Caught in the Crossfire...

Aktuelle CDs im Kreuzfeuer der Kritik - Teil 3



John Scofield: Bump

Das Konzept dieses Albums, das wie der Vorgänger "Scofield à Go Go" von Lee Townsend produziert wurde, ist ganz einfach: Gitarre, Bass, Drums, mal mit Percussion, mal mit ein paar Samples angereichert, und das alles in wechselnden Besetzungen. Dies ist das Resultat von Scofields Wunsch, wieder mal auf Orgel und Keyboards zu verzichten, dann aber auch seines Interesses für die jüngere New Yorker Szene zwischen Rock, Jazz, Funk und Avantgarde. Das Ergebnis - pauschal analysiert immer noch "Scofield-Gitarren-Jazz" - sieht der Meister selbst als Funk-Album, als Partysound, als Tanzmusik. Definitiv ist es Groove-Musik, aber Dancefloor-Freunde, Tangotänzer oder Foxtrottfossile wird diese Musik kaum auf die Beine bringen...

Angereichert wird diese Platte durch ein zehnminütiges Video, in dem Scofield über das Album und die Musiker spricht und dann im Studio bei den Proben zu "Blackout" zu sehen und hören ist.

Musicians: John Scofield (g), Mark De Gli Antoni (samples), Chris Wood, Tony Scherr, David Livolsi (b), Eric Kalb, Kenny Wollesen (dr), Johnny Almendra, Johnny Durkin (perc)

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Screaming BLUE MURDER: Dedicated to Phil Lynott

Bei diesem Japan-Import handelt es sich (leider) nicht um ein Dokument des aktuellen Thin-Lizzy-Revival- Projekts um John Sykes und Scott Gorham, sondern um einen einstündigen Mitschnitt eines Konzerts von Sykes Band "Blue Murder" im Dezember 1993.

Mit "Cold Sweat", "Please don't leave me" und "Dancing in the Moonlight" (wieso nicht "Still in love with you"???) sind immerhin drei Lizzy-Stücke dabei, so wie auch "Still of the night" vom Whitesnake-Album "1987", an dem Sykes ebenfalls beteiligt war.

Sicher eine interessante Aufnahme, die vielleicht zeigt, wie Thin Lizzy in den 90er getönt haben könnten, zumal Sykes' Stimme der von Lynott beängstigend ähnlich tönt...

Musicians: John Sykes, Marco Mendoza, Tommy O'Steen, Nik Green

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Michael von der Heide: Tourist

Eigentlich bin ich kein so grosser Fan von Michael, aber ich habe bis jetzt jede seiner Platten gekauft- vielleicht "nur" aus Schwestern-Solidarität?

Für diese neueste Produktion hat er seinem Team Thomas Fessler/Nico Looser/Markus Kühne den Rücken gekehrt und dafür mit Gert Stäuble zusammengespannt, was aber keine drastische Änderung zur Folge hat.

Wie üblich präsentiert sich uns hier eine kunterbunte Ansammlung von Songs in Hochdeutsch, Dialekt und Französisch, mit Texten von Martin Suter, Corin Curschellas, Nick Cave/Kuno Lauener, Milena Moser, Stephane Blok und Michi himself. Einzelne Tracks hervorzuheben, ist schwierig - am besten, man geniesst die Platte als Ganzes...

Musicians: Michael von der Heide, Gert Stäuble, Tom Etter, Jürg Schmidhauser, Oli Hartung, Kuno Lauener, Hendrix Ackle u.a.

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Moody Marsden: The Night the Guitars came to play

Als Micky Moody und Bernie Marsden vor ein paar Jahren im Winterthurer "Albani" Station machten, kündigten sie eine neue Liveplatte an. Auf dieses Album habe ich jahrelang gewartet - ohne Erfolg.

Jetzt wurde ein Mitschnitt eines Auftritts am 95er "Festival of the Guitar" veröffentlicht. In gleicher Besetzung wie beim Gig im Albani präsentieren uns die beiden ex-Whitesnake-Gitarristen (und der "original drummer from the original Whitesnake", Dave Dowle) Songs vom 94er Release "Real Faith" (das, nachdem es jahrelang vom Markt verschwunden war, soeben unter dem Titel "Ozone Friendly" wiederveröffentlicht wurde), dazu einige Blues-Standards wie "Statesboro Blues" (unplugged!) und "Tore down". Der Whitesnake-Katalog ist hier lediglich mit einer akustischen Version von "Ain't gonna cry no more" und Micky Moody's Instrumental "Belgian Tom's Hat Trick", das sich hier zu einem siebeneinhalbminütigen Showcase entwickelt. Einen krönenden Abschluss erhält das Ganze mit Peter Green's "Oh well".

