte doch glatt seine Augen offen gelassen ! Und nun schien er langsam nicht mehr zu wissen wo oben und unten ist. Seine Augen rotierten bald schneller, als sie Beiden sich drehten !
"JOXER !!!" , schrie Autolycus verzweifelt, doch er wußte nicht ob ihn Dieser überhaupt noch hören konnte.
"...wie die Blätter einer Mühle...ja, j..." , lallte der nur noch vor sich hin.
Es würde nicht mehr lange dauern und der Krieger würde nen Abflug machen. Es standen aber noch gut die Hälfte der Kreaturen um sie herum.
Was nun, schoß es dem König der Diebe durch den Kopf.
Abrupt stoppte er, nahm aber noch den letzten Schwung mit, drehte sich leicht, zog Joxer an sich vorbei und ließ ihn nach vorne schnellen.
Joxer konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Alles drehte sich vor seinen Augen und er bemerkte schon wie sich das Frühstück seinen Weg in die Freiheit bahnte. Als Autolycus stoppte beförderte es ihn dann vollends von den Beinen. Er wurde umgerissen, schoß am Dieb vorbei, sah die Welt um sich herum nur noch in waberten Wellen. Sein beschleunigtes Schwert zog ihn regelrecht hinter sich her. Wie ein Blatt im Wind wurde er vor der schweren Waffe mitgezogen.
Dann ließ Autolycus ihn los und er machte eine Abflug mitten in die größere, verbleibende Gruppe der Attackierenden.
Mit der Schwertspitze voraus segelte der mächtige Krieger leicht desorientiert in die Menge. Es waren vier dieser Kampfkolosse. Der Äußere bekam das kühle Metall der breiten Klinge zu schmecken. Von einem Geräusch begleitet, als habe man in einen Sandsack gestochen, drang das mächtige Schwert in den Oberkörper des Wesens ein und durchschlugen ihn mit samt Rüstung an der Rückseite. Die anderen Drei wurden von dem längs anfliegenden Joxer voll erwischt. Er krachte hart gegen sie und riß alle von den Beinen. Mit lauten Gescheppere krachten sie zusammen auf den Boden und blieben mit Joxer obenauf liegen.
Autolycus sah sich um. Es bot sich ihm ein chaotische Szenario. Etwa zwei von Denen, die sie angegriffen hatten, standen noch. Andere torkelten Kopflos in der Gegend rum, verzweifelt auf der Suche nach dem passenden Schädel.
Joxer lag immer noch etwas benommen auf den drei Umgerissenen. Der Vierte hatte den in sich steckenden Zweihänder am Griff mit beiden, knochigen Klauen fest umklammert und versuchte nun krampfhaft es aus seinem Körper zu ziehen. Die magische Waffe schien der Kreatur schwer zu zusetzen. Wild schleuderte das Monster umher. Schmerzerfülltes, tiefes Schrein drang aus seiner verfaulten Kehle. Das Schwert war eingehüllt in eine bläuliche Aura. An der Ein - und Austrittsstelle der Klinge schossen Blitzfontänen heraus, die züngelnd über den Körper des Wesens zuckten. Er begann sich buchstäblich von Innen raus aufzulösen. Man konnte sehn wie das alte, teils schon verweste Fleisch noch mehr Löcher bekam. Knochen zeigten sich nun noch deutlicher. Sehne und Muskeln zersetzten sich. Der modrige Knochenbau kam immer mehr zum Vorschein. In diesen, seinen letzten Sekunden schien das Wesen nochmals mit aller Kraft sich gegen die Vernichtung wehren zu wollen. Immer wilder wurden seine Bewegungen. Aber der schwindende Zusammenhalt seiner Knochen machte der Kreatur ein jähes Ende. Das sich auflösende Fleisch und die Haut zerfiel zu dunklem Staub, der leicht vom Wind durcheinander gewirbelt zu Boden fiel. Einen kurzen Augenblick stand noch das rüstungstragende Skelett da. Immer noch umschlossen die nun bleichen Fingerknochen den Griff. Der Totenschädel, mit den rotglühenden Augen dreht sich zu Autolycus und Beide sahen sich an. Der Unterkiefer des Zweimeter Skelettes klappte nach unten auf und ein markerschütterndes Fauchen, das direkt aus dem Schlund der Hölle zu kommen schien, war zu hören. Dann nahm die Kreatur eine Hand vom Schwert, streckte sie mit gespreizten Fingern in Richtung des Diebes. Dem Dieb rann ein Schauern den Rücken hinab. Wie als wollte das Wesen ihn mit ins Reich der Toten ziehen, kam es einen Schritt vor, schloß die Finger zu einer knöchernen Kralle als hätte es ihn schon gepackt. Der König der Diebe erschrak über diesen Anblick, als im selben Moment das Glühen in den Augen des Skelettes abflachte und dann ganz erlosch.
Schwer fiel es nach vorne zu Boden, aber keiner der Knochen schlug auf. Kurz vor dem Aufschlag zerplatzte es in eine Wolke aus dunklen Staubpartikeln, die wallende zwischen den Einzelteilen der Rüstung hervor quollen. Nichts mehr sonst war von der Kreatur übrig geblieben. Nur noch die Rüstung und der Zweihänder lagen in seinem Staub.
Leicht blies der Wind die Überbleibsel des Untoten davon.
Als das kurze Schauspiel zu Ende war, war Autolycus sichtlich erleichtert. Aber die Gefahr war noch nicht überstanden. Zwei standen ja noch und außerdem durfte er Joxer und die drei unter ihm Liegenden nicht vergessen. Er mußte seine Freund erreichen, bevor es die Anderen taten......
Gabrielle fightete hart. Es war ein tödliches Spiel in einem atemlosen Tempo. Immer wieder ließ sie ihren Stab nach vorne schnellen um ihn dann zur Deckung wieder an sich zu ziehen. Ihre Stirn war Schweiß Naß. Aber sie konnte sich jetzt keine Verschnaufpause erlauben. Das wäre ihr Todesurteil !
Der aktuelle Gegner führte ein monströse, zweischneidige Axt als Waffe. Und er war sichtlich kein Anfänger mit diesem Teil. Wieder kam sie von oben angerauscht Die Bardin riß beidhändig ihren Stab schützen vor den Kopf. Der Schlag war hart. Sie muß dem Aufprall Tribut zollen und die Schneide der Waffe kam ihrem Kopf bedrohlich nahe. Sie hatte die Axt mit dem Kampfstab knapp unterhalb des Beilkopfes geblockt. Doch ihre Arme mußten der Wucht des Treffer nachgeben. Sie schloß schon ihre Augen.
Aber es folgte kein Schmerz. Nur ein kalter Hauch spürte sie, riß ihre Lider wieder auf und ihm selben Augenblick sah sie, wie sich eine Strähne ihres blonden Haares verabschiedete und zu Boden glitt.
Es hatte nur noch ein Hauch gefehlt und das Metall hätte ihren Schädel gespaltet.
Die Kreatur zog Augenblicklich die Axt wieder zurück um erneut eine Attacke zu starten. Gabrielle wollt ihm keine zweite Chance mehr geben. So nahe wollte sie den Tod nicht mehr an sich heran lassen ! Sie ließ den Stab kurz einhändig rotieren, klemmte ihn unter den Arm, dreht sich kraftvoll halb zur Seite und mit aller Wucht hämmerte das hinter lange Ende des Kampfstabes dem Wesen gegen die Brust. Wie eine hölzerne Peitsche klatschte das Holz gegen den Brustpanzer und drückte das Wesen nach hinten. Das Gewicht seiner hoch erhobenen Waffe tat ihr übriges. Das Gleichgewicht verloren, fiel der Krieger nach hinten zu Boden. Ein Murren begleitete seinen Abgang.
Die Bardin hatte nun wieder seit langem frei Sicht. Direkt um sie herum stand keiner mehr. Doch sie wußte, da sie kein scharfes Schwert hatte, würde ihr es auch nicht gelingen ein für alle Mal die Kreaturen ins Reich der Hölle zuschicken. Sie sah Xena, die nicht weit von ihr entfernt kämpfte. Gabrielle machte auf der Stelle kehrt und spurtete los. Hinter ihr begannen sich schon wieder die niedergestreckten Untoten zu erheben.
Xena kämpfte mit allen Mitteln. Hier war Schwert - und Beinarbeit gefragt ! Wild, wie eine Furie stemmte sie sich den Angreifern entgegen. Hier kam ein Schwert angeflogen, da eine Axt, hier mußte sie einem Schlag ausweichen, da einem Tritt. Bei den Göttern, wenn sie das hier überstehen würde, dann schwor sie sich, würde sie mit Gabrielle mal Urlaub machen.
"Hey, Xena. Alles klar ?" , die Bardin hatte die Kriegerin erreicht.
"Oh Gabrielle. Du lebst noch ?" , sie konnte sich einfach nicht diese sarkastische Bemerkung verkneifen, wären sie sich wieder duckte um einem Schwinger auszuweichen.
Die Bardin unterstützte sofort ihre Freundin und hielt einen Zweiten in Schach.
"Ich dachte Du könntest ein wenig Hilfe gebrauchen." , sagte sie, ihren Kampfstab in den Bauch eines Gegners rammend.
"Wenn Du so fragst......Ja ! Zu ein wenig Unterstützung würde ich nicht Nein sagen." ,erwiderte die Kriegerin, die gerade ihren Fuß an einen Schädel krachen ließ.
"Oho ! Die tapfere Xena bitte mich um Hilfe !" , antwortete ihre Freundin leicht ironisch, als sie gerade einen Angriff blockte.
"Tja, es geschehen noch Zeichen und Wunder !" ,konterte diese, wären ihr Schwert wieder ein Kopf trennte.
"Xena ! Ich glaube wir sollten uns zu Autolycus und Joxer durchschlagen. Die Beiden scheinen etwas in Bedrängnis geraten zu sein." , sagte die Bardin im zurückzucken vor einer Schwertspitze.
"Gute Idee Gabrielle ! Die Luft wird hier allmählich etwas dünn." , antwortete Xena, als sich ihre Ellbogenspitze in das Gesicht eines Untoten bohrte.
Beide drehten sich nun zueinander, blickten sich an, nickten kurz, und liefen los in Richtung ihrer Freunde...
Autolycus dreht leicht den Kopf und mit einem freudigen Grinsen sah er das die beiden Frauen zu ihnen rannten.
Aber er sah auch das sich die drei auf dem Boden Liegenden aufmachten um wieder hochzukommen um Joxer den Gar auszumachen.
"DREI !" , schrie der König der Diebe nur zu den beiden Freundinnen...
...und auch er, der kurzerhand den Zweihänder fallen lies, rannte los. Die Freunde hatten ein gemeinsames Ziel......die Drei Untoten !
Xena und Gabrielle schlossen mit dem Dieb auf und kurz vor dem Ziel sprangen alle mitten im Lauf in die Luft...
Die Kreaturen hatten sich gerade erhoben. Joxer lag noch immer etwas benommen auf dem Boden. Eine leichte Beute für die Drei ! Sie hob gerade die Waffe zum tödlichen Schlag als...
...Autolycus stieß sich ab, im Flug streckte er die Füße weit nach vorne und legte sich fast flach in diesen kraftvollen Sprung...
...Xena drückte sich ab, ein Rolle vorwärts erhöhte noch den Schwung und ein Kampfschrei steigerte ihre Entschlossenheit. Von oben kam sie auf eine der Kreaturen mit lange, gestrecktem Bein herab...
...Gabrielle benutze ihren Stab um sich abzustoßen, sie legte sich längs und leicht schräg in den Flug, die Füße wiesen nach vorne...
Die drei Kreaturen hatten keine Zeit die Heranfliegenden abzuwehren. Wie ein Trommelfeuer schlugen die Freunde fast zeitgleich auf ihren Opfern ein. Die Drei erwischten die Bestien voll am Kopf. Sie wurden buchstäblich aus den Socken geschossen. Mehrere Meter weit wurden sie zurück geschleudert und purzelten wild durcheinander.
Ohne Problem kamen die Freunde leicht federnd wieder mit den Füßen auf. Xena verweilte in einer abwehrenden Haltung, wären Autolycus und Gabrielle sich um den verstörten Joxer kümmerten.
"Ist er Okay ?" , fragte die Kriegerin ohne die Kreaturen aus den Augen zu lassen.
"Ja, Joxer ist noch in einem Stück !" ,antwortete die Bardin die den mächtigen Krieger beim Aufstehen unterstützte.
"Xena, es wäre besser wir würden den Standort wechseln ! Die sehen nicht gerade erfreut aus." ,hetzte der König der Diebe.
"Ausnahmsweise gebe ich Dir mal recht, Autolycus !" , antwortete sie.
"Oh ! Danke Xena. Wie großzügig von Dir !" , der Dieb wußte wohl solch ein Zugeständnis von Xena zu schätzen.
"Wir schließen uns Callisto und Ares an. Zusammen haben wir ne größer Chance hier leben raus zukommen !" Die Kriegerin drängte nun, da sich nicht nur die drei am Boden Liegenden aufmachten, sondern auch noch einige andere Untote den Weg zu ihnen einschlugen. Sie sahen die vier Sterblichen wohl als leichteres Ziel an.
"Dann ab durch die Mitte !" , sagte Joxer heroisch, der noch von Gabrielle gestützt wurde.
"Geht es wieder Joxer ?" , die Bardin war sich des Kriegers Standfestigkeit noch nicht so sicher.
"Gabrielle, Du hilfst Joxer ! Ich halte Euch vorne den Weg frei und Autolycus übernimmt den Schluß !" - Die Kriegerin erwartete keinen Widerspruch. Den sollte sie auch nicht erhalten. Alle stimmten nickend, und mit ernster Mine ihrem Plan zu. So machten sich die Vier auf um sich den Weg zu den Götter zu bahnen......
Noch gut zehn der Kreaturen standen. Es waren die Letzten ! Es waren die Besten !
Die vier Freunde erreichten nun Ares und Callisto. Xena war erstaunt das die beiden Götter mit Handwaffen kämpften.
"Warum setzt Du nicht Deine magischen Talente ein Ares ?" , fragte sie.
Und hätte sie es sich nicht denken können antwortete er, gerade ein Schlag blockend, cool :
"Das bringt doch erst den Kick !"
Bei soviel Überheblichkeit verdreht nicht nur Xena die Augen.
Die Sechs bildeten nun ein Kreis. Autolycus und der nun wieder klare Joxer schnappten sich einfach irgendwelche Schwerter die auf dem Boden lagen. So standen sie nun, Seite an Seite und die letzten Zehn kamen auf sie zu.
Auf dem Schlachtfeld sah es chaotisch aus. Überall lagen Körper verstreut. Abgetrennte Schädel oder andere Gliedmaßen lagen im Staub der Erde. Einige Kopflose suchen immer noch nach ihrem verlorenen Teil. Schwerte, Schilder, Äxte und andere Mordwerkzeuge lagen wild umher. Die nun Reiterlosen, ausgemergelten Gäule standen willkürlich und ohne Ziel in der Gegend rum.
Eine leichte Prise fegte über das Land. Rötliche Sandfontänen wurden aufgewirbelt und tauchten dieses bizarre Szenario zusätzlich noch in einen blutroten Ton. Das Heulen des Windes vermengte sich mit den gräßlichen Lauten der Untoten in eine gespenstische Geräuschkulisse die diesem unheimlichen Ort gerecht wurde.
Hart und kalt starrten nicht nur die Kreaturen... nein...auch die Sechs unfreiwilligen Freunde gaben sich keine Blöße.
Sie zeigten keine Regung, als die zehn Kolosse auf sie zu stampften...
Kapitel 10 – Die Entscheidung
Etwas weiter vom Geschehen entfernt lehnte ein Gestalt an einem knochigen Baum. Er stand hier schon seit Beginn des Gemetzels. Man konnte nicht erkennen um wen es sich handelte. Er stand im Schatten des Baumes und hatte seine Arme ineinander verschränkt. Weich flatterte ein Umhang im Wind und man konnte sehn das der Unbekannte eine Rüstung trug. Ja, es schien eine römische Rüstung zu sein, die eines Feldherrn. Aber das Gesicht lag im Dunkeln. Die Gestalt hatte eine durchschnittliche Körpergröße. Xena und die Anderen konnten ihn nicht entdecken, dafür war er zu weit entfernt. Aber er, er konnte gut das Geschehen auch aus dieser großen Entfernung wahrnehmen. Denn auch wenn sein Gesicht im Schatten lag, die hell rot glühenden Augen waren nicht zu überdecken. Mit ihnen hatte er anscheinend keine Probleme um auch noch das kleinste Detail auf diese Weite zu erspähen. Regungslos hatte er bis jetzt den Kampf verfolgt, er schien sich seiner Sache sicher. Doch nun ging ein Ruck durch die Gestalt. Die Entscheidung schien kurz bevor zustehen. Er drückte sich leicht ab vom dürren Stamm des Baumes und stand nun gerade, den Blick immer noch auf das Schlachtfeld gerichtet.
Ja, jetzt ! Jetzt mußte es vorbei sein ! Er ballte eine Hand zur Faust.
Es hatte ihm schon nicht in den Kram gepaßt als diese Götter, Ares und Callisto hier auftauchten. Aber was soll´s, früher oder später war auch der Kampf gegen die Götter unausweichlich.
Na gut ! Seine Söldner des Todes könnten es ja schon mal als Feuerprobe ansehen. Wenn sie erst Diese hier ausgeschaltet und noch Xena und ihre Verbündeten beseitigt hätten, dann wäre ein erster Großer Sieg auf dem Weg zur Eroberung des Olymp´s vollbracht.
"Los ! Meine Krieger der Hölle. Töte Sie ! Tötet Sie alle ! Damit auch Sie sich unseren Reihen anschließen und zu Dienern der Finsternis werden ! Ja, Ihr werdet gute und loyale Kämpfer werden. Willen - und Seelenlose Geschöpfe werdet Ihr sein, bereit jeden Befehl ohne Wenn und Aber durchzuführen. Koste es was es wolle !" Laut hatte er dies zu sich selbst, in einer bedrohlich klingenden Stimme gesprochen.
Er verfolgte aufmerksam das Hin und Her des Schlachtgetümmels. Er schien sich jedoch noch keine Sorgen zu machen. Nein, er brachte sie sich auch nicht zu machen. Einer allein, von diesen Kampfkolossen, war schon mächtig genug. Jeder Kommandant einer Armee hätte sich nach solchen Kämpfern die Finger geleckt. Sein Blick schweifte über das wilde Treiben. Immer wieder kam ihm eine bestimmte Person in das Blickfeld. Beim Anblick dieser Person geriet sein dunkler Haß noch mehr zum kochen. Es war ein ganz persönlicher, tief sitzender Haß...
Seine rot leuchtenden Augen strahlten noch intensiver.
...es war sein Haß auf...
So fieberte er, immer noch im Schatten des toten Baumes stehend, dem Ende entgegen.......
Den vier Freunden stand die Anstrengung der letzten Stunden wahrlich im Gesicht. Schweiß stand auf ihrer Stirn und sie Atmeten schwer. Nur Ares und Callisto schien noch fast frisch. Das war halt einer der Vorteil, wenn man ein Gott war.
"AH ! Nun kommt der harte Kern." , leicht lästernd hatte der Gott des Krieges dies gesprochen.
"Mal sehn WIE hart die Jungs wirklich sind !" , auch Callisto konnte sich natürlich nicht einen Kommentar verkneifen.
"Würde Ihr BITTE diese Monster nicht noch mehr anheizen !" Autolycus versuchte die Situation eine wenig zu beruhigen.
Ares und Callisto sahen sich an, drehten dann ihre Köpfe in Richtung des Diebes und sagten lapidar :
"Die Sterblichen...einfach kein Mumm in den Knochen."
Wie zur Bestätigung zogen Beide noch abwertend ihre Schultern kurz hoch.
"Wenn Ihr Beide so heiß drauf seit, dann könnt Ihr gerne je Drei übernehmen." , sprach Gabrielle leicht heuchelnd.
Die Halbgöttin wandte daraufhin den Blick zur Bardin :
"Schon Zwei hier ohne Courage !"
Ares sah in diesem Moment fragend zu Xena rüber.
Die Kriegerin konnte sich schon denken was der Kriegsgott sagen wollte und kam ihm mit der Antwort zuvor. Mit einem leicht verächtlichen Lächeln sagte sie:
"Nur keine Panik Ares. Wir lassen Dich und Deine ´ Freundin ´ schon nicht hängen."
Callisto wollte schon auf diese Anspielung hin aufbrausen, ihre Augen funkelten, doch für weitere Neckereien war kein Zeit. Die Untoten war schon zu nah......
Nun geschah alles gleichzeitig...
Der erste hatte Gabrielle erreicht. Die Bardin hatte sich kurz abgewandt, nun war das Wesen unbemerkt in ihrem Rücken aufgetaucht. Joxer der ihr direkt in die Augen sah, riß seine weit auf und zeigte mit einem Finger über ihre Schulter hinweg zu der Gefahr die sich von hinten heranmacht.
"GABRIE......" , zu mehr kam er nicht mehr...
...denn auch die Bardin hatte nun aus ihrem Augenwinkel den mächtigen Schatten bemerkt der sie mehr und mehr überwucherte. Ihre Hände griffen noch fester um das Holz des Kampfstabes, da vernahm sie auch schon ein Pfeifen das die herab zischende Klinge begleitete......
