Nachdem sich Herr der Ringe Regisseur Peter Jackson der Neuauflage des klassischen Riesenaffen annahm waren die Erwartungen groß. Auch die Trailer mit waren spektakulär, boten aber noch genug Story, um einen starken Film anzukündigen. Doch, soviel sei schon mal Vorweggenommen, "King Kong" ist eine Enttäuschung am hohen Niveau. Das liegt gar nicht mal so sehr an der Geschichte, die eigentlich genügend Stoff für einen Abendfüllenden Film liefert, sondern daran dass diese auf drei Stunden gestreckt wurde.
Der ambitionierte, aber nicht wirklich erfolgreiche, Filmemacher Carl Denham ist irgendwie an eine Karte von Skull Island gekommen und versucht nun alles, um seinen Film dort zu drehen und trifft dort neben eher unfreundlichen Eingeborenen auf Dinosaurier und natürlich auf den riesigen Affen. Mit der Dreiecksgeschichte um Ann, den Verwicklungen um den Filmemacher und der Crew des nicht wirklich vertrauen erweckenden Schiffes und natürlich eine ordentliche Portion Action bieten eigentlich genug Material für einen intensives Kinoerlebnis, doch am ende wird es "nur" unterhaltsam.
Das liegt vor allem daran, dass der Film schlicht zu lang ist. Fast jede Szene braucht zu lange, um auf den Punkt zu kommen. Dazu sind die Charaktere arg flach und klischeehaft geworden. Gelang es Peter Jackson im Herrn der Ringe noch über ein dutzend Figuren mit Leben und Persönlichkeit auszustatten, so bleiben bei "King Kong" nur altkluge Sprüche und Platittüden, die selbst für einen Actionfilm zu viel des guten wären, aber King Kong will eigentlich ein Epos sein.
Normalerweise haben Peter Jackson und seine Mannschaft ein Talent dafür gute, mäßig bekannte, Schauspieler in ihre Filme zu nehmen, die man zum einen noch nicht so oft gesehen hat und die zum anderen ihre Rolle wirklich gut ausfüllen können. Letzteres gelingt den meisten tatsächlich, aber das Schauspiel ist im großen und ganzen erschreckend hölzern. Besonders Naomi Campbell als Ann Darrow wirkt doch wie ein Fehlgriff. Sie versprüht zum einen die Erotik eines Steins, zum anderen war den Filmemachern ihr Aussehen offenbar wichtiger als eine halbwegs vernünftige Kontinuität. Selbst nach tagelanger Hatz durch den Dschungel sitzen Frisur und Lippenstift, das Kleid ist natürlich unbeschädigt und nach einem Bad auch gleich wieder trocken.
Ein anderes Problem ist die Aufteilung des Films. Es dauert über eine Stunde bis man die Insel und Kong zum ersten mal zu Gesicht bekommt. Die nächste Stunde gibt es dann praktisch nur noch storyfreie Action zu sehen, bevor es nach der Pause weiter nach New York geht. Auch hier dauert es zu lange, bis King Kong enthüllt wird und das tragische Geschehen seinen Lauf nimmt. Nur beim Showdown auf der Spitze des Empire State Buildings erreicht der Film in der Mischung aus Action, Story und Emotion die Intensität, die ich eigentlich über den ganzen Film erwartet habe. Nach den ersten zweieinhalb Stunden war schon zu befürchten, dass Peter Jackson das gar nicht mehr hinbekommt.
Irgendwie wirkt King Kong vom Drehbuch über die verspielte Ausführung bis zu den mäßigen Leistungen der Schauspieler wie ein typischer Film von George Lucas (Die Rache der Sith ausgenommen). Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, das Peter Jackson und seiner Mannschaft sich nicht von ihren Ideen trennen konnten. Besonders die Szene mit den Rieseninsekten wirkt doch eher überflüssig. Musste die Stampede der friedlichen Dinos wirklich so lang sein? Warum muss Kong gegen gleich drei(!) T-Rex(!!) kämpfen, um zu beweisen, dass er der Herr des Dschungels ist? Warum gibt es zwischen den langen Actionszenen (so sehenswert sie auch sind) keine erzählenden Szenen?
