Löpa Berlin: Linksökologische pazifistische Anarchisten

Mahatma Gandhi (1869-1948)

 
Mahatma Gandhi

 

Mohandas Karamchand Gandhi wurde 1869 in Indien geboren. Indien war zu der Zeit eine Kolonie Englands, das sogenannte "Kronjuwel". Gandhi ist als Hinduist geboren worden und ist sein ganzes Leben lang streng gläubig geblieben. Im Hinduismus werden die Menschen in eine Kaste hineingeboren und bleiben in dieser das ganze Leben. Wenn sie sich nach den Regeln der Religion gut benehmen in ihrem Leben, dann werden sie in ihrem nächsten Leben in eine höhere Kaste geboren oder, wenn sie bereits in der höchsten Kaste sind, kommen ins Paradies.

Es gibt diese niedrigsten Menschen, die sogenannten "untouchables" [unanfassbar], die mensch als normaler Kastenangehöriger nicht anfasst und nicht beachtet. Gandhi ist in die zweithöchste Kaste geboren worden, aber er hat sich sein ganzes Leben lang dafür eingesetzt, dass Menschen aus verschiedenen Kasten sich gut miteinander verstehen und er hat sich ganz besonders für die "untouchables" eingesetzt. Er ging Geld und Kleidung für sie sammeln und hat für deren Rechte gesprochen und mit ihnen geredet wie mit jedem anderen Menschen auch.

Nachdem Gandhi die Schule in Indien beendet hatte, ist er nach London gegangen, um dort in einer Universität Jura zu studieren. Danach ist er nur für kurze Zeit in Indien gewesen und dann nach Südafrika gegangen, wo eine indische Firma ihn beschäftigt hat. Zu der Zeit waren viele Inder in Südafrika. Sie wurden für den Abbau in den Bergwerken geholt. Ein prägendes Erlebnis in Gandhis Leben hat in einem Zug in Südafrika stattgefunden. Er fuhr im Erste-Klasse Abteil und ein weißer Südafrikaner kam herein und meinte, er solle das Abteil verlassen, da er nicht mit einem Inder im Abteil sitzen wolle. Gandhi ist nicht gegangen und als der Kontrolleur kam, hat er ihm sein Ticket gezeigt und gesagt, dass er in London studiert hat. Der Schaffner meinte, er solle das Abteil verlassen, andernfalls würde er beim nächsten Halt hinausgeworfen. Nachdem er Kopf zuerst aus dem Zug geschubst wurde und alleine auf dem Bahnsteig lag, stand er vor der Wahl. Er hatte sich zu entscheiden, ob er diese Unterdrückung dulden will, ob er einfach wieder zurück nach Indien geht, oder ob er gegen Unterdrückung und Fremdenhass ankämpft. Er hat sich für das letztere entschieden und außerdem zwei Regeln für sich selbst gemacht, nach denen er sein ganzes Leben lang leben sollte. Erstens, dass er nie wieder dulden wird, unterdrückt zu werden und zweitens, dass er in seinen Kämpfen niemals Gewalt anwenden wird, selbst wenn andere Gewalt gegen ihn anwenden.

