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Ärtzliche Praxis Nr.:78 28.09.99 |
Transsexualität: Nicht
immer kann der Chirurg helfen Das andere Geschlecht im Alltag ausprobieren |
MÜNCHEN - Transsexuelle sind überzeugt, im falschen Körper geboren zu sein. Ihre eigenen Geschlechtsmerkmale bereiten ihnen starkes Unbehagen, manchmal sogar Ekel. Sehnlich wünschen sie sich, endlich als Mitglied des anderen Geschlechts akzeptiert zu werden und fordern vehement, chirurgisch "richtiggestellt" zu werden. Doch eine derart einschneidende Entscheidung darf erst nach gründlicher Vorbereitung getroffen werden. Früher galt Transsexualismus als gestörte Geschlechts-ldentifikation; doch weder Psychotherapie noch Pharmaka konnten helfen. Voraussetzung für die eindeutige Indikationsstellung einer operativen Geschlechtsumwandlung sei umfangreiche Vorbereitung, betont Prof. Dr. med. G. Kockott, München. Denn ausschlaggebend für den Erfolg ist nicht nur die Operation, sondern vielmehr die seit vor dem Eingriff. mindestens eineinhalb Jahre dauern die Testphasen, die vorschnelle Fehlentscheidungen verhindern sollen. Wird die Geschlechtsumwandlung nicht mit der nötigen Sorgfalt vorbereitet, droht dem Therapeuten eine Schadenersatzklage. Zuerst muß der behandelnde Arzt prüfen, oh der Patient die Geschlechtsumwandlung auch wirklich beständig und bereits seit Jahren wünscht. Er muß abwägen, ob sich der Wunsch durch psychotherapeutische Behandlung vielleicht ändern könnte oder ob eine Operation mit dem Beruf des Umwandlungswilligen überhaupt zu vereinbaren ist. Ausschlaggebend ist jedoch der "Alltagstest": Dabei erprobt der Patient / die Patientin Kleidung, Mimik, Gestik und Sozialverhalten des Gegengeschlechts. Kann und will er/sie künftig wirklich in der neuen Rolle leben? Wie reagieren Familienmitglieder, Kollegen, Freunde und Vorgesetzte? Konflikte entstehen vor allem mit Personen aus dem nahen sozialen Umfeld. Während Vorgesetzte meist tolerant seien, könnten Arbeitskollegen äußerst, ablehnend reagieren, schildert Prof. Kockott. In der Familie sind es meist die Vater, die das transsexuelle Kind nicht akzeptieren können, vor allem wenn es sich um einen Sohn handelt. Gespräche des Therapeuten mit Familienmitgliedern oder auch ein ärztliches Attest zur Vorlage beim Arbeitgeber können dann sehr hilfreich sein. Der Alltagstest soll zeigen, ob der Patient die barschen, ablehnenden oder kränkenden Reaktionen seiner Umwelt verkraftet. Nur wenn er auch die schwierigsten Situationen bewältigt, wird die Hormontherapie begonnen. Der Arzt muß beurteilen, ob der Patient die neue Rolle akzeptiert Allmählich lernt der Patient die Möglichkeiten und Grenzen einer Geschlechtsumwandlung realistisch einzuschätzen. Der Arzt muß nun beurteilen, ob der Patient die fortschreitende Veränderung seines Körpers psychisch annimmt, seine neue Rolle akzeptieren kann. Die Operation empfinden viele Patienten als große Erleichterung. Nach entsprechender Vorbereitung sind die Ergebnisse durchaus zufriedenstellend, wie Prof. Kockott versichert. Mann-zu-Frau-Transsexuelle haben häufiger Schwierigkeiten bei der Partnersuche und vermehrt Probleme mit der Entwicklung einer beständigen Partnerschaft. Frauen, die sich entschlossen haben, zum Mann zu werden, kommen erfahrungsgemäß mit späteren Partnerbindungen besser zurecht. Anna Haugg Abschieds-Symposium (für Prof. H.-J Vogt: "Andrologie/Sexualmedizin", Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, München 1999 |
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