INFOS ueber Bondage und SM

W as ist SM?

"Wir fesseln uns doch nur gerne, bevor's zum Ficken geht, das ist doch noch kein SM, oder?" Jeder hat seine eigene Definition von SM (von SM "light" bis "hart"). Ein Schlüsselelement dabei ist das Spiel mit Macht. Wenn der Passive (sub) gefesselt vor dem Dominanten (Top) liegt, ist er ihm praktisch ausgeliefert.

Der Kitzel dabei ist das Gefühl des Ausgeliefertseins. Auch der Top kommt auf seine Kosten: Er hat die Kontrolle und genießt das Gefühl von Macht. In der Regel wollen weder Top noch Sub einen Mißbrauch dieser Macht. Alles, was die Grenze eines anderen verletzt, ist kein SM mehr, sondern Vergewaltigung. Das ganze ist schließlich nur ein Rollenspiel; ein Spiel, das beiden Spaß machen soll.

Warum finde ich das geil?

Ist das nicht egal? Hinter der Frage steht zumeist der Gedanke, daß SM etwas Schlechtes oder gar Krankes ist. Das ist es nicht!

Wir fragen ja auch nicht, warum der eine auf Blonde der andere auf Schwarzhaarige steht. Es ist ein Spiel, ein Abenteuer, mehr nicht. Wenn's Dich geil macht, dann hab Spaß dran. Das ganze Zweifeln hemmt und blockiert nur.

Manche glauben, daß Tops im normalen Leben eher untergeordnete Positionen haben oder sich selbst für zu "lieb und harmlos" halten. Dementsprechend wäre der Sub im wirklichen Leben eher der erfolgreiche Aufsteigertyp. Viele mögen auch den Rollentausch, was im übrigen den Horizont von Top und Sub erweitert. Was auch immer der tiefere Grund für Dein Bedürfnis ist, nimm es als Experiment. Die tiefe Befriedigung für beide nach einem erfolgreichen, geilen SM-Spiel ist Bestätigung genug, daß SM eine Möglichkeit sein kann, das seelische Gleichgewicht zu halten.

Phantasie und Realität

Das Schwierigste ist zu unterscheiden, was nicht nur im Kopf sondern auch in Wirklichkeit geil ist. Vielleicht stellst Du es Dir anregend vor, jemand die Stiefel zu lecken, um dann herauszufinden, daß der Geschmack von verdreckter Schuhcreme recht enttäuschend ist. Langzeitfesselung, vollständige Versklavung, Entführung und Vergewaltigung, eingesperrt, gedrillt oder geschlagen zu werden sind alles Dinge, die vielleicht als Wichsphantasie sehr anregend und geil sind, aber wer will das in aller Härte auch erleben? Als Neuling mußt Du erst lernen, was Du wirklich willst und Dich behutsam heran tasten. Besser etwas zu "harmlos" anfangen und eine Aussicht haben, sich beim nächsten Mal zu steigern, als ein Horrorerlebnis, das Dich für Jahre von SM abschreckt oder an dem Du ein Trauma davonträgst.

Wenn Du auch manchmal solche "extremen" Gedanken hast, frage Dich, ob Du in dieser Position auch bleiben wolltest, nachdem Du "gekommen" bist. Wenn nicht, solltest Du besser die Finger davon lassen und einen Weg finden, wie Du für eine begrenzte Zeit den gleichen Effekt erzielen kannst.

Umsetzung

Viele der obengenannten Phantasien kann man sehr geil umsetzen ohne sich in Gefahr zu bringen. Die passende Kleidung (Du weißt selbst am besten, welche: Uniform, Lederkombi, Gummianzug, Sportklamotten etc.), ein paar typische Gegenstände (Schlagstock, Halsband, Kette) reichen meist aus, um die Phantasie anzuregen. Paß SM Deinen Bedürfnissen an. Jeder hat seinen eigenen Film im Kopf und wenn Du Dir das klar machst, braucht Dir Deiner auch nicht peinlich zu sein. Sprich darüber mit Deinem Partner. Das ist zugegebenermaßen nicht immer einfach, schafft aber die nötige Intimität. Auch wenn die Phantasien des anderen vielleicht komisch für Dich klingen: spotte nicht darüber. Versuch' offen zu sein. Aller-Dings nicht direkt den totalen "Seelenstriptease". öffnet Euch nach und nach gegenseitig. Überlegt, was ihr beide mögt, und wie Du vielleicht seine W&uu ml;nsche einbauen kannst (sofern sie Dich nicht total abstoßen).