Mit den beiden bisherigen Live-Scheiben "Unplugged live in Hell" und "Never turn your back on the Blues" bestehen keinerlei Überschneidungen, was die Songauswahl betrifft. So gesehen, kann man diese drei Platten zu einem "kompletten" Liveauftritt vereinigen...

Musicians: Bernie Marsden, Micky Moody, Peter Stroud, Dave Dowle

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Michael Vescera Project: Animation/Windows

Praktisch gleichzeitig wurden das neue Album und der Erstling, der letztes Jahr zunächst exklusiv in Japan zu kaufen war, veröffentlicht. Beide Platten sind ziemlich vielschichtig und zeigen Vescera mal im Malmsteen-Stil, mal mit ungewohnten Experimenten, wie bei "Strawberry Fields" (mit "I want you (She's so heavy)" am Schluss). Auf einem Track spielt Vescera's ex-Arbeitgeber Yngwie Malmsteen mit - seitdem haben die beiden kein Wort mehr miteinander gesprochen...

Musicians: Michael Vescera, Scott Boland, B.J. Zampa, Barry Sparks, Yngwie Malmsteen, Al Pitrelli, Doug Aldridge, Jay Rigney, Mats Olausson, Frank Lombardi, Eric Riordan, Joe Stump, Roland Grapow, Edu Ardanuy, Roy Z. u.a.

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Iron Maiden: The Wicker Man (Single)

Auf die erste Veröffentlichung von Maiden nach dem Wiedereinstieg von Bruce Dickinson und Adrian Smith war die ganze Rockwelt gespannt, deshalb wird hier ausnahmsweise eine Single besprochen.

Wie nicht viel anders zu erwarten war, bietet dieses Vorab-Release aus dem Album "Brave New World" nichts wirklich Neues - aber genau das haben ja alle erwartet. Maiden at its best - mit dem bewährten Sänger und einem zusätzlichen Gitarristen (der hier mit einem Solo brilliert). Das Songwriter-Team Smith/Harris/Dickinson scheint (noch) zu funktionieren - warten wir mal das Album ab...

Als Zugabe finden sich zwei Livetracks aus der letzten Tournee - ausgerechnet zwei Songs aus der Blaze Bailey- "Aera"! Zugegeben, mit Dickinson am Mikro tönen "Futureal" und "Man on the Edge" weder besser noch schlechter... Das Video zu "Wicker Man" findet sich ebenfalls auf der Platte, dazu noch ein Bierdeckel, der natürlich zum brauchen viel zu schade ist...

Musicians: Bruce Dickinson, Steve Harris, Adrian Smith, Janick Gers, Dave Murray, Nicko McBrain

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ARK: s/t

Was macht David Coverdale, wenn ihm vor lauter Geld langweilig geworden ist? Er schliesst sich mit ein paar Kollegen in ein Studio ein und probiert sämtliche Musikstile aus. Und nach den Aufnahmen werden die Bänder eingeschlossen und vergessen...

So in etwas tönt die vorliegende CD. Nur dass statt Coverdale hier sein grösster Fan und Impersonator, Jörn "Johnny" Lande (bekannt von Moody & Marsden's "The Snakes") das Mikro schwingt. Bei den anderen beiden Mittätern handelt es sich um Riot-Drummer John Macaluso und einem gewissen Tore Ostby.

Das Resultat wird in der Fachpresse vollmundig als das Beste aus den diversen Musikstilen, gepaart mit einer erstklassigen Rockstimme, angepriesen. Schön wär's! Also vergessen wir das Ganze....

Musicians: Jörn Lande (voc), Tore Ostby (g), John Macaluso (dr, perc), Trond Nagell Dahl (kb), u.a.

