Löpa Berlin: Linksökologische pazifistische Anarchisten

Wahlplakate entfernen

 

Öfter mal eins runterholen!

Vorwort
Praktische Tipps
   1. Die Plakate entfernen
   2. Die Plakate beschmutzen
       verlängerte Sprühdose
Anmerkungen zu den Plakataktionen
Anmerkungen allgemein
Ausruhen ist Pflicht
Hinweise erwünscht

Vorwort
Es ist wieder soweit: Zur nächsten Wahl sind es noch weniger als sechs Wochen hin und alle Parteien sorgen mit ihrer flächendeckenden Propaganda für optische Umweltverschmutzung. Dazu gehören auch die rechten Parteien wie die Republikaner, NPD oder DVU.

Während sich die Plakate der "demokratischen" Parteien, besonders die riesigen Werbetafeln am Straßenrand, ganz einfach mittels Farbe und genug Ideen verändern lassen, sind die rechten Parteien vorsichtiger. Straßenplakate sind seltener und die Plakate an den Laternenmasten hängen höher.

Praktische Tipps
Aus langjähriger Praxis sind viele Hinweise entstanden, um den Wahlplakaten ihre Wirkung zu nehmen. LÖPA Berlin stellt sie vor:

 


1. Die Plakate entfernen

In den seltensten Fällen hängen diese so niedrig, dass sie nur abgerissen werden brauchen. Ganz praktisch ist ein Fahrrad, was einfach an den Mast gelehnt und als Tritthilfe genutzt werden kann. Das hat den Vorteil, gleich ein schnelles, ökologisch sinnvolles Fortbewegungsmittel zu haben. Der Nachteil: Die Verletzungsgefahr steigt. Deshalb sollte jemand das Rad festhalten, der gleichzeitig Schmiere steht.

Erreichst du nun das untere Ende des Plakats, so hilft meist eine Mischung aus Ziehen und Drehen, um es nach unten zu befördern. Die Plakate sind immer entweder mit Plastikriemen oder Drähten zusammengehalten. Zum Durchschneiden eignen sich am besten Garten- oder Drahtscheren. Der Vorteil der Gartenschere ist die robustere Bauweise und der Sicherheitsverschluss, der auch in der Luft mit einer Hand geschlossen werden kann. Die Vorteile der Drahtschere sind geringere Größe und Gewicht.

Es ist hilfreich, auf dem Fahrrad stehend schon die untere Halterung zu entfernen, dann rutscht das Plakat leichter runter. Manchmal musst du vom Fahrrad aus noch etwas am Mast hochspringen oder -klettern, um das untere Ende zu erreichen. Auch Mülleimer oder Verkehrsschilder können zum Hochziehen praktisch sein. Da kommen Erinnerungen an die Kletterstangen aus dem Sportunterricht hoch. Arbeitshandschuhe helfen, Verletzungen vorzubeugen. Wenn mensch sich an die Teile mit Drahthalterungen hängt, fallen diese fast von alleine ab.

Aber die ParteihelferInnen lernen auch und hängen die Teile gemeinerweise noch höher. Dann hilft eine Jäte (dieses Gartengerät mit Stiel und drei Spitzen), wahlweise vom Boden oder vom Fahrrad aus, um die Plakate auf handliche Höhe runterzuholen. Auch andere längliche Dinge wie Harken, Hacken, Teleskopstangen etc. können nützlich sein, sind aber in der Stadt nicht immer unauffällig. Schau dich mal im Baumarkt um, es gibt (leider teuer) sehr lange Teleskopstangen mit einer Schere dran, die benutzt werden, um hohe Äste zu schneiden oder Äpfel zu pflücken. Damit sind je nach Teleskopstange selbst die höchsten Pappen zu erwischen. Einige Baumärkte verleihen die auch (Ihr wollt nur Äste stutzen) und zumindest in Berlin soll auch eine gewisse linke Partei Äpfelpflückern über die Nacht solche Geräte leihen. Im Frühjahr haben manchmal Discounter wie Lidl oder Plus solche Teleskop-Scheren für ca. 8-12 Euro im Angebot.

