Coming Out

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Was erwartet Dich auf dieser Seite?

Beim Schreiben dieser Zeilen überschlagen sich meine Gedanken. Ich will weder gleich mit der Tür ins Haus fallen, noch zu sehr dozieren. Ich will keine arroganten Ratschläge verteilen oder DIE einzig richtige Lösung präsentieren. Andererseits will ich auch nicht zu oberflächlich mit dem Thema umgehen. Es betrifft praktisch alle Crossdresser/Transvestiten und sollte deswegen auch intensiv behandelt werden. Es gibt auch ein paar Verhaltensweisen und Vorüberlegungen, die sich im Laufe der Zeit auch für andere CD/TVs als nützlich erwiesen haben. Diese will ich Euch nicht vorenthalten.

Ich werde grundsätzliche Überlegungen anstellen, einige Tips geben und versuchen, mein eigenes Coming-Out in diese Gedanken aufzunehmen. Zum Coming-Out zählt für mich mehr als nur der Satz "Du Schatz, ich trage gerne hochhackige Schuhe...". Es umfaßt auch die Art und Weise, wie ich nach dem ersten Knall weiterlebe. Sowohl die Gründe für ein Coming-Out als auch das Leben danach bestimmen meine seelische Ausgeglichenheit und das Zusammenleben mit den Menschen, die mir wichtig sind. Wenn ich mich in diesem Text auf meine Partnerin beziehe, gelten die Aussagen meist auch für männliche Partner von CDs. Der weitaus häufigere Fall ist es aber wohl, daß Männer crossdressen. Die männlichen Partner mögen sich also nicht zurückgesetzt fühlen. Jetzt aber genug der Vorreden!

Mein Herz - Mördergrube oder Plappermaul?

Mit dem Coming Out ist es eine schwierige Sache. Es gibt CD/TV, die ihr ganzes Leben lang keiner Menschenseele anvertrauen, daß sie diese Leidenschaft haben. Trotzdem ist es sehr wichtig für uns alle, irgendwie damit umzugehen. Dabei gibt es natürlich die verschiedensten Ausmaße des Coming Outs. Es wird davon abhängen, in welcher Lebenssituation man sich gerade befindet. Als 13jähriger Jugendlicher stellt man andere Ansprüche an sein Coming Out als als 35jähriger Familienvater. Wichtig ist auch, wie ich lebe und wohne: Allein oder mit einer Partnerin, in der Großstadt oder in einem kleinen Dorf etc.

Will ich mich überhaupt outen oder bin ich mit der jetzigen Situation glücklich und zufrieden? Warum und inwieweit will ich mich eigentlich outen? Welche Teile meiner Persönlichkeit und Intimsphäre will/muß ich dabei nach außen tragen? Wem vertraue ich mich an? Will ich "nur" die Partnerin einweihen, oder geht das Coming-Out so weit, daß auch Familie, Eltern, Freunde, Arbeitgeber vom lange gehüteten Geheimnis erfahren sollen? Welche Reaktionen erwarte ich, welche erhoffe ich, welche kann ich akzeptieren?

Solche und ähnliche Gedanken sind für ein Coming-Out wichtig. Klar, hinterher ist man immer schlauer, aber vollkommen unvorbereitet den Knoten platzen zu lassen, ist keine gute Idee.

Wie kam es eigentlich zu meinem Coming Out? Wenn Du Meine Geschichte schon gelesen hast, dann kennst Du den Hauptgrund: Ich konnte so nicht mehr weitermachen. Ich war zwar nicht depressiv oder suizidgefährdet, aber in mir hatte sich in den vorangangenen Monaten ein so großes Bedürfnis entwickelt, meine Weiblichkeit ausleben zu dürfen, daß ich mich kaum noch auf andere Dinge konzentrieren konnte. Ständig waren da diese Überlegungen, wie weit wohl meine Leidenschaft gehe, wie es wäre, sie endlich offen ausleben und ausloten zu können.

