Collateral


Die Großstadt ist kalt.

Regisseur Michael Mann macht alle paar jahre mal einen Film und der ist dann meistens ziemlich gut und dazu recht außergewöhnlich. Das ist auch in diesem Fall nicht wirklich anders. "Collateral" hat mit gängigen Hollywood-Schemata genauso wenig zu tun wie mit Brachialaction a la Bruckheimer. Er geht seinen eigenen ruhigen aber trotzdem packenden Rhythmus, begleitet von entsprechender Musik und meist sehr genauer Kameraführung.

Ein Taxifahrer mit Hang zum Perfektionismus wird von einem fremden bezahlt, um in einer Nacht zu fünf Orten gefahren zu werden. Es stellt sich recht schnell heraus, dass dieser nicht Makler ist, wie er behauptet, sondern Profikiller, was dem guten Taxifahrer dann doch eher Angst macht. Zwangsweise gemeinsam müssen sie durch eine ganze Reihe von haarigen Situationen, die noch zusätzlich dadurch erschwert werden, dass die Ziele des Killers wichtige Kronzeugen für die Polizei sind.

Tom Cruise spielt den fast sympatischen Profikiller Vincent mit einer eigenwilligen Mischung aus Zynismus, Härte und Freundlichkeit, die im Film überraschend gut gelingt. Sein angesilbertes Haar wirkt allerdings etwas daneben, genau wie die etwas künstlich wirkende Assoziation der beiden mit einem einsamen Koyoten. Jamie Foxx als Taxifahrer spielt den Gegenpol und Partner von Tom Cruise mit lockerer Selbstverständlichkeit. Die Stärke des Schauspiels in diesem Film liegt sowieso drin, dass es kaum als solches zu erkennen ist und gerade deshalb die Charaktere unglaublich echt wirken.

Der Einsatz von Musik und Ton in Zusammenhang mit dem Schnitt ist sehr gut und an einigen Stellen schlicht und einfach genial. Nur einmal trifft Regisseur Michael Mann nicht wirklich, bei der reichlich konfusen Actionsequenz in einer Discothek. Bis zum Ende völlig unübersichtlich, passt die ganze Sequenz nicht wirklich in den starken Film. Wieso sind eigentlich selbst ansonsten sehr gute Hollywoodregisseure überfordert, wenn sie mal eine Schießerei statt einer Verfolgungsjagd machen wollen?

Der zweite und schwerwiegendere Kritikpunkt ist eher inhaltlicher Natur. Meines Erachtens hätte der Film an der Stelle, wo sich das Taxi überschlägt mit dem Tod der beiden Hauptfiguren zuende sein müssen. Leider kann selbst Michael Mann nicht der Versuchung (oder dem Druck der Produktion) widerstehen noch einen reichlich klischeehaften Showdown dranzuhängen. Der macht weder von der Atmosphäre, noch von der Charakterentwicklung allzu viel Sinn, ist dafür aber wieder gekonnt umgesetzt. (Nach dem bisherigen Verlauf hätte ich Ende in der Art von "Ein Taxifahrer und sein Kunde kommen bei einem Unfall ums Leben und es interessiert niemanden wirklich" für passend gehalten.)

Das verwendete Ende lässt dann (zu) viele Fragen offen. Es stellt eine eher zufällig entstandene menschliche Wärme der üblichen Kälte der Großstadt gegenüber. Als wäre daf&ür wirklich noch dieser Kontrast nötig gewesen... Am Ende Kosten das klischeehafte Ende (und die schwache Actionsequenz) den Film den ansonsten starken Film den verdienten neunten Punkt.

Collateral

Alternativen
  • Master And Commander (9 - Wunderbar ruhiger Abenteurfilm)
  • Die Bourne Identität (? - Intelligenter Actionthriller)
Einzelwertung
Drehbuch: Intelligente Dialoge Klischeehaftes Ende 8
Charactere: Ausgefeilte Figuren Wirken Lebensecht 9
Schauspiel: Wunderbar natürlich 10
Kamera: Gute Bilder Die zum Inhalt passen 9
Musik: Gut ausgeählt Sehr gut eingesetzt 9
Schnitt: Guter Rhytmus Passt genau 9
Inszenierung: Angenehm ruhig Klischeehaftes Ende 8
Design: Kalte, reale Großstadt Silbernes Haar 7
Atmosphäre: Pulsierende, kalte Großstadtatmosphäre 9
Action: Sehr unübersichtlich Etwas Unpassend 6
Summe: Packender Thriller Interessante Charaktere 84


Auszeichnungen

Dynamit
  Gute Kamera

Dynamit
  Guter Schnitt

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