Der Vorteil dieser Gerätschaften liegt in der größeren Reichweite und ist auch für weniger trainierte Menschen anwendbar. Außerdem macht es weniger Lärm und ist schneller, was in Wohngegenden hilfreich ist. Der Nachteil ist die Auffälligkeit.

Wenn du das Plakat unten hast, lasse es nicht einfach liegen, sonst hängen die Parteitruppen die bei der nächsten Streife einfach wieder auf. Zerbrechen und gut sichtbar platzieren wirkt auch für PassantInnen als Zeichen und kostet den Parteien Geld. Einfaches Umknicken ist nicht genug, es gab schon Fälle, da hat die NPD auch diese wieder aufgehängt. Mindestens zwei Teile sollten es schon sein.

Nach kräftigem Regen, wenn die Pappplakate gut durchnässt sind, geht vieles einfacher, aber das Klettern zum Beispiel wird schwieriger. Ein eingespieltes Team (eineR klettert, eineR wacht) kann in einer Stunde problemlos 40-50 Plakate entfernen.

2. Die Plakate beschmutzen
Wenn Plakate einfach weg sind, werden sie schnell vergessen. Wenn sie allerdings nur unlesbar sind oder blutrote Farbe das Plakat runterläuft, sehen mehr Menschen, dass sich einige aktiv die Arbeit machen, den Nazis etwas entgegenzusetzen. Außerdem geht es meist schneller.

Mehrere Methoden sind denkbar. Die gängigste ist, die Super-Mega-Giga-Wasserspritzkanone (die mit dem Luftdruck) als einen Farbspritzer zu missbrauchen. Rot kommt immer gut, schwarz deckt am meisten. Etwas Verdünner in die Farbe macht das Ganze flüssiger, dann tropft es aber auch schneller. Seid also nicht so dumm, direkt unter dem Plakat hochzuzielen. Schräg stellen hilft Wunder. Kleine Wasserbomben mit dieser Farbmischung sind auch okay, aber das erfordert mehr Zielgenauigkeit und ist aufwendiger. Auch Christbaumkugeln sind sehr handlich und zerbrechen leicht, sind aber teuer. Von Dingen wie Eierwerfen raten wir ab, weil das erstens unethisch ist (Ihr wisst ja, Hunger in vielen Ländern...) und nicht gut sichtbar wird.

verlängerte Sprühdose
verlängerte SprühdoseIn einem Buch gab es mal eine Anleitung für eine Art verlängerte Sprühdose, bei der diese auf einen Besenstiel montiert wird. Das wollen wir euch nicht vorenthalten.

Besorgt euch einen Besenstiel oder anderen ausreichend langen, stabilen Holzstab (Pfeil 1). An einem Ende sägt ihr ein Stück mit ungefähr der Hälfte der Gesamtbreite heraus (siehe Bild). Da befestigt ihr einen Metallstab (Pfeil 2). Je nach Spraydose ca 20 cm tiefer befestigt ihr eine Stützklammer, auf der die Dose stehen kann (Pfeil 3). Befestigt dann wieder etwas höher zwei Winkeleisen an jeder Seite, so dass die Dose sicher und fest steht (Pfeil 4). An dem Metallstab oben bringt ihr ein (plastikummantelten) Draht oder eine Art Seil an (Pfeil 2) und steckt es durch ein Loch in der Stützklammer (Pfeil 3) und durch mehrere Augenschrauben oder Hakenschrauben, die den Stiel herunter befestigt werden (Pfeil 5). Wenn ihr jetzt am Draht zieht, sprüht die Dose. Da ist etwas Feinarbeit und Übung erforderlich. Graffiti-Shops bieten diverse "Caps" (Aufsätze, aus denen die Farbe kommt) für die Dosen an, die entweder höher oder breiter sind und einen anderen Farbstrahl (dicker, stärker) erzeugen (mehr Infos dazu im Abschnitt Graffiti unseren "Kleinen Stadtbegleiters").

(Pfeil 6) zeigt einen nicht notwendigen Abstandhalter. Wer aber besonders geschickt ist, kann an den Metallstab oben eine Feder bauen, so dass der Farbfluss besser kontrolliert werden kann oder den Stab beliebig verlängern. Alles eine Frage der Transportfähigkeit.