Xena hatte ebenfalls alle Hände voll zu tun. Einer der Krieger baute sich, wie ein unüberwindbar zu scheinende Mauer vor ihr auf. Eine gewaltige Axt, die er erhoben mit seinen mächtigen Klauen hielt, funkelte im blutroten Licht das über dieser unwirklichen Welt lag. Für einen kurzen Augenblick schien die Zeit still zu sehn. Die Kriegerin sah wie gebannt auf das reflektierende Metall. Sie mußte etwas ihre Augen kneifen, da sie das Licht blendete. Da ertönte ein dämonisches Fauchen, des zum Schlag startenden Axt - Trägers......
Ares fuhr sofort herum und wandte sich seinen Angreifern zu. Okay ! Er würde es auch mit Drein aufnehmen. Sollten sie nur kommen - Und sie kamen !
Sie schienen nicht im geringsten Respekt vor dem Gott zu haben. Ihre fauligen Fratzen verzogen sich zu einem siegessicheren Grinsen. Jeder der Untoten hatte einen Zweihänder. Diese Waffen konnten es in Sachen Größe locker mit der von Ares aufnehmen.
Der Gott stand breitbeinig auf sie wartend da. Sein Schwert beidhändig führend, leicht hin und her schwenkend.
Hinter der Klinge starrte er mit entschlossenem Blick seine Gegner an.
"Kommt ! Kommt nur !" , er konnte einfach nicht seinen Mund halten.
Aber die Drei wären auch so nicht an ihm vorbeigegangen. Sie kamen......
Callisto mußte sich ihr ´ Techtelmechtel ´ mit Xena für ein andermal aufsparen. Andere Ding waren jetzt wichtiger. Dinge die leicht die Zweimetergrenze überschritten und auf sie draufhielten. Sie warf den Drei, auf sie zukommenden Untoten, einen ihrer gewissen Blicke zu.
"Ok Jungs...Zeigt´s mir !"
Ihre Schwertspitze wies in Richtung der heran Stampfenden. Die Halbgöttin drückte leicht ihren Rücken durch.
"Und wehe Ihr strengt Euch nicht an !"
Da kam auch schon die erste, todbringende Klinge angeschossen......
Autolycus war sichtlich etwas froh darüber nun ein Schwert zu halten das mehr seiner Gewichtsklasse entsprach. Er war zwar innerlich nicht so sehr von einem Sieg überzeugt, wie die beiden Götter, aber er zeigte seinem Gegner keine Angst. Vielleicht um sich selbst nicht noch mehr in Panik zu versetzen.
"Was wollte Ihr überhaupt mit nem Dieb in Euren Reihen anfangen ? Krieger sind doch viel besser für diesen Job geeignet."
Doch das schien die Kreatur nicht im geringsten zu interessieren. Unaufhaltsam kam er auf den König der Diebe zu gewalzt.
"Na gut ! Du hast Deine Chance gehabt. Die Konsequenzen hast Du nun zu tragen !" , sagte der Dieb und wollte seine Chance nicht verstreichen lassen Er startete den ersten Angriff......
Joxer wollte noch Gabrielle beistehen, da sah er von rechts ebenfalls einen gewaltigen Schatten auf sich zukommen. Augenblicklich flog sein Kopf herum, sein Mund klappte zu, er mußte schlucken.
Der Koloß der auf ihn zuhielt, ließ lässig sein Schwert in der Hand rotieren.
"Ähm...Du bist aber ein mächtig mächtiger Krieger" , kommentierte Joxer leicht eingeschüchtert diese Aktion.
"Na gut......Ich...ich werd Dir zeigen wie der ALLER MÄCHTIGSTE, das bin ICH..." , er zeigte dabei auf sich, "...kämpfen kann !" Obwohl er diese Worte gesagt hatte, sagte sein Gesichtsausdruck doch etwas anderes.
Aber keine Zeit für weitere Faxen. Joxer sah sich schon mit dem heran fliegenden Metall konfrontiert......
Gabrielle zog tief die Luft ein. Ihr Brustkorb hob sich. Leicht neigte sie sich zur Seite. Keine Sekunde zu früh. Die mörderische Klinge sauste an ihrer Schulter vorbei, an ihre Hüfte entlang zu Boden. Diesen Schlag hätte sie sicherlich nicht überlebt, er hätte sie glatt in zwei Hälften gespaltet.
Keine Pause - Jetzt war sie am Drücker ! Sie nahm den Stab in eine waagerechte Haltung und drehte sich mit aller Kraft auf der Stell um ihre Achse in den Rücken des Angreifers. Den Stab zog sie dabei voll durch und schlug ihn der Kreatur hart ins Kreuz. Ein knallendes Schepper erklang beim Aufschlag des Holzes auf dem Rückenpanzer. Es riß ihn zwar nicht zu Boden, aber sie hatte sich fürs erste mal ein wenig Freiraum verschafft.
Der Untote dreht sich. Sein Schwert führte dabei die kreisende Bewegung mit und kam nun in Hüfthöhe seitlich auf sie zu.
Der neu gewonnen Freiraum schien so schnell zu schwinden wie er gekommen war. Die Bardin mußte handeln.
Senkrecht, mit weit auseinander liegenden Händen hielt sie den Stab in Richtung der heran rasenden Gefahr.
Mit einem harten Bersten durchtrennte die Klinge scheins mühelos das Holz. Sie wurde durch den Aufprall durchgeschüttelt. Doch der Block hatte den Schlag leicht abgefälscht und verfehlte dadurch ihren Körper.
Sie sah etwas ungläubig zu ihren beiden Händen, die nun je ein Teil des Kampfstabes hielten.
"War wohl keine so gute Idee." ,sagte sie.
Die Kreatur hielt kurz inne. Gabrielle sah zu ihm hoch, in sein entstelltes Gesicht. Das verfaulte Fleisch am Mund verzog sich zu einem hämischen Grinsen.
Die Bardin kippte leicht neckisch ihren Kopf zur Seite. "Was ist denn daran so komisch ?" Und im selben Augenblick explodierte sie.
Sie sprang auf den Koloß zu, deckte ihn mit einem Trommelwirbel von Schlägen mit den Stockenden ein. Ein wenig aus dem Konzept gebracht wich der Untote zurück. Er konnte sie auf diese kurze Distanz nicht so gut mit seinem langen Schwert treffen. Aber Gabrielle hat nicht vor ihm diesen Platz zu gönnen. Sie sprang an ihm empor, drehte sich dabei mehrmals um ihre Achse und ließ jedesmal das Holz an den Schädel der Kreatur krachen.
Damit trieb sie das Wesen immer weiter zurück. Sie setzte ununterbrochen nach um den Abstand nicht zu groß werden zu lassen. Sie überpflasterte buchstäblich den gesamten vorderen Körper des Untoten mit ihrem Trommelfeuer. Jeder normale Mensch wäre schon längst zu Boden gegangen, nicht aber diese Kreatur. Die Bardin konnte sich mit ihren Aktionen lediglich ein wenig Zeit verschaffen. Aber sie mußte sich bald was einfallen lassen, lange konnte sie dieses Tempo nicht mehr durchhalten.
Anscheinend wollte der Untote so lange aber nicht mehr warten. Mit seiner freien Hand griff er einfach zu ! Er umschloß mit seiner knochigen, verwesten Klaue spielerisch leicht ihren Hals.
Gabrielle stoppte abrupt ihren Angriff. Sie hatte den Koloß nicht daran hinter können. Er war einfach zu stark. Sie merkte wie ihre Füße den Boden verließen. Augenblicklich ließ sie die Stäbe fallen und packte an die sie umschließende Hand. Sie versuchte sich krampfhaft aus der Umklammerung zu befreien. Ihre Fingernägel bohrten sich tief in das faulige Fleisch, die Füße versuchten vergeblich die Erde zu erreichen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie angsterfüllt in das nun auf gleicher Höhe liegende Gesicht des Wesens. Sie rann nach Luft. Ihr Kopf wurde leicht rot. Das Wesen schien mit ihr zu spielen. Immer wieder lockerte es seinen Griff, um dann wieder fester zuzupacken. Gabrielle zappelte wie ein Fisch am Hacken. Sie versuchte mit einer Hand an den Schädel der Kreatur zu gelangen. Aber ihr Arme war zu kurz, sie konnte ihn nicht erreichen. Auch Schläge gegen den Arme des Untoten zeigten keine Wirkung. Sie konnte diese Spiel nicht gewinnen. Er hielt ihr Leben in der Hand !
Die Kreatur schien diesen Augenblick sichtlich zu genießen. Wieder verzog sich seine durchlöcherte Haut an einem Mundwinkel zu einem teuflischen Grinsen. Der Lippenlose Mund spannte sich über den vergilbten, alten Zähne. Leicht kippte der untote Krieger abwartend seinen Kopf von einer Seite zur anderen. Ja, er spielte mit ihr. Er spielte mit ihrem Leben ! Eine Tatsache die das Wesen genoß !
Die Bardin röchelte, rann nach Luft. War das der Zeitpunkt des Todes ? War das daß Ende ? Um sie herum begann sich alles zu drehen. Es war, als drehe sich alles um diesen alten, verfaulten Schädel, der ihr nun übergroß erschien.
Die rot flammenden Augen des Wesens schien ihre Seele regelrecht aus dem Körper saugen zu wollen. Langsam wechselte ihre Gesichtsfarbe von rot nach blau. Der Sauerstoffmangel zeigte erste Anzeichen. Der Griff lockerte sich nun wieder. Sie mußte husten, aber versuch auch dabei jedes Quentchen Luft in die Lungen zu pumpen. Der Griff schloß wieder fester. Der Bardin kam es so vor als wolle die Kreatur ihr ganz simpel das Leben aus dem Körper quetschen. Ihr Blick wurde wäßrig. Ihre Ausbruchsversuche verlangsamten sich. Ihre Kräfte schwanden. Die Lebenszeit rieselte wie die Körner einer Sanduhr dahin. Ihr Blick schwärzte sich. Die Augäpfel begannen sich zu drehen, die Lider zu zittern. Das Ende schien nah...
XENA.......schoß es ihr noch durch den Kopf......als die Dunkelheit hereinbrach......
Im selben Augenblick als die Axt ihren mörderischen Weg startete, reagierte auch Xena. Sie riß ihren schwertführenden Arm hoch und streckte die Klinge in die Flugbahn der mächtigen Waffe. Hart war der Aufprall. Die Kriegerin merkte wie ihre Knie nachgaben und sie es zu Boden drückte. Schnell griff sie noch mit der zweiten Hand an ihr Schwert. Sie stemmte sich mit aller Kraft dem Druck des Gegners entgegen, biß hart auf die Zähne, die Backenmuskeln spannten sich. Doch sie konnte der übermenschlichen Kraft nichts entgegensetzen. Die Kreatur drückte sie immer weiter zu Boden. Xena fiel auf die Knie. Die riesige Schneide der Axt lag gigantisch groß direkt über ihrem Gesicht. Nur noch die Klinge des Schwertes trennte sie von Tod oder Leben. Ihr Gesicht wurde in das rot reflektierende Licht des kalten Metalls getaucht. Schweißperlen glitzerten wie Tau im Morgengrauen.
Nur nicht nachgeben...nur jetzt nicht nachgeben. Las Dir was einfallen ! Es ist nicht Deine erste und es soll doch nicht Deine letzte Schlacht werden. Du MUßT dafür sorgen das diese Wesen ihr Ziel nicht erreichen. Du bist auch mitverantwortlich ! Immer wieder schossen ihr diese Gedanken durch den Kopf. Sie bemerkt das ihre Muskeln in den Armen begannen zu schmerzen. Hart zeichneten sie sich unter der Haut ab. Ihre Arme zitterten leicht. Der Druck schien unermeßlich. Mit angsterfüllten Augen sah sie nun an den Waffen vorbei direkt in das Antlitz der Bestie.
In Fetzen hing der Kreatur das Fleisch von den Knochen. Sein Kiefer war geöffnet. Ein Fauchen schlug ihr entgegen, begleitet von diesem abscheulichen, süßlichen Leichengeruch.
Nein ! Diese Geschöpfe durften nie auf die Menschheit losgelassen werden ! Sie durften nie in den Olymp gelangen !
Wenn sie dies erreichten... es wäre das Ende der Welt !
Ohne den Kopf zu drehen, flogen ihre Augäpfel hin und her, sie versucht eine Ausweg zu finden. Um sie herum tobten die Kämpfe. Keiner würde ihr zu Hilfe kommen können. Jeder war mit der Rettung seiner eigenen Haut voll beschäftigt. Ihre Augen flogen nach recht. Gabrielle geriet in ihr Blickfeld.
OH N E I N !!!
Sie mußte mit ansehen, wie ihre Gefährtin von einer Kreatur gepackt und in die Höhe gewuchtet wurde. Zappelt kämpfte sie um ihr Leben. Es konnte nur ein aussichtsloser Kampf sein !
"N E I N !" , schrie Xena ihre Verzweiflung heraus......
Ares sah den drei heran bretternden Klinge entgegen. Sein Spielraum wurde kleiner. Ein kam von vorn, eine von links, eine rechts. Ein hohles Pfeifen durchzog die Luft. Der Kriegsgott drückte sich ab und mit einem gewaltigen Satz schoß er in die Höhe. Die mächtigen Klingen der drei Schwerte schlugen hart klirren dort zusammen wo er kurz zuvor noch gestanden hatte. Sie hätten ihn wohl in der Mitte glatt zerrissen.
Der Gott drehte eine Rolle vorwärts und kam sicher Rücken an Rücken mit den Dreien wieder in den Stand. Er hob sein Schwert und drehte sich auf der Stelle herum. Er wollte sie alle auf einmal Köpfen. Aber die hier waren nicht so dumm. Trotz ihrer Größe gelang es ihnen sich zu ducken und der Zweihänder fuhr ohne Gegenwehr durch die Luft.
Nun drehten sich die Gestalten ebenfalls und die erste Klinge schoß Ares entgegen. Er blockte, drückte das Metall des Gegner nach unten. Der nächste startete seine Attacke, von oben herab kam sie an. Der Kriegsgott nahm eine Hand vom Griff seines Schwerte und packte das Handgelenk des neuen Angreifers. Damit stoppte er vorerst den Schwerthieb. Aber er spürte die fast göttliche Kraft der Wesen. Mit steigender Anstrengung mußte er die beiden in Schach halten .Und der Dritte ?
Sein Kopf flog von links nach rechts, wo war er ?
Links......nichts !...
...Rechts......da kam auch schon die Faust des Vermißten angeflogen. Ares dachte sein Kopf würde explodieren. Seine Zähne schabten knirschend übereinander, sein Kopf schoß zur Seite. Ein wenig wacklig stand er auf den Beinen, noch die Beiden von sich abhaltend. In diesem Moment dachte er, daß er wohl doch ein wenig die Gegner unterschätzt
hatte. Keine Zeit zum Verschnaufen ! Noch leicht irritiert, schoß auch schon das Bein des Dritten an. Das war’s !
Der Kriegsgott hob ab. Sein Zweihänder segelte in hohem Bogen zu Boden. Es riß ihn fast aus den Schuhen. Er drehte sich einmal längs um seine Achse und krachte hart mit dem Gesicht voran in den Staub der Erde.
Mit einigen Hin und Her Bewegungen seines Unterkiefers untersuchte er, ob noch alles an Ort und Stelle war. Mehrmals kniff er feste die Augenlider zusammen und schüttelte dann kurz das taube Gefühl aus dem Kopf. Er drehte sich langsam auf den Rücken und sah die Gestalten auf sich zukommen. Waren es jetzt Drei oder Sechs ? Sein Blick versuchte sich noch zu Ordnen. Er mußte sich aufrappeln. Sie durften ihn nicht mit ihren Waffen niederstrecken. Es würde seinen Tod bedeuten ! Er versuchte sich zu konzentrieren......
Unter der ersten Klinge tauchte Callisto graziös hinweg. Die zweite kickte sie zur Seite und der dritte Angreifer bekam ihre Faust zu schmecken. Wie ein Wirbelwind duckte, trat, schlug und blockte sie auf alles was kam und da war.
Wie Kletten hingen die Drei um sie rum. Es war ein Spießrutenlauf ! Ein mörderischer Tanz über dem Abgrund des Todes. Wild flog ihre Mähne im Takt der fließenden Bewegungen. Sie lief zur Hochform auf. Auch sie spürte das Diese hier nicht zu vergleichen waren mit denen die sie schon erledigt hatte. Trotz ihrer Größe, Rüstung und des maroden Aussehens ihrer Körper waren sie doch flink wie Geparde !
Die Halbgöttin rollte sich nach einem Hechtsprung aus einer brenzligen Situation sicher über die Schulter ab und griff noch nach einem verwaisten Schwert. Sie kam direkt wieder auf ihre Füße.
Lässig, mit einem kurzen Schwung, warf sie hier Haar zurück. Nun hielt sie in jeder Hand ein Schwert. Gekonnt begann sie die Waffen rotieren zu lassen.. Heulend drehten sich die Klinge zueinander. Abwartend schlich sie von links nach rechts, immer die Drei im Auge behaltend.
"Na Mädels ! Ihr wollt doch nicht etwa schon schlapp machen !?" , sprach sie, schon leicht japsend. Schweißperlen liefen von ihrer Stirn und tropften zu Boden.
Der Erste kam, wild schwingend auf sie zu. Kurz bevor die Klinge ihr Ziel erreichte, neigte sich die Halbgöttin zur Seite, stoppte das rotieren eins Schwertes und blockte den Hieb. Beide verweilten kurz.
Callisto grinste...
Der Untote grinste...
"Rack - Zapp - Rübe AB !" , schoß es der Halbgöttin über die Lippen.
In diesem Augenblick schnellten ihre Mundwinkel in dem Tempo hoch, wie die des Kriegers runter.
Die Halbgöttin erhob das zweite, noch rotierend Schwert und mit einem letzten Schwung lies sie es ein weiteres mal um seine Achse drehen.
Ein verdutzter Ausdruck war das letzte was die Kreatur vollbrachte. Die scharfe Schneide des beschleunigten Schwertes fluppte leicht durch den Hals des Untoten. Der Kopf hob noch einige Zentimeter vom Stumpf ab, platschte darauf zurück und kippte dann seitliche herab zu Boden. Die Kraft wich aus seinem Körper, der Druck auf Callisto´s blockendes Schwert ließ nach und der nun steuerlose Torso kippte in den roten Staub.
Sie ging zurück in eine gerade Haltung, ließ die Schwerter links und rechts am Körper baumeln. Ihr Blick ging zu Boden, auf den sich bizarr reckelnden, kopflosen Krieger.
Spöttisch sagte sie laut : "Männer - Einfach kein Rückrad !"
Autolycus warf sich mit hoch erhobenen Schwert in den Angreifer hinein. Er zog durch. Seine Klinge pflügte die Luft.
Der Untote riß sein Schild schützten vor sich und die beiden Metallflächen trafen aufeinander. Der König der Diebe spürte den Aufprall hoch bis in die Schulter. Der Konter der Kreatur kam von unten noch oben fliegend auf ihn zu. Autolycus zog seinen freie Hand dich an den Körper. Gerade noch Rechtzeitig, sonst hätte sie lose auf dem Boden gelegen. Der Dieb erhob sein Bein und rammte es dem Wesen entgegen. Der Untote wurde in Bauchhöhe erwischt. Nur leicht wich er durch diesen Treffer zurück. Autolycus setzte sofort nach, streckte sich und knallte dem Biest seine schwerthaltende Faust an den Schädel. Ein dumpfes Platschen war beim Aufschlag zu hören. Der Kopf des Wesen zuckte nur kurz zur Seite. Der König der Diebe kuckte etwas verwunderlich und legte gleich einen weiteren Schlag mit der anderen Faust nach. Wieder, nur eine geringfügige Trefferwirkung. Der Untote grinste. Autolycus dagegen sah leicht ratlos aus. Schnell warf er sein Schwert von einer in die andere Hand und startete erneut einen kreisenden Schlag in Richtung des Halses. Doch kurz vor dem Ziel blockte der Krieger den Hieb mit seinem Schwert. Der Dieb wollte noch...als...
...der Untote plötzlich seinen großen Schild fallen ließ......direkt auf Autolycus rechten Fuß.
"Uuuhhhhaahhhu......."
Er riß weit seine Augen auf, sie quollen ihm bald aus den Höhlen. Sein Atem stockte. Der Schmerz schoß in Bruchteilen von Sekunden an seinem Bein empor, durch den ganzen Körper. Autolycus dachte noch so bei sich, daß er eigentlich sonst immer für solch eine Einlage zuständig war, als die Kreatur ihm auch schon die nun freie Faust mit voller Wucht in den Magen rammte.
Der Dieb zuckte zusammen, sein Oberkörper schnellte durch den Einschlag nach vorne, seine Füße verließen kurz den Boden, er verlor sein Schwert. Autolycus blubberte vor sich hin. Kurzerhand warf der Krieger ebenfalls sein Schwert weg, packte ihn am Kragen und zog sein Kopf wieder nach oben, so das sich beide nun in die Augen sahen.
Mit einer etwas hoch klingenden Stimme stammelte Autolycus :
"Könn......können wir uns nicht, nicht vie...vielleicht Geschäftlich einigen ?"
Das Flackern der Augen des Wesen wurde stärker...
"Anschei......anscheinend wohl n...n...nicht..." , fuhr der Dieb schwer atmend fort.
Im gleichen Augenblick ließ der Untote los und katapultierte ihn buchstäblich mit einer langen Geraden aus dem eh schon etwas wackligen Stand. Der Kopf des Diebes wurde weit in den Nacken gepreßt, seine Arme ruderten noch ein wenig. Hart schlug er mit dem flachen Rücken, etwa 5 Meter weiter hinten, längs auf der Erde auf.
