Ultraviolet


Murks mit Milla

Laut einiger Filmkritiker gibt es ein Gesetz, welches besagt, dass Regisseure, die ein fulminantes Debüt vorlegen konnten, erst einmal nicht in der Lage sind etwas annähernd Gleichwertiges nachzulegen. Jenes Debüt heißt bei Kurt Wimmer "Equilibrium." Danach hat er den Fehler gemacht zu versuchen praktisch den gleichen Film noch mal zu machen. Doch ein hundsmiserables Drehbuch und die völlig unfähige Hauptdarstellerin Milla Jovovich, die spätestens nach ihrem Totalversagen in Resident Evil: Apokalypse hätte ersetzt werden müssen, hindern ihn zusammen mit peinlichen Billigeffekten daran auch nur so etwas wie einen halbwegs akzeptablen Actionfilm zu realisieren.

Eigentlich versucht der Film anspruchsvoll zu sein und irgendetwas von einem Kampf Verfolgter gegen ein faschistoides System erzählen, doch ein Kampf zwischen einem Dutzend (oder so) "Rebellen" gegen einen Bösewicht mit einer vielleicht tausend Mann starken Privatarmee hat mit dem am Anfang angekündigten Krieg natürlich überhaupt nichts zu tun. Auch der Junge, welchen die Heldin beschützen soll ist ein extrem offensichtlicher McGuffin, der dazu noch seine (scheinbare) Funktion alle fünf Minuten ändert. Am Ende bleibt vom konfusen Plot-Murks nur noch eine Vendetta zwischen Bösewicht Daxus (plus dessen Schergen) und Violet übrig.

Die ist dabei dann auch noch so unsympathisch arrogant, dass man sich mit ihr sowieso nicht identifizieren kann. Dazu wird das Gesicht von Milla Jovovich mit drei Tonnen Makeup und Computerretuschen, wie man sie aus Fotoshootings kennt, so dermaßen überperfektioniert, dass sie auch noch wie ein Plastikpuppe wirkt. Das tötet dann auch noch jenes Charisma, über das sie (zumindest abseits der Leinwand) durchaus verfügt, fast vollständig, außer in den zwei Szenen, in denen sie Lächeln darf, was dann auch schon ihr gesamter schauspielerischer Ausdruck im Film ist. Ihr bauchfreies Girlie-Kostüm, dass als überflüssiges optisch Gimmick ab und zu die Farbe ändert, wirkt dazu auch eher peinlich und wenig attraktiv, vor allem wenn man bedenkt, dass sie über dreißig ist. Es zeigt auch, dass Milla Jovovich ihre Figur offensichtlich wichtiger ist, als ihre Performance und ihre Rolle.

Allerdings sind auch die "Leistungen" der anderen Darsteller ein Witz, abgesehen vom Jungen (Cameron Bright), dem es zumindest irgendwie gelingt seinem nicht-Charakter etwas Schauspiel abzutrotzen und dem Zuschauer bei dem ganzen Schwachsinn zumindest eine gewisse Verankerung zu geben. Die wird allerdings von den peinlichen Actionsequenzen gleich wieder ausgerissen. Ist zumindest die erste Klopperei mit den Gesichtslosen Gegnern noch ganz ordentliche zweite Klasse, so sind alle anderen ähnlich gearteten Szenen praktisch nur schlechte Kopien der Ersten. Die sind dazu meist auch noch so übel verschnitten und die Kameraperspektive liegt so heftig daneben, dass man stets das Gefühl hat, dass einem mindestens die Hälfte des Kampfes vorenthalten wird, oder gleich der ganze. Viele dieser Szenen bestehen tatsächlich nur daraus, dass Violet von Gegnern umgeben ist und ein bis zwei Schnitte später nur noch von Leichen.

Dazu wirken die Bewegungen der Hauptdarstellerin in den meisten Szenen seltsam ungelenk, hektisch und verkrampft, als hätte man sie mit Zeitraffer beschleunigt, weil Milla Jovovich einfach zu langsam ist und wohl auch nicht wirklich fähig lange und komplexe Choreographien zu erlernen und auszuführen. Ihre Figur nervt zusätzlich mit merkwürdigen Inkonsistenzen (und das nicht zum ersten mal). Erst lässt sie den Jungen aus unerfindlichen Gründen alleine, entscheidet sich dann aber zwei Minuten später doch wieder anders; Später verliert sie dann den Willen zum Leben, entschiedet sich aber einige Minuten später doch wieder den Bösewicht (und dessen Armee) zu meucheln. Dass sie wirklich geheilt und wieder ein normaler Mensch werden will, wie sie über den größten Teil des Films behauptet, ist nach ihrem Statement zum Schluss auch nicht mehr glaubwürdig.