Recht bald hat er die Inder in Südafrika gegen Unterdrückung und für ihre Rechte als Arbeiter geführt. Einmal, als die Polizisten auf Pferden ankamen und auf die Gruppe von streikenden und demonstrierenden Arbeitern einknüppeln wollten, da hat er der Gruppe gesagt, dass sie sich alle flach auf den Boden legen sollten. Die Pferde konnten nicht dazu gebracht werden, über Menschenkörper zu laufen. Die Polizisten mussten wieder verschwinden und Gandhis Gruppe hat den Kampf ganz gewaltlos gewonnen. Ein anderes Mal hat er eine Gruppe Inder versammelt und sie aufgefordert, ihre britischen Pässe zu verbrennen, da sie nicht die Rechte der Briten haben. Er hat die Pässe der Leute gesammelt und in ein Feuer geschmissen. Ein Polizist hat immer wieder auf ihn eingeknüppelt, aber solange er sich bewegen konnte, hat er Pässe ins Feuer geschmissen. Das hat ihm Schlagzeilen in den Zeitungen und die Sympathie vieler Menschen eingebracht. Als Gandhi nach Indien zurück gekommen ist, wurde er von Massen von Menschen erwartet und gefeiert. Er wurde in einer Limousine durch die Straßen und zu einem Treffen reicher Leute gefahren. Aber Gandhi hat sich dort sehr unwohl gefühlt. Er wollte das richtige Indien sehen, das Indien, in dem der Großteil der Bevölkerung lebte. Und so ist er auf Reisen gegangen. Er ist mit dem Zug durch Indien gefahren und hat versucht, möglichst viel von dem Land und den Leuten kennenzulernen und zu verstehen. Er hat sein ganzes Leben als ein einfacher Mensch auf dem Land gelebt, wie die meisten Menschen in Indien. Er hat immer versucht, wie die meisten Menschen in Indien zu sein. Das war auch ein Grund, warum die Massen ihn geliebt haben.

Er ist sehr schnell Vorsitzender der "campaign for home rule" [eine Kampagne für indische Selbstbestimmung] geworden und hat die Massen der Inder hinter sich gehabt. Dadurch konnte er so effektiv gegen die britische Herrschaft kämpfen. Zum Beispiel hat er einen landesweiten Streik organisiert. An dem Tag hat in ganz Indien nichts mehr funktioniert. Kein Bus oder Zug fuhr, kein Geschäft war offen und, was sehr wichtig war, die Telegraphen funktionierten nicht mehr. Die Briten waren von ihrem Mutterland abgeschnitten. Das hat ihnen Angst gemacht. Und Gandhi hatte wieder viel Aufmerksamkeit von der weltweiten Presse. Ein anderes Mal hat er die Leute bei einer Veranstaltung aufgefordert, alle Klamotten, die aus England kommen, zu verbrennen. Viele der indischen Klamottenindustrien sind bankrott gegangen, weil die Briten Klamotten importiert haben. Dadurch sind sehr viele Menschen in Indien arbeitslos geworden. Das Feuer, das nach der Veranstaltung angezündet wurde, war riesig und wurde von der Welt bestaunt. Später, als Gandhi noch mal in London war, um über die Unabhängigkeit Indiens zu diskutieren, hat er sich auch die Zeit genommen und die Fabrikarbeiter in den Fabriken besucht, die die Klamotten hergestellt haben. Viele von ihnen sind durch den indischen Boykott der britischen Klamotten arbeitslos geworden. Aber sie konnten Gandhi gut verstehen und haben ihn gemocht. Er hat ihnen erklärt, dass ein Arbeitsloser in Indien gar nichts hat, während es in England ja noch Hilfsgelder und vieles mehr gibt. Sie haben ihn verstanden und wollten ihren Wohlstand nicht auf dem Rücken hungernder Menschen aufbauen. Außerdem fanden sie es gut, dass Gandhi sie besucht hat, um mit ihnen zu reden. Das war etwas, was ihre eigenen Politiker nie gemacht hatten.

Zwei Ereignisse haben letztendlich die Unabhängigkeit Indiens herbeigeführt. Erstens hatten die Briten die Kontrolle über das Salz, das aus dem Meer gewonnen wurde. Und Salz ist in einem heißen Land wie Indien sehr wichtig. Aufgrund der Salzsteuer war es für die armen Menschen in Indien schwierig, Salz zu kaufen. Gandhi ist mit einer Gruppe von Anhängern, die den ganzen Weg über wuchs, zweihundert Kilometer zum Meer gelaufen und hat dort vorgehabt, dass sich jeder Mensch symbolisch eine handvoll Salz nimmt. Das Salz aus dem indischen Meer sollte auch den Indern gehören. Vor den Salzwerken haben die Engländer Soldaten postiert. Die Inder sind in kleinen Gruppen auf diese Soldaten zu und in Richtung Eingang der Salzwerke gegangen. Die Soldaten haben jeden einzelnen mit ihren Schlagstöcken niedergeschlagen. Keiner hat sich gewehrt. Sie haben sich einfach niederschlagen lassen. Das fand internationalen Anklang und die Briten wussten nicht, wie sie damit umgehen sollten. Wie sollten sie einen Feind bekämpfen, der keine Gewalt benutzt, trotzdem aber so resolut ist? Zweitens war der zweite Weltkrieg in Europa ausgebrochen und Großbritannien war geschwächt. Diese beiden Dinge waren letztendlich Auslöser dafür, dass Indien im Jahr 1947 endlich unabhängig geworden ist.