Gemeinschafliches Einkaufen in einem Fetischladen kann sehr aufregend sein. Die Vorfreude dabei ist fast ein Vorspiel. Vieles ist zugegebenermaßen recht teuer. Auch Selberbauen macht Spaß. Beide finden sicher Gefallen an dem Gedanken, daß der Sklave die Ketten, die ihn später fesseln selbst bezahlen muß oder gezwungen wird, sein eigenes Andreaskreuz zu bauen. Gemeinsam eine geile Geschichte aufzubauen, eine Sexstory, zu der jeder seinen Teil beiträgt und gemeinsam fortgesponnen wird, kann im Bett viel besser sein, als im wirklichen Leben. Das wichtigste spielt sich schließlich im Kopf ab. Man kann die Story auch auf andere Personen projizieren: Wer sich den strengen Meister als Rolle nicht zutraut oder militärisches Größen vor seinem Lover als lächerlich empfindet, kann das Geschehen einfach auf andere Figuren übertragen, die dann auf das lebendigste ausgemalt werden können. Jeder kann sich nach dem Baukastensystem aus SM das zusammenstellen was ihm gefällt: Bondage (Fesseln), die Kleidung, die

Phantasie...

 

Rollen

Kann aber nicht muß. Auch Tunten oder Calvin Klein-Modetrinen, die so gar nicht in das Bild der SM-Szene zu passen scheinen, stehen häufiger auf Bondage oder SM als man denkt. Niemand muß sich an eine enge Rolle halten, wenn ihm nicht danach ist. Auch eine augenzwinkernde Persiflage ist erlaubt. Wer unerfahren in einer bestimmten Rolle ist, dem merkt man die Unsicherheit auch an. Also nicht übertreiben, sonst wirkt's nur komisch. Ein sich ob des mißlungenen Schauspielers vor Lachen auf dem Boden wälzendes Gegenüber ist sicher nicht was Du suchst. Wenn Euch danach ist: wechselt die Rollen auch während des Spiels: Durch eine "Sklavenrevolte" wird der Spieß geschickt umgedreht. Aber nur als Revanche, nicht aus Rache.

Für beide Seiten gilt: Selbstsicherheit (echte) ist Trumpf. Fühle Dich wohl in Deiner Rolle und lebe in ihr. Mit genug Geschick kann man ständig "aus der Rolle fallen" und wieder hineingehen, ohne daß das dem Erlebnis Abbruch tut. Wenn der Sub durch Deine Schauspielleistung so überzeugt ist, daß er sich nicht mehr sicher ist, ob das Ganze noch ein Spiel ist (und Angst bekommt), kannst Du ihn als Top dadurch beruhigen, daß Du ihm zeigst, daß Du immer noch Du selbst bist. Lachen beim Sex ist etwas Wunderbares!

Beliebte Rollen sind: Meister und Sklave, Offizier und Soldat, Knastwärter und Sträfling, Drillmaster und Rekrut, Lehrer und Schüler, Polizist und Festgenommener, Callboy und Kunde, Kapitän und Matrose, Entführer und Gefangener, Besitzer und Hund, Motorradfahrer und Skin. Ist Deine Lieblingsrolle dabei?

 

Vertrauen

Die wichtigste Voraussetzung überhaupt. Wenn Du Dir bei Deinem Spielgefährten nicht sicher bist, ihn nicht einschätzen kannst, wirst Du Dich kaum wohl fühlen können, geschweige denn ein geiles Erlebnis haben. Es ist zwar dem anderen gegenüber etwas unfair, aber wenn Du Dir nicht so ganz sicher bist, wenn irgendetwas in Deinem Gefühl nicht stimmt, laß es lieber bleiben. Es gibt zwar einige Spinner aber nicht zu große Angst: Auch wenn viele die zu ihrer Rolle passende grimmige Miene pflegen, die überwiegende Mehrheit ist vertrauenswürdig und auch nur ein Mensch wie Du. Es ist alles nur ein Spiel.

Wenn Du von jemand anderen einen Korb bekommst, nimm es nicht persönlich. Wie Du selbst kann auch er hunderte von guten Gründen haben: Angst vor seiner eigenen Courage, Liebeskummer, Arbeitsstreß. Vielleicht erinnert ihn auch nur etwas an Dir an jemanden, mit dem er schlechte Erfahrungen gemacht hat. Entscheide möglichst aus dem Bauch heraus, laß Dir für die Entscheidung Zeit und laß Dich nicht unter Druck setzen (von Dir selbst nicht und schon gar nicht von anderen). Ganz besonders dann, wenn Du den anderen noch nicht gut kennst. Je vertrauter Dir der Partner vorher ist, desto besser wird das SM-Spiel werden. Und desto weiter könnt ihr Euch in neue Gebiete vortasten.

