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CD-Rezensionen


Chandeen / The Waking Dream

Auf ihrer dritten Fulltime-CD präsentieren sich Chandeen professioneller denn je. Vorallem ist es kein Minuspunkt, wenn dem ein oder anderen die CD nach dem ersten Hören sehr radiotauglich vorkommen sollte. Das beweist letztendlich nur die Eingängigkeit des Materials. So wissen die Maxi-Auskopplung ´Papillon (it´s easy to fly)´, welches von der für Catrin Mallon eingesprungenen Stephanie Härich gesungen wird, ebenso zu überzeugen wie das von Antje Schulz und Ion Javelin (Moskwa TV) vorgetragene ´Walking Through The Rain´ oder auch Antje´s Solo ´Silver Days´. Selbst für einen absoluten Dead Can Dance-Fan wie mich ist die Cover-Version von ´In Power We Entrust...´ in dieser Form akzeptabel. Und auch Harald Löwy beweist erneut seine Vorliebe für ausgedehnte, ruhige Instrumental-Stücke (´See the light´), die dem Album einen experiementellen, ambienten Touch geben. Rundum ein gelungenes Werk.

Clan Of Xymox / Hidden Faces

Die Freude über die Rückkehr einer Band, die mit ihren ersten zwei Alben (von ´Subsequent Pleasures´ einmal abgesehen) in den 80er Jahren Kult-Status erreichten, kann sehr leicht zu einer Euphorie ausarten, die manchen Schreiberling dazu veranlassen, in höchsten Tönen von dem ersten Werk nach der Wiederauferstehung zu schwärmen.
Richtig ist sicher, daß sich Clan Of Xymox (die Wiederaneignung des alten Namens macht es ja bereits deutlich) wieder den alten Zeiten verbunden fühlen und ´Hidden Faces´ sich demnach auch wie ein Wave-Revival anhört. Das Album jedoch auf eine Stufe mit ´Clan Of Xymox´ oder ´Medusa´ zu stellen, halte ich für überzogen.
So gibt es zwar hier und da Beispiele, die einen Rückbezug zulassen (It´s All A Lie, The Story Ends) und Stücke wie ´This World´ und ´Sing A Song´ klingen auch ganz nett, insgesamt gesehen fehlt den Stücken jedoch der letzte Kick, der Ohrwurm-Charakter von Stücken wie ´A Day´, ´Louise´ oder ´Michelle´. Zudem steht auf ´Hidden Faces´ die Gitarre mehr im Vordergrund. Die Vorab-Veröffentlichung ´Out Of The Rain´ machte dies bereits deutlich. Das Remake von ´Going Round´ halte ich für überflüssig. Das Stück gehört einfach so minimalistisch wie es anno dazumal geschaffen wurde.
Sicher ist ´Hidden Faces´ kein schlechtes Album, kann jedoch bei weitem nicht an die Klassiker vergangener Tage heranreichen. Aber vielleicht läßt sich einfach in den 90ern kein 100%iger 80er-Jahre-Wave-Klassiker mehr zurechtbasteln.