Während die Briten Indien verließen, fingen die Inder an, sich untereinander zu hassen. Es gab zwei Hauptreligionen in Indien, die Hinduisten und die Muslimen. Leute dieser beiden Religionen begannen nun, sich zu bekämpfen. Es wurde entschieden, dass Indien aufgeteilt werden sollte in Indien als der Teil, in dem mehr Hinduisten leben, und Pakistan als der Teil, in dem mehr Muslime leben. Trotzdem hörten die Straßenschlachten in den Städten nicht auf. Und Gandhi begann zu fasten. Er hat in seinem Leben oft gefastet, zum Beispiel, wenn er gehört hat, dass Inder britische Polizisten getötet haben. Gandhi war immer für die Erhaltung des Lebens. Und nun, da sich Menschen verschiedener Religionen bekämpften, fing er wieder zu fasten an. Er fastete fast, bis er starb. Er hatte gesagt, er würde erst aufhören, wenn die Schlachten aufhörten. Und kurze Zeit später hörten die Kämpfe auf. Gandhi begann wieder zu essen. Kurz danach wurde er bei seinem täglichen öffentlichen Gebet von einem fanatischen Hindu erschossen, der nicht wollte, dass ein Hindu mit Muslimen zusammenlebt.

Gandhi ist in seinem Leben oft im Gefängnis gewesen. Er war schon in Südafrika im Gefängnis und auch einige Male in Indien. Aber er hat nie aufgehört zu kämpfen. Im Gefängnis hat er meistens Kampagnen für die "untouchables" vorbereitet oder war sonst irgendwie aktiv. Oft kamen Menschen zu Gandhi und sagten, dass es doch nur gerecht wäre, wenn sich jemand für das rächt, was ein anderer ihm angetan hat: Auge um Auge, Zahn um Zahn! Gandhi hat immer geantwortet: Ein Auge für ein Auge macht die ganze Welt blind". Er hielt nichts von Rache; er war für Vergeben und Liebe. Er hat alle Menschen gleich behandelt und wenn ein reicher Mann oder Politiker zu ihm zum Essen kam, dann hat er stets dessen Diener oder Fahrer mit an den Tisch geholt und für ihn mitgedeckt. Für ihn war es genauso wichtig, einem Kind bei etwas zu helfen, wie ein politisches Gespräch zu führen. Es ging manchmal ziemlich auf die Nerven der anderen Politiker, wenn er im Gespräch aufstand, um jemandem bei etwas zu helfen und sich für eine Weile entschuldigte. Er war der Meinung, dass Menschlichkeit das Allerwichtigste auf der Welt ist. Und danach hat er gelebt!
Peace-Zeichen

 

Gandhi und sein Einfluß auf die gewaltfreie Bewegung

Wir denken, daß Gandhi eine der bedeutendsten Personen des 20. Jahrhunderts ist. Er war derjenige, der zum ersten Mal effektvoll bewiesen hat, dass es möglich ist, sehr erfolgreich ohne Gewalt zu kämpfen Er kämpfte sein ganzes Leben mit Menschlichkeit, Toleranz, Ideen und ohne Gewalt. Er zeigte vielen den Weg zu einer besseren Welt. Selbst heute noch gibt es viele Leute, die ihn lieben und seine Philosophie benutzen, um die Welt zu verändern. Ein sehr wichtiges Beispiel ist der Kampf gegen Kriege. Normalerweise versuchen Leute, die gegen einem Krieg kämpfen, möglichst gewaltlos zu sein. Sie ziehen durch Städte und versuchen, die Leute davon abzuhalten, zum Krieg zu gehen, indem sie Kampagnen gegen die Wehrpflicht organisieren, Kriegsdienstverweigerer verstecken oder die Zufahrtsstraßen zu Kasernen blockieren.

