Corno da Caccia
Das Corno da caccia (Horn der Jagd) war zu Beginn des 18. Jahrhunderts
eines der beliebtesten Blechblasinstrumente, weil es nicht so "rüde
von Natur wie die Trompete" war und mit "größter Facilität
tractieret" werden konnte.
Vom Jagdsignal - Instrument hatte sich das Horn zum virtuosen Instrument
entwickelt. So wurden zahlreiche Konzerte dieser Zeit für Corno da
caccia komponiert, die wegen ihrer hohen Clarinlage auf Waldhörnern,
wie sie seit dem 19. Jahrhundert gebaut werden, nur bedingt spielbar sind.
Ähnliches trifft auch für Hornpartien in etlichen Kantaten von
J. S. Bach zu.
Als Charakteristik dieses Instrumentes sind mehrere Punkte zu
erwähnen:
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Zum Einen ist der "Eingang" in das Instrument vom Mundrohr aus am 4. Ventil
und nicht wie bei den meisten anderen am 1. Ventil.
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Die Verbindungen der einzelnen Ventile sind konisch und nicht wie bei allen
anderen Blechblasinstrumenten zylindrisch.
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Der "Ausgang" am 5. Ventil führt in einen Bogen, von dem aus der ganze
Rest des Rohres in einer langen Erweiterung bis zum Schallstück führt.
Bei allen anderen Instrumenten ist diese Erweiterung erst am letzten Teil
des Rohres angebracht.
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Es ist, je nach Wunsch, rechts- oder linksgriffig mit Trompeten- oder Hornmundrohr
wählbar. Auch die Anzahl und Art der Ventile sind individuell bestimmbar.
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Die Spielhöhe ergibt sich aus den Fähigkeiten des Bläsers,
lehnt sich jedoch im Allgemeinen an die Trompete an. In der Tiefe
jedoch ist dank des Quartventils fast eine Oktave mehr möglich als
bei der Trompete, was vom Bläser als sehr interessant empfunden wird.
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Der Ton ist mit keinem anderen Blechblasinstrument vergleichbar. Einerseits
hat er eine Weichheit und Größe wie bei einem Flügelhorn,
andererseits jedoch einen Glanz und eine Deutlichkeit wie bei einer Trompete.
...
ein kleines Klangbeispiel ...
( 19.98 sec, 431 KB )
Von den historischen Instrumenten sind heute lediglich Zeichnungen
und bautechnische Angaben überliefert. Der deutsche Trompeter Ludwig
Güttler war es, der in Bibliotheken wertvolle Kompositionen des Barock
für Corno da caccia entdeckte und überlegte, wie er sie im modernen
Konzertsaal wieder zum Erklingen bringen könne. Hierzu regte er den
Instrumentenbaumeister Friedbert Syhre aus Leipzig zur Konstruktion eines
Ventil - Corno da caccia an, das in seiner Klangcharakteristik den alten
Hörnern entspricht. Auf diesem Instrument, bzw. den weiteren Instrumenten
der einzelnen Entwicklungsstufen, belebt Güttler seither erfolgreich
die alte virtuose Clarinspielkunst auf Hörnern von neuem.
Bei dem hier vorliegenden Instrument handelt es sich um ein nach den
neuesten Angaben Güttlers gebautes Corno da caccia. Es wurde 1996
nach meinen Wünschen fertiggestellt und unterscheidet sich vom Instrument
Güttlers nur, als daß sein 5. Ventil als "Umschaltventil auf
Es-Stimmung" gebaut wurde, das bei meinem Instrument jedoch als A-Stimmung
auf meinen Wunsch hin verändert ist. Diese Veränderung kann man
jedoch jederzeit durch den Einsatz zusätzlicher Mundrohre und Stimmbögen
auf Es-Stimmung zurücknehmen. Zusätzlich besitzt es als 4. Ventil
ein Quartventil und einen Trigger am 3. Ventil. Beim Blasen ruht es auf
der linken Hand, wobei der linke Daumen den Trigger und das 5. Ventil betätigt.
Die rechte Hand stützt mit dem Daumen das Instrument und betätigt
mit den Fingern die übrigen 4 Ventile. Das Instrument besteht aus
lackiertem Messing mit Neusilbereinlagen. Es wurde kurz vor seiner Fertigstellung
aufgrund der aktuellsten Feststellungen von Ludwig Güttler im Bereich
der Maschine nochmals umgebaut. Es wurde hierbei die Anordnung des 5. Ventils
und des Triggers verändert, da Güttler beim vorigen Modell
Probleme mit der Balance des Instrumentes feststellte. Dieses Instrument
ist also die neueste Entwicklung eines historischen Instrumentes.
Auch die Größe des Schalltrichters ist frei wählbar.
Güttler empfielt einen Durchmesser zwischen 12 cm und 22 cm. Je größer
der Schalltrichter wird, desto weicher wird der Klang. Aber das Instrument
wird in höheren Lagen instabiler und somit schwerer spielbar. Bei
kleinerem Schalltrichter bekommt man Probleme, die reizvollen tiefen Lagen
sauber zu erreichen. Der Trichter des hier vorliegenden Instrumentes entspricht
daher einem empfohlenen Mittelmaß von 16,7 cm. Güttler empfielt,
das Instrument, das in einem eigens dafür konstruierten Gigbag sicher
aufgehoben ist, mit einem großgebohrten Mundstück mit weitem
Kessel zu blasen.
Meine Freunde Jens Lindemann und David Ohanian von
The Canadian Brass sind begeistert von meinem
Corno da caccia !
....... ich auch !!!!
Für weiteren Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
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