This is the second Heino interview from the Stern magazine. It was issued on the 5th. of October 1995,
around the time when Heino published his autobiography. If you have trouble reading German, then try this
online German-English dictionary.
HEINO
'Je mehr man auf Heino
eingehauen hat, desto größer ist
Heino geworden' Deutschlands
erfolgreichster Volkssänger hat
seine Memoiren geschrieben und
in einem STERN-Gespräch sein
Innerstes nach außen gekehrt.
STERN-Redakteur Sven
Michaelsen sprach mit Heino.
STERN:
Heino, wir kennen Sie als einen, der
lieber 'Karamba, Karacho' singt, als
viele Worte zu machen. Warum
breiten Sie jetzt auf 318 Seiten Ihre
Memoiren aus? HEINO: Nach 30
Berufsjahren hatte ich das Bedürfnis,
mal einiges richtigzustellen. Über
keinen anderen Sänger ist ja soviel
Schmutz und Blödsinn ausgeschüttet
worden.
STERN: 'Liegt 'ne Perücke
auf dem Tresen, ist der Heino
dagewesen.' Meinen Sie so was?
HEINO: Ich trage seit 1962 ein
Toupet, aber ich habe noch sehr viel
Eigenhaar.
STERN: Wie viele
Modelle besitzen Sie? HEINO: Ich
habe fünf Echthaar-Toupets zur
Auswahl. Das ist hygienischer.
STERN: Wer darf Sie oben ohne
sehen? HEINO: Nur meine Frau.
Die Hannelore hat den Heino ohne
Haarteil am liebsten.
STERN: Tragen
Sie im Bett Toupet? HEINO:
Manchmal kleben die Dinger so fest,
daß ich sie nicht wieder runterkriege.
STERN: Wie ist es um Ihr Brusthaar
bestellt? HEINO: Ich sage immer:
drei Haare in sieben Reihen. Es gibt
aber Frauen, die stehen drauf, wenn
man kahl auf der Brust ist.
STERN:
'Heino: der Mann, der seine Brille
mit Fassung trägt', kalauerte Ilja
Richter mal. Warum sind Ihre
Brillengläser schwarzbraun wie die
Haselnuß? HEINO: Meine
Schilddrüsen funktionieren nicht
richtig. Dadurch treten die Augäpfel
aus den Höhlen hervor wie beim
Froschkönig. Diesen nicht eben
hübschen Anblick möchte ich den
Leuten ersparen.
STERN: Wie viele
Brillen haben Sie? HEINO: 25 oder
26. Die, die ich aufhabe, habe ich
schon 25 Jahre. Das ist meine
Kampfbrille, die ich im Fernsehen
oder bei Fotoaufnahmen aufsetze.
STERN: Sind Sie Albino? HEINO
(setzt seine Brille ab): Nein, ich habe
schöne blaue Augen.
STERN: Ihre
Frau sagt über die Intimgewohnheiten
im Hause Heino: 'Wir liegen gern in
der Löffelchen-Stellung unter einer
großen Zudecke.' HEINO: Ja, das
ist schön. Bei uns ist das Sexleben in
Ordnung.
STERN: Bei Interviews
erwekken Sie gern den Eindruck, Sie
seien im Bett ausdauernd wie der
Hase aus der Duracell-Werbung.
HEINO: Beklagt hat sich meine
Hannelore noch nicht.
STERN: Sein
Genital meinend, sagt Udo Jürgens:
'Mein kleiner Freund hat ein
absolutes Eigenleben.' HEINO: Mein
kleiner Freund führt kein Eigenleben
mehr. Da hab' ich schon hart dran
gearbeitet, daß der von Herz und
Seele gesteuert wird. Heino braucht
heute Atmosphäre und Gefühl.
STERN: Kollege Jürgens hatte mal
einen One-night-stand mit einem
Mädchen, das sich als Informantin
eines Massenblattes entpuppte.
HEINO: Zwischen Hannelore und
mir kommt nix. Ich mach' mich mit 56
doch nicht mehr zum Hampelmann.
Ich beherzige, was meine Hannelore
sagt: 'Appetit darfst du dir draußen
holen, aber gegessen wird zu Hause.'
STERN: Howard Carpendale sagte
mal im STERN: 'Für einen Mann ist
Fremdgehen das gleiche wie
Onanieren.' HEINO: Vielleicht ist
der Howard zu oft mit sich allein.
Fremdgehen ist doch viel
interessanter als so eine einsame
Verrichtung.
STERN: Haben Sie
Groupies? HEINO: Mir reisen schon
viele nach. Eine Frau hatte sogar mal
ein Konto für mich in der Schweiz
eingerichtet.