Autolycus konnte schon so manches Englein erkennen. Er überlegt was ihm mehr Schmerzen verursachte. Der Fuß, sein Bauch oder war es doch der Kopf ? Mit weit ausgestreckten Armen und Beinen lag er auf dem staubigen Boden. Mit letzter Kraft hob er den Kopf etwas an und sah wie der mächtige Koloß sich zu ihm auf den Weg machte......
Die Klinge schoß auf Joxer nieder. Kurz entschlossen zeigte er seine beste Aktion. Er ließ sich einfach auf den Boden fallen. Einfach aber effizient. Das kalte Metall verfehlt ihn. Etwas überrascht kam der Untote durch den Schwung leicht nach vorne. Der flinke Joxer flutschte flux durch die Beine der Kreatur in dessen Rücken. Die Bestie schaute noch leicht verwirrt in Richtung Boden, als der mächtigste aller Krieger schon Aufrecht hinter ihm stand.
Ein Grinsen schoß über sein Gesicht. Mit solch einer kühnen Aktion hatte das Geschöpf wohl nicht gerechnet. Er erhob sein Schwert, wollte dem Angreifer die Klinge gegen den Hals schmettern. Doch im selben Augenblick, als er gerade den Schlag starten wollte, traf ihn schon die Ellbogenspitze des Untoten mitten auf seine eh heut schon sehr strapazierten Nase. Der unerwartete Treffer trieb seinen Kopf nach hinten und Tränen in die Augen. Schnell griff seine freie Hand an die schmerzende Stelle und sein Schwertarm sank zu Boden.
"Uuuummmmmmmpppffff....." , zu mehr war der mächtigste aller Krieger nicht mehr im Stande.
Mit solch einer kühne Aktion hatte ER nicht gerechnet !
"Mist !" Immer auf die gleiche Stelle" , näselte er.
Doch Joxer hätte lieber an dem Gegner dran bleiben sollen ! Dieser kümmert sich nicht viel um seine Probleme und setzt nach. Von unten nach oben ziehen, kam ein gewaltiger Faust Schwinger angebraust, der den mächtigen Krieger voll am Unterkiefer erwischte. Für ihn gab es kein Halten mehr. Mit einer Pirouette verabschiedete er sich, hob ab und krachte scheppernd gut drei Schritte weiter zu Boden. Staubwolken quollen empor. Spukend versuchte der Krieger ihn von seiner Zunge zu bekommen. Er hatte ein Gefühl als hätte er die untere Zahnreihe verloren.
Bei sein Näseln gesellte sich jetzt noch ein leichtes lispeln :
"ZHIT ! Konntez Du nischt warlten biz isch fertich war ?"
Joxer lag rücklings auf der Erde, beide Hände hielten seinen dröhnenden Kopf. Wo sein Schwert abgeblieben war, wußte er nicht, es war ihm auch momentan völlig egal. Schwer hatte ihn dieser Schwinger erwischt. Er versuchte auf die Beine zu kommen, aber es blieb nur bei dem Versuch. Er mußte feststellen das er ein leichte Orientierungsproblem hatte und das war nicht auf seinen vorherigen Schwindelanfall zurück zu führen.
Der Untote kam. Er hatte sein Opfer nun genau da wo er es haben wollte. Er kam um seine Werk zu vollenden...
Callisto stand noch immer neben der kopflosen Kreatur. Fasziniert starrte sie auf den Torso und seine verzweifelte Suche nach dem Kopf. Über ihrem Gesicht lag ein diabolisches Lächeln.
"Links...links...rechts ..ähm... noch´n Stückchen....ach.. vorbei - Pech !" Sie schien wirklich ihren Spaß zu haben.
Nachdem sie den Schädel ein weiteres mal kurz vor den Händen des Kopflosen weg gekickt hatte hob sie den Kopf und schaute sich um. Ihre Mundwinkel kippten nach unten.
"Was is denn hier los ?" Fragend rollte sie leicht mit den Augen. "Bin ich denn hier nur von Flaschen umgeben ?"
Gabrielle strampelte verzweifelt im Griff eines Gegner. Xena kauerte niedergedrückt auf den Knien. Autolycus
lag wie ein Schmetterling auf dem Rücken. Joxer versuchte einen unsichtbaren Knoten aus seinen Beinen zu bekommen und Ares ?
Callisto drehte sich, um ihn zu suchen...
"Was !......Ares !" Sie hatte ihn erblickt !
"Also von Dir hatte ich mir doch mehr versprochen !
Du wirst doch wohl noch mit diesen Weicheiern fertig werden ?"
Spöttisch hatte sie diese Worte zu dem Gott des Krieges hinüber gerufen, der immer noch am Boden war und sich zu konzentrieren schien. Ares ignorierte die Worte einfach...
"Bin ich denn die einzige, die hier Willens ist ?"
Plötzlich tippelte sie jemand von hinten auf die Schulter.
"O-Ohh !" Ihre Augen dreht sich zur Schulter hin. Da hatte sie doch glatt was vergessen...
Sie fuhr herum und wollte noch das Schwert heben, aber es blieb nur dabei.
Die zwei Untoten waren inzwischen hinter ihrem Rücken an sie herangeschlichen und hatten nun freie Bahn.
Eine Cross geschlagene Linke donnerte voll in das erstaunte Gesicht der Halbgöttin. Ihr Kopf schnellte zur Seite, ihre blonde Mähne flog herum. Es war ein Schlag, wie der Hammer eines Gottes. Callisto dreht langsam und mit blinzelten Augen den Kopf wieder nach vorne, ihr Schwertarm sank in Zeitlupe herab. Sie wollte noch...als...eine rechte, kurze Gerade. Ihr Kopf schoß nach hinten, das Haar flogen vor, ihr Oberkörper kippte leicht zurück. Sie taumelte...
"Ich....ich muß mich mal kurz...kurz...." Sie brachte den Satz nicht mehr zu Ende. Ihre Hand öffnete sich, daß Schwert fiel, und sie folgte. Rücklings kippte sie weg und landete hart auf dem Allerwertesten.
Mit beiden Händen mußte sie sich nach hinten abstützen um nicht den letzten Halt zu verlieren. Sie kniff noch immer ihre Augenlider um die Schläge zu Verdauen, als die beiden Kreaturen schon begannen die Schwerter für den alles entscheidenden letzten Schlag zu heben......
Die Lage schien Aussichtslos. Von den Zehn standen immer noch Neun dieser Kampfmaschinen. Zumindest die zwei Götter hatten sich wohl die Lage etwas anderes vorgestellt. Aber Ares mußte sich in diesem Moment eingestehen, daß ihre Überheblichkeit auch daran Schuld war, das es soweit gekommen war. Wie Hohn klangen in diesem Augenblick noch die mahnenden Worte von Zeus in seinen Ohren :
"Hütte Dich ! Hütte Dich vor der Macht meines Bruders ! Er spielt mit seinen Opfern. Er läßt sie zuerst im Glauben man könnte es noch schaffen, um sie dann mit dem Ausdruck von Hoffnungslosigkeit in ihren Gesichtern, in sein
Reich zu reißen ! ER ergötzt sich an den Qualen im Augenblick der Erkenntnis und des Todes !"
Aber der Kriegsgott war fest entschlossen es nicht so weit kommen zu lassen. Er konzentrierte sich...Die Drei kamen...
Ares versuchte das taube Gefühl in seinem Schädel zu verdrängen...
...Gabrielle Augenlider zitterten, der Tod wollte sie...
...Xena...sie...Nein... "GAAAABRIELLLE !!!", der Gegner......sie konnte nicht...
...Joxer hörte den Schrei...Gabrielle...sie hing regungslos...nur 15 Meter...15 Meter......eine Ewigkeit...
...Autolycus dreht den Kopf, er sah Xena´s Verzweiflung...hoch...er mußte hoch......er sackte zurück...
...Callisto vernahm die Schreie um sich herum. Dumpf drangen sie an ihr Ohr. Sie blickte hoch zum Himmel. Ein Schatten schob sich über ihren Körper...ein Klinge blitzte auf...
...das Chaos herrschte...
Ares schloß die Augen...nur noch 3 Schritte...
"NEIN ! GABRIELLE ! KÄMPF ! NEIN!" , schrie die Kriegerin verzweifelt......
Der Unbekannte am Baum hatte die Entwicklung mit steigender Spannung beobachtet. Die Anderen waren ihm völlig egal. Nein ! Er hatte nur Augen für eine Person !
JA...JA ! Er ballte erneut eine Hand zur Faust. Einer seiner Krieger hatte die Person gepackt !
Gabrielle !
Seine Augen pulsierten wild.
Seine Fingernägel bohrten sich in die lederne, trockene Haut der Hand. Ja ! Der Augenblick der Rache schien nah. Auf die Bardin konzentrierte sich sein ganzer Haß. Sie ! Sie, die ihm das Angetan hatte. Sie MUß sterben. Jetzt !
"Die Rache ist mein !" , sprach er, immer noch im Schatten stehend. "Wenn Du Tod bist, dann wird mir Deine Seele gehören. Ich habe sie versprochen bekommen !"
Er sah ihren Todeskampf, sie wandte und schlängelte sich. Aber sie hatte keine Chance. Ihre Uhr lief ab !
"JAAAAAAA !!!"
Xena versuchte all ihre verbleibenden Kräfte zu mobilisieren. Sie stemmte sich gegen den unglaublichen Druck des Gegners an. Die Waffen wankten auf und ab. Wie ein Pendel des Todes. Der Koloß drückte mit einer übermächtigen Stärke. Der Kopf der Kriegerin flog wieder und wieder in Richtung ihrer Kampfgefährtin. Xena war klatschnaß. All ihre Hoffnung, all ihr Lebenswille schien sie zu verlassen. Was ? Was sollte sie nur tun ? Wieder ging ihr Blick hoch. Der verweste Schädel des Kriegers lag direkt über seiner mächtigen Axt. Sie sah, sah in seine feurigen Augen. Er genoß es ! Er genoß es sie leiden zu sehn. Er hätte schon längst die Möglichkeit gehabt...ein wenig mehr Druck, ein wenig mehr Druck und das Metall hätte die letzten Zentimeter durchbrochen. Aber genüßlich ließ er sie zappeln. Er wollte das sie den Tod ihrer Freundin sah. Mit diesem letzten Gedanken sollte auch sie dann Sterben.
Tränen der Verzweiflung kamen. Ihr Blick drehte zur Bardin.
Gabrielle´s Kopf fing an zu taumeln. Er kippt von einer Seite zu anderen. Ja...Ja sie kämpfte dagegen an, sie kämpfte gegen den Tod ! Aber wie lange noch ? Ihre geschlossenen Augen lagen fast still. Arme und Beine baumelten wie lose Glieder einer Puppe. Mit Tränen erfüllten Augen sah Xena dem Ende entgegen......
Autolycus warf sich auf die Seite, schüttelte den Kopf, sah den Untoten kommen, sah Xena, sah......sah Gabrielle !
"Oh NEIN !"
Er versuchte aufzustehen...er versuchte auf die Beine zu kommen...er...
Sein Kopf flog herum...die Bestie...die Bestie stand hinter ihm...das Schwert hoch in den Himmel gereckt...ein Grinsen im Gesicht...
...der Tod schien nah !
Joxer zog sich über den Boden, er krallte sich mit seinen Nägel tief in die krustige Erde. Er hatte den Schlag noch immer nicht wegstecken können, seine Beine gehorchten ihm nicht. Nur schwerfällig konnte er sich mit ihnen vorwärts drücken.
Vorwärts ! Vorwärts, zu Gabrielle !
Er drückte sich seinen Helm vom Kopf. Alles schien auf einmal unerträglich schwer. Alles schien ihn in den Staub der Erde drücken zu wollen. So weit ! So unendlich weit war es noch...
Er zog sich weiter...immer weiter...
...doch er vernahm auch das lauter werdende Stampfen hinter sich...immer kraftvoller wurden die Schritt...der Boden schien zu beben...
...er zog weiter...Stück für Stück...
Da spürte er den Druck in seinem Kreuz...nichts ging mehr...eine Gesichtshälfte klebte auf der Erde. Staubwirbel tanzten bei jedem Atemzug vor seinen Augen. Er versuchte den Kopf leicht zu drehen und mit den Augen nach oben zu blicken. Aus dem Winkeln sah er den gigantisch groß erscheinenden Körper der Kreatur über sich thronend. Er hatte ihn mühelos erreicht und nun den Fuß hart in seinen Rücken gedrückt. Sein Schwert hielt er mit beiden Klauen fest umklammert, er riß es hoch, die Spitze der todbringenden Klinge wies nach unten. Ein Stoß und alles wäre vorbei......
Callisto schien die Lage nicht ganz ernst zu nehmen. Immer noch leicht benommen lachte sie lauthals los !
"JA...JA ! Komm schon !" , ihre Hände machten ein Fordernde Geste, " KOMM SCHON ! Töte mich ! Du bist nicht der Erste heute !"
Sie sehnte sich schon fast ihrem Ende entgegen. Wenn sie schon sterben sollte, dann würde sie aber nicht so rumzappeln wie die Anderen.
Nein !
Sie würde noch Danke sagen. Vielleicht, so erschien ihr es jetzt in diesem Augenblick, war es auch besser so.
"Los DU Mißgeburt......Zeig´s mir !"
Die Augen des Untoten flammten auf. Das schwere Schwert flog über seine Schulter, stoppte und startete zum finalen Schlag......
Das absolute Chaos herrschte ! Die Schlacht schien geschlagen. Das Leben verwirkt. Die Hoffnung zerfloß !
Die Neun letzten der Armee standen !
Die Vollstrecker !
Nur einen Augenblick...nur einen Hauch...
...und das Leben der Sechs war......
Kapitel 11 – Hoffnung ?
Die Sekunden zerflossen wie Schnee in der Sonne. Wie in Trance zog Xena diese letzten Bilder in sich auf.
Gabrielle !
Ihre Augen kreisten über das Geschehen, wer konnte helfen ? Wer ? Würde überhaupt noch jemand den Weg aus dieser Hölle finden ? Die Kriegerin hob den Kopf, sah der Bestie in die Augen. Sah das endlose Schrecken. Den tiefen Schlund des Todes ! Um sie herum war es unbeschreiblich. Ihre Freunde und die Göttern lagen im Staub. Die Lage schien Hoffnungslos. Keiner würde sie hier, irgendwo im Nichts finden. Sie würden eingereiht in die Armee der Finsternis.
Der Gedanke an dies, ließ sie noch mehr verzweifeln. Sterben ! Sterben, hier und jetzt. Keine Hoffnung ?
Keinen Frieden ?
Gabrielle fühlte sich frei, frei wie ein Engel der durch die Wolken eines strahlend blauen Himmels glitt. Ihr Körper schien leicht wie eine Feder. Sie spürte den Drang dem Licht entgegen zufliegen. Einem Licht das so hell und strahlend am Ende des Horizonts lag, das man es einfach nicht übersehen konnte. Sie flog, flog frei von aller Trauer, allen Sorgen. Sie strahlte. Ihr Blick schweifte über das Firmament. Endlose Weite, endlose Stille. Eine Stille der Erlösung !
Der Ursprung des Lichtes rückte immer näher. Er zog sie buchstäblich in sich auf. Sie leistete keine Gegenwehr. Nein, denn sie wußte, sie würde viele alte Freunde wiedersehen.
Freunde – Ihr Herz wurde schwer.
Xena ! – Sie schaute sich um...
Wo war sie ?
Nichts zu sehn...
Doch plötzlich, ein dunkles Gefühl überströmte sie ! Die Stimmung veränderte sich schlagartig.
Etwas war geschehen. Verzweifelt versuchte sie die Ursache zu erspähen. Ihr Flug ins Licht wurde langsamer.
Irgend etwas schien sie nicht gehen lassen zu wollen. Ein Macht zog an ihr.
Die Bardin drehte sich um und erstarrte. Hinter ihr hatte sich ein riesiges, schwarzes Loch gebildet. Das es in Bezug auf Größe und Ausdehnung mit dem des Lichtes locker aufnehmen konnte. Es erschien wie der Gegenpol dazu.
Und es zog, zog mit unbarmherziger Stärke an ihrer Seele. Sie spürte die neue Macht. Sie hatte ein Gefühl als würde ihr Körper in der Mitte zerrissen. Die Mächte schiene um ihre Seele zu kämpfen. Sie war ein Spielball zwischen den Welten. Schmerzerfüllt verzog sie ihr Gesicht. Ein Sog der alles zu verschlingen drohte setzte ein. Ein Orkan der alles auf Erden in den Schatten stellte. Ein Surren und Brummen, ein hohles Pfeifen verdrängte die friedliche Stille. Es war als würde die Welt untergehen.
Sie sah in den Schlund des schwarzen Loches. Sie blinzelte.
Da, die Umrisse einer Gestalte erschienen. Sie schien aus der Tiefe des Loches noch vorne zu schweben. Die Bardin konnte nicht erkennen um wen es sich handelte. Sie Gestalt stoppte. Sie stand nun Bodenlos im Zentrum der rotierenden, schwarzen Masse.
Gabrielle erkannte einen Umhang, der wild im Sturm wehte. Die Person schien auch eine Rüstung zu tragen, doch sie vermochte nicht das Gesicht der Gestalt zu erkennen. Es lag im Schatten der Schwärze.
"Wer bist DU ? Was willst DU von mir ?....Laß mich in Frieden....in Frieden sterben !"
Keine Antwort. Keine Reaktion.
"Was habe ich Dir getan ? Laß mich in Frieden...."
In diesem Augenblick erklang ein Lachen, ein Lachen das daß absolut Böse zu verkörpern schien. Gabrielle mußt sich ihre Ohren zuhalten, der Kopf schien zu explodieren. Das Lachen der Kreatur durchzog wie ein Blitzfeuer diese Welt.
Sie erhob erneut den Blick und schaute abermals zu der Person.
Er hatte seine Arme in die Hüften gestützt als schiene er zu warten, warten auf sie. Und sie merkte wie sie immer mehr in Richtung des Loches glitt. Ein Gefühl der Hilflosigkeit überflutete sie. Wie in einem reißenden Fluß, ohne jeglichen Halt kam sie sich vor.
Da, was war das ? Sie schaute genauer hin. An der Gestalt, da war doch was ! Sie versuchte ihre Blicke zu konzentrieren.
Ja, ein Funkeln, ein kurzer Lichtblitz war zu erkenne. Kurz nur, ein, zweimal flackerte es auf. Es kam von einer Hand des Wesens.
Sie wollte noch gerade....als ein heftiger Ruck sie unterbrach...und mit einem höllischen Tempo schoß sie auf das schwarze Loch zu....
"NNNNEEEEEEEIIIIIIIINNNNNNNN........................."
Ares konzentrierte sich...
Hart zeichneten sich die Adern unter der Haut der Schläfen ab. Er hatte seine Augen fest geschlossen.
Seine drei Vollstrecker kamen...
Er versuchte das benommene Gefühl in seinem Kopf auszugrenzen. Er mußte es schaffen ! Callisto war zu sehr mit ihrem Ende beschäftigt, von ihr konnte er in diesem Augenblick keine Unterstützung erwarten. Und die Sterblichen hatten sowieso keine Chance mehr. Es lag nun an ihm, das Blatt zu wenden.
Ja, er würde seine Chance nutzen, die Untoten hatte zu lange mit dem Ende gezögert. Anscheinend wollten sie mit
ihrem Tod ein Exempel statuieren. Ein Exempel das allen Götter zeigen sollte was auf sie zukommen würde.
Aber er würde dies mit allen Mittel zu verhindern versuchen.
Seine geballte Faust begann zu zittern und zu vibrieren. Hart biß er auf die Zähne. Alle verbleibende magische Energie versuchte er in seiner Hand zu vereinen. Sie begann zu glühen, ein Lichterspiel umfloß die Haut.
Ein Ruck ging durch die Drei. Sie sahen, das der Kriegsgott etwas vorhatte. Sie beschleunigten ihren Gang, die Schwerte zum tödlichen Stoß bereit....
Ares Augenlider schossen hoch, sein Blick war nun glasklar und hatte den Ausdruck eines Vorschlaghammers. Das Lichtermeer um seine Hand pulsierte wie das göttliche Blut in seinen Adern.
Die Drei nahmen die letzten Schritt, die Schwerte hoch erhoben, ihre schweren Oberkörper leicht nach vorne gebeugt...
Der Kriegsgott sprang auf, schleuderte seine öffnende Faust den heranstürmenden entgegen. Ein Meer aus Blitzen schoß aus den Fingern. Wild zuckend und schlängelnd durchzogen sie die Luft. Sein diabolisches Grinsen kam.
"WEM wollt ihr zeigen wie man Kämpf ? MIR ? Dem Gott des Krieges !" Laut lachend verfolgte er das magische Lichterspiel.
Die drei hatten keine Chance. Wie von einem wilden Stier erfaßt wurden sie wie Marionetten in die Luft gehoben. Eine Flut aus bläulichem Licht umhüllte sie. Wie ein Netz, durchzogen von züngelnden Blitzen. Die Untoten wanden sich im Schmerz des magischen Feuers. Es gab kein entrinnen. Ares hatte all seine Macht in diese letzte Attacke gelegt. Und seine Stärke war ungebrochen. Ein Fauchen und Stöhnen drang aus den Leibern der Krieger. Ihr Schicksal war besiegelt. Die magische Energie begann sie aufzulösen, sie durchsägte sie buchstäblich. An den Berührungsstellen begann sie die Körper aufzulösen und in Staub zu verwandeln. Wild rotierten sie etwas zwei Meter über dem Boden. Mit all ihrer Kraft versuchten sie noch das drohende Schicksal abzuwenden. Aber es gab für sie keine Entkommen mehr. Sie hatten ihre Chance verstreichen lassen !