Delerium / Karma

Vor rund 2-3 Jahren hätte ich vermutlich nur einen verächtlichen Blick für diesen in Erstauflage als limitierte Doppel-CD mit CD-ROM-Track erschienenen Neuling des FLA-Seitenprojektes übrig gehabt; gleich ein komplettes Lisa Gerrard-Stück ("Persian Love Song") wird von dem Duo Leeb/Fulber schamlos zu einem groovenden Dance-Track verarbeitet ("Forgotten Worlds"). Doch die Zeiten ändern sich und so bin auch ich wesentlich offener geworden und kann den Song durchaus als gelungen bezeichnen (mal abgesehen davon, daß Lisa G. ohnehin ihre Einwilligung zur Weiterverarbeitung ihres Pieces gegeben hat).
Delerium zu unterstellen, sie würden sich mehr und mehr solch kommerziellen Projekten wie Enigma annähren, halte ich für verfehlt, arbeiten die beiden Kanadier im Gegensatz zu Herrn Cretu doch mit einigen sehr genialen Frauenstimmen, von denen eine (Kirsty Thirsk) bereits auf dem Vorgänger "Semantic Spaces" zu hören war; eine Symbiose aus Heavenly Voices mit This Mortal Coil-Einschlag und ethnobeeinflußter Tanzrhythmen.
Die Highlights : "Silence" performed by Sarah McLachlan und "Wisdom" von bereits erwähnter Kristy Thirsk.
Der CD-ROM-Track dagegen ist eher dürftig und mehr eine Werbung seitens des Vertriebes SPV, der nicht einmal in der Lage war, eine vollständige Discographie des ja nun nicht erst seit gestern existierenden Projektes zu präsentieren. Zwei Videoclips im Briefmarken-Format ("Flowers Become Screens", "Incantations") sind denn auch schon der Höhepunkt dieses ansonsten nicht sehr überzeugenden Teils des Mixed-Mode-Tonträgers. Dafür gibt es noch zwei Audio-Tracks auf der Bonus-CD. Und da die CD zum Preis einer Normal-CD zu haben ist, darf man sich wohl kaum beschweren...

Depeche Mode / Ultra

Wer hätte gedacht, daß die Synthi-Pop-Legende aus Basildon noch einmal zurückkehrt ? - Ich jedenfalls nicht, obwohl ich ja schon überrascht war, als ich erstmals von Dave Gahans Drogen-Eskapaden erfahren habe. Für mich waren Depeche Mode immer die Sauberjungs, der Teenie-Schwarm der 80er Jahre, der trotzdem gute Musik produzierte.
Man merkt es ´Ultra´ an, daß die drei noch verbliebenen Bandmitglieder älter (oder sagen wir : reifer) geworden sind. Besonders fällt dies bei Martin Gore auf, dessen Stimme sich für meine Begriffe nochmal ganz stark verbessert hat. So gehören für mich ´Home´ und ´The Bottom Line´ zu den Favoriten dieses Albums. Doch auch ´Useless´ und ´Insight´, ja sogar ´Barrel Of A Gun´ wissen zu gefallen. Letzteres bricht endlich einmal aus diesem Sound ohne Ecken und Kanten heraus. ´It´s No Good´ hingegen (die vielfach honorierte zweite Single-Auskopplung) wirkt dagegen langweilig, auch wenn es den Spirit der alten Depeches sehr genau auf den Punkt bringt.
Depeche Mode beweisen, daß sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. So weine ich ihnen auch keine Träne nach, weil sie (zumindest vorläufig) keine Tournee durchziehen wollen. Der Gedanke an massengefüllte Hallen ist nicht gerade erbaulich. Und für Dave Gahan ist es so wohl auch das Beste...

Drown For Ressurection / I´m Human

Cold Wave nennen Andreas Fricke (voc., instr.) und Helge Neubronner (instr.) ihre Musik. Wieder eine neue Schublade ? - Ich denke, es ist vielmehr eine Abgrenzung zu anderen Veröffentlichungen dieses Genres, um deutlich zu machen, daß "I´m Human" wie seine Vorgänger deutlich aus der Masse der Releases heraussticht.
Vergleiche zu Drown For Ressurection sucht man vergeblich; Twice A Man kämen ihnen wohl noch am nächsten; eine leicht trauernde Verträumtheit spiegelt sich auf dem kristallklaren, blauen Klangmeer. Hierüber schwebt eine Stimme, die verglichen mit den Vorgängeralben "Another Failed Legend" und "Sublunar Vacuity" an Ausdruckskraft gewonnen hat. Mit "Life is so short" präsentiert sich sogar ein erstes sehr überzeugendes A-Capella-Stück.
Wie der Titel der CD bereits verrät, befassen sich Drown For Ressurection textlich mit verschiedenen Aspekten des Menschseins; man durchlebt die Gemütszustände eines Menschen, der bei dem Versuch, sich von jeglicher Fremdbestimmung zu befreien, kläglich scheitert. Dabei halten die Texte (wie von den Vorgängern gewohnt) ein ziemlich hohes Niveau. So werden auch diesmal wieder die einzelnen Stücke im Booklet durch eine kurze Einleitung angeführt...