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John Norum: Slipped into Tomorrow

Härter als seine Vorgänger kommt dieses neue Soloalbum von ex-Europe/Dokken-Gitarrist und Thin Lizzy-Fan John Norum. Und auch wenn seine Stimme mittlerweile nach Phil Lynott oder John Sykes tönt, heisst das nicht, dass wir es hier mit einer zeitgemässen Version von Lizzy zu tun haben (trotz dem Cover von "Killer without a cause). Also, mir gefällt dieses Album schlichtweg nicht - auch der Livebonus "Center of Balance" mit Leif Sundin nicht. Ich halte mich lieber an "Face the Truth" und "Face it live '97"...

Musicians: John Norum (voc, g), Stefan Rodin (bg), Thomas Broman (dr, perc), Leif Sundin (voc), Mats Olausson (kb), Mats Levén (add bg voc)

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Micky Moody: I eat them for Breakfast

Lange hat er gebraucht, der ex-Whitesnake-Gitarrist, bis er endlich sein erstes Soloalbum aufgenommen hat! Zusammen mit seinem Kumpel Bernie Marsden und diversen Kollegen aus dem "Company of Snakes"-Umfeld hat Moody (der inzwischen sein Markenzeichen, den Hut, gegen ein Kopftuch getauscht hat) hier eine Platte hingezaubert, die grösstenteils vom Mississippi-Delta-Blues beeinflusst ist, aber auch poppigere Sachen enthält. Und bei "Turning Point (Parts 1-5)" kommen mir die epischen Southern-Rock-Instrumentals der Allman Brothers Band in den Sinn...

Kleiner Wermutstropfen am Rand: Diese CD ist (bislang) nur direkt bei der englischen Plattenfirma erhältlich. Diese glänzt dafür mit einem promptem Lieferservice und Rabatt ab zwei CDs!

Musicians: Micky Moody, Bernie Marsden, Paul Williams, Henry Spinetti, Andy Pyle, Don Airey, Paul Jones, Robert Hart, John Lingwood, Nigel Neill, Neil Murray, Paddy Sample.


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Dokken: Live from the Sun

Viel Gutes hatte man von der neuen Version von Dokken mit ex-Winger-Gitarrist Reb Beach als Nachfolger von Solarium-König George Lynch gehört. Anhand der vorliegenden Live-Scheibe kann man sich nun sein eigenes Urteil bilden.

Am 4. November 1999 im Sun Theatre, Anaheim CA aufgenommen, präsentiert sich hier eine feine Bandleistung und eine Songauswahl, die sowohl die alten Klassiker, wie auch neuere Stücke beinhaltet. Toll!

Musicians: Don Dokken, Reb Beach, Jeff Pilson, "Wild" Mick Brown

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Ian Anderson: The Secret Language of Birds

Wie schon auf der letzten Tull-CD mittels Bonustrack angekündigt, kommt hier Ian Anderson's drittes Solowerk. Nach dem elektropoppigen "Walk into Light" von 1983 und dem abgehobenen "Divinities" (das bei mir längst irgendwo in einem Karton verschwunden ist) hören wir hier "Anderson pur". Eine schöne, akustische Platte, in der Anderson Bilder, die sich ihm in den Kopf setzen, vertont wiedergibt. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, wie Postkarten am letzten Urlaubstag oder das Vogelgezwitscher am Morgen vor dem Fenster. Alles natürlich mit typisch englischem Humor...

Musicians: Ian Anderson, Andrew Giddings, Gerry Conway, Darren Mooney, James Duncan, Martin Barre

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Aleksey: Weltpremiere

Bereits sein drittes Soloalbum legt uns der der gebürtige Monrovier Alexander Preik, den meisten als Rapper der Jazzkantine bekannt, vor.

Was sich bereits bei der letzten Jazzkantine-CD abgezeichnet hatte, findet hier eine Fortsetzung: Musikalisch weniger auffällig, dafür textlich ausgereifter. Mal sehen, was uns in Kürze Kollege Cappuccino auf seinem ebenfalls dritten Solowerk bieten wird...

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Fettes Brot: Fettes Brot für die Welt

Eigentlich unüblich für eine deutsche Rap-Formation, eine Doppel-CD mit Outtakes zu veröffentlichen. Aber die Brote tun es! Dieses Werk bietet über zweieinhalb Stunden B-Seiten, Remixes, Raritäten, Kommentaren, Scherzen und drei neuen Stücken in luxuriöser Aufmachung - zumindest in der limitierten Ausgabe.