Einerseits wollte ich meine Partnerin nicht verlieren, andererseits wollte ich es nicht länger tief in mir begraben müssen. Ich merkte ja, daß dieser Zustand so für mich auch nicht mehr tragbar war. Eines Abends faßte ich mir ein Herz und setzte - dieses Gefühl hatte ich tatsächlich - alles auf eine Karte, indem ich die Bedenken beiseite schob und fast mechanisch das aussprach, was ich mir zurechtgelegt hatte.

Sie war ziemlich perplex und fragte nach einer Weile: "Und? Ist das alles?". Au-weia, jetzt hat unsere Beziehung ein Ende. Warum hatte ich es bloß gesagt? Hätte ich doch lieber das Maul gehalten. Aber das wollte ich ja nicht. Was bin ich doch für ein Egoist. Oder ist da doch eine Chance? - Nachfragen! Und tatsächlich, ich hatte sie falsch verstanden. Sie hatte aufgrund meiner Ankündigungen lebensbedrohende Krankheiten wie Krebs oder AIDS erwartet. Oder den Wunsch meinerseits, die Beziehung zu beenden. Meine Güte, war ich erleichtert!

Dann wurde sie offensiv: "So, nun hast Du mir einiges erzählt, jetzt will ich Deine Sachen auch mal sehen". Damit hatte ich gerechnet. Ich holte meine kleine Sammlung aus einer Kiste, die für sie gut sichtbar und erreichbar jahrelang in meinem Arbeitszimmer gestanden hatte. Da es meine Kiste war, hatte sie sie nie geöffnet. Diesen Respekt vor den persönlichen Dingen des Anderen rechne ich ihr übrigens hoch an. Nun wurde es spannend. Was würde sie zu den Kleidungsstücken sagen? Lustigerweise machte sie mir für ein Paar Schuhe sogar Komplimente und gab offen zu, daß sie einige Teile sehr schön fand. Das gab mir Rückhalt. Ich durfte also sogar etwas Selbstbewußtsein bezüglich meiner "Frauensachen" haben.

Sicher, daß ihr Partner Frauenkleidung anziehen möchte, ist nicht ihr Herzenswunsch und das, was sie schon immer vermißt hätte, aber sie hat sich - zu meinem Erstaunen - mehr darüber aufgeregt, daß ich ihr mein Geheimnis so lange verschwiegen habe. Sie sagt, es habe gar nicht so sehr mit dem Thema "Crossdressing" zu tun. Schlimmer war für sie, daß ich es nicht früher gesagt habe. Andererseits weiß sie es aber auch zu schätzen, daß ich sie nach so langer Zeit eingeweiht habe. Ihr ist klar, daß das Thema nicht gerade leicht zu besprechen ist.

Ihr denkt jetzt vielleicht, daß ich eine Wunderfrau zur Frau habe. Sie ist zwar wunderbar, aber das heißt nicht, daß sie mit dem Thema Crossdressing nicht auch dann und wann ihre liebe Last hat. Wenn ich es nicht machen würde, wäre das Leben offensichtlich einfacher für sie, logo. Auf der anderen Seite fällt aber das gemeinsame Geheimnis in die Waagschale. Etwas Spezielles miteinander zu teilen, hat schöne und auch belastende Momente. Belastend ist es dann, wenn man sich bewußt wird, daß es wirklich (zumindest bis dato) nur unser Geheimnis ist. Niemand - z.B. aus dem Kreis der Verwandten - weiß Bescheid. Etwas verheimlichen zu müssen, das unsere Beziehung dann und wann bereichert, kann sehr belastend sein. Wahrscheinlich wird es mit der Zeit normaler für uns werden, mit dem Geheimnis umzugehen.

Was dann geschah...

Inzwischen ist es fast ein Jahr her, daß ich meine Frau ins Bild gesetzt habe. Wir haben Ups und Downs erlebt. Für uns beide haben sich viele Gelegenheiten zur Auseinandersetzung mit dem Thema ergeben. Sowohl im Gespräch als auch praktisch war das vergangene Jahr sehr interessant für uns.

