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CD-Rezensionen


Dead Can Dance / Spiritchaser

Auch Lisa Gerrard und Brendan Perry schaffen es immer wieder, den Hörer zu überraschen. So führen sie uns auf ihrem aktuellen Werk Spiritchaser in afrikanische und südamerikanische Gefilde. Percussion in vielfältigsten Variationen steht diesmal im Vordergrund und verwischt die Grenzen zwischen Wave, Ethno Pop, World Music und Folk. Zugegeben : Nach dem ersten Hören wollte sich bei mir noch nicht diese Faszination einstellen, die mich bei Erscheinen eines neuen Dead Can Dance-Albums immer ergriffen hat. Wahrscheinlich war ich zu sehr auf ein zweites "Within The Realm Of A Dying Sun" oder "Aion" fixiert. Doch nach mehrmaligem Hören wird auch diesmal wieder deutlich, daß es sich um ein geniales Werk handelt. Ein Dead Can Dance-Album gleicht eben nie dem anderen. Und trotzdem vereint sie alle dieser ganz besondere Zauber, dessen Formel nur Lisa und Brendan kennen.

Deine Lakaien / Winter Fish Testosterone

Dem allgemeinen Trend, daß es sich bei dem aktuellen Lakaien-Album um eine gewaltige Gratwanderung handle, kann ich mich nicht anschließen. Für mich ist es eine mögliche logische Fortsetzung von "Forest Enter Exit". Ernst Horns Soundcollagen sind krachiger, brachialer geworden, doch reifen die Stücke durch Alexander Veljanovs Stimme wieder zu lakaien-typischen Interpretationen. Wer immer noch auf die Fortsetzung von "Dark Star" wartet, hat den Zug verpaßt. Denn auch für Deine Lakaien ist es geradezu selbstverständlich, daß sie sich mit jedem Album weiterentwickeln. Einziger Ausreißer (nicht in negativem Sinne) : Testosterone.

Dreadful Shadows / Buried Again

Als Love Like Blood nach ihrem grandiosen Album "Irony Of Fate" gewaltig an Dynamik und Spritzigkeit verloren haben, ließ bei mir das Interesse für den klassischen Gothic-Rock deutlich nach. "Buried Again" kann diese Lücke endlich schließen; vorallem der Überhit "Dusk" trägt das Seinige dazu bei.
Dreadful Shadows bieten nichts grundlegend Neues. Es ließen sich neben den bereits erwähnten Love Like Blood sicher eine ganze Reihe weiterer Vergleiche ziehen. Umso bemerkenswerter ist es, daß "Buried Again" letztlich doch einen eigenen Platz unter den Vielen einnimmt und kein Mission- oder Rosetta Stone-Derivat ist. Im übrigen erinnert mich die Stimme (um bei den Vergleichen zu bleiben) doch eher an Blessing In Disguise.
Auch wenn man dieses Album nicht gerade als innovativ bezeichnen kann, eines muß man den Berliner Dreadful Shadows lassen : Sie haben sehr sauber von ihren Vorbildern gelernt. Volle Punktzahl für diese gekonnte Umsetzung !

Elijah´s Mantle / Poets And Visionaries

Wer vor 1 1/2 Jahren auf einem der drei Lisa Gerrard-Konzerte in Deutschland war, konnte sich bereits live von den rhetorischen Fähigkeiten des Mark Ellis überzeugen. Auf der CD "Poets And Visionaries" seines Projektes Elijah´s Mantle knüpft er nun nahtlos an die vier Vorgänger an : Literaturvertonung heißt das Stichwort. Rimbaud, Baudelaire, Shakespeare - diese Namen bedürfen wohl keiner näheren Erläuterung. Mit tiefer, ruhiger Stimme, einem "sauberen" Englisch, einer silbengenauen Betonung rezitiert der studierte Theaterwissenschaftler Ellis die Klassiker so gekonnt, daß die CD selbst ohne die minimalistische, doch harmonisch-klassische musikalische Untermalung ihren Reiz nicht verlieren würde. So jedoch gewinnt das Werk an Dramaturgie und inspiriert den Hörer weiter in seiner Phantasie. Charakteristisch : die auf den Vorgängern bereits eingesetzten Männerchöre.
Bei vielen mag vielleicht im ersten Augenblick ein Gefühl der Monotonie aufkommen. Doch auch hier gilt : Genauer zuhören, öfters zuhören - dann entdeckt der ein oder andere vielleicht den Schatz, der hier verborgen liegt.