Ares genoß seinen Augenblick des Triumphes. Ja, in diese alles entscheidende Aktion hatte er noch einmal all seine Stärke gebündelt.
"Es gib nur EINEN, der auf den Feldern des Krieges siegt.........MICH !!!"
Wie Hohn schmetterte er diese Worte den Untoten entgegen. Und ein weiteres, letztes mal pumpte er mit einem Ruck der durch den ausgestreckten Arm ging, ein Ladung seiner Macht hinaus. Mehr war nicht drin. Die letzten Anstrengungen im Kampf gegen diese Kreaturen hatten doch etwas Tribut gezollt.
Diese letzte Aktion mußte reichen !
Ein letzte Salve verließ fauchend die Fingerspitzen, sein Arme sank. Und eine weitere Welle aus blauen rotierenden Blitzen schoß über das Schlachtfeld. Sie teilten sich, und jeder suchte ein Ziel.
Die sechs letzten der Armee !
Wie eine Alarmglocke hallte der Ruf des Kriegsgottes über alle hinweg. Augenblicklich stoppten die Bestien ihre Aktionen und starrten mit Entsetzten auf die hereinbrechende Gefahr. Sie wurden kalt erwischt. Ja, sie hatte zu früh an den Sieg geglaubt. Sie waren zu leicht an die Sache gegangen. Nun sollten sie ihre Lektion erhalten. Den Gott des Krieges schlägt man nicht so leicht auf seinem eigenen Spielplatz !
Den Sechs blieb keine Zeit zum reagieren. Sie wurden von den, sich spaltenden Energiewalzen gepackt. Die wirbelnden Magie-Geschosse umschlossen die Kreaturen wie ein Kokon aus feinen Äderchen. Alle wurden in ihren Aktionen gestoppt, keiner konnte sich mehr rühren. Die aufgeteilte Energie von Ares Attacke war zum Vernichten nicht mehr ausreichend. Sie hielt sie nur fest. Die Zeit schien für sie still zu stehn. Zeit für die Freunde sich aus der Gefahrenzone zurückzuziehen.
Xena glitt zur Seite und erhob sich. Sie sah zu ihrem Angreifer. Wie einen erstarrte Puppe stand dieser nun da.
Autolycus tat es der Kriegerin gleich und klopfte sich den roten Staub aus den Klamotten.
Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen meinte er : "Ach, wie ich es doch immer liebe. Kaum sieht man dem Tod ins Augen, schon ändert sie das Wetter !"
Er blickt zu seinem Vollstrecker.
"Das nächste Mal paßt Du besser auf, mit wem Du dich anlegst.....na ja, besser kein nächstes Mal !"
Joxer versuchte unter dem Fuß des Untoten hervorzukriechen. Die Bestie war zwar gebahnt, aber immer noch drückte ihr Fuß hart in das Kreuz des Kriegers.
"Warum muß nur mir immer so was passieren ?"
"Warte Joxer, ich zieh Dich raus !"
Der König der Diebe war an seiner Seite aufgetaucht, packte einen Arm und zog. Mit einem Ruck schafften es die Beiden, Joxer war frei !
Callisto schaute etwas dumm aus der Wäsche. Nix passierte !
"Och man......Es war doch gerade so schön lustig !"
Xena warf der Halbgöttin einen nicht so freundlichen Blick zu. Für mehr war keine Zeit.
GABRIELLE ?
Die Kriegerin flog herum und rannte so schnell es ihr ausgepumpter Körper hergab zur der Gefährtin.
Gabrielle hing halb mit ihrem Gesicht in der wirbelten Kugel, die Krallen umschloß immer noch ihren Hals.
Auch Joxer und Autolycus spurteten los. Die Freunde wollten sie nicht ihrem Schicksal überlassen.
Xena war als erst da. Verzweifelt versuchte sie den Griff des Monster zu lösen, schlug immer wieder mit dem Schwert in Richtung des haltenden Armes. Doch ihre Klinge vermochte das magische Netz nicht zu durchdringen. Fragend, mit angsterfüllten Augen sah sie zu Ares rüber, der nun ebenfalls in ihre Richtung kam.
Der Gott sah die Verzweiflung in den Augen der Kriegerin.
Mit Schulterzucken und abwertenden Blick sagte er nur: "Tja, Xena, man kann nicht alles haben."
Die Kriegerin wandte sich wieder Gabrielle zu. "NEIN ! Es kann nicht so Enden...Nicht SO !!!"
Joxer und Autolycus waren nun bei den Beiden eingetroffen. Auch sie versuchten mit allen Mitteln die Bardin aus der tödlichen Umklammerung zu befreien.
Callisto war inzwischen zu Ares gekommen und beide sah sich fasziniert das makabere Schauspiel der Freunde an.
"Ach ist es nicht rührend ? Diese Fürsorge ! Diese Liebe ! Bis in den Tod."
"Tja Callisto....Sterbliche halt !"
Die Augen der Halbgöttin sahen zum Kriegsgott auf. "DU, Du hättest mich doch glatt verrecken lassen !"
"Hey, hey, Moment mal...ich bin nicht Dein Babysitter, und außerdem, hättest Du dich ein wenig mehr unter Kontrolle, dann wäre es erst gar nicht so weit gekommen !"
" DU !!!...." Callisto kam nicht mehr weiter....
...denn Autolycus sprang vor die Zwei und schrie sie an. "Würdet IHR BITTE aufhören hier rum zu streiten! Falls Ihr es noch nicht bemerkt habt, aber die Probleme sind nicht kleiner geworden und Gabrielle ist immer noch nicht frei !"
Er drehte sich auf der Stelle und hechtete die zehn Schritte zur Bardin zurück.
Die Götter schauten sich nur belanglos an und schlenderte auf die Gruppe zu.
Der Unbekannte am Baum hatte die letzten Entwicklungen auf dem Schlachtfeld nicht mitbekommen. Er befand sich bereits in einer anderen Bewußtseinsebene. Während des Todeskampfes von Gabrielle hat er ein Tor in der Welt zwischen dem Diesseits und dem Jenseits geöffnet. Er wollte die Bardin unbedingt haben. Er hatte sie versprochen bekommen. Versprochen für seine Dienste in der Armee der Finsternis. Und heute war Zahltag ! Er würde sich seinen Sold nicht entgehen lassen. Sein Meister hatte ihm die Kraft verliehen, dieses Tor in der Zwischenwelt zu öffnen.
Er sah wie Gabrielle auf ihn zuschoß. Der Sog der Dunkelheit war stark und ihr Wille schwach. Er würde leichtes Spiel mit ihr haben. Durch die letzten Stunden und Geschehnisse war sie mental schwer angeschlagen. In solch einem Zustand war es ein leichtes für ihn, sie in sein Reich zu ziehen.
Er stand am Rand des schwarzen Abgrundes. Mit Genuß verfolgte er wie sie immer näher kam.
"Ja, komm zu mir. Komm nur zu mir, und ich zeige Dir die Qualen der Verdammnis !"
Ein erregendes Gefühl durchströmte seinen toten Körper. Er konnte die Ankunft seiner Trophäe fast nicht mehr erwarten !
Gabrielle dreht sich mehrmals um Ihre Achse. Wie ein Blatt im Sturm wurde sie von der Stärke des Soges mitgerissen. Verzweifelt versuchte sie dagegen anzukämpfen. Aber es schien kein Halten zu geben. Je nähere sie dem dunklen Schlund kam, um so mehr verblaßten die Erinnerungen an gute Zeiten, alte Freunde.......an Xena !
Mehr und mehr erschienen ihr Gesichter, Gesichter und Begebenheiten die sie lieber Vergessen würde. Ja, auch sie
war nicht frei von Schuld. Auch sie hatte Blut an den Händen.
Die Dunklen Gedanken schiene sie förmlich noch zu beschleunigen. Mit jedem schrecklichen Bild das vor ihrem geistigen Auge erschien, entfernte sie sich mehr und mehr vom strahlenden Licht der Erlösung. Und je größer die Entfernung dazu wurde, um so mehr hüllten sie diese Gedanken ein. Sie zerrten an ihr als wollten diese sie nie wieder loslassen. Die Hoffnung verblaßte, die Erlösung verflog....Dunkelheit machte sich breit...
Dunkelheit und absoluter Haß ! Ihre Gegenwehr wurde immer geringer.
Und wieder, sie dreht sich und erneut kam ihr Gesicht zum Vorschein. Doch es hatte sich was verändert....ihr Gesicht hatte sie verändert.....ihr Gesicht....
...es war zur Hälfte mit einer klebrig, schleimigen, weißen Masse überdeckt. Aber das war noch nicht alles.
Während die eine Hälfte des Gesichtes ruhig und mit geschlossenem Auge da lag, zeigte die verschmierte Hälfte eine diabolische, grinsende Fratze mit weit aufgerissenem Auge...
...HOPE ! – schoß es ihr noch durch den Kopf. Der Name hämmerte wie ein Sturm durch ihre Gedanken...
Die drei Freund versuchten alles was in ihrer Macht stand um Gabrielle aus der tödlichen Umklammerung zu befreien. Sie rissen und zog an den kalten Fingern, versuchten die magische Hülle zu durchdringen. Aber nichts schien Erfolg zu bringen. Xena merkte wie das Feuer des Lebens in ihrer Freundin von Sekunde zu Sekunde schwächer wurde. Mit angsterfüllten Augen verstärkte sie ihre Bemühungen. Sie schrie die Freunde an. Sie wurde fast wahnsinnig vor Angst.
"NEEEIIINNNN....Gabrielle....Komm schon...Komm schon !"
Sie zerrte und rüttelte an dem leblosen Körper. Die Hände griffen nach ihrem Kopf. Weich, mit voller Fürsorge umschlossen die Finger Gabrielle´s blasse Wangen. Sie blickte hoch in ihre Gesicht. Keine Regung, kein Zucken war mehr zu sehn. Wie ein lose Kugel lag ihr Kopf in Xena´s Händen.
Die Augen der Kriegerin spiegelten ihr Leid. Tränen liefen über die Wangenkochen. Ihr Mund bebte. Nur noch leise, mit verzweifelter Stimme konnte sie sprechen.
"Gabrielle, Du kannst mich doch hier nicht alleine zurücklassen...was soll ich ohne Dich den machen ?"
Zart fuhr sie über die Stirn der Bardin.
"Ich....ich liebe Dich Gabrielle."
Joxer und Autolycus konnten nichts mehr Sagen. Auch ihnen stand die Hoffnungslosigkeit in den Gesichtern. Beiden sahen sich an, den Tränen nah, sahen zu Xena, sahen ihren Schmerz. Ihre Köpfe fielen nach unten.
Callisto und Ares erreichten die Gruppe. Xena blickt zu dem Kriegsgott auf. Ihre Fäuste ballten sich.
"Warum ? Warum nur ? Warum hast Du das getan Ares ? Warum hast Du sie sterben lassen ?"
"Ich weiß gar nicht was Du hast Xena ?! Sollte ich etwa abwarten bis diese Kreaturen uns vernichtet hätten ?"
"Was macht das jetzt noch für einen Unterschied." , fauchte die Kriegerin ihn haßerfüllt an.
"Man kann nicht alles haben, Xena. Tod und Leben liegen eng beieinander ! Das brauche ich DIR wohl nicht zu erklären."
Ares fühlte den Haß, der ihm die Kriegerin in diesem Augenblick wie eine Flutwelle entgegen warf. Eine Haß mit solch einer Stärke wie er ihn schon lange nicht mehr von ihr gespürt hatte. Wäre die Lage nicht so dramatisch, er hätte gelacht. Er sah wie ein altes, schon fast vergessen geglaubtes Feuer in ihren Augen begann aufzuflammen.
Das Feuer der Zerstörerin !
"DU ! ......Das hätte ich schon vor langer Zeit tun sollen...." , schrie sie den Gott des Krieges an und ergriff blitzschnell eines der Schwerte der Untoten, die auf dem Boden lagen.
Ares wich zurück, erhob sein Schwert. Die Kriegerin zog durch. Ein wilder Schrei begleitete den Hieb. Hart schlugen die beiden mächtigen Klingen aufeinander. Ein knallendes Krachen erklang. Blitze spritzen umher. Der Kriegsgott ging eine Schritt zurück. Xena war in Raserei. Eine zweite Attacke flog an. Und wieder, Ares blockte. Ein Funkenmeer flog über die Kontrahenten. Die Kriegerin ließ nicht locker. Wie aus einem geöffneten Ventil schoß ihre ganze Verzweiflung, der ganze Haß nach außen. Sie erhob zum dritten mal die Klinge, ihre weit aufgerissenen Augen glänzten, die Erschöpfung schien verflogen. Sie......
"HALT ! Wartet ! - Etwas stimmt nicht !" , rief Callisto.
Xena hielt inne. Ares lies leicht sein Schwert sinken. Alle starrten zur Halbgöttin hin. Sie hatte die Augen geschlossen und den Kopf leicht in den Nacken gelegt.
"Etwas stimmt hier nicht ! Ich spüre....ich spüre eine Macht ! Eine dunkle Macht hält die Kleine gefangen. Sie ist........sie ist noch nicht Tod. Ihre Seele hängt zwischen den Welten. Ihr Kampf ist noch nicht vorbei !"
Wie ein Aufputschmittel lief diese Nachricht über die drei Freunde hinweg. Xena´s Wut verschwand, machte einer neuen Hoffnung Platz. Auch Autolycus und Joxer lief ein Schauer der Erleichterung über das Gesicht.
"Was ? Was ist los Callisto ?" , die Kriegerin lief rüber und zerrte an ihr.
Callisto öffnete die Augen, ihr Kopf kam vor. "Nur nicht so hastig meine Liebe. Nur Geduld."
Xena riß das Schwert hoch an den Hals der Halbgöttin. Ein hammerharter Blick schoß zu Callisto. "Gleich reiß mir der Geduldsfaden und Dir die Kehle !"
Die Göttin grinst nur, sie machte keine Anstalten sich zu wehren.
"SO ? Was meinst Du, wie oft ich das heute schon gehört habe. Ich muß bald ne Strichliste machen !"
Xena setzte an. "Du brauchst gleich keine mehr, DU......"
Joxer ging dazwischen. Er packte den Schwertarm der Kriegerin und sah sie an. Ihre Augen waren kalt. Er war froh nicht an Callisto´s Stell zu sein.
"Joxer, laß....."
"Nein Xena, Sie weis etwas. Laß Sie ! Denk an Gabrielle...Die Zeit wird knapp !"
Die Kriegerin hielt inne. Sie wußte, er hatte recht. Ihr Zorn hatte sie geblendet. Sie hätte jetzt jeden umbringen können. Wahllos ! Ihr Kopf schnellt zurück, sie traf sich mit dem Blick der Göttin. Auge in Auge standen sie da.
"Ja genau Xena...Die Zeit wird knapp !" Callisto grinste.
"Los sprich ! Was können wir tun ?"
Die Halbgöttin drückte lässig die breite Klinge des Schwertes von ihrem Hals nach unten und klopfte sich erstmal den Staub vom Körper. Die Kriegerin ließ sie gewähren.
"Ja meine Liebe, es gibt noch Rettung ! Ihre Seele hat noch nicht das Ziel erreicht. Sie befindet sich in der Welt zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Ein Macht versucht sie daran zu hindern in das heilige Licht abzutauchen. Diese Macht will sie für sich."
Callisto stoppte und blickt Xena neckisch an. "Aber lange macht Sie es nicht mehr !" , sie mußte leise Lachen.
Xena wollte schon gerade wieder, als auch Autolycus an ihre Seite trat und sie erneut zurückhielt.
"Xena, laß Dich nicht provozieren. Sie will Dich doch nur auf die Palme bringen !"
Die Kriegerin ließ es dabei. "Nun sag schon."
"Jemand hat ein Tor geöffnet. Ein Tor in der Zwischenwelt ! Nur wegen Ihr. Die Kleine muß einen immensen Wert für diese Person haben. Das ist nicht irgendein kleiner Zirkustrick. Da steck was Großes dahinter !"
"Ja, ja.... Jetzt komm aber mal zum Punkt !" Xena wurde ungeduldig.
Ein abwertender Blick streifte die Kriegerin.
"Jemand muß zu Ihr, jemand der Ihr Kraft geben kann den dunklen Gefühlen zu widerstehen. Sonst wird sie von ihnen aufgesaugt und ist für immer verloren !"
Callisto schaute in die Runde - Nur Fragende Gesichter.
"Also ich scheide aus !"
"Sehr witzig Callisto, wirklich !" , Autolycus fand ihren Humor nicht als einziger etwas seltsam.
Joxer wollte schon die Hand heben, als Xena sie festhielt.
"Ist schon gut Joxer, ich mache es !" Xena sah ihn dankend an.
Der Krieger nickte verlegen. Er hatte zwar Angst, aber für Gabrielle´s Leben hätte er alles gegeben ! Xena wußte das. Sie wandte sich wieder den Götter zu.
"Und ? Wie komme ich zu Ihr ?"
"Du muß in die Zwischenwelt !" Ares kam an ihre Seite.
"Oder vielmehr Dein Geist ! Du muß versuchen sie von Ihren dunklen Gedanken abzubringen ! Gelingt es Dir nicht, ist Sie verloren !"
Und wäre das noch nicht genug, wurde sein Gesichtsausdruck noch härter.
"Callisto und ich können Dich dort hinschicken ! Aber denk daran Xena ! Wenn Du dort bist, sieh Dich vor. Dann bist Du auf Dich alleine gestellt. Keiner kann Dir helfen ! Und auch Du wirst die Dunkle Macht spüren. Sie wird auch Dich versuchen zu umklammern und in ihr Reich zu ziehen. Dann seit Ihr BEIDE verloren !"
"Alleine ! - Wäre nicht das erstemal." , konterte die Kriegerin leicht überheblich.
Warnend erhob der Kriegsgott seinen Zeigefinger. "Nimm es nicht zu leicht. Schon viele dachten sie wären Stark genug !"
Xena konnte sich das auch ohne diese Worte gut vorstellen. Aber sie wollte jetzt auch keine Schwäche zeigen. Es gab wichtigeres - Gabrielle !
"Okay, was muß ich tun ?"
"Bück Dich und streck den Kopf vor. Ich mach dann den Rest mit dem Schwert und Deine Seele ist frei !"
"Callisto ! Es ist jetzt gut. Es steht mehr auf dem Spiel, als Deine kleine Rache !" , fuhr Ares die Göttin an.
Die Halbgöttin konnte kaum ihr Kichern unterdrücken.
Autolycus zog Xena etwas zur Seite und kam nah an ihr Ohr.
"Paß bloß auf ! Ich weis nicht ob Ares so ganz Selbstlos in der Sache mit drin hängt. Es wäre nicht das erstmal. Sei bloß vorsichtig" , flüsterte er.
Xena sah zu dem Kriegsgott rüber. Er grinste.
Sie wandte sich dem Dieb zu.
"Es gibt keine Alternative ! Mir ist es auch egal ob er seine Finger im Spiel hat. Ich muß Gabrielle da rausholen !"
Beide sahen sich eindringlich an und nickten, denn sie wußten das es wohl die letzte Chance war.
"Xena...Bist du bereit ?"
"Ja Ares !"
"Ok Callisto, laß uns beginnen !"
Die beiden Götter schlossen die Augen. Joxer und Autolycus traten ein wenig zurück. Die Kriegerin blieb stehn. Sie sah in die Gesichter von Ares und Callisto. Sie konzentrierten sich. Hart bissen sie auf die Zähne. Die Anstrengung mußte enorm sein. Nach den letzten Stunde auch kein Wunder !
Eine gleißend hell Masse bildete sich vor den Handflächen der beiden. Wild begann sie zu rotieren. Ein leises Surren kam auf. Xena blickte noch einmal ihre Freunde hinter sich an, lies die Augen wandern bis zu dem leblos hängenden Körper der Gefährtin. Da wurde ihr klar, wie sehr sie an ihr hing. Ihr Leben würde sie gerne für Gabrielle opfern. Was wäre auch schon ein Leben ohne sie.
Plötzlich krachte es laut. Der Kopf der Kriegerin flog herum und im gleichen Augenblick sah sie auch schon das grelle Lichterspiel auf sich zukommen. Sie wich nicht. Lies es geschehen.
Für Gabrielle ! - Ihr letzter Gedanke bevor sie der schwarze Mantel der Stille umschlossen.
Autolycus und Joxer wollten noch....aber Xena´s erschlaffter Körper kippte in den Staub.
Alle starrten auf sie hinab. Nur die Göttin grinste.
"Ihre Seele ist auf der Reise. Sie muß nun Ihren Weg gehen ! Es gibt nur Sieg oder Untergang !" , sprach Ares mit ernster Stimme.
"Wie immer !" ,ergänzte Callisto mit einem leichten Unterton.
Xena schwebte. Sie fühlte sich so unendlich leicht. Ein Gefühl von unermeßlicher Freiheit durchdrang sie. Ein unbeschreibliches Gefühl des Glücks. Sie blickte unter sich. Sah ihre Freunde, sah die Götter, sah ihren Körper um den sie alle herumstanden. War sie Tod ?
Es kam ihr nicht so vor. Aber Körper und Geist schienen getrennt, anders konnte sie es sich nicht erklären.
Dann sah sie wieder ihre Freundin und schlagartig wurde sie aus dem Glücksgefühl gerissen.
Sie hatte eine Aufgabe - Sie hatte ein Ziel !