Nun, da ich das Crossdressing nicht mehr verstecken mußte, wurde ich mutiger und neugieriger. Ich wollte plötzlich so viele Dinge, die Sabrina - so der Name, den ich mir für meinen weiblichen Part gesucht habe - beim Ausprobieren der Weiblichkeit helfen sollten. Jetzt war es möglich, beim Juwelier Ohrlöcher schießen zu lassen. Eines? Nein, daß hätte ich als Mann auch machen können. Es mußten schon gleich beide Ohren sein. Tja, und Schminke wollte ich auch mal ausprobieren. Meine Frau kam mit in die Drogerie und wir ließen uns beraten. Wir kauften meine Schminke für sie. Soviel Selbstbewußtsein hatte ich damals noch nicht. Wir kaufen zusammen in Kaufhäusern etc. für mich Damenkleidung ein. Hat man einmal den inneren Schweinehund überwunden, ist es gar nicht mehr so schlimm. Wieder ist nur etwas Selbstbewußtsein gefragt. Wer will einem schon verbieten, mit 'nem Rock oder Kleid in die Umkleidekabine zu verschwinden? Schließlich zahlen wir genauso wie jeder andere Kunde auch. Und das Beste: Den meisten Leuten (Kunden wie Personal) ist es absolut schnuppe. Man hat mehr Angst als nötig. Die Leute wollen in Ruhe einkaufen und fertig. Dann mache ich das eben auch!

Mittlerweile ist das Crossdresing für unsere Beziehung normaler geworden. Ich habe keinen festen Rhythmus, nachdem man die Uhr stellen und sicher sein könnte, mich en femme zu Hause oder auf der Piste anzutreffen. Einerseits habe ich nicht dauernd Lust auf Crossdressing, bin sogar manchmal schlicht zu faul, den ollen Männerkörper auf Hochglanz zu trimmen. Streß im Studium und Beruf tun ihr Übriges. Dann liegen die Sachen tage- oder wochenlang herum. Andererseits kann es auch passieren, daß ich mich in die Klamotten werfe, sobald ich nach Hause komme. Das Ganze mehrmals die Woche und am Wochenende womöglich Fulltime. Daß meine Frau da nicht immer jubelt, ist ihr nicht zu verübeln. Sie hat nichts dagegen, daß ich gedresst durch die Wohnung laufe. Wenn Sie sich dann aber noch ständig damit befassen soll, wird es zuviel für sie. Das ist dann zwar im konkreten Moment enttäuschend für mich, aber ich würde an ihrer Stelle genauso reagieren.

Wenn Sabrina in Action ist, bemerkt meine Frau Veränderungen in Gestik, Sprache und so weiter. Diese sind ihr manchmal nicht ganz geheuer, aber sie üben auch eine Faszination auf sie aus. Das wiederum macht mir viel Spaß.

Ungefähr zu dieser Zeit begann ich auch, Kontakte zu anderen CD/TV zu knüpfen. Die Kontaktaufnahme zu Selbsthilfegruppen in Hamburg gestaltete sich als sehr schwierig, da es entweder keine Gruppen gab, oder diese Gruppen im Zerfall begriffen waren. Ein wenig gefrustet fand ich dann Evelyns Schweizer Homepage. Dort gab es ein Web-basiertes Forum, in dem ich eine Kontaktanzeige aufgab. Und siehe da, es meldeten sich eine ganze Reihe netter Leute. Ein paar Spinner waren auch darunter, aber die läßt frau einfach abblitzen...