STERN: Wurden Ihnen
schon mal die Unterhosen von der
Wäscheleine geklaut? HEINO: Die
kommen bei mir erst gar nicht auf die
Leine. Außerdem habe ich zwei
Schäferhunde.
STERN: Bekommen
Sie Liebesbriefe von schwulen
Heino-Fans? HEINO: Die sortiert
die Sekretärin aus, weil ich da eine
Gänsehaut kriegen würde.
STERN:
Gehen Sie an FKK-Strände?
HEINO: Da kriegt mich niemand hin.
STERN: Sauna? HEINO: Ich hab'
eine in meinem Haus, aber da war ich
noch nie drin. Man sitzt da blöd rum
und fängt an zu schwitzen. Was soll
das?
STERN: Sind Sie eitel?
HEINO: Ich ziehe morgens saubere
Unterwäsche an. Bin ich dann eitel?
STERN: Die größte Attraktion Ihres
Wohnortes Bad Münstereifel ist ein
Radioteleskop. Wo machen Sie eine
Sause? HEINO: Ich habe eine große
Video-Sammlung mit Wildwestfilmen.
Da kann ich fünf von
hintereinanderweg sehen.
STERN:
Wer ist Ihr Lieblingsschauspieler?
HEINO: Clint Eastwood. So würde
ich gern aussehen.
STERN: Gehen
Sie ins Kino? HEINO: Das letzte
Mal war 1973, als 'Blau blüht der
Enzian' mit mir ins Kino kam.
STERN: Welche Bücher lesen Sie?
HEINO: Ich lese 'Bild' und den
Kölner 'Express'.
STERN: 'Bild' ist
Ihr treuester Fan. HEINO: 'Bild' hat
Hannelore und mich durch viele
erfundene Geschichten
zusammengeschrieben. Ende der
70er waren wir als angebliches
Liebespaar 36mal auf Seite eins,
obwohl zwischen uns noch gar nichts
war. Am Ende haben wir es dann
selber geglaubt. Die 37. 'Bild'-Story
war die über unsere Hochzeit.
STERN: Durch Ihre Frau, eine
geschiedene Prinzessin von
Auersperg, verkehren Sie im
Blaublut-Milieu. Wie reagiert der
Adel auf Heino? HEINO:
Hannelores Kitzbühler Clique wollte
mich am ersten Abend mal so richtig
fertigmachen, weil ich denen nicht fein
genug war. Da hat der Heino dann
aber aufgetrumpft.
STERN: Wie das?
HEINO: Ich habe einfach
angefangen zu singen. Auf einmal
waren wir eine Familie. Heute lieben
sie mich.
STERN: Es heißt,
Hannelore löst alle Probleme, die Sie
ohne sie nicht hätten. HEINO:
Blödsinn. Wir passen zusammen wie
der Deckel auf den Pott. Ich bin für
sie ein großes Kind, das betreut
werden muß. Sie handelt meine
Gagen aus und näht mir einen Knopf
ans Hemd. Wenn bei mir zu Hause
das Telefon geht, dann guck' ich, daß
ich Land gewinne. Wupp, wupp,
wupp, bin ich weg.
STERN: Wenn
Sie allein verreisen, packt Hannelore
Ihre Garderobe in Plastiktüten und
schildert Kombinationsmöglichkeiten
aus. HEINO: Die Hannelore hat viel
mehr Geschmack als ich. Wenn ich
mich selber anziehen müßte, sähe ich
aus wie ein Karnevalist.
STERN:
Haben Sie Freunde in Ihrer Branche?
HEINO: Nein, möchte ich auch gar
nicht. Ich hasse Branchengespräche
und den Neid unter Kollegen.
STERN: 'Wenn du einen Freund
brauchst, kauf dir einen Hund', heißt
es in Ihrem Metier. HEINO: Wer die
Menschen kennt, weiß erst den Hund
zu schätzen. Ich habe so viele Lügner
und Schleimer erlebt, daß ich mich
heute in meinem Schäferhund-Club
am wohlsten fühle.
STERN: 'Ein
Scheiß-Busineß, wo du nur gelinkt
wirst', sagt Dieter Bohlen über die
Musikbranche. HEINO: Es gibt
Schiebereien und üble
Machenschaften. Wer nur singen
kann, steht in dieser Branche auf
verlorenem Posten. Was 1986 beim
Grand Prix der Volksmusik passiert
ist, hat mich geschockt. Die
Zuschauer sind betrogen worden.
