"Nicht ganz zur Sache"
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Notizen zum Initialtreffen am 6.5.98 "Es gibt ein paar Stellen, |
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Anke Barnard (Grafikdesignerin), Alex Deutsch (Musiker), Heidi Inffeld (Bildhauerin), Martin Krusche (Sekretär), Hartmut Skerbisch (bildender Künstler), Andrea Steinklauber (Integrationslehrerin), Andrea Wolfmayr (Autorin) a) Die Skizze
(in drei Positionen) Die Ausgabe 5/98 des Gleisdorfer Stadtjournals berichtet, daß der "Regional-Entwicklungs-Verband" (sic!) unter dem Vorsitz des Gleisdorfer Bürgermeisters Franz Nußmayr die Region Weiz-Gleisdorf als "Musterregion ... positionieren" solle: "... im Bereich eines ökologisch-wirtschaftlich zukunftsweisenden Denkens". Inzwischen liege ein "Detail-Konzept für die Durchführung der Steirischen Landesausstellung 2001 vor". Ziel sei es, "die Region als ´Energie-Erlebniswelt´ zu inszenieren". Dazu wird Gemeinden der Region "fantasievolle Einbringung" in Aussicht gestellt. Uns drohen "Energie-Kammern" und "Erlebnis-Welten", da soll "inszeniert und dramatisiert" werden ... "Ergänzt jeweils um die entsprechenden technischen Informations- und Bildungswerte." An anderer Stelle wird avisiert, "die ganze Region" solle "zur Energie-Erlebnis-Welt" werden. Diese Beschreibungen eines im Blatt nicht genannten Autors knüpfen an Schilderungen an, die so schon seit Monaten in diesem Tenor zu lesen sind. Man staunt über das oststeirische Novum der sogenannten "Kraftspendedörfer", weiß um "Geistesblitz und Funkenflug", von denen nun heimische Gemeindestuben erhellt werden sollen und selbst etwas so schweißtreibendes wie ein Radmarathon suggeriert auf einmal sein Gegenteil: Kraftspender zu sein. Als "Energie-Radmarathon". Daß Österreich seit weit mehr als einem Jahrzehnt etwas wie "eigenständige Regionalentwicklung" kennt, daß es dafür etwa Werkzeuge wie "aktivierende Befragungen" (u.a.) gibt, die den Menschen eines Lebensraumes wenigstens eine Chance einräumen, zu sagen, was dieser Lebensraum sei und was man hier wünsche, brauche, all das fehlt in diesen Vorhaben weitgehend. Das hier vorliegende Phänomen ist inzwischen sogar schon wissenschaftlich bearbeitet und es gibt einen internationalen Diskurs, der solch ein Prozedere als sehr problematisch ausweist. Zwei: Was wird in einem Lebensraum sichtbar, hörbar, wahrnehmbar, wenn sehr verschiedene Menschen ihre bevorzugten Mittel einsetzen, Teile ihres Lebensraumes zu beschreiben, darzustellen? Die Frage ist weiters: Was wird sichtbar, wenn dabei die Praxis des Kontrastes höchste Priorität hat, wenn in einer wachsenden Beschreibung unseres Lebensraumes die Widersprüche nicht eliminiert, sondern aufrecht erhalten werden? Kunstschaffende verfügen über ein sehr vielfältiges Sensorium und mediale Möglichkeiten, derlei zu thematisieren und etwas sichtbar zu machen. Das mag ebenso um einen rationalen Diskurs ergänzt werden (der auch aus Quellen der Wissenschaft schöpft), wie es um jene Äußerungen ergänzt sein muß, zu denen man Menschen mit den verschiedensten Alltagskompetenzen einladen soll. Drei: Künstlerische Praxis könnte hier einige "Leitmotive" entwickeln, die für Menschen anregend sind, sich mit ihren Vorstellungen zu äußern ... was dieser Lebensraum sei. Die Summe solcher Beiträge sollte ebenso im Rahmen üblicher Kunstpräsentation einsehbar werden wie in gängigen Medien (Zeitungen, Rundfunk, TV) und in anderen Arten von Veranstaltungen. Das sollte nicht auf den Raum Gleisdorf oder die Region Gleisdorf-Weiz beschränkt bleiben. Es könnte schrittweise die Oststeiermark umfassen und mag punktuell auf bundesweite Verknüpfungen zielen. Dabei wird einen begleitende Linie im Internet vielleicht nützlich sein. Als eine Option sollte auch die Möglichkeit bedacht werden, daraus ein Projekt zu entwickeln, das nach dreijähriger Laufzeit zum Rahmenprogramm der vermutlich kommenden Landesausstellung eingereicht werden kann ... finanziert vom Land Steiermark. Außerdem kann dieses Vorhaben ein günstiger Anlaß sein, daß Kunstschaffende der Region mehr Kontakte pflegen und gelegentlich kooperieren ... auf Zugänge gestützt, die nicht verlangen, sich im Konsens über ein ästhetisches Konzept zu treffen.
b) Ein konkreter AuftaktEs besteht Übereinkunft, daß dieses Vorhaben unter dem Titel "Nicht ganz zur Sache" stehen soll. Der kommenden Gleisdorfer cooltour-Brunch ist diesem Vorhaben gewidmet. (Sonntag, 7. Juni, 10.30 Uhr, Hotel zum Braunen Hirschen, Gleisdorf) Dazu wird nicht nur allgemein eingeladen, sondern werden auch mögliche Interessierte persönliche eingeladen. Dieser Jour fixe würde sich als kontinuierliche Plattform für "Nicht ganz bei der Sache" anbieten. Im Juni wird eine multimedial gehaltene Veranstaltung im Zentrum von Gleisdorf einen ersten konkreten Schritt in der Öffentlichkeit markieren: Anke Barnards Re:Junk
c) Einige VorgabenZu Beginn des Jahres hatte eine Runde Kunstschaffender schon ein eigenes Meeting mit dem Gleisdorfer Kulturreferenten erwirkt, um in der Sache (Landesausstellung, Rahmenprogramm etc.) einen realistischen Arbeitsmodus zu besprechen: Alex Deutsch (Musiker), Helga Glattfelder-Knöbl (Video-Künstlerin), Martin Krusche (Sekretär), Chuck LeMonds (Musiker), Gernot Muhr (Fotograf), Hartmut Skerbisch (bildender Künstler), Andrea Wolfmayr (Autorin). Bei der folgenden "Konferenz der Provinz" in Pischelsdorf hatten wir auch den ranghöchsten Beamten in der Zuständigkeit für Landesausstellungen, Manfred Glawogger, zu Gast. Er hat zugesagt, mit uns in diesem Vorhaben zu kooperieren. Im November des Vorjahres gab es in Gleisdorf den Auftakt einer Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Regionale Identität". Das fulminante Referat der Historikerin Andrea Haberl-Zemljic ist verfügbar und sicher eine sehr anregende Basis für eine diskursive Ebene von "Nicht ganz bei der Sache". (Die Reihe wird heuer fortgesetzt ... mit einem Hauptreferat der Philosophin Elisabeth List.) "Nicht ganz bei der Sache" stützt sich also nun auf eine regionalpolitische, eine künstlerische und eine diskursive Ebene, deren Ansätze schon bearbeitet sind. Redaktion: cooltour-Koordination: |
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