Ein Riesenschritt war das erste Mal draußen en femme. Ich wollte zum TV/TS-Stammtisch in Hamburg. Inzwischen war ich gut mit Make-up und Perücke ausgestattet. Meine Frau lieh mir eine tolle Lederjacke und los ging's. Das war eine große Sache. Total neu, prickelnd, spannend, aufregend. Ich fuhr sogar mit der Hamburger S-Bahn. Wieder einmal hatte ich mehr Angst als nötig. Die Menschen auf der Straße kümmern sich nicht um Dich. Wenn man nicht gerade laute Reden auf dem Bahnsteig schwingt, fällt man nicht weiter auf. Sicher, einige Leute schauen nach dem ersten oberflächlichen Blick nochmal genauer hin. Na und? Wenn ich en femme auf die Straße gehe, sieht man mir meine männlichen Züge natürlich immer noch an. Und wenn das auffällt, muß man mit einem zweiten Blick rechnen. Na, und ein bißchen Aufsehen zu verursachen, ist auch ganz spannend. Bisher ist mir auf meinen Ausflügen noch nie jemand dumm gekommen. Ich wurde weder in Messerstechereien noch in Diskussionen verwickelt. Absolut easy. Ein Tip am Rande: Sprich' mit Deiner Partnerin, bevor Du in der direkten Umgebung Eurer Wohnung en femme auf die Straße gehst. Nachbarn sind überall. Klar, bis zu einem gewissen Maße können sie einem gestohlen bleiben. Wenn sie aber Briefe an den Vermieter schreiben würden, suche Dir lieber ein stilles Örtchen in gebührender Entfernung zum Dressen aus.

Auch diese Internet-Seiten betrachte ich als Teil meines Coming-Outs. Zwar offenbare ich nicht direkt meine Identität im Sinne von Personalien, aber ich schreibe hier viel über mich, was für meine Selbstfindung und mein Selbstbewußtsein nur positiv sein kann.  Schreibt Eure Gedanken ruhig mal auf. Man wird sich über vieles klar. Ob als Brief, Tagebuch oder Web-Seite ist dabei egal.

Wozu das Risiko?

Du mußt für Dich selbst entscheiden, ob Du Menschen, die Dir wichtig sind, von Deinen innersten Wünschen erzählst. Hast Du dieses Bedürfnis nicht und kannst gut damit leben, das Geheimnis immer nur mit Dir selbst teilen zu können, setze bloß nicht leichtfertig alles aufs Spiel. Es ist Dein Leben und Du mußt mit Dir und Deinen Wünschen und Bedürfnissen klarkommen. Das ist die Hauptsache in dieser ganzen Angelegenheit.

Wer und was bin ich?

Es ist wichtig, mit sich selbst abzuklären, welche Bedeutung das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts für einen selbst hat. Das Spektrum der CD/TV-Spielarten ist groß und bunt, die Grenzen fließend, die Gründe und Ziele verschieden. Vom Gelegenheits-TV, der Spaß an Dessous oder Schuhen hat, bis zum TV mit TS-Neigung, der, wann immer möglich, ganz Frau sein möchte, ist alles vertreten. Ausschlaggebend ist, daß Du deine Vorliebe für die Kleidung bzw. das andere Geschlecht annimmst und Dich nicht als krank oder pervers ansiehst. Die Gesellschaft hat vor allem Angst, was sie nicht versteht. Deshalb werden Transvestismus, Homosexualität und auch Transsexualität als abnorm und womöglich sogar pervers betitelt. Wie soll uns abr jemand akzeptieren, wenn wir es selbst nicht können? Zugegeben, es ist etwas seltsam, nicht die, dem körperlichen Geschlecht zugeordnetete Kleidung und Verhaltensweise an den Tag zu legen. Aber wer sollte uns verbieten, unsere Leidenschaft auszuleben, solange wir niemanden dadurch beeinträchtigen? Crossdressing ist für mich eine Befreiung, eine Möglichkeit, mehr von dem zu zeigen, was in mir steckt. Ich bin nicht einfach ein Mann und fertig. Ich bin ein Mensch. Und als solcher habe ich Gefühle, Vorlieben, Abneigungen etc., die ich ausleben möchte. Oder ganz egoistisch ausgedrückt: Soll ich mich einschränken, nur weil andere Menschen verklemmt sind? Die Weiblichkeit ist ein Teil von mir. Ich lebe nur einmal und ich will mein Leben genießen.