Sicherheit

In jedem SM-Spiel kann etwas schiefgehen. Beide Seiten dürfen nur soviel machen, wie sie sich zutrauen. Dazu gehört Erfahrung, Sachinformation und viel Einfühlungsvermögen. Dennoch kann es vorkommen, daß z.B. bei einem Sub Kindheitserinnerungen hervorgeholt werden, die ihn mitten im Spiel unter Weinen zusammenbrechen lassen. In diesem Fall sofort abbrechen und Dich mit aller menschlichen Wärme um Deinen Partner kümmern! Ein guter Top muß fortwährend darauf achten, ob alles o.k. ist. Ein bißchen Angstlust gehört natürlich dazu, sofern die grundsätzliche Stimmung gut und entspannt ist. Der Sub kann auch innerhalb seiner Rolle Rückmeldungen geben, ohne auszusteigen ("Gnade", "Sir bitte gehorsamst um Lockerung der Fesseln, Sir").

Für die meisten sind diese Regeln selbstverständlich und sollen bestimmt niemanden abschrecken. Dennoch ein paar Sicherheitshinweise: Auf alle Körpersignale (gerötete Haut, blaße Glieder, Atmung, Bewegung) achten. Wenn der Sub gefesselt und geknebelt ist, muß er trotzdem mit Kopfnicken o.ä. auf Ansprache reagieren. Heftiges Kopfschütteln oder völlige Bewegungslosigkeit sind ein Alarmsignal. Überlege Dir als Aktiver vorher gut, wie Du gegebenenfalls den Passiven schnell aus seiner Lage lösen kannst. Ersatzschlüssel, Cutter u.s.w. müssen bereitliegen, so daß Du Deinen Partner im Notfall sofort befreien kannst. Geh' nicht weiter, als Du Dir zutraust. Benutz' Deinen gesunden Menschenverstand. Panisches Schlüsselsuchen oder einen vor Erstickungsnot blauangelaufer Sub solltet Ihr Euch ersparen. Glücklicherweise kommen solche Unfä ;lle extrem selten vor. Darum vorher über Vorlieben und Grenzen sprechen. Das schafft Vertrauen. Wie immer gilt: Stets Safer Sex. Sprecht vorher darüber. Blasen z.B. wird von vielen als unsafe eingeschätzt. Über die individuelle Sichtweise solltet ihr Euch vorher austauschen.

Auch bei Spielarten, die den Sub runtermachen oder unterdrücken, muß stets Respekt vor dem Menschen im Vordergrund stehen. Es geht nicht darum, das Selbstwertgefühl zu zerstören. Wenn Deine Absicht als Top ist, Dein geringes Selbstwertgefühl zu heben indem Du andere unterdrückst oder dem Sub durch Deine Behandlung zu zeigen, wie wenig Du von ihm hälst: laß es bleiben. Wenn Deine Absicht als Sub die ist, daß ein anderer Dir durch seine Handlungen bestätigt, wie wenig Du in Deinen Augen wert bist: laß es bleiben. In diesem Fall solltet ihr besser an Eurem Selbstbewu ßtsein arbeiten oder professionelle psychologische Hilfe aufsuchen.

Vergiß als Top nicht, daß Du einen vollwertigen Menschen mit all' seinen Qualitäten vor Dir hast, der sich aus seinem freien Willen in Deine "Gewalt" begeben hat. Bei aller Machtausübung darf die Behandlung nicht die Menschenwürde verletzen. Vorsicht vor Leuten, die nicht selbstverständlich ein Codewort mit Dir vereinbaren, wenn Du das möchtest. Das Codewort (möglichst etwas ausgefallenes) heißt: sofort aufhören, das Spiel ist zuende. Der Gedanke an das völlige Abgeben der Kontrolle ohne Absicherung mag geil sein, aber es ist ein sehr riskantes Spiel. Eine echte Vergewaltigung ist etwas, woran Du Dein Leben lang zu tragen hast. So etwas hat nichts mehr mit SM zu tun und kann die seelische Gesundheit dauerhaft zerstören. Die eigentliche Kunst (und der Reiz für den Top) besteht darin, den Sub dazu zu bringen, daß er Dinge will, die er unter normalen Bedingungen nicht machen würde. Grenzen auszudehnen ist ok, sofern dabei immer das (zumindest stillschweigende) Einverständnis auf beiden Seiten da ist.

D iese Sicherheitshinweise sollen niemand von SM abschrecken, das selbstverständliche Berücksichtigen dient vielmehr dazu, mit einem Wohlgefühl der Sicherheit SM-Spielchen zu erleben.

Wo find ich IHN?

In der Szene (einschlägige Bars), Anzeigen in Stadtmagazinen, im Internet (Anzeigen auf dem WWW oder im Chat auf dem IRC) oder auf der Straße. Lerne die Symbolik und achte auf kleine Anzeichen. Armymarken, Lederbändchen, Halstücher oder Anstecker in Handschellenform sind meist kein Zufall.

Viel Spaß!

(c) '99 by Armytied

1