Man muss zwar schon ein Hardcore-Fan sein, um das ganze Album in einem Zug durchzuhören. Aber mit Ausnahme von ein, zwei weniger brauchbaren Stücken lohnt sich der Erwerb dieser opulenten Sammlung mit Luxus-Verpackung und 40-seitigem Booklet.

Musicians: Dokter Renz (a/k/a Rektor Donz), König Boris (a/k/a Kay-Bee-Baby), Schiffmeister (a/k/a Schiff), u.v.a.

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Peter Erskine, Alan Pasqua (with David Carpenter): Live at Rocco

Diese Doppel-CD, aufgenommen am 21./22. Oktober 1999 in Bel Air, zeigt drei Musiker, die sich seit Jahren kennen und schätzen, in Hochform. Schlagzeuger Peter Erskine, früher tätig bei Weather Report, Steps Ahead und anderen Formationen und Alan Pasqua (auch schon mal bei Bob Dylan und bei Santana tätig, sowie als Sideman bei vielen Studioaufnahmen von bekannten Stars dabei) haben mit Bassist David Carpenter einen kongenialen Partner gefunden.

Diese drei Leute entführen uns während über zwei Stunden auf eine Reise durch die Gefilde des Trio-Jazz. Natürlich ist diese Platte nicht zu empfehlen als Backgroundmusik beim Abwaschen oder Staubsaugen, sondern für die ruhigen Abende, die man mit einem guten Wein und anspruchsvoller Musik geniessen möchte.

Musicians: Alan Pasqua (piano), Peter Erskine (dr), David Carpenter (b)

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Don Henley: Inside Job

Dass Eagles-Drummer Don Henley ein intellektueller Mensch ist, weiss man. Und das äussert sich in nachdenklichen, (sozial-)kritischen und zuweilen sarkastischen Texten. Doch dies scheint sich nicht immer mit Musik zu vertragen. Nach seinem brillanten Solo-Debüt "I can't stand still" von 1982 hat es Henley meines Erachtens nie mehr geschafft, ein Album auf die Beine zu kriegen, das nicht immer wieder durch Hänger und verunglückte Arrangements gebremst wird.

Dieses Phänomen hat leider auch vor "Inside Job" nicht Halt gemacht. Die Platte beginnt mit einem Stück, bei dem zwar Stevie Wonder als Stargast mitmacht, das aber unter dem Schlagzeug aus dem Computer leidet. Gefolgt wird es von "Taking you home", einer schmalzigen Ballade, die auch als Single ausgekoppelt wurde und im Radio zu hören ist. Die nüchtern arrangierte und vorgetragene Ballade von Larry John McNally, "For my Wedding" folgt als Nächstes und ist eines der Höhepunkte dieses Albums, genauso wie das übernächste Stück, "Working it", einem Rocker mit sozialkritischem Text. Ausser "Goodbye to a River" (ökologisch), "They're not here, they're not coming" (über die Ausserirdischen), "Miss Ghost" (Traum oder Wirklichkeit?) und "My Thanksgiving" lässt sich hier nicht viel finden, über das man (ausser von den Texten) Positives berichten könnte. Fünf Stücke von 13 (Spielzeit 70 Minuten) sind einfach zu wenig für einen Mann der Klasse von Don Henley - und bei all den prominenten Gastmusikern...

Musicians: Don Henley, Michael Fischer, Glenn Frey, Randy Jackson, Danny Kortchmar, Stand Lynch, Jai Winding, Stevie Wonder, Stuart Brawley, Don Felder, David Paich, Dean Parks, Benmont Tench, Mike Campbell, Timothy Drury, Gregg Bissonette, Frank Simes, Larry Klein, Tim Pierce, Bob Glaub, Steuart Smith, Jimmie Vaughan, John Corey, Venice, The Waters, a.o.

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Jazzkantine: In Formation - Club Remixes

9 Remixes von 6 Tracks der letzen Jazzkantine-CD (wobei es sich bei "Turn the Lights down low" um den Original-Mix handelt...) - sicher interessant für DJs, aber für den Heimgebrauch nicht unbedingt zu empfehlen. Wenn man das Teil bei einigermassen brauchbarer Lautstärke fahren will, treiben die Bässe die Nachbarn garantiert an die Decke!