Anmerkungen zu den Plakataktionen
Wenn die Plakate schlecht geklebt sind (das siehst du an losen Ecken), kann es sogar reichen, das Papier abzuziehen. Schaut euch auch die Masten an, denn da können noch Aufkleber der Parteien kleben. Seht euch vorher an, wie die Plakate hängen, das hilft bei der Wahl der Methode. Meist ist die Strecke ganz einfach zu erkennen, auf denen der Propagandabus gefahren ist, der kann einfach gefolgt werden. Immer gegen die Fahrtrichtung arbeiten verringert die Gefahr, von vorbeikommenden Autos zu früh bemerkt zu werden.

Wenn es mal schnell gehen muss, reicht es auch, die Plakate einfach von der Fahrbahnrichtung wegzudrehen, damit sie weniger Menschen sehen müssen.

Wenn du hoch in der Luft mit beiden Beinen an einem Mast hängst und mit einer Hand an dem Plakat zerrst, wirst du so mit Adrenalin zugepumpt sein, dass dir nicht auffällt, wie laut du eigentlich bist. Also Vorsicht.

Anmerkungen allgemein
Adrenalin benebelt die Sinne. Es lässt dich keinen Schmerz spüren, wenn du runterfällst, du reagierst schneller, aber deine Sinne fokussieren enger. Also ganz wichtig, dass mindestens eine Person Schmiere steht, die Gefahren entdecken kann und für dich mitdenkt.

Ansonsten gelten die üblichen Regeln für Demos, Aktionen und so weiter (siehe dazu auch unseren "Kleinen Stadtbegleiter"):

Rechne mit dem Schlimmsten und nehme nichts mit, was dich belasten könnte (außer natürlich die Heckenschere oder ähnliches). Schütze dich vor Angriffen von Nazis oder zu engagierter BürgerInnen. In der Innenstadt kann sowas auch mal tagsüber geschehen, sonst je später, desto besser. Achte auf die Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsmittel. Sonst passiert es, dass der Nachtbus direkt neben der Laterne hält, an der du gerade hochkletterst.

Passe deine Klamotten an (siehe auch Klamottentipps in unserem "Kleinen Stadtbegleiter"). Schwarze Kapuzenpullis sind der ewige Renner und in der Tasche kann selbst am Mast die Schere verstaut werden. Euer Fahrrad sollte nicht zu laut oder auffällig sein. Und so weiter. Diese Tipps könnt ihr auch woanders nachlesen.

Ausruhen ist Pflicht
Eine lange Straße oder sogar mehrere plakatfrei zu machen, dauert lange und ist körperlich anstrengend. Wenn der Adrenalinspiegel sinkt, können sich eventuelle Schmerzen bemerkbar machen, die Müdigkeit kehrt zurück und die bist völlig durchgeschwitzt. Ruht euch am besten gemeinsam irgendwo aus, am besten bei jemanden zu Hause. Wechselt die Klamotten, gönnt euch vielleicht eine Dusche, esst etwas Schokolade, raucht' eine Kippe oder was anderes und atmet ganz bewusst. Wenn ihr ruhiger geworden seid, macht euch klar, was ihr geschafft habt (x Plakate, die Straße,...), was gut war, was schlecht, was verbessert werden kann. Das sollte nicht unterschätzt werden, denn das motiviert, die Gruppe lernt und der Kopf gewöhnt sich, mit diesen Situationen umzugehen. Die nächste Wahl kommt bestimmt.

Hinweise gewünscht
Wir schrieben mit Berliner Maßstäben. Wer andere Erfahrungen hat, weil in anderen Gegenden anders agiert wird, wenn ihr mehr Tipps habt, ihr was verbessern oder kritisieren wollt, bitte mailt uns. Besonders andere Erfahrungsberichte oder Tipps aus der Praxiskiste sind gewünscht.

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Wahlplakate entfernen eBook mit praktischen Tipps zum Wahlkampf (PDF, 132 KB)

 

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Diese Seite wurde zuletzt am 21.03.2004 aktualisiert.
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