Kirlian Camera / Schmerz Lacrimosa / Stille L´Orchestre Noir / Cantos Lycia / Cold Ophelia´s Dream / All Beauty Is Sad
Ursprünglich 1992 in limitierter Auflage als EP erschienen, folgte vor einiger Zeit nun die Wiederveröffentlichung als Fulltime-Album.
Die beste CD von Kirlian Camera ! Dafür sorgen natürlich die von Konzerten her bekannten Songs "Heldenplatz" oder "Twilight Fields",
aber z.B. auch das traumhaft schöne "Blumen", das übrigens auch auf der Discordia-Compilation "Taste This 5" veröffentlicht wurde.
Ein sehr warmes Album der Band, die sonst für ihre unterkühlten Sounds bekannt ist.
Wie dem auch sei : Tilo Wolff baut auf "Stille" weiter seine Vorliebe für epische Breite aus; kaum ein Stück bleibt unter der 8-Minuten-Grenze.
Hier wird Musik geboren - und stirbt im nächsten Augenblick, auch und gerade dann, wenn man sich noch nicht satt an ihr gehört hat.
Klassische Arrangements (Chor, Orchestersamples) treffen auf gekonnte Gitarrensoli, die ein wenig an die große Zeit des Dinosaurier-Rocks
ala Pink Floyd erinnern. Dieser musikalische Rahmen ist so weit gefaßt, daß die Instrumentalpassagen zwischen den Gesangsparts von Tilo und Anne Nurmi
wie kleine Zwischenspiele wirken; Zesuren, innerhalb derer man die Worte auf sich wirken lassen kann oder auch nicht.
Lacrimosa ist 100% Gefühlsmusik; wer bei Stücken wie "Das zweite Herz" nichts empfinden kann, wird vermutlich nie etwas mit seiner Musik anfangen
können. Wer ihn jedoch nur von "Alles Lüge" her kennt, hat Lacrimosa im Prinzip nie gehört !
Sind dies nun wirklich die Unterschiede zu Sol Invictus ? - Frühere Alben beinhalteten ja auch zum Teil diese schrägen Sachen und Sarah Bradshaw ist auf dem
jüngsten Sol Invictus-Werk "The Blade" auch zu hören. Hinzu kommt, daß "Cantos" zwei Hidden Tracks beinhaltet, bei denen es sich um Livestücke aus einem
Sol Invictus-Konzert handeln muß ("Nothing Changes" und "Fields").
Einigen wir uns vielleicht besser darauf, daß Tony uns einmal mehr nur verwirren wollte. Ob nun Sol Invictus, L`Orchestre Noir oder schlicht Tony Wakeford -
seine Musik bleibt unverwechselbar; im positiven Sinne.
"Cold" setzt an seinem Vorgänger "The Burning Circle And Then Dust" nahtlos an - eine Symbiose aus hallenden Gitarren und synthetischen Klangteppichen.
Für Lycia- und Projekt-Label-Fans ein Muß.
Ophelia´s Dream ist mal wieder ein neuer Name, für den mit der Etikette ´Heavenly Voices´ geworben wird. Dabei vermutet der ein oder
andere vielleicht zunächst eine weitere Kopie der Susanne Heinrichs (Love Is Colder Than Death), Conny Lewrows (Stoa), Stefanie Härichs
oder Antje Schulz´ (Chandeen). Doch dem ist nicht so. Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal ist wohl, daß Julia Tiedje einen selbst für
die Heavenly Voices-Szene ungewöhnlichen Mezzosopran intoniert, was dem Werk irgendwie etwas Opernhaftes verleiht (sorry, aber ich
assoziiere den Mezzosopran häufig mit Opern, weiß auch nicht warum).
Die musikalische Untermalung ist sehr klassisch gehalten und erinnert mich teilweise an die philharmonischen Stücke auf Lisa Gerrards
Solo-CD ´The Mirror Pool´. Das Klavier ist eindeutig das Leitinstrument (Arabesque, A Fragment, Fairy-Dance). Weiterhin kommen viele Streicher und desöfteren
auch eine Oboe zum Einsatz. Insgesamt nimmt die Musik den größten Teil auf dieser CD ein, der Gesang auf ´All Beauty Is Sad´ ist sehr
sparsam eingesetzt; man erinnere sich in diesem Zusammenhang z.B. an die Anchorage-CD ´The Bleak Wooden Tower´.
Dadurch prägt er sich aber viel eher im Gedächtnis ein. Besonders erwähnen möchte ich dabei vorallem ´Mystere´
und ´Sophia´s Prayer´. Schließlich ist auch ein Saltarello (nicht das von Dead Can Dance) auf diesem Werk enthalten.
Insgesamt eine wirklich lohnenswerte Anschaffung, selbst (oder gerade deshalb) für diejenigen, bei denen die Sparte Heavenly Voices
viel Raum im CD-Regal einnimmt.
Get your own Free Home Page