CHORAL-MESSE

für vierstimmigen gemischten Chor und Orgel ad libitum

von

Anton Bruckner

(1844)

ergänzt und herausgegeben von

Joseph Meßner

 


V O R W 0 R T

ANTON BRUCKNER

(1824-1896)

schrieb als "Lehrergehilfe" in Kronstorf, wohin er im jahre 1843 von Windhaag versetzt wurde, eine "Choralmesse" für vierstimmigen Chor a cappella. Da diese für den Gründonnerstag gedacht war, fehlten derselben das ganze "Kyrie" und "Gloria" sowie der größte Teil des "Credo". Dafür komponierte der damals 20 jährige Bruckner (1844) das Graduale "Christus factus" und Offertorium "Dextera Domini".

Da die Vokalsätze Bruckners trotz lhrer Einfachheit viel Innerlichkeit und Wärme, Andacht und Innigkeit aufweisen (Bruckner nannte den Gründonnerstag immer das"größte Mysterium"), Iohnte sich vielleicht die Mühe, die fehlenden Messeteile aus den bestehenden und den Proprieneinlagen zu ergänzen, um speziell den vielen kleinen Chören, welchen selbst die kleine Brucknersche C-dur-Messe wegen der Instrumentalbesetzung, nicht zugänglich ist, eine einfache und doch brucknerisch-andächtige Messekomposition zu bieten. Finden sich doch schon in diesem Werke des 20 jährigen für den Aufmerksamen viele Andeutungen melodischer und rythmischer Einfälle, welche uns in den Symphonien des großen Meisters teils wörtlich gleich, teils in breiter Linie wieder begegnen. Und trotz der einfachen Satzweise ist diese A-cappella-Messe kein Palestrina, kein Orlando - sondern eben ein Bruckner. Es liegt etwas Eigenartiges über dem kleinen Werk: der Mystizismus des späteren Symphonikers, ein Hauch der Gottnähe, ein Aufgeben in die Liturgie, ein Erleben Gottes.

Möge der Versuch, das jugendwerk Bruckners zu vervollständigen, um es der Liturgie dienstbar zu machen, vielen Chören zur Freude und den Andächtigen zur Erbauung gereichen.

Vielfachen Wünschen entsprechend habe ich zu den A-cappella-Sätzen eine leichtspielbare Orgelbegleitung geschrieben, da der harmonisch nicht immer leichte Satz Bruckners gerade kleineren Chören, für welche das Werk gedacht ist, des öfteren Schwierigkeiten bereiten könnte.

Salzburg, im März 1941.

Prof. Joseph Meßner

Domkapellmeister

Tekst van de mis.


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