Natürlich können die spektakulären und Detailverliebten Bilder des Films, genau wie die praktisch nicht als Digital zu erkennenden Effekte überzeugen. Leider verzichtet Kameramann Andrew Lesnie hier auf die spektakulären Kamerafahrten, die er selbst im Herrn der Ringe populär gemacht hat. Auch die Actionsequenzen sind spektakulär fotografiert und aufwändig Choreografiert, aber leider auch teilweise arg übertrieben, wie im modernen Actionkino üblich.
Anders als beim Herrn der Ringe habe ich hier das Gefühl, dass Peter Jackson hier das Fingerspitzengefühl fehlte, um den Film zu einer kompakten Erzählung zusammenzufügen, in der Action, Dramatik und Spaß perfekt verschmelzen. Ich denke eine Komprimierung des Stoffes auf eine die normale Distanz (sprich knapp zwei Stunden) hätte am Ende einen deutlich besseren Film ergeben. Ach ja, dass die Eingeborenen am Anfang aus dem nichts auftauchen und dann auch wieder dort verschwinden, nachdem sie ihren Teil der Story geleistet haben wirkt doch etwas merkwürdig.
King Kong |
||||||||||||||||
Alternativen | ||||||||||||||||
|
||||||||||||||||
Einzelwertung | ||||||||||||||||
Drehbuch: | Ordentlich erzählt Längen | 5 | ||||||||||||||
Charactere: | Flache Charaktere mit nachvollziehbarer Motivation | 5 | ||||||||||||||
Schauspiel: | Größtenteils glaubwürdig Arg hölzern Ann Darrow | 4 | ||||||||||||||
Kamera: | Spektakuläre Bilder | 8 | ||||||||||||||
Musik: | Meist Passend Teilweise arg schwülstig | 5 | ||||||||||||||
Schnitt: | Solider Schnitt, nichts besonderes | 7 | ||||||||||||||
Inszenierung: | Spektakulär aber langatmig | 6 | ||||||||||||||
Design: | Fast perfektes Design Die Eingeborenen | 8 | ||||||||||||||
Effekte: | Spektakulär Effekte, die kaum als solche zu erkennen sind | 9 | ||||||||||||||
Action: | Visuell hervorragend Spektakulär Teils zu übertrieben | 8 | ||||||||||||||
Summe: | Spektakulär Teilweise packend Teils langatmig | 65 | ||||||||||||||
|
Es gibt nicht viel, das man Peter Jackson bei seiner Version von King Kong grundsätzlich vorwerfen kann. Vielleicht ist sein Kong etwas zu menschlich geworden (unter der Digitalmaske steckt Gollum-Darsteller Andi Serkis) und die sehr einseitige Darstellung der Eingeborenen als aggressive Wilde. Ansonsten ist der Grundsätzlichen Konstruktion (außer dem zu langen Actionblock in der Mitte) nicht viel vorzuwerfen. Die wesentlich Kritikpunkte der Ausführung, die zu der (relativ) niedrigen Bewertung führen, sind schon oben aufgelistet. Ich wundere mich nur immer wieder über den Unfug, den sogenannte ernsthafte Filmkritiker verzapfen. Dort wird dann über die Aussagenlosigkeit des Films gesprochen und darüber, dass King Kong ja eigentlich mal die Rache der geschundenen Natur am Menschen war.
Haben die irgendwie die letzten beiden Tsunami-Katastrophen verpasst? Das braucht man heute wirklich niemandem mehr zu erklären. Abgesehen davon interessiert das einen normalsterblichen Zuschauer sowieso nicht die Bohne. Aber weil pseudo-intellektuell Schwurbeln ja so schön ist, will ich jetzt auch mal: Profitgeile Unternehmer entführen den letzten Ritter aus seiner angestammten Heimat, um ihn als veraltetes Kuriosum auszustellen. Der hat darauf aber keinen Bock und entkommt und wird dafür vom amerikanischen Militär gejagt und erledigt. Das ist aber immer noch besser als in Guantanamo zu landen... So viel noch mal zum Thema hirnrissige Interpretationen, die eigentlich nichts mit dem Rezensierten Objekt zu tun haben.