Goethes Erben / Schach ist nicht das Leben

Sicher muß man die Lobpreisungen eines waschechten Goethes Erben-Fans ein wenig relativieren, aber dennoch glaube ich, daß ich nicht übertreibe, wenn ich behaupte, daß diese CD jetzt schon zu den beachtenswerten Veröffentlichungen des Jahres 1997 gezählt werden darf. Es ist sicher nicht der namhafte Produzent F.M.Einheit, der dem neuen Werk von Goethes Erben den entscheidenden Schliff verleiht, auch wenn sein Name in Form eines roten Buttons auf dem Jewel Case der CD werbewirksam eingesetzt wurde.
Bereits die Aufführungen des letzten Jahres ließen erkennen, daß sich die Erben vorallem musikalisch im Vergleich zu früher weiterentwickelt haben. Violine, Cello, Akustik- und E-Gitarre, Baß und Schlagzeug ergänzen das bislang ganz in der Hand von Mindy Kumbalek liegende, vorwiegend elektronische Instrumentarium und verwandeln das einst minimalistische Klangbild in ein kleines Orchester. Wer glaubt, die Musik hätte Oswalds Texte nun in den Hintergrund verbannt, der irrt. Vielmehr steht sie nun gleichberechtigt neben den faszinierenden Wortkreationen.
Überrascht hat mich der beschwingte Pfeifer auf "Nur ein Freund", der einmal mehr beweist, daß Goethes Erben eben nicht nur die tieftraurigen Moll-Töne anschlagen können oder wollen. "Schach ist nicht das Leben" hat nicht das für viele so düster erscheinende Grundmotiv seiner Vorgänger, obwohl das Attribut "ernst" immer noch angemessen erscheint.
Goethes Erben werden sicher weitere Zuhörer gewinnen, wenn auch für die große Masse das Material weiterhin zu schwer verdaulich sein wird. Ich wünsche mir für Oswald, daß er es bald schafft, sein Musiktheater auf den berühmten "Brettern, die die Welt bedeuten" aufzuführen. Die Auftritte im Planetarium in Jena und in der Plauener Festhalle waren ja schon einmal ein leichter Vorgeschmack.

Illuminate / Verfall

Wieder wird man mich fragen, wie ich denn immer wieder auf Bands abfahre, die so 100%ig einem bestimmten Klischee entsprechen, daß einem der Verdacht kommen muß, hier wird bewußt auf eine bestimmte Käuferschicht geschielt. Dazu kommt auch noch die Werbung mit einem so bekannten Namen wie Lacrimosa.
Doch was soll ich entgegnen; mir gefällt es halt. Zumal Johannes und Anja wirklich gut singen können (Anja etwas besser als Johannes).
Etwas überrascht ist man sicher, wenn man (den Begriff "Neoromantik" aus der Werbung im Hinterkopf) das dem "Intro" folgende "Apokalypse" hört, werden hier doch teilweise sehr triviale Rhythmuselemente verwandt, die aus dem Stück ein glattes Tanzstück machen. Trotzalledem : annehmbar, wenn auch ein wenig zu lang.
Weiter geht´s dann mit dem für die Band wohl typischeren Sound, der schon ein wenig an Lacrimosa erinnert, jedoch ohne Gitarren oder sonstige "natürliche" Instrumente auskommt. Viele Orchester-, Klavier und Streichersamples und ein Rhythmuscomputer, dessen Programmierung wohl am ehesten die Lacrimosa-Assoziation aufkommen läßt.
Illuminate (lateinisch auszusprechen) arbeiten überwiegend mit deutschen Texten, jedoch befinden sich auch zwei englisch gesungene Songs auf der CD ("Apokalypse" und "Love Never Dies!").
Der Duett-Gesang paßt zusammen; nur die gelegentlichen Versuche von Johannes, irgendwie etwas dreckig oder aggressiv zu klingen, wirken nicht so überzeugend (wie etwa zu Beginn von "Love Never Dies!").
Eine Band, die sich sicher noch weiterentwickeln kann, aber durchaus Potential hat. Anspieltips : "Welke Chrysanthemen", "Leidenschaft".

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Zuletzt aktualisiert am 17.Oktober 1998


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