Remixes by: Nightmares on Wax, De.Glasklaren, Sofa Surfers, Maxwell Implosion, Original Jazz Rockers, Barbecue Bob

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Pete Townshend: Lifehouse>Elements

Das wohl ambitiöseste Rock-Opera-Projekt, an dem Townshend seit 1970 arbeitete, hat erst 1999 zum Abschluss gefunden und wurde in Form einer 6-CD-Box namens "Lifehouse Chronicles" veröffentlicht. Wer sich mit weniger zufrieden gibt, ist mit dieser CD auch gut bedient.

Nach einem gesprochenen Intro und einer fast zehnminütigen Orchesterversion von "Baba O'Riley" (naja...) hören wir eine Sammlung von Stücken, die entweder schon als Demos bekannt sind oder auf anderen WHO-Alben Verwendung gefunden haben, wie "Pure and easy" (hier in einer fast neun Minuten langen Demofassung), "New Song" (landete 1978 auf "Who are you"), "Getting in Tune", "Behind blue eyes", "Song is over" und "Won't get fooled again" (alle auch auf "Who's next"), dazu eine brachiale Hardcore-Rap-Version von "Who are you" und ein ziemlich überflüssiges Synthi-Stück namens "Baba M1".

Da ich den Inhalt der Box nicht kenne, kann ich nicht abschätzen, wie gut oder schlecht die Auswahl im Verhältnis zum Ganzen gelungen ist, aber für sich gesehen, ist dieses Album eine gute Sache für alle diejenigen, die auf Alternativ- Versionen von altbekannten Stücken stehen.

Musicians: Pete Townshend, London Chamber Orchestra, Phillip Dowling, Pete Townshend Band feat. Hame

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Garcia/Grisman/Rice: The Pizza Tapes

Auch nach dem Tod von Grateful Dead-Mastermind Jerry Garcia kommen weiterhin "neue" Veröffentlichungen auf den Markt. Doch es handelt sich selten um Dead-Aufnahmen, sondern meistens um Kollaborationen mit anderen Künstlern, wie z.B. David Grisman, mit dem Garcia auch das posthum veröffentlichte Album "Shady Grove" aufgenommen hat.

Am 4. und 5. Februar 1993 trafen sich Garcia, Grisman und der Gitarrist Tony Rice in Grisman's Studio zu einer lockeren Session, die - zum Glück für die Nachwelt - auf Band genommen wurde. In lockerer Stimmung und mit viel Inspiration intonieren die drei Musiker Folk- und Bluegrass-Klassiker und machen auch vor Jazz-Standards ("So what", "Summertime") nicht halt.

Eine grossartige Platte, in toller Soundqualität, und aufgelockert durch Sprüche und Gelächter...

Wieso "Pizza Tapes"? Eine Kassette mit Aufnahmen aus dieses Sessions wurde damals durch einen Pizzaboten von Garcia's Küchentheke entwendet und kam später als Bootleg raus...

Musicians: Jerry Garcia (g/voc), David Grisman (mandolin), Tony Rice (g)

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Tinsley Ellis: Kingpin

Erstmals auf den Bluesgitarristen Ellis aufmerksam wurde ich, als ich 1989 sein zweites Album "Fanning the Flames" gekauft habe. Seitdem habe ich hin und wieder die eine oder andere Neuerscheinung von ihm gekauft, wie das exzellente, von Tom Dowd produzierte 97er Werk "Fire it up" (bezeichnenderweise mit glühenden Verstärkerröhren auf dem Cover) und wurde nie enttäuscht. Auch Jonny Lang muss von Ellis' Talent angetan sein, hat er doch dessen Stück "A quitter never wins" (von "Storm Warning", 1994) für sein Debüt aufgenommen.

Nach einem Wechsel der Plattenfirma - vom Blueslabel Alligator zum Südstaaten-Label Capricorn - präsentiert uns Tinsley Ellis nun sein siebtes Album. Produziert von David Z und in ausgezeichneter Soundqualität bietet uns Herr Ellis - mit namhafter Unterstützung von Little Feat-Drummer Richie Hayward und ex-Double Trouble-Tastenmann Reese Wynans - die nächste Fortsetzung. Nicht spektakulär, nicht trendy, sondern währschaft und absolut überdurchschnittlich.