Recoil / Unsound methods

Wen Depeche mode da eigentlich als Bandmitglied verloren haben, läßt sich gut anhand dieser CD darstellen. Düstere, groovende Stücke gepaart mit intensivem Gesang bestimmen dieses Werk. Auch hier hat Alan Wilder wieder mit Gastsängern und -sängerinnen zusammengearbeitet. Neben Douglas McCarthy sticht hier vor allem Maggie Estep hervor, die wahre Kurzgeschichten erzählt. Die Musik von Alan Wilder intensiviert die eindringlichen Vocals noch zusätzlich. Wer hier allerdings auf technische, sehr elektronische Sounds wartet, wird nur an wenigen Stellen fündig. "Unsound methods" wirkt sehr organisch und geschlossen und lebt auch von den vielen kleinen Details, die in der Musik versteckt sind. Dieses Album muß der Hörer erst für sich erschließen, um seine volle Größe zu entdecken. (Rüdiger Illg)

Second Decay / The Hunt

Vielen mag es langweilig erscheinen, die 80er Jahre und ihr Flair auf so direkte Art erneut aufleben zu lassen wie Christian Purwien (Vocals) und Andreas Sippel (Keyboards / Vocals) es mit ihrem Synthie-Pop-Projekt Second Decay tun. Die beiden wirken dabei aber so authentisch, daß man ihnen zumindest eine gekonnte Umsetzung dieses Ansinnens zugestehen sollte. Möglicherweise mögen es die selbstauferlegten Rahmenbedingungen (nur analog, kein Midi) sein, die diese Nähe zu der Epoche schaffen, in denen viele von uns (mich eingeschlossen) groß geworden sind.
Ist es also bloß pure Nostalgie ? - Ich denke, es steckt mehr dahinter. Wenn mir der Sinn danach stände, könnte ich ja genausogut die alten Platten von A Flock Of Seagulls, Human League oder OMD hervorkramen. Nein, Second Decay haben schon etwas Eigenständiges, das sie zwar "altmodisch", aber nicht verbraucht klingen läßt.
Und wer ehrlich ist, wird zugeben müssen, daß solche Stücke wie das dahinschmelzende "Mental Winter" oder der Tanzhit "Familiar" Ohrwurmcharakter haben und sich jeder einmal selbst beim Mitsummen erwischt. Für mich ist es auf jeden Fall mehr als eine bloße Reinkarnation von Vergangenem.

T21 / Gohohako

Nach fünf Jahren Pause gibt es nun wieder neues von der auch als Trisomie 21 bekannten Formation. Gerüchte wollen wissen, daß dies ihre letzte CD ist. Auch auf dieser CD lassen sich die Gebrüder Lomprez in keinster Weise von aktuellen Trends beeinflußen, sondern bleiben ihrem Stil treu. Im Gegensatz zur Vorgänger CD enthält dieses Werk jedoch kein einziges tanzbares Stück. Die Vocals rücken zugunsten atmosphärischer Sounds weitestgehend in den Hintergrund. Somit erinnert diese CD mehr an die 90er Veröffentlichung T21 plays the pictures, ist jedoch weit weniger bruchstückhaft. Ergänzt werden die weitestgehend elektronischen Stücke durch Violine, Akkordeon und weitere Naturinstrumente, die sich aber alle perfekt einfügen. Eine schöne CD für lange Herbst- und Winterabende.



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Zuletzt aktualisiert am 17.Oktober 1998


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