Der Grand Prix fand in der Wiener
Stadthalle statt. Bei den Proben
wurden die Künstler plötzlich alle aus
der Halle gebeten. Ich habe mich
dann ganz oben im Zuschauerraum
hingesetzt. Es war unglaublich: Es
wurde schon die Übergabe der
Siegestrophäe an die Schweizerin
Nella Martinetti geprobt. Der ganze
Wettbewerb war ein abgekartetes
Spiel.
STERN: Haben Sie mal gegen
solche Usancen aufge-muckt?
HEINO: Ich war fast 20 Jahre lang
die Marionette meines Entdeckers
Ralf Bendix. Er hatte angeordnet, daß
ich bei Interviews nur mit ja oder nein
antworte. Lachen durfte ich auch
nicht. Bendix sagte immer: 'Heino, du
mußt arm und einsam sein, blaß
aussehen und schön singen. Das ist
dein Job und sonst gar nichts. Je
weniger du sagst, um so mehr müssen
die Leute deine Platten kaufen.'
STERN: Von der Musikkritik
werden Sie als Pimpfen-Caruso
niedergemacht. HEINO: Ich habe da
keinen Zorn. Je mehr man auf Heino
eingehauen hat, desto größer ist sein
Fankreis geworden. Wenn irgendwo
wieder ein Verriß steht, frage ich bei
der Bank nach meinem Kontostand.
Das bringt die Seele wieder ins Lot.
STERN: Seit drei, vier Jahren gilt
Heino bei der Jugend als cool.
HEINO: Tja, ich bin wohl in. Neulich
war ich bei den Rolling Stones im
Konzert. Da haben sich die
Jugendlichen von mir Autogramme
aufs T-Shirt geben lassen. Wenn ich
das noch ein bißchen forciert hätte,
hätten 60000 Leute 'Heino, Heino'
geschrien.
STERN: Ein Foto zeigt Sie
mit Mick Jagger. HEINO: Ich habe
ihn in Venedig bei einem
Geburtstagsessen von Hetty von
Bohlen und Halbach kennengelernt.
Er hat sich top benommen.
STERN:
Kannte Mick Jagger Heino?
HEINO: Er wußte, daß ich der
Johnny Cash Deutschlands bin.
STERN: Mit einem Bekanntheitswert
von 98 Prozent sind Sie so prominent
wie Kanzler Kohl. Was ist das
populärste Fehlurteil über Sie?
HEINO: Daß ich ein Rechter bin. Ich
renne da immer gegen eine
Gummiwand. Dabei hasse ich diese
braunen Glatzen.
STERN: Sie waren
der Lieblingssänger von Willy Brandt.
HEINO: Ich habe 20 Jahre lang
SPD gewählt. Heute tendiere ich
mehr zu den Grünen. Ich wäre für die
ein Aushängeschild, denn ich singe ja
seit 30 Jahren für die Erhaltung von
Bäumen und Sträuchern.
STERN:
Heino steht für Harmonie, Sitte und
Anstand. Dabei haben Sie zwei
Scheidungen hinter sich, die Mutter
Ihrer unehelichen Tochter beging
Selbstmord, und Ihre Ex-Frau Lilo
war Alkoholikerin. HEINO: Ich war
Bäcker, Schrottsortierer,
Klopapierverkäufer und Dressman.
Da lernt man, was wegzustecken.
STERN: Weint Heino? HEINO:
Weinen tu' ich für mein Leben gern.
Zum Beispiel über einen schönen
Film, wo Mann und Frau nicht
zusammenkommen. Oder wenn ich
den 'Förster vom Silberwald' sehe,
und da wird ein Reh erschossen. Das
tut mir weh. Da muß ich heulen.
STERN: Udo Jürgens hatte mal vor
laufender Kamera Durchfall. Was
war Ihr peinlichstes Erlebnis?
HEINO: Am Abend vor einem
Schlagerfestival hatte ich mal ein
Bierchen zuviel getrunken. Am
nächsten Tag stand ich im Smoking
hinter der Bühne und wartete auf
meinen Auftritt. In dem Moment, wo
Dieter Thomas Heck mich ansagte,
wurde mir schlecht. Neben mir stand
ein Karton mit Requisiten. Da habe
ich dann eben einfach reingekotzt.
STERN: Wann waren Sie zuletzt in
der Kirche? HEINO: Letzten
Sonntag. Ich bin gläubiger Katholik.
STERN: Beten Sie? HEINO: Jeden
Tag.
STERN: Peter Maffay betet
beim Autofahren. HEINO: Da kann
er ja die Hände nicht falten.
STERN:
Haben Sie einen frommen Wunsch?
HEINO: Mein Alter soll nach dem
Motto sein: Der liebe Gott hat mir
das Können genommen, jetzt soll er
mir auch das Wollen nehmen.
Das Gespräch führte der STERN-Redakteur Sven
Michaelsen.