Musicians: Tinsley Ellis (g, voc), Richie Hayward (dr), Reese Wynans (keys), David Smith (b), Jack Holder (g), Little Joey Hoegger (harm), Jim Hoke (sax), Kevin McKendree (org), David Z (g, keys, perc), and bg singers.

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Marc Ribot Y los Cubanos postizos: Muy Divertido! (Very entertaining!)

1998 zeugten der New Yorker Gitarrist Marc Ribot und seine "künstlichen Kubaner" dem legendären kubanischen Gitarristen, Perkussionisten, Bandleader und Komponisten Arsenio Rodriguez mit einem Album Tribut. Jetzt folgt ein weiteres Album, bei dem noch drei von zehn Stücken Kompositionen von Rodriguez sind. Auch wenn dadurch eine gewisse Hinwendung zur Eigenständigkeit gezeigt wird, aufregender ist das Resultat nicht unbedingt geworden. Gelungen ja, aber umwerfend weniger...

Musicians: Marc Ribot (g, voc), Anthony Coleman (keys), Brad Jones (bass, g), E.J. Rodriguez (perc, voc), Roberto Rodriguez (dr, perc), Eszter Balint (voc), Steve Nieve (org), Frankie Vasquez (voc, perc), Marcus Rojas (tuba), Andy Taub (keys), JD Foster (bass), Riley Osborne (org)

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Iron Maiden: Brave New World

Pünktlich am 29. Mai lag die neue Maiden in meinem Briefkasten und wanderte gleich in den Player. Nach dem ersten Hören kann ich schon mal sagen: Was die Vorab-Single "The Wicker Man" versprach, vermag das Album auch zu halten. Schon der zweite Track, "Ghost of the Navigator", hat das Zeugs zu einem Klassiker. OK, die Songtitel tönen zum Teil ziemlich klischeehaft und bei den längeren Songs wünscht mal sich gelegentlich den Schluss herbei, aber - ohne ein Maiden-Experte zu sein - finde ich, dass dies ein typisches Maiden-Album für das Jahr 2000 ist. Interessanterweise haben die beiden letzten Stücke einen leichten Prog Rock-Beigeschmack. Ob dies wohl an der Produktion von Kevin Shirley liegt?

Musicians: Bruce Dickinson, Steve Harris, Adrian Smith, Janick Gers, Dave Murray, Nicko McBrain

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Street Talk: Transition

Mit ihrer zweiten Platte bescheren uns Fredrik Bergh (der praktisch alle Stücke im Alleingang schrieb) und ex-Malmsteen-Sänger Göran Edman (der Mann, der auf der Bühne den Aktionsradius eines Bierdeckels hat) eine Packung voll weichgespültem Schweden-Pop. Uääh!

Musicians: Fredrik Bergh, Göran Edman, Sven Larsson, Mikael Berner, Christian Johansson, Nina Söderquist, Mikael Karlsson, Pierre Lovén

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ASIA: The very best of ASIA - Heat of the moment (1982-1990)

Nun ist sie also da, die langersehnte Best of, mit einem kurios zusammengebasteltem Titel und einem Cover, das mehr nach einer Mischung aus Arnold Böcklin und Hipgnosis als nach Roger Dean aussieht.

18 Tracks, 77:16 Minuten Musik - von einer Band, die es in dieser Besetzung längst nicht mehr gibt. Wieso dann - abgesehen von der Kohle - solch einen Sampler herausgeben?

Und doch gibt es einige Argumente, die dafür sprechen: 1. Tönen die Tracks von "Alpha" um einiges besser als auf dem handelsüblichen Release, 2. bekommen wir drei seltene Tracks zu hören, nämlich "Daylight" (Bonus auf der Kassette von "Alpha"), "Lying to yourself" (B-Seite der Single "The smile has left your eyes") und "Ride easy" (B-Seite der Single "The Heat goes on"). Also für Nostalgiker und Raritätensammler ein Schnäppchen? Nicht nur...

Musicians: John Wetton, Steve Howe, Geoff Downes, Carl Palmer, Armand "Mandy" Meyer, Steve Lukather

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Teil 4


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