Ein anderes sehr beliebtes Beispiel ist der Kampf gegen Atomkraft und -transporte. Die DemonstrantInnen ketten sich vor Schienen, auf denen Atommüll transportiert werden soll oder versperren mit Traktoren die Straßen. Auch der französische Präsident Chirac mußte 1996 aufgrund vieler Demonstrationen und Aktionen von Umweltorganisationen wie Greenpeace, die eine starke Presseöffentlichkeit gegen ihn erzeugten, auf 2 von insgesamt 8 Atomtests auf Mururoa im Pazifik verzichten. Greenpeace stärkste Waffe ist die Öffentlichkeit und überraschende Aktionen, die stets gewaltfrei sind, wie zum Beispiel die Besetzung der Ölplattform Brent Spar oder das Behindern von Walfangschiffen. Auch Martin Luther King, Jr. hat nie Gewalt in seinem Kampf für die Gleichberechtigung der Schwarzen in den USA angewandt, selbst wenn andere stetig Gewalt gegen ihn angewandt haben.

Eine der meist verbreitetsten gewaltfreien Kampfformen, die sicher jedeR schon mal in irgendeiner Form erlebt haben wird, ist der Streik. Erst Gandhi hat den Streik so populär gemacht, wie er es heute ist. Es war eine starke Waffe für ihn, die es ihm möglich gemacht hat, die Unabhängigkeit Indiens von der größten Kolonialmacht seiner Zeit zu erreichen, ohne jemals Gewalt anzuwenden. Das hat ein Zeichen in der Welt gesetzt. Besonders anderen Kolonien hat sein Erfolg Mut gegeben, die Unabhängigkeit zu erreichen. In den 1960ern sind die meisten Kolonien in Afrika und auch Indochina unabhängig geworden. Das war auch einer der Dinge, die Gandhi mit beeinflusst hat. Gandhi hat für die Rechte von Minderheiten gekämpft, die ihr ganzes Leben herumgeschubst und unfair behandelt wurden. Er hat ihnen den Weg gezeigt, den sie gehen müssen, um erfolgreich ihre Rechte einzufordern. Viele Menschen haben begonnen, nach seiner Methode für ihre Rechte zu kämpfen. Vielleicht am meisten wurde Martin Luther King, Jr. von ihm beeinflusst. Auch die Kämpfe der Aborigines in Australien oder der AtomkraftgegnerInnen in Deutschland sind Beispiele. Aber nur einige. All diese Dinge sind von Gandhi maßgeblich beeinflusst worden.

Es sollte aber nicht vergessen werden, daß Gandhi auch beeinflusst wurde, und zwar unter anderem von Henry David Thoreau und seinem wohl bekanntestem Buch "Die Pflicht zum Zivilen Ungehorsam". Kämpfe für Gerechtigkeit gibt es auch heute noch und wird es noch solange geben, solange es Ungerechtigkeit gibt. Doch Gandhi hat mit Sicherheit dazu beigetragen, daß viele dieser Kämpfe gewaltfrei bleiben. Und darum geht es doch letztendlich: Das Leben zu schützen und nicht zu zerstören.

weitere Informationen über Gandhi:
unsere Gandhi Text Collection (englisch)
Internetseite über Gandhi

Gandhi Multimedia Archive
Gandhiserve

 
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Diese Seite wurde zuletzt am 21.03.2004 aktualisiert.
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