Selbstakzeptanz

Sei möglichst gut vorbereitet. Überlege Dir schon vorher, was Du auf Fragen wie "Bist Du schwul?", "Wirst Du Dich umoperieren lassen?", "Warum machst Du das?", "Wieviele Männer machen sowas?" antworten würdest. In der konkreten Situation des Outings ist es wichtig, nicht wie ein perverser Sonderling dazustehen, der von einem Fuß auf den anderen tritt und selbst nur wenig über das Thema weiß. Wenn Du auf viele Fragen eine Antwort weißt, kannst Du sehr viel selbstbewußter agieren. Du wirst trotzdem nervös sein, wirst aber nicht Spielball der Situation, sondern kannst das Gespräch lenken. Suche Dir für den Fall, daß sie ablehnend reagiert, Bücher etc, die Deine Erklärungen untermauern. Je genauer Du Dir darüber klar wirst, was das Crossdressing in Deinem Leben bedeutet, desto präziser und selbstsicherer kannst Du Deinen Standpunkt vertreten und die Message "rüberbringen". Selbstbewußtsein läßt sich durch Bücher und Web-Pages, durch Selbsthilfegruppen und nicht zuletzt durch eigene Erfahrungen erlangen bzw. festigen. (Kleiner Tip für Bücher, die CDing als Krankheit einstufen: Ganz weit wegwerfen und ein anderes Buch besorgen!) Tausche Dich mit anderen CD/TV aus, knüpfe email-Kontakte, besuche mal einen CD/TV-Stammtisch in der nächstgelegenen Großstadt (Dort herrscht übrigens kein Fummelzwang!).

Vorbereiten? Wie bitte?

Manchmal bekommt man den Rat, zu versuchen, die Meinung der Partnerin zum Thema Crossdressing/Transvestismus etc. auszuloten. Das ist jedoch nur ein vager Anhaltspunkt für die Vorhersage der Reaktion. Meine Partnerin hat bei entsprechenden Beiträgen im Fernsehen wenig Interesse gezeigt. Sie vertrat die Meinung, daß "die doch ruhig machen sollen, was sie wollen, solange sie damit niemanden belasten". Das ist schon viel wert! Aber: wenn es in den eigenen vier Wänden akut wird, wenn es sich um den eigenen Partner handelt, kann die Meinung auch anders ausfallen. Sei also auf jede Reaktion gefaßt.

Falls das Thema Crossdressing mal in größerer Runde angesprochen wird, bietet es sich an, die gängisten Vorurteile vorsichtig anzugehen und auszuräumen. Achtung: Wenn das Thema zu oft auf den Tisch kommt, werden Freunde (und vielleicht auch Partnerinnen) hellhörig. Das könnte leicht nach hinten losgehen.

Fairness in der Beziehung

Je eher Du es ihr sagst, desto größer ist die Chance, daß sie die Geheimniskrämerei verzeihen wird. Wir verheimlichen einen wichtigen Teil von uns. Partnern diesen Teil vorzuenthalten, ist nicht fair. Sie können sich in diesem Punkt zu Recht betrogen fühlen. Es hinauszuzögern, schürt den Verdacht, daß immer noch etwas zwischen Euch stehen könnte. Sage es ihr so früh wie möglich, damit die Fronten abgeklärt sind. Jeder Zeitpunkt kann gut oder schlecht gewählt sein. Sage es ihr vor der Verlobung/Heirat, bevor Euer Kind geboren wird... Möglicherweise kann der Zeitpunkt auch zu früh gewählt sein. Wenn noch nicht genügend Respekt und Loyalität aufgebaut sind, kann es bei einer Trennung zu Peinlichkeiten kommen. Ich will mir hier jetzt keine Horrorgeschichten ausdenken, aber meine Frau könnte mir doch so einige Scherereien bereiten, indem sie ein paar nette Fotos von mir verschickt... ;-)

In Flagranti

Bedenke auch, was passieren könnte, falls sie Deine High Heels in Größe 43 findet. Ich habe Schuhgröße 39. Meine Frau meinte, sie hätte geglaubt, die Sachen gehörten einer anderen Frau. Wie hätte ich ihr das ausreden sollen? Das wäre sehr schwierig gewesen. Manche CD/TV legen einen Zettel in ihre "Kiste" nach dem Motto: "Jetzt, wo Du die Sachen entdeckt hast..." Ob das gut ist? Laßt es nicht darauf ankommen. Erzählt ihr davon, bevor sie die "Kiste" findet. Für den Fall, daß dies doch passiert, überlege Dir jetzt schon, was Du Deiner Partnerin sagst. Letztlich kann es immer passieren, daß sie dich beim Dressen überrascht. Sissi-Kleider oder ein megasexy Outfit sind dann keine gute Wahl... ;-)

Wie sage ich es ihr?

