Bjelaja Rjeka (Weißer Fluß)
Am 07. August war es wieder einmal soweit. Fünf würzburger Studies machten sich zusammen mit 15 russischen Studenten der Staatlichen Baschkirischen Universität Ufa auf den Weg , um deren Heimat kennenzulernen. Die Reiseroute führte über Halle - dort stiegen weitere verwegene Studies der Martin Luther Universität zu - nach Berlin. Über Warschau, Brest und Minsk eilte der Bertlin - Moskau - Express in nur 30 Stunden in die Hauptstadt Russlands. Ein ganztägiger Aufenthalt in Moskau ermöglichte uns eine Besichtigung vieler wichtiger Sehenswürdigkeiten dieser wunderschönen Stadt. Um einige zu erwähnen: Roter Platz, Kreml, Aleksandrowski Sad (Alexandergarten), Arbat und als Hauptereignis: der Schatz des Priamos im Puschkinmuseum. Am Abend stiegen wir in den „ Schnellzug" Richtung Tscheljabinsk, der uns nach Ufa bringen sollte. Auf dieser gut 2 - tägigen Fahrt konnten bereits interessante Kontakte mit den mitreisenden Einheimischen geknüpft werden. So hatten wir zum Beispiel das Vergnügen, den 4 - jährigen Kostja kennenzulernen, der mit Vorliebe „seinen Großen Vaterländischen kämpfte". Man sieht also - auch das (Über)leben im Zug will gekonnt sein. Die Wolga überquerten wir an einer ihrer breitesten Stellen (mehrere Kilometer !!!) und zwar bei Uljanowsk, der Geburtsstadt Lenins. Ein beeindruckendes Erlebnis! Während eines kurzen Zwischenstops in Ufa, der Hauptstadt der autonomen Republik Baschkortostan, verabschiedeten wir die meisten unserer baschkirischen mitreisenden Studies, die wir aber später noch einmal wiedersehen sollten. Nun begann der letzte Abschnitt unserer Anreise. In engen Kurven wand sich unser Zug in die Höhen des Urals, bis wir nach 8 Stunden müde und abgeschlagen unser endgültiges Ziel erreichten, ein kleines verschlafenes Dorf in der wunderschönen russischen Landschaft. Ariewo. Dort hatten wir die Ehre, Gäste einer Baubrigade zu sein, tatarische und baschkirische Studies, die hier während ihrer Sommerferien im Nachbardorf Mesjagutowo an einem russischen Wirtschaftswunder arbeiteten, genaugenommen ein Wohnhaus. Nach gut einer Woche galt es bereits erneut zu packen. In dem gerade noch fahrbereiten 16 - sitzigen Autobus brachten wir Proviant für 2 Wochen, 2 mit Benzin gefüllte 50 - Liter - Milchkannen und unsere Wenigkeiten (knapp 30 Leute) unter. Nach einer eineinhalb - tägigen Fahrt erreichte man die Bjelaja - den weißen Fluß.
Auf dieser unvergeßlichen Bootsfahrt durch den Ural erlebten wir viele wundersame und auch eine Menge witziger Ereignisse. Wir bestaunten Höhlenmalereien, genossen die Stille und die unberührte Natur, lagen auf den Booten, tranken und sangen am Lagerfeuer. In dieser Zeit war die Bjelaja unsere Lebensquelle. Sie bot Abkühlung und Erfrischung, stillte den Durst und war eine wichtige Kochgrundlage und Nahrungsquelle (man bedenke die Fische!). Höhepunkt war die selbstgebaute Banja. Man stelle sich ein mit Zeltplanen überhängtes Holzgerüst vor, unter dem sich ein glühender Steinhaufen befindet. Sie bot uns mehr Genüsse und Freuden als eine deutsche Sauna. Nach mehrmaligem Besuch fühlte man sich einfach sauwohl. Natürlich gab es unter uns auch Leute mit spezifischen Talenten. Für die einen war es der Wodka, für den anderen die besondere Gabe, unser einziges Musikinstrument - Juras Gitarre - zu demolieren. Wieder andere (besonders männliche Wesen), hatten die schwere Verantwortung, sich von ihrer weiblichen Besatzung bedienen zu lassen. Zusammenfassend kann man sagen, daß unsere Bootsfahrt ein voller (!) Erfolg mit mehreren Reinfällen war. Nach zwei Wochen kehrten wir wohlbehalten nach Ufa zurück. Dort feierten wir ein stürmisches Wiedersehen mit unseren baschkirischen Studies, die bereits in Deutschland gewesen waren. Leider hatten wir nur 2 Tage, um uns die Metropole Baschkortostans anzusehen, denn bald darauf ging unsere Reise weiter nach St. Petersburg. In nur fünf Tagen erlebten wir jede Menge Kultur: Die Erimitage, den Peterhof, den Newski-Prospekt, das Ethnologischey-Museum, die Kunstkammer, die Isaak-Kathedrale und viele verschiedene Kirchen. Viele von uns gaben sich die Freiheit, auch das berühmte Nachtleben St. Petersburgs hautnah zu erleben. Mit Eindrücken, Erfahrungen und Souveniren beladen kehrten wir nach 4 Wochen Russland wohlbehalten nach Würzburg zurück.
Was haben wir daraus gelernt? Wer einmal hinfährt wird süchtig - ob nach Wodka, Liebe, Sprache oder Kultur, das muß jeder für sich selbst herausfinden.
Katja, Christian