Sie dachte noch wie sie es wohl anstellen sollte, als die Reise abrupt ihren Anfang nahm. Plötzlich spürte sie diesen Sog, eine Sog dem nichts zu widerstehen vermochte. Aber keiner der Andere schien ihn zu bemerken.
Nein, nur auf sie wirkte er und zog sie mit sich.
Xena schoß förmlich nach oben, die Welt unter ihr wurde immer kleiner, die Personen, die Landschaft, alles verschmolz im Rausch der Geschwindigkeit. Die Kriegerin hatte Mühe sich zu bewegen. Sie versuchte den Kopf zu heben um das Ziel ihrer Reise zu erspähen. Es war kaum möglich, so stark war der Gegendruck. Der Flug wurde immer schneller. Alles um sie herum zerfloß. Nichts war mehr zu erkennen. Mehrmals drehte sie sich um ihre Achse. Wie ein Pfeil schoß sie durch dieses Farbenspiel. Die Zeit schien sich entgegen der Geschwindigkeit zu dehnen. Waren es nur Sekunden oder Minuten. Sie hatte kein Zeitgefühl mehr. Nur dieser Sog, sonst nichts...
Es kam ihr so vor, als läge sie in einer trägen Flüssigkeit.
Als sie es doch endlich schaffte den Kopf zu heben sah sie das Ziel.
Eine Art rotierende, quellende Masse, die alles einzusaugen schien.
So als wollte sie die Geschwindigkeit noch steigern, zog sie ihre Arme an den Körper, legte die Beine zusammen. Es gab keine Zeit mehr zu verlieren.
Das mörderische Tempo steigerte sich ins Unermeßliche......
Kapitel 12 – Das Herz eines Kriegers
Das Ziel kam näher. Das Zentrum dieses Gebildes, das einem Orkan glich, lag direkt vor ihr. Xena ließ die Gewalten auf sich wirken. Keine Zeit über Risiken nachzudenken. Keine Zeit mehr !
Sie tauchte ein in die wabernd, quellende Masse. Es erschien ihr wie das eintauchen in einen samtigen Stoff. Die Reise verlangsamte sich, es fiel ihr nun leichter sich zu bewegen. Der Sog flachte ab, Ruhe kehrte ein. Die Kriegerin konnte nicht viel erkennen. Wie Nebelschleicher umschlossen sie die feinen, leicht treibenden Wolkengebilde. Plötzlich sah sie vor sich einen hellen Lichtschimmer durch das dünne Geflecht der Schwaden gleiten. Je näher sie ihm kam um so mehr verstärkte er sich. Bald war es zu einer riesigen Öffnung herangewachsen und sie hielt direkt darauf zu. Nicht von sich heraus, nein, sie hatte hier in dieser Welt keine Kontrolle mehr. Das Licht zog sie Buchstäblich in sich auf.
Sie konnte nichts mehr sehn. Dieses gleißend helle Lichtermeer verwerte jede Sicht. Plötzlich gab es einen heftigen Ruck...
... dann Stillstand !
Ihr Sehvermögen kam nur zögerlich zurück. Das grelle Licht war verschwunden. Ein Tosen, Brummen und Dröhnen schmerzte in ihren Ohren. Irgend etwas war in Gange.
Sie kniff mehrmals die Augen, versuchte sich zu orientieren. Immer noch schwebte sie in dieser unbekannten Welt. Einer bodenlosen Welt. Langsam konnte sie ihre Umgebung wahrnehmen. Sie sah...
"GABRIELLE !" Sie schrie den Namen mit voller Verzweiflung, aber auch Freude, lauthals heraus.
Die Kriegern befand sich etwas seitlich, von den sich ihr nun darbietenden Schauspiel. Gabrielle kam von links, rechts lag eine dunkle, riesige Masse.
Ein leichter Sog war zu spüren. Sie sah mit entsetzten das ihre Freundin, wie der Spielball einer unbekannten Macht, sich auf diese Masse zubewegte, die ihr wie der Schlund der Hölle vorkam.
Ein riesiges schwarze Loch, das alles in sich zu saugen schien. Am Rand der dunklen Masse wallten lange neblige, züngelnde Gebilde, die sich wie Krallen in dieser Welt festzuklammern schienen. Kein Zweifel. In dieser Welt zwischen Leben und Tod hatte eine mächtige, unbekannte Kraft ihr Tor geöffnet. Und diese Kraft wollte Gabrielle !
"GABRIELLE !" , wieder schrie Xena ihren Namen.
Keine Reaktion. Die Bardin hielt weiter auf den Schlund zu.
"GAB...." Die Kriegerin brach ab.
Etwas anderes war noch hier. In ihrem Hinterkopf fühlte sie plötzlich wie ein lange verschüttet geglaubtes Gefühl aufstieg. Ein Gefühl das sie nicht gerne an die Oberfläche kommen ließ. Ein Gefühl aus dunkleren Zeiten.
Ach.....nichts dachte sie.
"GABRIELLE !"
Xena trieftet in Richtung ihrer Freundin. Sie konnte nun auch in den Schlund blicken und sah die Gestalt die im Zentrum schwebend stand.
Da die Bardin nicht auf sie zu reagieren schien, wandte sie sich dem Unbekannten zu.
"Was willst Du ? Wer bist Du ?"
Sie konnte kein Gesicht erkennen. Nur die Umrisse der Person zeichneten sich ab. Sie trug Römische Armeekleidung. Nach dem langen, wallenden Umhang zu urteilen mußte es sich um einen hohen Dienstgrad handeln. Als sie keine Antwort bekam sagte sie weiter...
"Laß Gabrielle in Frieden ! Du willst doch bestimmt nicht Sie ? Was kann Sie DIR den schon getan haben ? Wenn Du zu mir willst...Hier bin ich...laß Sie aus dem Spiel !"
Plötzlich drehte der Schatten seinen Kopf in ihre Richtung.
"Hallo Xena !"
Die Kriegerin war zuerst erstaunt, er kannte sie ? Woher ?
Egal, ein solches Wesen würde wohl mit so etwas keine Probleme habe.
"Dich will ich haben ? Ich weis schon was ich will ! Mach Dir mal um Dich keine Sorgen Xena.
Du bist der Nachtisch !"
Und ein grollendes, höhnisches Lachen erklang, das mit dem tosenden Brausen des Soges zu konkurrieren schien.
Der Kriegerin lief ein eiskalter Hauch vom Nacken herab über den Rücken. Das Wesen schien sehr siegessicher. Und irgendwie hatte sie keine Zweifel an den Worten.
Wieder kamen in ihr dunkle Gedanken hoch. Gedanken aus schlechteren Tage. Düstere Abschnitte ihres Lebens die tief in ihrem Innersten schlummerten. Sie hatte sie bisher immer gut unter Kontrolle halten können und erst recht seit sie mit Gabrielle zusammen war. Schon des öfteren hatte sie in der vergangenen Zeit an ihrem dunklen Abgrund gestanden. Doch sie hatte es immer wieder mit der Hilfe und Zuneigung der Bardin geschafft ihr altes Ich nicht noch mal zum Vorschein kommen zu lassen. Doch hier und heute war irgend etwas anders. Die Gefühle kamen immer stärker. Die Selbstkontrolle schien zu schwinden. Zuviel war passiert. Zu all dem war Gabrielle noch in höchster Gefahr. Sie schüttelt leicht den Kopf. Wollte die Gedanken verdrängen. Versuchte einen klaren Kopf zu behalten.
"Du bist Dir ja Deiner Sache SEHR sicher. Du bist nicht der Erste der das glaubt !"
Die Kriegern wollte keine Schwäche zeigen. Sie dachte an ihr Chakram und ob es etwas nützen könnte es einzusetzen.
"Nein der Erste nicht......" , er mußte wieder lachen...." Aber der LETZTE !"
Xena schlug das anschließende Gelächter wie Spott entgegen. Ein Haß, wie eine Lanze, schoß in ihr empor. Wie ein Feuer begann es in ihr zu brennen. Sie sah Gabrielle, das schwarze Nichts, das Wesen, das Gelächter, die Ausweglosigkeit. - Sie explodierte !
Die Selbstbeherrschung fiel. Eine äußere Macht hatte die Kontrolle. Doch das merkte die Kriegerin nicht mehr. Nur noch Haß durchzog ihre Gedanken. Alle Grausamkeiten schienen nochmals vor ihrem geistigen Auge abzulaufen. Doch es kümmerte sie nicht mehr. Nein, es schürte nur noch mehr die Wut. Sie griff zur Hüfte, umschloß den kalten Stahl des Chakram, riß es hoch und schleuderte es mit gefletschten Zähnen und der Glut in ihren Augen dem Wesen entgegen.
Gegen das Brummen des Soges wirkte das helle Surren des Chakram wie ein Vogel im Heuschrecken Schwarm.
Xena verfolgte mit hartem Blick die Bahn der Waffe. Das Ziel stand ganz still. Er schien es nicht zu fürchten. Nein, er schien regelrecht darauf zu warten.
Sie grinste. Sie konnte diese leichte Ziel gar nicht verfehlen. Nur noch eine Frage von Sekunden.
Das Surren des Metalls kam näher. Er zeigte keine Reaktion. Schemenhaft sah er den todbringenden Reif auf sich zu schießen. Dahinter sah er die Kriegerin, die sich ihrer Waffe sehr sicher schien. Er wollte ihr den kurzen Triumph lassen. Er grinste, denn um so tiefer war danach der Fall und er könnte wieder einen weiteren Stein aus ihrer Mauer reisen.
Ja, jetzt...gleich...Xena konnte es kaum erwarten....jetzt....
....NICHTS !!! Mit einer schnellen, kaum sichtbaren Bewegung hatte er seinen linken Arme in die Höhe schnellen lassen und nur einen Hauch vor seinem Kopf das Chakram gestoppt.
Er hielt es in seiner Hand !
Der Gesichtsausdruck der Kriegerin schlug ins genaue Gegenteil über. Sie wollte es nicht wahrhaben.
"Komm ! Und hol’s Dir !" , sagte er spöttisch.
Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Die Gefühle überfluteten sie. Und sie bemerkte plötzlich, daß auch sie, wie Gabrielle, sich in dem alles verschlingenden Sog befand. Das einzige was sie noch Bewußt wahr nahm...sie griff nach der vorüberfliegenden Hand ihrer Freundin. Sah in deren Gesicht, erkannt fremdartige Züge darin die wie eine zweite Haut über ihm schwebten und begriff die Ausweglosigkeit.
Sie zog Gabrielle zu sich. Fest preßte sie sich an sie. Umklammert sie schützen und gab sich dem Schicksal hin. Das war das Letzte, bevor erneut eine Flutwelle von Haß und Grausamkeit ihren Geist überspülte.
Leicht um ihre Achse drehend schossen die Zwei dem Untergang entgegen.
Nur noch ein kurzes Stück....ein kurzes Stück vom Augenblick der Ewigkeit, einer Dunklen Ewigkeit...
Ein grollendes Lachen hallte wie ein donnerndes Echo durch diese Unendlichkeit......
Gabrielle spürte einen leichten Druck. Jemand war hier, jemand den sie gut kannte. Xena !
Doch sie fiel erneut in Trance...
Schreckliche Bilder liefen vor ihrem inneren Auge ab. Auch sie war nicht frei von Schuld. Alles, alles schien ihr jetzt in einer immensen Stärke auf die Seele zu drücken. Sie konnte einfach nicht mehr an etwas Gutes denken, nein, es war einfach unmöglich. Es schien gerade so als hätte sie in ihrem Leben nur Böses getan. Stimmen wurden laut. Stimmen die sie persönlich verantwortlich machten. Sie konnte sich noch so sehr anstrengen...vor den Stimmen gab es kein entrinnen. Und ihre Tochter war eine von ihnen. Eine der Stimmen. Wie eine Richterin ragte sie über all dem. Gabrielle kam sich vor wie auf dem Grund einer unendlich tiefen Schlucht. Um sie herum unzählige Schatten die sie wirr beschimpften. Sie konnte sich drehen und wenden wie sie wollte, überall Schatten, die wie dunkle Flecken auf ihrer Seele lagen. Und über all dem schwebte das Antlitz von Hope. Ihrer Tochter !
"Mutter......Hörst Du die Stimmen ? Die Stimmen Deiner Ankläger !"
"Wer sind SIE ??? Was soll ich getan haben ???"
"Du weist es nicht ?......SCHULDIG !"
Hart schallte dieses Wort durch ihren Kopf. Es schien endgültig ! Verzweifelt dreht sie sich im Kreis, sah die Schatten. Angst lag über dem Gesicht der Bardin.
"SCHULDIG ! SCHULDIG ! SCHULDIG !" , hallte es immer wieder.
Gabrielle brach zusammen. Wie Donnerschläge schlugen die Worte auf sie ein. Es schien so als würde sie von ihnen zerquetscht.
Xena versucht erneut gegen die Macht anzukämpfen. Sie versuchte die Augen zu öffnen, versuchte die Gedanken zu ordnen. Suchte eine Halt, einen Punkt auf den sie sich konzentrieren konnte. Sie schlug die Augen auf. Sah vor sich das Gesicht ihrer treuen Gefährtin, das nur einen Hauch von ihrem entfernt war. Sie erkannte das es im Inneren von ihr zu Brodeln schien. Ihre Augäpfel zuckten hin und her unter den geschlossenen Lidern. Ihre Lippen bebten. Was mußte sie wohl jetzt durchstehen ?
War sie am Ende nun doch schuld, wenn Gabrielle sterben mußte ?
Trug sie die Verantwortung ? Tiefe Traurigkeit stieg in ihr auf und vermischte sich mit den aufflammenden dunklen Gedanken zu einem Gefühle der absoluten Verzweiflung und Trauer.
Sie wollte etwas sagen, doch sie schaffte es nicht die Worte zu formen. So sehr sie sich auch bemühte, irgend etwas blockierte. Schwer drehte sie den Kopf, sah dem Ziel der Reise entgegen, sah den schwarzen Schlund, sah die Gestalt im Zentrum.
Hier, und Heute....das Ende !?
Sie wandte sich wieder zu Gabrielle, umklammerte sie fester, ging mit den Lippen zu den ihren, doch eine erneute Welle des Hasses fegte durch den Körper und ließen ihre Sinne schwinden. Die Augen wurden schwer, ihr Kopf fiel über die Schulter der Bardin. Fest ineinander verschlugen, flogen sie dem Schicksal entgegen.
Xena fiel !
Sie hörte sich schreien. Sie fiel in einen Abgrund, einen Abgrund ohne Boden....
Sie schien durch den Abgrund ihrer Seele zu fallen, ihrer Vergangenheit. Sie schrie ! Schrie den Namen ihrer Freundin! Mit weit ausgestreckten Armen und Beinen fiel sie tiefer, immer tiefer in den dunklen Schlund ihrer Schuld.
Je weiter sie fiel, um so mehr spürte sie wie die Lebenskraft den Körper verließ.
Es gab keinen Halt ! Keinen Ausweg......oder doch ? – Den Tod vielleicht ?!
Plötzlich durchzog sie eine harten Ruck. Sie wurde aus ihrer Trance gerissen. Abrupt stoppte der Fall. Ihre Armen und Beine wurden von der Wucht nach vorne geworfen. Sie kam sich vor wie ein Wurm am Hacken.
Was ist passiert ? Bin ich am Ziel ? Kurz lockerte sich die Kraft, die auf ihr lastete und sie versuchte zu sich zu ziehen.
Die Kriegerin versuchte den Kopf nach hinten zu drehen um zu sehn was geschehen war. Langsam konnte sie ihn bewegen. Stück für Stück. Die Macht die sie kontrollierte schien etwas abgeflacht zu sein. Sie war längst nicht mehr so intensiv wie noch eben. Etwas mußte geschehen sein.
Sie hatte Mühe die Augenlider zu öffnen. Sie waren so unendlich schwer. Als hätte sie Jahrtausende nicht mehr geschlafen. Mehrmals vielen sie wieder zu. Zäh rollten ihre Augäpfel hin und her.
Konzentrieren ! Du mußt Dich konzentrieren Xena, schoß es ihr durch den Kopf.
Wieder kniff sie die Augen, versuchte den Schleicher abzuschütteln. Versuchte ihre Sinne zu schärfen.
Sie sah über ihre Schulter hinweg. Leicht verschwommen sah sie etwas. Etwas was sich nun mehr und mehr in ihrem Blick abzeichnete.
Es war eine Arm !!!
Irgend jemand hielt sie fest ! Hatte sie mit der Hand an der Lederrüstung am Rücken gepackt.
Die Kriegerin versuchte den Blick am Arm entlang bis zu der Person, dem er gehörte, zu führen. Doch sie konnte nichts erkenne. Der Oberarm verschwand im Schleicher der Dunkelheit.
"XENA !!! XENA !!!", hallte es dumpf an ihr Ohr. Sie konnte die Stimme nicht zuordnen. Zu verzerrt klang sie.
"Xena, Du mußt Sie festhalten, Du MUßT Sie festhalten !"
Die Kriegerin war immer noch benommen. Sie versuchte die Worte zu formen...."Fest....Festhalten......wen ?", nur schwer kam es über ihre Lippen.
"GABRIELLE !!! Halt Sie fest Xena ! Du darfst Sie nicht verlieren !"
Gabrielle ?! – Die Augen der Kriegerin wurden groß. Sie schaute unter sich. Dunkelheit ! Doch das Bild klärte sich. Die Schwärze verflog, Umrisse wurden deutlich, eine Person. Sie trieb leicht unter ihr. Sie trieb weg.
Es war....
Es war...GABRIELLE !!!
Xena erschrak ! Alarmglocken dröhnten in ihrem Kopf. Wichten die Benommenheit hinweg. Gabrielle ! Sie hatte sie losgelassen. Die Bardin fiel. Langsame, aber immer weiter.
Die Kriegerin griff zu. Sie beugte sich weit nach unten, ihr Arm wurde lang. Durch den Ruck mußte sie befürchten das sie die rettende Hand nicht mehr halten konnte, aber sie mußte das Risiko eingehen wenn sie ihre Freundin nicht verlieren wollte.
Sie schaffte es, bekam das Handgelenk der Bardin zu packen und hielt es fest, so fest als wäre es der letzte Halt in dieser Welt. So hingen sie nun, wie die Perlen an einer Kette. Sie hielt die immer noch Bewußtlose Gabrielle, die Kriegerin wiederum wurden von der ihr immer noch unbekannten Person gehalten.
"Ich hab Sie...ich hab SIE !!! " , wie ein Schrei der Erleichterung flogen diese Worte über die Lippen der Kriegerin.
"Gabrielle....Gabrielle ich hab Dich...alles wird wieder gut." Xena´s Augen begannen zu glänzen.
Die Kriegerin drehte erneut den Kopf und rief hinter sich :
"Los, zieh uns raus ! LOS !"
"Ich tu ja schon was ich kann."
Sie horchte auf. Jetzt erkannte sie die Stimme. War es die Möglichkeit !?!?
"Joxer, bist Du es ?"
"Ja."
Ihr verschlug es glatt die Sprache. Dieses Mal aber nicht durch irgendeine übernatürliche Kraft.
"Wie ?..."
"Jetzt nicht Xena, wir sind noch nicht außer Gefahr !"
Und wie zur Bestätigung dieser Worte begann sich das Szenario schlagartig zu verändern. Die Dunkelheit um Xena verschwand. Sie hatte wieder einen freien Blick. Sie befanden sich nur knapp vor dem Eintritt in das schwarze Loch. Gabrielle war nur noch einen Hauch entfernt. Der Sog zerrte an ihnen. Wild wirbelten Ihre Haare umher. Noch immer befand sich die Gestalt im Zentrum. Xena blickte nun wieder nach hinten und dieses Mal erkannte sie die Person deren Hand sie hielt. Tatsächlich......Joxer ! Wie war das möglich ? Wie konnte er ....?
"Xena...bist Du okay ? Kannst Du klar denken ?"
Sie blickte ihn erstaunt an. "J......Ja...JA !"
"Er versucht nun mich mit rein zuziehen. Da hat er sich aber den Falschen ausgesucht ! Ich bin Joxer. Joxer der Mächtige !"
Wenn sie in einer anderen Situation gewesen wären, hätte ihm Xena sicherlich die Flausen ausgetrieben, hier und heute aber war sie froh, so unendlich froh über diese Stimme, diesen Satz ! Sie strahlte. Hoffnung keimte in ihr auf.
Sollte Joxer der Schlüssel sein ? Ein unüberwindbares Hindernis für diese Kreatur ? Konnte das Böse ihm etwa nichts anhaben ?
"Gib mir Deine freie Hand Xena, ich kann Dich so nicht mehr lange halten !"
Sie dreht sich leicht und streckte ihm sie zu. Mit sichrem Griff umschlossen Beide gegenseitig ihre Unterarme. Ein Blick des Vertrauens wechselte sich, bevor Xena sich wieder zu Gabrielle wandte.
"Halt Sie fest Xena. Halt Sie nur fest !"
"Um nichts in der Welt würde ich Sie jetzt los lassen !"
Sie blickte auf zu der Gestalt.
"Hast Du gehört ? UM NICHTS IN DER WELT WÜRDE ICH SIE AUFGEBEN !!!" , schrie sie ihm entgegen.
Wie eine Druckwelle schossen diese Wort dem Wesen entgegen. Sie schmetterten wie Geschosse gegen die Wand aus Haß und Furcht. Die Kreatur riß die Arme zum Kopf, das Chakram fiel. Xena sah wie es im Dunst der Tiefe verschwand.