Auf diese Frage gibt es nicht die einzig richtige Antwort. Dennoch mußt Du eine finden. Sei auf jeden Fall ehrlich! Überrasche sie nicht in Frauenkleidung. Das ist so ziemlich das Gefährlichste, was Du tun kannst. Du würdest sie direkt mit etwas konfrontieren, an das sie niemals gedacht hätte, auf das sie nicht im Geringsten vorbereitet ist. Wenn Du gern Kleider oder Leder-Minis trägst, dann sage ihr das auch. Flüchte Dich in nicht in eine Sparversion nach dem Motto "Och, manchmal trage ich eine Strumpfhose...", die Du später widerrufen mußt. Manchmal kann es ganz gut sein, ein paar nette Fotos von sich parat zu haben, für den Fall, daß die Partnerin sie sehen möchte.

Partnerinnen sind oft sehr feinfühlig, was die Bezeichnung des Crossdressings angeht. Nenne es besser nicht "Neigung" oder gar "Hobby". Positiver ist da die Bezeichnung "Leidenschaft". Oder bleibe einfach beim Wort selbst.

Übrigens: Die Erklärung für Crossdressing, es sei einfach der Wunsch die Kleidung des anderen Geschlechtes zu tragen, ist für die meisten CD/TV nicht richtig. Es ist einfach mehr als nur das Tragen der Kleidung. Überlege Dir, weiviel mehr es für Dich bedeutet.

Viele von uns haben sich einen weiblichen Namen zugelegt, den sie benutzen, wenn sie en femme sind. Das kann Deine Partnerin sehr verunsichern und/oder verschrecken. Sie kennt Dich als Mann. Dieses Bild darfst Du nicht abrupt umwerfen. Sie hätte dann nichts, woran sie anknüpfen könnte. Mir war dabei wichtig, klarzumachen, daß ich immer noch ich bin, daß ich nicht schizophren bin. Entferne Dich nicht unnötigerweise durch solche "Spielereien" von ihr.

Wenn der Knoten geplatzt ist...

Je nachdem, wie es um Eure Beziehung generell bestellt ist, wirst Du damit rechnen können, das Verständnis zu erfahren, daß Deine Partnerin sonst auch für andere Knackpunkte in der Beziehung aufbringt. Die Erfahrung vieler CD/TVs zeigt, daß Du mit jeder Art von Reaktion rechnen mußt. Seien es nun Tränen oder Grinsen. Sei darauf vorbereitet, auch mal einen Lacher zu ernten. Die meisten Männer sehen im Kleid wirklich etwas seltsam aus, es sei denn, sie haben viel Erfahrung, wie man(n) sich als Frau vorteilhaft kleidet und schminkt etc. Letztendlich tun wir ja wirklich etwas Ungewöhnliches. Und solange das Lachen nicht hämisch, sondern ein Miteinander-Lachen ist, kann es Wunder wirken. Es kann die Situation sehr entspannen. Nehmen wir uns also nicht zu ernst.

Das erste Mal im Dress

Wenn Deine Partnerin Dich mal in Frauensachen sehen möchte, hat sie einen großen Schritt getan. Diesen Schritt sollte sie selbst gehen. Dränge sie nicht dazu. Wenn in ihr die Neugier erwacht ist und sie sich damit auseinandersetzen möchte, wird sie Dich vielleicht auch von selbst bitten. Die Bereitschaft, den Freund/Ehemann en femme begutachten zu wollen, zeugt von Interesse und Aufgeschlossenheit. Kleide Dich für diese Gelegenheit am besten ordentlich und taktvoll. In Lederrock und Strapse ins Wohnzimmer zu stürmen und zu krähen:"Das ist mein anderes Ich!" ist nicht empfehlenswert. Weniger ist hier mehr :-)

Wer ist die (bessere) Frau?