Neben den sich ewig wiederholenden Standardactionszenen gibt es noch drei besonders peinliche: Die Motorradverfolgungsjagd am Anfang, die Bullet-Speed-Szene auf dem Dach und den Schwertkampf mit den brennenden Schwertern im dunklen. Der Heldin passiert sowieso nichts und wenn sie dann doch mal einen Kratzer abbekommt heilt der in ein paar Sekunden, was die Action im Endeffekt (ähnlich wie in Matrix: Reloaded doch eher langweilig macht. Es gibt aber tatsächlich sogar zwei recht gelungene Szenen: Zum einen der Kampf zwischen Violet und zwei Gegnern auf einem Friedhof, zum anderen der Kampf in einer Bibiliothek, in welchem Violet mit zwei Uzis Massen von auf sie einstürmenden Gegnern tötet. Letztere ist zwar ziemlich bescheuert, aber zumindest nett anzusehen.

Das Design ist zwar, mit einigen Ausrutschern nach unten, unauffällig effektiv, aber auch das kann diesen Murks nicht mehr Retten. Als finaler Sargnagel ruiniert die aufdringliche Holzhammermusik, die schon bei der Action kaum erträglich ist, auch noch die wenigen ruhigen Momente und tötet zusammen mit der Ausdruckslosigkeit der Hauptdarstellerin jede Emotion. Dass Actionfilme, besonders in den letzten Jahren, oft zu technisch sind ist nichts neues. Wenn dann aber nicht einmal die Technik etwas taugt, dann sind Hopfen und Malz verloren. Denn neben den erwähnten Schwächen nervt dieser peinliche "Matrix"-Klon auch noch mit drittklassigen Billigeffekten, die teilweise selbst in (aktuellen) Computerspielen veraltet wären. Die visuelle Wucht eines Matrix: Reloaded zu erreichen kostet halt immer noch richtig Geld, das dieser Film offensichtlich nicht zur Verfügung hatte.

Ultraviolet

Alternativen
  • Equilibrium (? - Gutes vorheriges Werk des gleichen Regisseurs)
  • Underworld Evolution (7 - Gelungener Vampir-Actionfilm)
Einzelwertung
Drehbuch: Konfuse Story Peinliche Dialoge 1
Charactere: Keine funktionierenden Charaktere 0
Schauspiel: Praktisch kein Schauspiel 0
Kamera: Einige Spektakuläre Bilder Oft daneben 3
Musik: Unpassende nervig schwülstige Holzhammermusik 3
Schnitt: Viele nervige Sprünge 3
Inszenierung: Einige gute Ansätze Miese Umsetzung 2
Design: Größtenteils unauffälliges Design 5
Effekte: Künstlich Spektakulär Wirken oft billig 3
Action: Ordentliche Ansätze Übel verschnitten 2
Summe: Peinliche Optik Keine Erzählung 22


Auszeichnungen

Blecherne Bohne
  Schlechte Regie
  Kurt Wimmer

Blecherne Bohne
  Schlechter Film
  Kurt Wimmer

Blecherne Bohne
  Schlechtes Drehbuch
  Kurt Wimmer

Blecherne Bohne
  Schlechte Filmmusik
  Kurt Badelt

Blecherne Bohne
  Schlechte Schauspielerin
  Milla Jovovich

Blecherne Bohne
  Schlechte Action

Blecherne Bohne
  Schlechte Effekte


Meinung

Nachhilfe

Als selbstironischer Prügel- und Baller-Trash hätte das ganze vielleicht noch einen gewissen Reiz entfalten können, aber bei der penetranten Ernsthaftigkeit, mit welcher einem dieses Machwerk um die Ohren gehauen wird, ist es einfach nur peinlicher Schrott. Bleibt nur die Frage, wieso den Verbrechern dieser Gurke nicht bewusst war, was sie eigentlich für einen Schwachsinn fabrizieren, und warum sie in den Actionsequenzen Bilder, in denen weder die Heldin noch deren Gegner eine ernsthafte Rolle spielen für angemessen halten. Dabei ist es doch gar nicht so schwer einen ordentlichen Actionfilm zu machen. Nötig sind dazu nur ein Bösewicht mit nachvollziehbarer Motivation, eine(n) sympathische(n) Held(in) und gut in Szene gesetzte Action.

Ultraviolet versagt in allen drei Disziplinen. Der Bösewicht ist eine Karikatur, die Heldin nervig arrogant und die Actionsequenzen peinlich verschnittener mäßig choreographierter und schlecht ausgeführter Schrott, der sich dazu noch dauernd wiederholt. Eine auch nur ansatzweise nachvollziehbare Story gibt es natürlich auch nicht. Das ist in einem Genre besonders peinlich, in welchem es eigentlich ausreicht, wenn das Drehbuch den Krawall unauffällig zusammenhält, ohne dabei zu nerven. Bleibt zum Schluss nur noch die Empfehlung an der Verbrecher dieses Machwerkes, erst einmal Nachhilfe bei echten Könnern, wie James Cameron, John Woo, Micheal Bay, oder von mir aus auch Quentin Tarantino zu nehmen, bevor sie noch einen Film machen.

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