Die dunkle Gestalt konnte die Fassade nicht mehr aufrecht erhalten. Seine Macht über sie wurde schwächer. Dieser Tölpel ! Warum mußte auch dieser Tölpel hier auftauchen. Da gab es ja auch noch nicht mal den Funke von einer schlechten Tat. Ein Person reinen Herzens. Gift für alle Schattenwesen. In seiner naiven Seele ruhte ein Kern aus klarer Reinheit. Gegen diesen kam er nicht an. Er verschwendete nur seine Energie und das Kartenhaus stürzte ein.
Er warf seinen Kopf hin und her, hart drückte er seine Handflächen zu beiden Seiten. Seine Konzentration schwand. Sein Macht verflog. Das Tor begann zu pulsieren. Es flimmerte, wurde transparent. Die Kreatur schrie !
"IHR WERDET NOCH WÜNSCHEN DAS IHR MIR NIE BEGEGNET WÄHRT......"
Die Freunde merkten wie der Sog abflachte. Die Sehnen in ihren Armen entspannten sich.
Xena blickt ihn spöttisch an und mit einem siegessicheren Grinsen sagte sie : "Jederzeit !.....Komm und hol’s Dir !"
Ein letztes Mal bäumte sich die Kreatur auf, streckte seine Arme empor, als die schwarze Masse begann zu schrumpfen,. Sie fiel regelrecht in sich zusammen und zog ihn mit sich in die Tiefe. Das Stürmen und Grollen verstummte. Ruhe und Frieden kamen zurück. Die drei Freunde trieben leicht dahin. Xena lies Joxer los und zog Gabrielle zu sich rann. drehte sie um und blickte in Ihr Gesicht. Nichts, nichts mehr war in diesem zu erkennen. Keine Furcht, keine dunklen Schatten mehr !
Sie umschlang mit einem Arm die Schultern der Bardin und streifte mit der anderen Hand einige Strähnen aus ihrem Gesicht. Leicht mit anfänglicher Mühe öffnete Gabrielle ihre Augen. Sah in Xena´s.
Den Freudentränen nah sprach sie zur ihr : "Hallo Gabrielle. Dich kriegt der stärkste Sturm nicht wach !"
Verschmitzt lächelte die Kriegerin.
"W...Wie.....Hab ich was verpaßt !"
Xena schluckte. "Nein, alles in bester Ordnung !"
Beide mußten lächeln. Den sie wußten nur zu gut, was ihnen widerfahren war.
"Hey, Joxer ist auch hier !" Xena riß dabei leicht die Augenbrauen hoch.
"Halt Ihn mir bloß vom Leib !" , sprach Gabrielle etwas leise.
Da kam er auch schon in ihr Blickfeld.
"Hallo Gabrielle" , rief er hinter Xena hervor und winkte heftig.
"Joxer hier, dann können wie noch nicht Tod sein. Oder ist in der Hölle immer schönes Wetter ?"
Da mußten die beiden Freundinnen herzlich Lachen. Die Bardin verschluckte sich bald. Sie war immer noch leicht benommen.
Der Krieger konnte dem Ganzen nur einen von seinen berühmten verdutzten Blicke abgewöhnen.
"Hab ich irgend was verpaßt ?"
"Nein Joxer. Du bist genau zur rechten Zeit gekommen. Genau zu rechten Zeit !"
Da strahlte er Xena an und sie nickte.
"Ich unterbreche ja ungern euer kleines Tête-à-Tête, aber ich denke wir sollten so langsam diese Welt verlassen." , warf die Bardin ein.
Alle schauten sich ahnungslos an. Aber wie ?
Doch sie mußten sich nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen. Zu ihrer Rechten erklang plötzlich ein Singen.
Die Drei warfen ihren Blick in diese Richtung und sahen ein Gebilde, das langsam aus dem Dunstschleier zu gleiten schien. Es war ein altes Boot, mit einem Fährmann. Einem Fährmann den Xena gut kannte.
Charon, der Fährmann des Totenfluß Styx !
"Hey Charon. Hier drüben." , Xena winkte, "Hast Du noch ein paar Plätze frei ?"
Charon der mit einer langen Stange immer wieder sein Boot vorantrieb, blickte auf. "Für dich doch immer Xena !"
"DU...Du kennst Den ?" , fragte Joxer leicht verunsichert.
"Ja, Sie kennt Ihn ! War vor Deiner Zeit, erzähl ich Dir mal bei Gelegenheit." , antwortet Gabrielle
Sein Boot schien in dieser Bodenlosen Welt keine Probleme zu haben. Zielsicher steuerte es sein Herr zu den drei Freunden.
"Mit Dem....mit Dem fahr ich nicht !" der mächtige Krieger war doch etwas ängstlich.
"Ach Joxer, es ist schon in Ordnung" , sprach die Kriegerin als das Boot längsseits kam.
"Nicht ein bißchen weit weg von Deinem Fluß, Charon?"
"Och, ganz und gar nicht meine Liebe. Ich denke hier könnte es mir gefallen. So schön hell hier und nicht so feucht wie in der Unterwelt."
Sein Gesicht, tief in der großen Kapuze gelegen, zeigte ein Grinsen.
"Außerdem konnte ich Dich doch nicht hier lassen, wo ich doch so ein großer Fan von Dir bin !"
Er streckte seine Hand nach Xena aus. Sie ergriff sie und er zog sie zu sich aufs Boot.
"Wo Du doch alle die Bösen in die Unterwelt schickst. Da läuft mein kleiner Betrieb auf Hochtouren !"
"Danke Charon, ich werd mich bei Gelegenheit bei Dir bedanken !" Ihr Mundwinkel ging nach oben.
Joxer bemühte sich ins Boot zu klettern. Gabrielle, deren Kräfte noch nicht voll wieder da waren, wurde von Xena unterstützt.
Als die Bardin an Bord war, warf sie Charon ein zurückhaltendes Lächeln zu und setzt sich auf eine Planke. Der Fährmann erwiderte dies mit einer leichten Verbeugung.
"Xena´s Freunde sind mir immer herzlich willkommen !"
"Ähm.....hallo !...könnte mir mal bitte jemand zur Hand gehen ?" Joxer hatte sichtlich Probleme ins Boot zu gelangen.
Er hing etwas unglücklich mit dem Kopf und einem Arm über den Rand des Bootes.
Charon blickte erstaunt auf das Schauspiel. Die Kriegerin packte den Krieger an der Schulter und wuchtete ihn mit einem Ruck ins Boot. Mit lautem Gepolter schlug er auf.
"Danke....Danke, es hätte auch langsamer sein können."
"Kennst Du Den Xena ?" , fragte Charon leicht erstaunt.
Sie drehte sich zu ihm um. "Das ist Joxer ! Der ist in Ordnung !"
In diesem Augenblick sprang dieser auch schon auf, rückte seine Rüstung und Helm zurecht. "JA ! Ich bin Joxer, JOXER DER MÄCHTIGE !"
Charon musterte ihn von oben bis unten. "Joxer....Joxer....nie etwas von Dir gehört !?"
"Ich....."
"Schon gut Joxer" , fuhr Xena ihm ins Wort...."Für heute ist es genug."
Sie dreht sich zu ihm und kloppte auf seine Schulter.
"Für heute ist es für uns ALLE genug !"
Der Krieger zog verschmitzt seine Mundwinkel hoch und ließ sich neben der Bardin nieder.
Xena wandte sich wieder dem Fährmann zu.
Joxer blickte zu Gabrielle.
"Warum klopfst Du Dir denn eigentlich andauern mit den Fingern gegen den Unterarm ?"
"Boot – Schiff – Schaukeln !!!" , stieß sie nur heraus, immer wieder heftig gegen den Unterarm klopfend.
"Es klappt doch sonst immer...warum heute nicht ? ..."
"Vielleicht ist es der falsche Arm ?"
Da Bardin warf ihm einen nicht gerade freundlichen Blick zu...
...und Joxer wechselte schnell das Thema...
"Charon kannst Du uns hier rausbringen, wir....."
Er unterbrach sie.
"Ich weis schon alles Xena. Ich bin Fährmann ! Und nicht irgendeiner. Kaum ist etwas passiert und schon weis Charon es. Das ist einer der Vorteile den mein Beruf mit sich bringt." Neckisch warf er der Kriegerin ein Petzauge zu.
Sie lächelte.
"Ich kann Dich aber nur in Seine Welt zurückbringen ! Von da an müßt Ihr Euch selbst durchschlagen ! Tut mir leid Xena, aber das geht dann doch etwas über meine Kompetenz."
"Ist schon in Ordnung. Wir haben da auch noch einen Freund und ein paar ungelöste Problem zurückgelassen. Kannst Du mir etwas über diesen Dämon sagen ?"
"Pardon Xena. Aber da kann ich Dir leider nicht weiterhelfen. Ich weiß nur eins. Er ist alt, sehr alt ! Es gab Ihn schon seit Anbeginn der Zeit. Und seine Familienverhältnisse kennst Du ja schon. Nur Zeus könnte Dir Auskunft geben ! Doch für Ihn ist dieses Thema tabu."
Er legte eine Pause ein und sah den fragenden Ausdruck in den Augen der Kriegerin
"Hey, ich habe aber noch etwas anderes für Dich. Ich glaube das gehört Dir, Große Kriegerin !"
Er kramte etwas unter seiner langen Kutte.
"AH ja, hier ist es !" Und mit einem Ruck zog er die Hand wieder hervor. In ihr funkelte das Metall des Chakram !
Xena´s Augen begannen zu leuchten.
"Ja Xena, was die Leute alles so wegwerfen. Fuhr ich doch Seelenruhig hier rum, als das Ding plötzlich von oben herab in mein Boot schlug. Tz, Tz, Tz....haben einfach keine Manieren mehr, diese Dämonen !"
Die Kriegerin griff nach ihre Waffe und hängte sie zurück an die Hüfte.
"Danke Charon ! Heute machst Du Dich aber mächtig beliebt !"
Mit einer abwiegelnden Geste sagte er nur : "Ist schon gut Xena. Aber laß das bloß nicht Hades erfahren. Sonst bekomme ich wieder mächtig Ärger."
Sie streckte eine Hand aus. Charon erwidert es. Beide umschlossen die des Anderen. Sie spürte seine knochigen Finger. Er war zwar ein Geschöpf der Unterwelt, aber er hatte auch seine Guten Seiten.
"Immer diese Gefühlsduseleien...los Xena, setzt Dich endlich und genieße die Fahrt."
Sie nickte und setzte sich an die freie Seite von Gabrielle. Charon wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Das Boot begann seine Fahrt fortzusetzen.
"Und Gabrielle, geht es Dir wieder besser ?"
"Es geht Xena...es geht."
Die Kriegerin grinste.
"Schlag nicht zu stark gegen den Unterarm, das gibt blaue Flecke !"
"Ich glaub mir wird....ummpf...."
Und das Boot verschwand schaukelnd in einem Schleicher aus wallendem Dunst......
Ares tippelte leicht nervös von einem Fuß auf den anderen.
"Wenn sie nicht gleich wiederkommen, dann war’s das !"
"Wie sollen sie den Weg zurück überhaupt schaffen ?" , fragte Autolycus.
"Nicht mein Problem !" , kam nur trocken vom Kriegsgott zurück.
Callisto lachte leicht. "Ach, ich fand´s witzig ! Und erst dieser Trottel. Oh, bei den Götter, aber er wollte ja unbedingt hinterher. Schade, das Du...ähm, wie war noch gleich Dein Name ?"
"Autolycus ! Autolycus....der König de...."
"Ja, ja ich weis !", sie winkte schnell ab. "Schade das Du nicht auch noch mit wolltest. Das wäre dann ein richtiges Massenbegräbnis geworden !" , schrill begann sie zu lachen.
"Witzig...wirklich sehr witzig. Schon mal darüber nachgedacht einen Heiler aufzusuchen ?"
Callisto´s Mine wurde finster. "DU KLEINER...."
"Schon gut, schon gut. Las Ihn Callisto. Entweder sie kehren gleich zurück oder wir müssen verschwinden. Die magische Blockade wird nicht ewig halten !"
Die Halbgöttin dreht sich zu Ares. "Willst Du etwa schon gehen, jetzt, jetzt wo es gerade erst so richtig Spaßig wird."
"Callisto, ich denke Du brauchst noch etwas Zeit ! Zeit um Dich an Dein Gott sein zu gewöhnen !"
"So meinst Du !?" , und zog dabei die Augenbrauen hoch.
"Es gibt Fassen in denen man kämpft, und es gibt Fassen in den man Ruhe braucht."
"Ach wirklich ?" Callisto schien ihn nicht so recht ernst zu nehmen.
"Na ja, ist auch egal. Jedenfalls gebe ich Ihnen nicht mehr lange !"
"Nah da sind wir ja mal einer Meinung !" ,warf die Halbgöttin dazu.
Autolycus konnte dem Ganzen nur ein Kopfschütteln abgewinnen. Götter !!! Was will man da schon erwarten ?
Aber ihm war auch etwas mulmig in der Magengegend zumute. Und das kam nicht von dem zurückliegenden Kampf. Nein !
Er bemerkte ebenfalls das sich die magischen Gebilde um die untoten Kreaturen herum langsam aber sicher aufzulösen begannen.
"Die Macht des Dämons ist noch präsent. Er hält dagegen. Lange geht das nicht mehr gut !" , sprach der Kriegsgott.
"Warum erneuerst Du nicht die...diese Barrieren ?" , fragte Autolycus ihn erstaunt.
Der Kriegsgott blickte ihn hart an. Der König der Diebe wich leicht zurück.
"Das ist alles nicht so einfach. Ihr Sterblichen denkt immer, man kommt als Gott einfach an und schnippt mit dem Finger. Aber so läuft das nicht ! Und der Gegner ist nicht irgendein dahergelaufener Kriegsherr. Es handelt sich hierbei um einen mächtigen Dämon. Dem Bruder von Zeus ! Da ist schon ein wenig mehr nötig als Taschenspieler Tricks. Er wird schon bald kontern und dann will ich Ihm gestärkt gegenübertreten......oder einen taktischen Rückzug machen !"
Callisto horchte auf. "Ach, Taktisch nennst Du das jetzt. Du hast doch nur die Hosen voll !"
Ares warf ihr nur einen verächtlichen Blick zu. Autolycus grübelte indes schon mal an einem Flutplan.
Würden es die Drei schaffen, rechtzeitig zurück zu gelangen ?
Die Zeit lief gegen sie......
Kapitel 13 – Ende oder Anfang ?
Autolycus Augäpfel sprangen wild hin und her. Leichte Nervosität macht sich breit. Er spürte wie die Angst in ihm langsam empor kroch. Er sah die beiden Götter an. Fast lässig standen sie nur da, musterten die Umgebung.
Callisto stocherte lustlos mit der Schwertspitze in der roten Erde herum. Ares indes schien sich mehr Sorgen um sein Äußeres zu machen als über diese bedrohliche Situation.
"UND ???"
"Was UND !?" , erwiderte Ares die Frage des Diebes.
Der sah die beiden nur fragend an. Die Halbgöttin erhob langsam den Kopf. Ihr teilnahmsloser Gesichtsausdruck wich langsam einem psychopathischen Blick.
"UND.....UND !... wenn sie nicht gleich kommen, ist’s aus mit Xena und Ihrer kleinen Freundin. UND auch dieser Trottel wird dann für immer.....mmmmh...für immer dort bleiben. Dort wo sie jetzt sind. Irgendwo im Nirgendwo !
Schade !
Dann kann ICH sie ja gar nicht mehr killen !
Bedauerlich ! Aber, so ist der Tod...genauso ungerecht wie das Leben !"
Sie grinste diabolisch, ihre Augen bekamen das unverkennbare Glänzen.
Autolycus vermochte nicht zu widersprechen. Er wußte auch keinen Rat. Der Kriegsgott blickte nur kurz zu Callisto und nickte bevor er sich wieder dem König der Diebe zuwandte.
"JA ! Ich werde Xena auch vermissen. Aber man kann halt nicht alles haben. Ich gebe Ihnen noch ein wenig, wenn sie dann nicht zurück sind, heißt es ´ Good bye Xena ` ."
Ares bestätigte seine sowieso nicht gerade aufmunternde Aussagen noch mit einem Schulterzucken.
"Ihr seit mir ja feine Götter. Wollt Ihr einfach den Schwanz einziehen und klein beigeben ?"
"Hey, hey mein Kleiner, das mit dem Zimpfelchen betrifft ja wohl nicht mich. Und meine Idee war das mit dem, wie nanntest Du es noch mal gleich Ares, Taktischer Rückzug. A ja, das mit dem taktischen Hosen voll, war sowieso nicht mein Einfall."
"Callisto, treib es ja nicht auf die Spitze" , dem Gott des Krieges gingen diese Sticheleien allmählich gehörig auf die Nerven.
"Huu, Huuh....jetzt is er aber Böse....mächtig Böse !" , die Halbgöttin fuchtelte dabei mit ihren, zu krallen gekrümmten Fingern in Richtung des Gottes.
"Du wärst nicht der erste Gott den ich über die Klinge springen lasse !"
"Denk ja nicht ich habe das vergessen Callisto ! Das wird Dir eines Tages noch leid tun !"
Autolycus konnte es nicht fassen. Wie konnten sich die Zwei hier nur jetzt streiten.
Ares platzte bald. Hart preßte er seine Lippen aufeinander. Seine Augen verformten sich zu schmalen Schlitzen. Wenn Blicke töten könnten, wäre die Halbgöttin nun sicher schon aus den Latschen gekippt.
"Du....DU kleine..."
Doch weiter kam Ares nicht mehr, den das Szenario begann sich schlagartig zu ändern. Ein dröhnender Ton kam auf, ein Luftsog entstand und vor den Dreien begann sich ein wirbelnder, waagerechte Kreisel zu bilden. Die dunkelgrau rotieren Masse wuchs schnell an. Blitze züngelten aus der Mitte des Strudels kommend durch das wolkige Gebilde, aus dessen Zentrum der Sog zu kommen schien. Die Drei gingen einige Schritte zurück. Autolycus hielt sich mit etwas Abstand eine Hand vors Gesicht um nicht allzusehr vom aufwirbelten Staub am Betrachten dieses eigenartigen Schauspiels gehindert zu werden. Auch die beiden Götter mußten Blinzeln. Callisto´s blonde Mähne wurde vom Sog nach vorne gezogen und flatterte wild im Wind. Das Dröhnen wurde lauter und die Drei mußten schon schreien um sich noch zu verstehen.
"Was...was ist DAS nun schon wieder ?" ,der König der Diebe hatte eigentlich für heute genug von Überraschungen.
"AH, jetzt wird’s interessant !" , die Halbgöttin witterte wieder Morgenluft.
"Mal sehn, wer kommt !" , der Kriegsgott umklammerte den Griff seines Schwertes. Er war da vorsichtiger.
Die Drei mußten sich leicht nach hinten beugen, das Gewicht verlagern um nicht den festen Stand zu verlieren.
Das Zentrum des Wirbel lag nur etwa 10 Schritte von ihnen entfernt. Nicht ganz zwei Meter über dem Boden schwebte es. Langsam begannen sich die Blitze auf den Rand des Gebildes zu verteilen. Die Mitte des sich drehenden Wolkengebildes öffnete sich und ein gleißend heller Lichtstrahl stieß aus dem Inneren hervor. Sie mußten die Augen schließen, so hell war es. Mit zunehmender Größe der Öffnung, vergrößerte sich auch der Strahl des grell weißen Lichtes. Jedoch nahm die Intensität ab. Die Drei konnten nun wieder direkt in die Öffnung blicken. Es begannen sich nun, erst verschwommen, Konturen aus dem weißen Hintergrund zu lösen. Schemenhaft, und nur als leichte Umrisse zu erkennen, schob sich irgend etwas von innen heraus in Richtung Öffnung. Unvermindert aber war der Sog immer noch präsent und rüttelte und zerrte an den Körpern und Bekleidungsstücke der Drei. Das sich bewegende Etwas im Inneren wurde nun immer konkreter. Autolycus erkannte die Umrisse als ein Boot. Personen befanden sich darauf. Wieviel ? Das mochte er noch nicht zu erkenne.
"Schön ! Endlich kommt mal wieder jemand !" Callisto konnte es kam noch abwarten.
Ares zog schon leicht am Griff seines Schwertes das in der Scheide ruhte. Doch schlagartig entspannte sich die Lage. Den aus den Umrissen zeichneten sich nun Personen ab. Gesichter, vertraute Gesichter und dem Dieb fiel ein Stein vom Herzen. Der Kriegsgott zeigte sich überrascht, die Halbgöttin eher enttäuscht.
"Ach Ne ! Die schon wieder...na ja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben !" , meinte sie lapidar.
Charon´s Boot trieb langsam aber zielstrebig dem Ausgang entgegen. Der Fährmann steuerte es sicher zu ihm hin. Auch auf den Gesichtern der Insassen spiegelte sich die Erleichterung wieder. Sie sahen den König der Diebe und die zwei Götter auf der anderen Seite.
"So Xena, das ist alles was ich für Euch tun kann. Bis hierher, aber weiter kann ich nicht gehen ! Von hier aus müßt ihr Euch alleine durchschlagen. Aber ich denke große Kriegerin, daß dürfte für Dich und Deine Freunde doch zu schaffen sein !"
Sie erhob sich. "Danke Charon, alter Freund. Du hast was gut bei mir. Und Du weist ja, ich laß mich so schnell nicht unterkriegen !"
"ICH AUCH NICHT !" , sprang Joxer auf, "ICH JOXER DER M..."
"Ja, ja Joxer" , sagte Gabrielle und zog ihn zurück auf die Planke, "Ist schon gut, WIR wissen es schon !" ,und verdrehte leicht die Augen.
