die Libelle aus dem Baumarkt (na ja, zum Teil jedenfalls...)

Der Ehrgeiz war, ein fliegendes Zeugs mit hochgesteckten Zielen voll 'eigenverantwortlich' zu entwickeln und zu bauen. Die hochgesteckten Ziele sollten sein: leicht und schnell mit Standartzutaten baubar, entpannt fliegbar, extrem kofferraumfreundlich und richtig gute Thermik-Annahme. Ich ging schwanger mit der Idee von etwas, das man heute als 'Slowflyer' bezeichnen würde (zur Geburtszeit der 'Libelle' noch nicht aktuell), aber ohne die damit verbundene Spannweitenreduzierung aber mit der Fähigkeit über einem Feuerzeug zu kreisen. Wenn möglich mit Höhengewinn ;-))).  
Da die überwiegend theoretische Berechnung der Parameter mehrmals in langwierigen Einflugabenteuern geendet hatte, verbunden mit mehr oder weniger dicken Ausgleichs.- bzw. Unterlegkeilen mit unschönen optischen und strömungstechnischen Aspekten (vom herablassend-hämischen Grinsen der Flugkollegen mal abgesehen ;-( ) sollte die Auslegung des Wunderwerks auf Erfahrungswerten, sprich auf dem jeweils Besten, was gut fliegende andere Modelle oder auch Mann/Frauträger zu bieten hatten beruhen. Die einzelnen Komponenten wie Profil, Spannweite, Streckung, Leitwerksarm, Einstellwinkeldifferenz, Dämpfungs/Ruderfläche und Geometrie, Ruderauslenkung und dergleichen wurden 'aus dem Bauch heraus' festgelegt, gefühlsmässig in Richtung der angestrebten Flugcharakteristik optimiert. Nun, bei dem Vorsatz blieb es zunächst recht lange. Die Geburtswehen setzten erst ein, als ich in irgend einem Geschäft 16mm durchmessende Alurohre entdeckte, mit 0,5 mm Wandstärke und einem traumhaften Gewicht von fast gar nichts. Da das ganze Experiment ja nicht durch Optik, sondern durch möglichst gute Funktionaliät bestechen sollte (natürlich mit der Überzeugung im Hinterkopf, dass Funktionalität ihre eigene Ästhetik besitzt), war damit die Herstellung des Leitwerksträgers gesichert. Leichte Bedenken bezüglich der Steifigkeit wurden mit einem scheelen Blick auf Schwingungs- u. Durchbiegungsverhalten manch anderer Fluggeräte (auch richtig grosser) bis zur Flugerprobung durch Nichtbeachtung entschärft. Das Rumpfvorderteil wurde unter den Aspekten 'Schnelligkeit' und 'Einfachheit' als Behausung eines 7 bis 8 Zellen - Akkus sowie eines 600er Motors mit 4:1 Getriebe und Klapplatte aus 1,5 mm Birkensperrholz mit 5 x 5 mm Buchenfachwerkverstärkung zusammengekastet. Als Profil kam als schnell turbulentes ein leicht modifiziertes Clark Y zum Tragen, nach einem Vergleich mit leichter Rauhigkeit (spirituslösliches Plastikspray sparsam 2 x drüber) letztlich doch babypopoglatt ... ach Quatsch, spiegelnd glatt (Solarfilm), zumindest vor den ersten Landungen auf widerspenstigen Gräsern. Bei den Flächen selbst wurde aus Gewichtsgründen (na gut, auch des Aussehens Willen) die althergebrachte Rippenbauweise gewählt. Dreiteilig (Kofferraum) mit geraden Teilen und zwei Knicken. Das mit der Rippenbauweise eingesparte Gewicht hab ich aufgrund meines übertriebenen Sicherheitsbedüfnisses in den tragenden Verbindungsteilen der Flächendrittel zum Teil wieder verbraten (6mm Messingrohr mit 4mm Stahlstiften als Verbindungskern, so lang, wie es Profildicke und Knickwinkel gerade noch erlauben, gut eingeharzt - ja das wiegt was...). Der Erfolg ist aber, dass die 'Libelle' trotz extremer Leichtwincharakteristik Zuschauer durch ihre Fähigkeit zu gerissenen Rollen (2-Achssteuerung) und engen Loopings sowie Wenden 'auf einem 5-Mark-Stück' in Erstaunen versetzt, und damit bei dem einen oder anderen Flugtag auch ein paar Preise eingeheimst hat. Und recht schnell lässt sie sich auch fliegen, was eigentlich gar nicht geplant war. Es ist aber schon ein angenehmes Gefühl zu wissen, dass man das Biest auch gegen einen auffrischenden, böigen Wind noch nachhause bringen kann. Unterstützt wird diese Sicherheit noch durch den von mir entwickelten HE-Regler (=Drehzahlsteller), der mindestestems noch 2 x 10 Sekunden Power zum 'Heimschleppen' vor erreichen der Akkuunterspannung bietet. Steigflüge schafft die Libelle mit 7 Zellen gut 3 bis an die stressfreie Sichtgrenze ohne Aufwind, mit 8 Zellen nur etwa 2 1/2 etwas schneller (wer hat eigentlich das Gerücht aufgebracht, mehr Zellen hielten bei voller Leistung und gleicher Konfiguration länger? In Mathe war der/die auf jeden Fall noch schwächer als ich ;-) und das will was heissen! Na ja, insgesamt scheint E-Modellflug bei vielen ohnehin so etwas wie eine Glaubensangelegenheit zu sein.). Im Beisein einer wohlwollenden Aufwindgöttin hatte ich aber auch schon mal Schwierigkeiten, den Akku nach zwei Stunden in der Luft leer zu kriegen, das kommt aber zugegebenermassen auch bei guten reinen Seglern vor. Nur beim Höhemachen und der Startsicherheit wenn's nicht trägt haben Motorsegler halt ihre Vorteile, isn't it? Egal, es schwellte doch die Brust der Erbauerin, zumal es kein Einzelerlebnis war.
Mal sehen, wenn's klappt, kommen im Lauf der Zeit noch ein paar Detailaufnahmen der 'Libelle' dazu ... zurück  
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