Ich weiß, die Kleidung von "echten" Frauen übt eine besondere Anziehungskraft aus. Wer hat nicht schonmal in Mutters Kommode oder im Kleiderschrank der Partnerin gestöbert. Falls Du auf Ihre Sachen stehst, wird es Dir zwar schwerfallen, aber ich rate Dir, nur Deine eigenen Sachen zu tragen. Wenn Sie Dir das eine oder andere Teil überläßt, umso besser. Aber dränge nicht darauf. Kleidung ist etwas sehr Persönliches. Das sollten gerade wir wissen.

Trete nicht in einen Wettbewerb mit Deiner Partnerin ein, wer die bessere Frau im Hause sei. Mach' sie nicht neidisch oder gar eifersüchtig! Befolge oder probiere ihre Ratschläge wenigstens. Meist bist Du sehr gut damit beraten! Frauen haben einfach mehr Erfahrung als Frau!

Wie kann ich sie unterstützen?

Stehe für ihre Fragen zur Verfügung. Für uns selbst ist das Crossdressing in gewisser Weise ein Alter Hut. Wir machen das meist schon jahre-, oft sogar jahrzehntelang. Für die Partnerin ist es brandneu und ungewohnt.

Deine Partnerin wird sehr bald über die Konsequenzen nachdenken, die das Crossdressing für Euch und Eure Beziehung wohl haben wird. Nicht nur Du und das Crossdressing, sondern auch sie selbst wird in ihren Gedanken vorkommen. Fragen wie:"Ich finde ihn im Kleid sexy. Bin ich ein bißchen lesbisch?", "Er liebt und vergöttert, was ich schon immer war, was für mich normal ist. Ist er vollkommen bescheuert?", "Lasse ich mir auf der Nase herumtanzen?" und  "Mache ich mich lächerlich?" werden sie wahrscheinlich beschäftigen. Falls sie darüber sprechen möchte, lasse sie nicht damit allein.

Und wie geht's weiter?

Laßt Euch viel Zeit. Selbst wenn die erste Reaktion negativ ist, bedeutet das weder das Ende der Welt noch das unweigerliche Ende Eurer Beziehung/Ehe. Crossdressing ist sicherlich nicht der häufigste Scheidungsgrund. Nicht drängeln! Laß sie das Tempo bestimmen. Sei bereit, Kompromisse zu machen. Sie wird möglicherweise Bedingungen stellen. Z.B. daß das CDing nicht vor den Kindern und/oder nur in den eigenen vier Wänden stattfinden solle. Sprecht über Eure Wünsche und Ängste. Zu Nachbarn hat man meist kein sehr enges Verhältnis. Trotzdem werden die meisten Partnerinnen Skrupel haben, Dich en femme in den Supermarkt zu schicken. Neuverhandlungen sind immer möglich! Ihr beide müßt erkunden, welche Rolle das CDing in Eurem Leben einnehmen soll. Beide Seiten können Zugeständnisse an den Partner machen. Niemand kann die eigenen Bedürfnisse in einer Beziehung vollkommen verwirklichen. Verständnis für die Ängste und Unsicherheiten des Anderen sind neben Zuneigung und Liebe sicher das beste Rezept für ein gelungenes Coming-Out.

Links, Tips, etc.

Das Gespräch mit Dir ist ungemein wichtig. Trotzdem ist es gut, wenn Du für Deine Partnerin zusätzliche Informationen über andere Crossdresser und/oder deren Partnerinnen bereithälst. Das Internet ist voll von guten und informativen Homepages. Von Sex-Maganzine mit Kleinanzeigen rate ich dringend ab 8-) Bücher zum Thema gibt es auch, wobei mir bislang nur die englischen Ausgaben bekannt sind. Auf diese Weise weiß Deine Partnerin, daß sie nicht die einzige Partnerin von CD/TVs auf dieser Welt ist. Hinweise auf die englischen Titel findest in meiner Bücherecke unter der Rubrik "Literatur für Partner".

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    Nun ist es doch ein großes Sammelsurium an Ratschlägen und Tips geworden. Ich hoffe, sie sind Dir bei Deinem Coming-Out von Nutzen.

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