Ein Ruck ging durch das Boot. Xena und Charon wippten leicht im Stand, Gabrielle´s und Joxer´s Kopf schlug leicht nach vorne.
"Das war’s. Endstadions ! Alles Aussteigen, die Fahrt endet hier !" , schwang der Fährmann mit kraftvoller Stimme.
Das Boot hielt in einiger Distanz vor der Öffnung des Strudels. Die Freunde im Boot bemerkten auch den Sog, der von außen alles hier hinein saugte und ihnen den rötlichen Staub ins Gesicht trieb.
"Ihr müßt nun springen ! Schnell ! Das Tor kann jederzeit verschwinden. Und ich weis nicht wann die nächste Chance besteht eins zu öffnen. Wenn sich die Gegenseite erstmal von ihrem Schock erholt hat, wird es nicht mehr so leicht sein einen Ausgang zu schaffen !"
Xena blickte ihn an und nickte zustimmend. "Okay Charon, wir sehn uns."
Der Fährmann erwiderte mit einer Bestätigenden Geste. "Ja Xena, spätestens wenn Du Deine letzte Reise antrittst, werden wir und wiedersehen !" Ein schwarz humoriges Grinsen durchzog sein ausgedörrtes Gesicht.
"Ich werd’s mir merken Charon, ich werd’s mir merken ! Aber heute ist noch nicht der letzte Tag !" , und ihr Mund erwiderte das Grinsen.
Gabrielle sprang auf und schätzte schon mal die Entfernung ab. Joxer begab sich etwas zögerlich an den Bug des Bootes und schaute über dessen Rand in die Tiefe. Ihm wurde doch leicht etwas anders zu mute als er in eine Bodenlose, bläulich schimmernde Unendlichkeit blickte. Eine Tiefe die nur zu erahnen war und für ihn sichtbar in wallende, neblige Vorhänge gehüllt zu sein schien. Er schluckte und wandte den Blick ab.
Mit großen Augen starrte er Xena an. "Wir sind in einer Nußschale. Und die Schale schwebt in der....der Luft ?!"
"Komm schon Joxer, Du warst heute doch schon so tapfer. Da ist dieser kleine Sprung ein Kinderspiel." , versuchte die Kriegerin ihn aufzubauen.
"Ja Joxer komm ! Komm mächtiger Krieger. Du wirst doch nicht auf den letzten Metern schlapp machen ?" ,warf die Bardin in die Runde.
Der mächtige Krieger ließ seinen Blick über Charon, Xena hinüber zu Gabrielle schweifen und sah ihre Entschlossenheit in den Augen. Da gab er sich einen Ruck. Er überwand den inneren Feigling und sprang zu allem Bereit auf. Schritt auf die Bardin zu und stellte sich an deren Seite. Drehte sich um und blickte zielsicher der rotierenden Öffnung entgegen.
"Los Xena, wir haben nicht die ganze Ewigkeit Zeit !" ,ertönte es mit selbstbewußter Stimme aus seinem Munde.
Die Kriegern konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und auch die Bardin und Charon mußten Schmunzeln.
Xena stellte sich neben Joxer und wandte sich ebenfalls der Öffnung zu. Sie standen nun Seite an Seite am Heck des Bootes. Zum Start bereit. Der Fährmann trat zur Seite.
"Okay Freunde...20 Schritte zwischen Bug und Tor. Das müßte doch zu schaffen sein. Da gab es doch schon größere Abgründe die wir geschafft haben !" ,sprach die Kriegerin.
"Wartet noch !" ,fuhr Charon dazwischen. "Wartet noch bis kurz bevor sich das Tor wieder schließt. Dann kehrt sich der Sog um und ihr habt Rückenwind !"
Xena zuckte schon, zum Anlauf bereit, als sie dem Fährmann einen scharfen Blick zuwarf.
"Du machst es heute aber wieder spannend Charon, alter Fuchs."
Der hob nur leicht die Schulter an.
"Ja Xena. Ich denke auch wir warten...warten ist besser...Rückenwind ist VIEL besser !", sagte Joxer erleichtert.
Die Kriegerin dreht ihren Kopf zur Seite und schaute ihn an, als ob sie diesen Spruch schon erwartet hätte.
"Ja VIEL BESSER !" ,ergänzte Gabrielle, die sich nun auch einen Blick von Xena einfing.
Die Kriegerin wandte sich nun wieder dem Fährmann zu.
"OKAY, ich glaube, ich bin überstimmt ! Warten wir halt. WIR haben ja Zeit !" Einen sarkastischen Unterton konnte sie sich jedoch nicht verkneifen.
Aber insgeheim wußte sie doch, das ihre Freunde recht hatten. Sie hatte nur keine Lust mehr noch länger hier an diesem Ort zu verweilen. Einem Ort an dem sie keine richtige Kontrolle über sich hatte. Es war ihr unheimlich. Ein Angst die sie zu unterdrücken suchte. Und wahrlich, es gab nicht viele Dinge die ihr solche eine Angst einflößten. Sie mußte einfach hier weg.
"LOS ! LOS ! Auf was wartet Ihr noch. Springt ! Springt schon endlich !" Autolycus wurde langsam ungeduldig. Er sah die Zeit davonlaufen, wie einen Eiszapfen in der Frühlingssonne.
Die beiden Götter sahen die Geschehnisse eher gelassen. Gerade so als ob sie schon Wetten auf das Gelingen der Rückkehr abschließen wollten.
"Also Ares, ich denke, Xena schafft´s, die Kleine verpaßt die Öffnung um 2 Schritte und der Trottel stolpert schon beim Anlauf !"
"Mmmmhhh, ich denke unsere Beiden Hübschen packen es und nur der Trottel....tjjjaa...sagen wir, verpaßt die Öffnung um 5 Schritte !"
"Abgemacht Ares - Die Wette gilt !"
"Und was ist der Einsatz Callisto ?" , fragte Dieser.
Auch Autolycus wollte es wissen, obwohl ihm das ganze doch recht suspekt vorkam.
Die Halbgöttin drehte den Kopf langsam zum König der Diebe und grinste ihn wissend an.
"Der Gewinner Ares, der Gewinner darf den Aufschneider da aufschlitzen !" , sprach und lachte lauthals auf.
Autolycus schluckte einmal kräftig. Nun schienen die Katzen ihre Spielmäuse auffressen zu wollen.
Der Gott des Krieges dreht sich nun auch zu Dieb um.
"Okay ! Ich hab zwar nichts persönlich gegen Dich Autolycus, aber zu einer kleinen Wette kann ich nicht Nein sagen."
"Oh Danke, gut zu wissen das es nichts persönliches ist. Da geht es mir gleich schon viel besser. Danke !"
Der Dieb wandte sich von beiden ab und ließ seinen Blick wieder auf der rotierenden Öffnung verharren.
"LOS ! LOS ! Ihr müßt es schaffen !" , sprach er leise zu sich selbst und drehte seine Augen kurz zur Seite, Richtung der Götter, deren Blicke er immer noch im Nacken spürte. "Sonst ist nicht nur für Euch der Ofen aus !"
"Wann ?" Xena wurde ungeduldig.
"Gleich !" Charon blickte auf die Öffnung.
Das Rotieren wurde sichtlich langsamer. Der Wind flachte ab. Er schien sich umzukehren. Aus dem Gegenwind wurde nach und nach ein Sog, der nun alles nach draußen zu saugte.
"WANN ?"
"GLEICH Xena ! Nur keine Hektik !"
Der Fährmann erhobt eine Hand, so als seien sie in einem Colosseum bei einem Wettlauf. Ja, den drei Freunden kam es auch wie eine Wettlauf vor. Ein Wettlauf mit dem Tod !
Die Öffnung begann sich langsam aber stetig zu schließen. Die Ränder schoben sich zueinander. Das Lichterspiel der züngelnden Blitze wurde schwächer. Die Drei starrten abwechselnd zur erhobenen Hand und zur Öffnung. Die Sekunde zerflossen.
"W A N N ?", brüllte Gabrielle.
Charon blickte zur Öffnung, blickte zu den Dreien......"JETZT ! L O S !!!" schrie er.
Und sie spurteten los. Seite an Seite und mit großen, fliegenden Schritten liefen sie auf das vordere Ende des Bootes zu. Es gab nur Anlauf für 5 bis 6 Schritte, aber diese mußten reichen. Diese und der Sog. Sonst wäre es das Ende. Die Zeit zog sich wie ein Gummiband. Diese Schritte wurden zu einen der längsten ihres Lebens. Der Bug kam näher...mit ihm die Entscheidung.
Der letzte Schritt !
"Es gibt kein zurück mehr !" , hallten noch die Worte von Charon in den Ohren der Freunde als sie mit aller Kraft den Absprung wagten.
Xena schoß nach vorne, Joxer zur Linke leicht dahinter, Gabrielle gleich danach.
Die Kriegerin drehte den Oberkörper nach vorne in Flugrichtung. Joxer dagegen schien es eher mehr zu versuchen und die Bardin tat es Xena gleich. Die Kriegerin vollzog auf halben Weg ein Rolle vorwärts und tauchte mit den Füßen voran in die sich immer weiter schließende Öffnung ein. Gabrielle folgte, Joxer fiel zurück.
Autolycus und auch die Götter bemerkten das sich der Wind gedreht hatte und sich nun die Öffnung immer weiter zu schließen begann. Hard blies ihnen nun der Wind entgegen, so das sie ihre Oberkörper nun dagegen stemmen mußten. Der Dieb sah den Absprung der Drei und drückte die Daumen. Er sah wieder kurz zu Callisto rüber.
Die schickte ihm ein erwartungsvolles, süffisantes Grinsen der Vorfreude zurück. Es war nicht allzu schwer zu erahnen auf was. Er schenkte wieder seinen Freunden die Aufmerksamkeit und sah gespannt dem Flug zu.
Xena durchbrach das Tor, drang wieder ein in diese unwirkliche Welt, gehüllt in Rot. Sie sah den Boden näher kommen und bereitete sich auf den Aufprall vor. Sie konnte nicht sehn wie es den Anderen erging.
Hatten sie es auch geschafft ?
Jetzt...gleich...der Aufprall !
Sie federte leicht in den Knien, beugte sich vorn über und rollten den Schwung mit der Schulter aus, kam in der Hocke zum Stillstand, stützte sich nach vorne ab.
Da ! Ein zweiter Aufprall. Nur leicht hinter ihr. Abrupt drehte sie den Kopf, um nachzusehen.
War es Gabrielle ?
War es Joxer ?
Warum gab es keinen weiteren Aufprall mehr ?
Sie waren doch alle direkt hintereinander gestartet !
In Bruchteilen von Sekunden versuchte Xena im aufgewirbelten Staub die Lage zu ordnen.
"Gabrielle ? Joxer ?" , rief sie verunsicherte hinter sich.
"Xena ! Joxer, wo ist Joxer ?"
Zuerst fiel der Kriegerin ein Stein vom Herzen.
Gabrielle !
Sie war es also...aber Joxer...er schien es nicht geschafft zu haben. Er hätte schon längst hier sein müssen. Xena sprang auf, drehte sich auf der Stelle und lief zur Öffnung. Die Bardin schloß sich ihr an. Der Wind flachte immer mehr ab. Die Sicht wurde wieder klarer und beide sahen, daß die Öffnung nun nur noch etwa den Durchmesser eines dicken Baumstammes hatte. Aber sie sahen noch mehr !
Autolycus stand, oder besser, er hing mehr mit einer Hand in der Öffnung, denn seine Füße hatten keinen Kontakt mehr zur Erde.
"Ähm, wollt Ihr mir mal nicht zur Hand gehen ? Joxer macht sich nämlich sehr schwer !"
Die beiden Freundinnen sahen sich leicht erstaunt aber doch freudig an und liefen zu ihm hin. Sie packten den König der Diebe je an einer Seite, an Hüfte und Hose und zogen ihn nach unten.
"Ups, leicht verschätzt." , erklang es von Joxer als sein Kopf am Rand erschien.
"Ich denke Du hättest Deinen Helm vorm Sprung abnehmen soll´n, dann hättest Du’s sicherlich geschafft." , ächzte Autolycus.
"So, meinst Du ?!" Joxer wirkte irritiert.
Und mit einem kräftigen Ruck der beiden Frauen purzelten alle zu Boden. Der Krieger fiel dabei voll auf den Dieb.
"Uuahh...runter von mir. Mir tun auch schon so alle Knochen weh !"
Die Freunde standen gemeinsam auf und klopften sich den Staub aus den Sachen. Joxer rückte noch seinen geliebtem Helm zurecht.
"Ach wie Süß ! Da ist ja die gesamte Truppe wieder vereint." , kommentierte die Halbgöttin das Geschehen.
"Tja Callisto, da haben wir wohl beide die Wette verloren." , ergänzte Ares
"Welche Wette ?" , fragte die Bardin neugierig.
"Frag lieber nicht." , sagte der Dieb
"Ich kann’s mir schon denken !", antwortete Xena und blickte die beiden Götter hart an. "Ihr hättet wohl keinen Finger krumm gemacht !"
"Ja Xena...wie sagst Du doch immer so schön..." , konterte Ares grinsend,
"Du bist eine Frau mit viele Fähigkeiten !"
Die Kriegerin winkte nur ab und wandte sich wieder ihren Freunden zu. "Alles klar ?"
"Alles klar !" ,war die einstimmige Antwort.
"Mist, und wen kill ich jetzt ?" Callisto schien da anderer Meinung.
Xena blickte nochmals kurz zur Öffnung hin, die nun nur noch etwa zwei Hand breit war. Dahinter sah sie Charon, der winkend seine Rückfahrt antrat. Um ihn brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Er würde seinen Weg schon finden. Aber sie ? Würden sie noch den Weg zurück in die normale Welt finden ?
"Anstatt Deinen Gelüsten zu frönen Callisto, sollten wir uns lieber darum kümmern wie wir hier wegkommen !"
"Ach, höre ich da vielleicht einen kleinen Widerspruch Xena ?
"Für Dich habe ich noch ein andermal Zeit !"
"SO !!! Du bist mir ja heute eine ganz Heiße, meine Liebe."
"Obwohl ich das doch gerne gesehen hätte..." , fuhr Ares dazwischen, "...bin ich auch der Meinung, daß es Zeit ist zu gehen !"
Die Halbgöttin fuhr erstaunt herum. "Was, DU bist Ihrer Meinung ???"
"Callisto, während Du damit beschäftigst warst, Dir neue ´ Spielchen ´ auszudenken, habe ich es vorgezogen meine Kräfte neu zu sammeln. Wie schon mal gesagt, öfter mal ne Pause, dann klappt´s auch mit dem Gott sein !"
Sie sah ihn erstaunt an.
Der Gott des Krieges blickte etwas seitlich zum Himmel empor. "Nah, vielleicht lernst Du’s ja auch noch !?"
"Was soll das denn nun schon wieder heißen ?"
"Ist ja auch egal Callisto." , antwortete er und begann sich zu konzentrieren.
Die vier Freunde sah dem Kriegsgott abwartend zu. Ares schloß die Augen, legte den Kopf in den Nacken und streckte seine Finger beider Hände vor sich, zueinander zeigend aus. Eine durchsichtige, fluoreszierende Kugel bildete sich, die schnell anwuchs. Mit wachsender Größe spreizte er auch immer mehr seine Finger und drehte die Arme auseinander.
Die Kugel bewegte sich nun etwas von weg und kam etwa zwei Schritte vor ihm zum stehen. Die unteren Ausläufer berührten schon den Boden. Bei einem Durchmesser von etwa zwei Metern blieb sie stehen. Ihre trübe Oberfläche klärte sich zur Mitte hin auf und alle konnten in ihr das Ziel sehn ! Es zeichnete sich auf der anderen Seite die felsige Gebirgslandschaft ab, von der Xena und Gabrielle gekommen waren. Von allen Seiten der Kugel war dieses Bild zu sehn.
"So, ich denke es ist Zeit zu gehen. Die Letzten der Armee werden nicht mehr lange gefangen sein. Der Dämon wird auch nicht ewig auf sich warten lassen. Verstärkung wird wohl bald kommen. Ich denke also, das wir für heute unseren Teilsieg nehmen sollten und es ein andermal wieder versuchen können. Ich wiederhole mich ungern, aber man kann halt nicht immer alles haben !"
"Ares, Du wirst ja noch auf Deine alten Tage weise !" ,sprach Xena zu ihm.
Er zog die Augenbrauen hoch. "Oho, allein das aus Deinem Munde zu hören war es den Tage schon wehrt, Verehrteste."
"Oh Nein ! Bevor das hier zu Schmalzig wird geh ich auch lieber !" und Callisto machte den Anfang.
Autolycus folgte, dann Joxer und Gabrielle.
"Nach Dir meine Liebe !"
"Heut schmierst Du ja wieder dicke auf Ares. Mach Dir bloß keine falschen Hoffnungen !"
"Aber wie könnte ich nur Xena, wie könnte ich nur." ,und ein Grinsen überflog sein Gesicht.
Die Kriegerin machte den Schritt und verschwand in der Kugel.
Ares blickte sich noch einmal um. Sah die Kreaturen, sah das öde Land und sah am Horizont die riesige, heran rasende Staubwolke.
Eine neue Armee...
Eine neue Armee der Finsternis !
Wie viele mochte es noch geben. Wie viele untote Seelen hatte der Dämon im Laufe der Jahrhunderte oder vielleicht sogar Jahrtausende schon gesammelt. Gab es überhaupt noch Hoffnung. Hoffnung für die alt eingesessenen Götter und Gesetze ? Würden die Götter fallen, es gäbe keine Zukunft mehr für die Menschheit. Selbst Ares, nicht gerade der friedfertigste unter ihnen, war doch an Gesetze gebunden. Gesetze die sein Vater erließ. Doch was würde sein wenn als dies fiele ? Wenn nur noch Chaos herrschte. Würde er, Ares, der Gott des Krieges vielleicht die Seiten wechseln ? Sich gegen seinen Vater stellen ? Lag dies nicht schon in seiner Natur ? Krieg und Chaos ?
Er wurde hin und her gerissen. Er schloß kurz die Augen. Spürte die Macht des Zorns, die Kraft von Tausenden Kriegern ! Es könnte ein Zeitalter des Terrors und der Schlachten werden und er könnte einer der Feldherren sein.
Vielleicht sogar DER Feldherr überhaupt...
Er öffnete seine Augen. Sah die wachsende Staubwolke der Reiter. Ein Heer, ein Heer wie dieses und alle Kriegsherren und Könige der bekannten Welt würden erzittern. Ares kannte zwar die Kraft und Ausdauer von untoten Kriegern. Diese aber, diese hier übertrafen alles was er bisher gesehen hatte. Aber sie waren ja auch Geschöpfe eine ganz besonderen Dämons. Dem Bruder seines Vater ! Er dreht sich um zur Kugel. Tausend Gedanken schossen ihm in diesem Augenblick durch den Kopf.
Die Zeit wird es zeigen, dachte er......die Zeit !
Und mit einem entschlossenen Schritt betrat er die Kugel die sich im selben Augenblick zusammenzog und auflöste.
Und in der Ferne grollte ein Donner. Ein Donner der den Untergang der Welt zu bedeuten schien...
Karge, tote Erde...
Dämmerung...
Blitze zuckten vereinzelt durch mächtige, dunkle Wolkenbänke am Firmament. Über allem lag ein bläulicher Schimmer...wie ein Totenschleier hüllte er alles ein. Ein dumpfes Grollen unterbrach ab und an die Stille...eine Stille wie im Grab !
Kein Lebewesen war zu sehn. Keine blühenden Pflanzen...nichts...nichts außer kahlem Geröll und Felsgestein in das der Wind der Jahrhunderte deutlich seine Spuren hinterlassen hatte.
Endlos schien sich diese Fels und Geröll Formationen hinzuziehen, bis zum Horizont dieser kalten Welt. Und immer wieder Blitze...Donner.
In der Ferne ragte ein riesiges Gebirge hervor. Es erschien wie ein Thron ! In der Mitte auf diesen zerklüfteten Riesen stand wie aus ihnen herausgemeißelt eine mächtige Festung. Sie schimmerte in den selben Farben wie das Gestein auf dem sie stand. Hohe, gigantische, runde und eckige Türme ragten wie spitze Lanzen in den tosenden Himmel. Einzelne verschlungene, steinerne Treppe wanden sich um sie empor. Bauten, Kuppeln und Zinnen bildeten den Kern dieses monströsen Bauwerks, daß so schien, als habe es kein Mensch erbaut. Nein, dafür waren die Konstruktionen zu Absurd. Sie strotzten jedem bekannten Naturgesetz. Vorbauten ragten weit über ihren eigentlichen Schwerpunkt hinaus an den Außenseiten der über hundert Meter hohen Festungsmauer. Angesichts der Höhe und des unwegsamen Geländes auf dem dieses Bollwerk stand, wirkte eine solch gigantische Mauer schon etwas übertrieben. Aber sie paßte zu dem Bild, zum dem Gesamteindruck der dieses Monument hinterließ.
Kein Licht, nicht einmal ein Flackern war in einem der unzähligen Fenster und holen Öffnungen zu sehn. Wie leere Augenhöhlen eines Totenschädels starrten sie in diese unwirkliche Welt. Um die Festung herum fiel das Gebirge steil ab. Fast nahtlos schienen Mauerfundament und Fels ineinander überzugehen. Ein mächtiges Tor an einer Seite des Bauwerk führte eigentlich ins Nichts. Wenn die übergroße Zugbrücke heruntergelassen würde, lag sie mitten über einem Abgrund, einem Abgrund wovon man den Boden nur erahnen konnte. Er war von dicken, wallenden Nebelbänken teils verdeckt. Wer mochte wohl diese Pforte je benutzen. Auf jeden Fall kein sterbliches Wesen !
Das diffuse Licht des grollenden Himmels warf durch die, immer in Bewegung scheinenden Wolkenformationen, skurrile Schattengebilde auf die Steine dieses unglaublichen Bauwerks. Kein Leben schien in der Burg zu existieren. Keine Regung...Nichts ! Aber wer oder was sollte hier auch überleben können ? In dieser toten, unwirklichen Umgebung.
Doch da !
Eine Bewegung.
In einem der Fensterlöcher der vielen, hohen Türme.
In einem der so breit war, das selbst ein Haus eines reichen Kaufmannes gut rein gepaßt hätte.
Nur ein Schatten. Ein großer Schatten. Er stand am Fenster. Seine langen, bleichen, krallenden Finger lagen auf dem Stein der Öffnung. Die Gestalt war in eine wehende Kutte mit tiefer Kapuze gehüllt. Der Wind der durch die rechteckige Öffnung drang zerrte an ihr. Das Wesen schien über das Land zu blicken wie ein König über sein Reich.
Der Dämon blickte nach draußen. Mürrisch sah er über sein Reich. Ein Reich das zu ihm paßte. Hier konnte er unbehelligt seine finsteren Pläne schmieden. Hier traute sich keiner her. Hier galten seine Gesetze !
Wen er hierher zu sich rief, blieb für alle Zeiten !
Und die Rückkehr in sein Reich hatte er zwei Sterblichen zu verdanken. Was für eine Ironie dachte er.
Seine sehnige, dürre, fast transparente Haut, die schon die fahle Knochen des Kiefer zeigten spannten sich. Die Mundwinkel gingen nach oben.
Zeit – Zeit was hatte sie schon für eine Bedeutung. Zeit fließt davon. Sie gleitet einem unaufhaltsam durch die Finger. Aber für ihn...für ihn spielte sie keine Rollen in seinem teuflischen Spiel. Er hatte alle Zeit der Welt. Er war schon so alt, hatte so viele Jahrhunderte, oder waren es gar Jahrtausende gewartet, da kam es auf ein wenig mehr oder weniger nicht mehr an.
Doch was ihn ein wenig Ärgerte war die Schlampigkeit, die heute seine Untergebenen an den Tag gelegt hatten. Mußte man den alles selber machen, konnte man sich nicht mal mehr auf sein Personal verlassen ?
Schlagartig fiel ihm das Grinsen aus dem zerfurchten Gesicht, daß halb im Schatten der Kapuze lag und nur bis zum Nasenanfang dies freigab. Darüber im Schatten, lagen ein paar, tiefe rot glühende, diabolisch wirkende Augen.
Der Dämon fuhr herum, er drehte sich ruckartig auf der Stelle. Seine lange Kutte die um ihn herum weit ausgebreitet über dem staubigen Boden lag, flatterte durch die Drehung auf. Feine Staubpartikel wurden empor geschleudert. Sie schienen zu tanzen. Zu tanzen aus Freude über jede Bewegung in diesem seelenlosen Gemäuer.
Ein großer, etwa 20 Schritt langer Tisch stand im Zentrum des Raumes. Große, aus altem Holz und mit hohen Rückenlehnen ausgestattete Stühle standen im Abstand an ihm verteil zur Linke und zur Rechten. An den Enden des Tisches stand je einer. Der Tisch war leer, nur ein dicker Belag aus Staub und Steinchen überzog das dunkle, abgewetzte Holz. An den übrigen drei Seiten des viereckigen Raumes waren hohe, schmale Bögen eingelassen. Hinter diesen leeren Öffnung sah man Gänge oder Treppen die auf und ab führten. Weiter und tiefer in dieses Gemäuer hinein. Knapp unter der gewölbten, hohen Decke hingen in Stein gemeißelte Bildnisse von schrecklichen Kreaturen und Ereignissen die jedoch zu dem ganzen Inventar gut paßten. In diesem Raum, der schon eher einem Saal glich, war kein Licht. Keine Fackel oder Kerze erhellte ihn. Nur das fahle, bläuliche Zwielicht das durch die hohen Fensteröffnung der einen Wand in ihn fiele, regte das Spiel zwischen Licht und Schatten an und zauberten den Saal in ein gespenstisches Tuch.
Lang viel die über 2 Meter große Gestalt des Dämons als Schatten in den Raum. Er schien zu warten. Tief schob er seine Hände in die jeweilige, weit ausfallende Ärmelöffnung der anderen Seite.
Plötzlich durchbrach ein Geräusch die Stille. Kleine, kurze Schritte erklangen im Saal. Sie kamen aus einer der Türähnlichen Öffnungen. Es war ein Knirschen und Schaben. Schuhwerk das über den staubigen Boden ging......
Der Dämon erhob langsam den Kopf und blickte zu seiner Rechten eine der Öffnungen an. Die Schritte wurden lauter.
Dann......wieder Totenstille !
Ein Knabe stand im Bogen.
DER Knabe !
Und er hielt unter seinem linken Arme wieder das Spielbrett. Die Figuren hatten immer noch ihre letzte Stellung beibehalten. Wie verwachsen mit dem Brett waren sie.
Der Junge verharrte und starrte seine Vater an. Der kleine Knirps paßte so gar nicht in diese Umgebung. Er paßte eigentlich gar nicht zu seinem Vater ! Er wirkt so unscheinbar, so friedlich. Doch das teuflische Grinsen das nun sein Engelsgesicht durchfurchte sprach eine andere Sprache. Die Augen des Knaben flackerten kurz rot auf, bevor das Gesicht wieder in seine ursprüngliche Form zurück glitt.
"Vater !"
"Ja, mein Sohn." Die grollende, tiefe Stimme des Dämons stand im krassen Gegensatz zu dem kindlichen Klang des Jungen.
"Ich habe es wieder ! Es lag auf dem Schlachtfeld, unter einem Schild. Sie haben es zurückgelassen."
"Ich will nichts mehr davon hören Sohn, hast Du verstanden. Wir reden später darüber. Setz Dich, ich habe jetzt noch andere Dinge zu tun !"
Der Knabe senkte leicht den Kopf und schritt auf den Tisch zu, blieb an einer Seite, nahe einem Kopfende stehen und zog einen der Stühle hervor. Setze sich hin und legte das Brett neben sich auf den Tisch. Staub quoll unter ihm empor.
Er legte beide Hände auf den Tisch und faltete sie ineinander.
Der Dämon nickte.
Wieder warten......wieder Stille.
Nur ein leichtes, weit entfernt klingendes Pfeifen des Windes war noch zu vernehmen.
Dann...erneut Schritte !
Nun aber mächtiger, lauter....von einer größer Person...
Sie kamen aus einer der Öffnungen die hinter sich eine Treppe nach unten aufwies. Die Schritte kamen empor. Immer lauter und eindringlicher hallten sie von den steinigen Wänden des Saales hernieder. Es war nicht genau zu erkenne wer kam. Zuviel Schatten verhüllten ein genaueres Bild. Aus dem Dunkel der Öffnung kam ein Mann.
Es war der Mann in römischer Feldherren Uniform !
Sein Schuhwerk und der wallende Umhang zeigten es. Nur bis etwa zu den Oberschenkeln reichte das spärliche Licht. Die Person hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und stand da wie ein Befehlshaber in der Schlacht.
Er verharrte in dem Torlosen Türbogen.
Der Dämon drehte sich zu ihm hin..."Was hast DU mir zu sagen ?"
"Sechs von Sechzig sind übrig. Das neue Bataillon traf zu spät ein !" ,sagte der Römer mit sicherer Stimme.
"SECHS VON SECHZIG !!!" ,die Stimme des Dämon überschlug sich bald. "UND DU WAGST ES MIR NOCH UNTER DIE AUGEN ZU TRETTEN ?"
"Wir haben den Gegner unterschätzt. Götter waren anwesend ! Damit habe wir nicht gerechnet !", sprach der Feldherr mit fester Stimme weiter.
"Götter !? Was interessieren mich Götter !!!
Was habe ich mir den da für einen Dilettanten aus der Unterwelt geholt !? Ich dachte Du warst zu Lebzeiten ein großer Kriegsherr. Ein Planer und Denker ? Ich hätte jeden kriegen könnten ! Die Berühmtesten standen Schlange ! Aber ich mußte ja DICH nehmen. Du hast mir vollmundige Versprechungen gemacht. Wie denkst Du, kannst Du sie einhalten ?"
"Das nächste Mal wird mir DIESER Fehler nicht mehr unterlaufen !"
"Das NÄCHSTE Mal !? Gib ach das Du nicht wieder den Kopf verlierst ! DIESES MAL aber für IMMER !!!"
"Ja !"
"Nun gut, ich werde Dir, weil es Dein erster Auftrag war, diesmal noch vergeben.
Aber überspanne den Bogen nicht ! Sei gewarnt ! Und nun...laß uns allein."
"Ja !" , und der Römer drehte sich auf dem Absatz und schritt in Richtung Treppe.
Der Dämon faste sich mit einer Hand nachdenklich an den Kopf. Der Knabe blickte ihn an.
"CRASSUS !" , der Name hallte durch den Saal..."Crassus !"
Der Römer verharrte.
"Noch ein Frage." ,sprach der Dämon weiter.
Der Feldherr drehte sich wieder um und schritt erneut auf den Türbogen zu, doch diesmal kam er etwas in den Raum...ins Licht. Und man konnten ihn sehn !
Ja, es war Crassus !
Deutlich war die große Narben zu sehn, die sich um den gesamten Umfang des Halses erstreckte.
Ein Narbe die von einem Henkersbeil stammte !
"Was hast Du eigentlich mit dieser.......dieser Menschenfrau zu schaffen ? Wie hieß sie noch mal....Ga...Gabrielle !"
Als der Namen erklang verfinsterte sie die Mine des Römers schlagartig und er faste sich an den Hals. "Persönlich...es ist rein persönlich ! Mein Gebieter."
" So so....Gib acht das Du dadurch nicht unser Ziel aus den Augen verlierst !"
"Nein ! Das regle ich alleine !"
"Gut...gut zu hören das Du so denkst. Denn ich warne Dich ! So einen Niederlage wie heute nehme ich nicht mehr
hin !"
"Ja, es wird nicht mehr vorkommen !"
Der Dämon nickte. Wenn er auch insgeheim diesen Worten mißtraute. Aber wir werden sehn dachte er...
...wir werden sehn. Es gibt ja auch noch Andere......
Crassus wandte sich wieder ab und begann den Abstieg über die Treppe hinab, in die tiefen Gewölbe der Festung. Er wurde begleitet von Zorn und Wut.
Gabrielle...dieser Namen, diese Person !
Er wäre mit jedem mitgegangen der ihm die Möglichkeit zur Rache geboten hätte. Er hatte keine Angst. Der Zorn war ein starker Verbündeter und Rache ein unermüdlicher Trieb. Was konnte einem Toden den noch passieren ?
Was ?
Er würde dem Dämon solange dienen, solange es ihm in den Kram passte. Er würde schon einen Weg finden. Einen Weg beides zu vereinen. Und wenn nicht....es gab immer eine Lösung ! Sein Blick viel auf den Ring. Den Siegelring an seiner Hand...
Er hatte ein lange Liste. Und der Namen Gabrielle stand ganz weit oben !
Und so schritt er immer tiefer hinab...
...und seine Schritte verhallten in diesem Meer aus Mauern und Gänge......
Die vier Freund standen nun wieder an dem Ort, an dem Xena und Gabrielle zuvor ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Ares und Callisto waren auch anwesend. Der Morgen dämmerte schon. Leichte Sonnenstrahlen schoben sich allmählich verschlafen über die Berggipfel. Alles war noch wie am Abend zuvor.
Fast alles !
Wo war die Hütte ?
Der Platz auf dem sie vorher war, war nun leer. Argo graste Mutterseelen allein auf der teils Schneebedeckten Wiese. Die Kriegerin und die Bardin schauten sich erstaunt um. Kein Anzeichen, das hier mal etwas gestanden hatte. Der Boden war leicht mit Gras bewachsen, vereinzelt lag Geröll umher, alles schien wie zuvor.
"Was ist los ihr Zwei ?" ,fragte Autolycus, "Noch nie Gras gesehen ?"
Die beiden Freundinnen warfen ihm daraufhin einen bösen Blick zu.
"Schon gut, schon gut...man wird ja mal noch fragen dürfen !"
"Ach seht mal, da ist ja auch Argo !" , Joxer wies mit dem Finger auf die Stute.
Das Pferd erhob kurz den Kopf und schnaufte, bevor es sich wieder dem köstlichen Mahl zuwandte.
"Ein Glück !" , kam es der Kriegerin nur über die Lippen, die immer noch ungläubig den Boden abtastete.
"Hast Du was verloren ?" , fragte Callisto mit leichtem Unterton in der Stimme.
Xena erhob sich und auch Gabrielle lies es gut sein.
"Ach da bist Du ja Callisto, ich dachte schon wir hätten Dich verloren !" , konterte die Kriegerin nur schnell.
"DU...DU MISTSTÜ...."
"Ruhig Callisto ! Immer mit der Ruhe, ich denke für heute sollten wir mal die persönlichen Differenzen ruhen lassen." , sagte Ares und hielt die Halbgöttin fest, die am liebsten Xena ins Gesicht gesprungen wäre.
"Ich mach Dir einen Vorschlag Callisto..." , sprach er weiter, "...Ich habe da noch eine kleine Schlacht am laufen, drüben in Britannien. Wenn Du Lust hast ? Du kannst gerne mitkommen. Diese Briten sind schon ein eigenartiges Völkchen. Aber kämpfen können sie !"
Die Halbgöttin beruhigte sich wieder langsam, dreht den Kopf und schaute Ares an.
"So ?....Ein kleines Blutbad am Morgen...vertreib Kummer und Sorgen !"
Der Gott des Krieges nickte lächelnd.
"...ja, warum nicht, hier ist sowieso nichts mehr los ! Laß uns aufbrechen." ,sprach sie weiter.
"Gut Xena. Wir machen uns dann mal aus dem Staub. Wir werden uns sicher wiedersehen. Das war heute nicht das Ende, es war nur der Anfang. Sei auf der Hut Xena. Sei auf der Hut !"
Die Kriegerin nickte und die beiden Götter verschwanden im einem hellen Lichterball.
Die Freunde wollten sich schon abwenden, als Ares plötzlich wieder erschien.
"Ach, Xena ! Bevor ich’s noch vergesse. Nach unserem kleinen Morgentraining werde ich Callisto wieder in die Zwischenwelt verbannen. Sonst kommt sie noch auf dumme Gedanken." , sprach und zwinkerte der Kriegerin zu.
"Verbrenn Dir bloß nicht die Finger an Ihr Ares !"
"Keine Sorge meine Liebe. Sie muß noch viel lernen !
"Von WEM ? Etwa von Dir ?"
Da überflog eines seiner überheblichen Grinsen sein Gesicht. "Die Zeit wird es zeigen Xena....die Zeit." und mit diesen Worten verschwand er.
"So, endlich sind die weg !" ,kommentierte die Bardin den Abgang der zwei, "Hoffentlich ist Britannien so groß das wir Ihnen nicht wieder so schnell über den Weg laufen."
"Da seh ich schwarz Gabrielle..." , antwortete die Kriegerin, "...Ares ist manchmal wie eine Klette. Und Callisto, na ja Du kennst sie ja."
Die Bardin schüttelte nur den Kopf. - Götter !
"Wo ich Britannien doch sooo ´ LIEBE ´." , sagte sie mit nachdenklicher Stimme.
Xena blickte ihrer Freundin tief in die Augen. Sie wußte nur zu gut was sie damit meinte.
"So Leute, ich denke wir sollten uns auf den Weg machen wenn wir noch rechtzeitig in Melko ankommen wollen." , sagte Autolycus und klatschte in die Hände um die trüben Gedanken wegzublasen.
"Ich bin mir noch gar nicht so sicher ob ich Dich mitnehmen soll." , antwortete ihm Xena.
"Ich dachte wir wären ein Team ? Was hättet ihr ohne uns gemacht ? ,sprach der Dieb und zwirblete überheblich an seinem Schnauzer.
Die Kriegerin pfiff Argo zu, die auch Augenblicklich das grasen stoppte und auf sie zu galoppierte.
Als die Stute neben ihr stand und Xena sie streichelte, sprach sie weiter : "Okay Autolycus, aber geh mir nicht auf die Nerven, sonst kannst Du nach Britannien schwimmen !"
Der König der Diebe strahlte, "Nichts leichter als das !"
"Das bezweifle ich allerdings." ,bemerkte Gabrielle.
"Und ICH ?" Joxer machte sich aufmerksam.
"DU ?", Xena blickte in eindringlich an, "Klar Du darfst auch mit. Du tapferster aller Krieger !" ,sprach und lächelte ihn an.
Ein Ausdruck von Freunde überzog sein Gesicht.
"Aber NICHT SINGEN Joxer !!!", drohte die Bardin noch schnell, "Nicht singen !"
"Los, kommt ! Packen wir den Proviant ein der von unserem Lager hier noch liegt. Anscheinend ist nicht alles verschwunden. Wir müssen uns auf den Weg machen. Ich habe keine Lust in den ersten größeren Schnee in diesem Gebirge zu kommen !"
Alle begannen die verstreuten Habseligkeiten einzusammeln.
"Wie war das eigentlich mit dem Spielbrett Autolycus ?"
"Tja Xena. Betriebsgeheimnis ! Ich bin der König der Diebe. Eine meiner leichtesten Übungen !"
"Und wo hast Du es jetzt ?"
"Ich habe es dort gelassen. Das häßlich Dinge hätte sowieso nichts eingebracht !"
"Ich glaube ich muß mir einen neuen Stab bei der nächsten Gelegenheit besorgen.
Vielleicht ist in Melko ja ein Händler."
"Kann schon sein Gabrielle. Du hast aber auch ein Stück von Deinen Haaren gelassen." ,merkte die Kriegerin an.
"Oh, ja, Du hast recht. War ziemlich knapp. Das hätte ins Auge gehen könne. Mmmmmhhh....vielleicht sollte ich mir mal die Haare kurz schneiden lassen...was meinst Du Xena ?"
"Denkst Du ??? Ich weis nicht.", antwortete Diese leicht stutzig.
Die Freunde unterhielten sich noch ein wenig über das zurückliegende und machten sich dann auf in Richtung Melko. Xena schritt neben Argo, Gabrielle direkt an der Seite neben der Kriegerin. Autolycus und Joxer etwas leicht dahinter.
Die Bardin kam nah an ihre Freundin.
"Xena...was hast Du gesehen...in der Zwischenwelt ? Ich habe Hope gesehen. Und Dunkle Schatten. Sie alle klagte mich an. Es war so furchtbar. So..."
"Ich weis Gabrielle...ich weis. Auch mir schwanden die Sinne, und ich sah Dinge, Dinge die ich längst zu vergessen glaubte."
"Wer war die Gestalt in diesem Schlund, der alles Aufzusaugen schien. Was wollte Er von uns ?
Kennst du Ihn Xena ?"
"Nein, aber es war jemand der römische Armeekleidung trug. Ein hoher Dienstgrad...aber ich weis zum Teufel nicht wer Er war."
"Ich denke, wir werden es noch früh genug erfahren !"
"Ja Gabrielle, ich denke, früher als uns lieb ist !"
Die Kriegerin blickte zur Bardin und zog sie zu sich rann, umfaßte fest ihre Schulter. Sie lächelten sich an.
"Hey, ich bin froh das Du noch bei mir bist ! Heute war es wirklich knapp. Ich hasse solche Tage !"
Die Bardin legte ihr Engelslächeln auf, ein Lächeln das Xena immer wieder neue Hoffnung und Mut gab.
"Ach, ich kann Dich doch nicht alleine lassen !" Gabrielle drückte sich von ihr ab und tippte ihr auf die Schulter. "Was würdest Du auch ohne MICH machen ?"
"Ja, was würde ich schon ohne Dich machen !", lächelte die Kriegerin.
Und wie auf Kommando erschallte aus ihrem Rücken DAS Lied mit voller Stimme !...
"Joxer, the Mighty, master of ......"
"JOXER !" ,Gabrielle dreht sich halb um, "NEIN !!!"
"Ähm, ich konnte Ihn nicht davon abhalten." ,rief Autolycus schnell nach vorne.
Xena zog die Bardin wieder zu sich an die Seite, "Ach laß Ihn doch, Er hat sich’s heute wirklich verdient !"
"Na gut JOXER ! , rief sie nach hinten, "Aber nur HEUTE !!!"
Die Bardin drehte ihren Blick wieder nach vorne auf den Weg. "Hoffentlich sind wir bald in Melko !
HOFFENTLICH !"
Und beide mußten herzlich lachen.
"...I´am the man who´ll get you through..."
Und so schritten sie, der über den Berggipfeln aufgehenden Sonne entgegen, in einen neuen Tag...
Doch...hinter einer verschlossenen Tür, tief in ihren innersten Gedanken...war ein neuer Mieter eingezogen...
Der Dämon !
Das Zimmer trug noch kein Namensschild...aber es war allen klar...er war ein Gegner, ein mächtiger Gegner......
Was hatte der Junge noch gesagt....
"Es gibt noch viele Orte wie Diesen....noch viele..........."
*** ENDE ***
Schreibt mir ob es Euch gefallen hat oder nicht !
email: axelkessler@t-online.de
...bis zum nächsten Mal Xena......bis zum nächsten Mal...