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CD-Rezensionen


Impressions Of Winter / Cantica Lunae

Sehr geheimnisvoll beginnt das Debüt von Impressions Of Winter. Sicher mag diese Band vom Sound der großen Dead Can Dance beeinflußt worden sein, so umgibt sie z.B. auch diese Verträumtheit, letztendlich klingen sie aber doch anders. Die Stimme von Laikha erinnert mich eher an Alison Shaw von den Cranes, auch Joe hat einen klassischeren Stil als Brendan Perry. Die schwebenden Klänge erinnern mitunter auch an Stoa; viele Streicher.
Auch das Cover-Artwork läßt nichts zu wünschen übrig; die Fotos des Booklets können schon als Kunst bezeichnet werden. Nicht umsonst ist der Fotograf Tobias Franz vollwertiges Bandmitglied.
Ein sehr niveauvoller Einstand.

Kirlian Camera / Schmerz

Ursprünglich 1992 in limitierter Auflage als EP erschienen, folgte vor einiger Zeit nun die Wiederveröffentlichung als Fulltime-Album. Die beste CD von Kirlian Camera ! Dafür sorgen natürlich die von Konzerten her bekannten Songs "Heldenplatz" oder "Twilight Fields", aber z.B. auch das traumhaft schöne "Blumen", das übrigens auch auf der Discordia-Compilation "Taste This 5" veröffentlicht wurde.
Ein sehr warmes Album der Band, die sonst für ihre unterkühlten Sounds bekannt ist.

Lacrimosa / Stille

Viele sehen in ihm immer noch den klischeehaften "deutschen Todeskünstler". Zudem wird er oft noch mit Namen wie Goethes Erben oder Das Ich in Zusammenhang gebracht, obwohl (mal abgesehen von den deutschen Texten, von denen Lacrimosa mittlerweile auch Ausnahmen macht) deren musikalisches Wirken kaum noch Berührungspunkte zueinander aufweist. Es stellt sich die Frage, ob dieser gemeinsame Nenner überhaupt einmal vorhanden war oder ob dieser nicht nur das Produkt einer in Schubladen denkenden Presse ist.
Wie dem auch sei : Tilo Wolff baut auf "Stille" weiter seine Vorliebe für epische Breite aus; kaum ein Stück bleibt unter der 8-Minuten-Grenze. Hier wird Musik geboren - und stirbt im nächsten Augenblick, auch und gerade dann, wenn man sich noch nicht satt an ihr gehört hat. Klassische Arrangements (Chor, Orchestersamples) treffen auf gekonnte Gitarrensoli, die ein wenig an die große Zeit des Dinosaurier-Rocks ala Pink Floyd erinnern. Dieser musikalische Rahmen ist so weit gefaßt, daß die Instrumentalpassagen zwischen den Gesangsparts von Tilo und Anne Nurmi wie kleine Zwischenspiele wirken; Zesuren, innerhalb derer man die Worte auf sich wirken lassen kann oder auch nicht.
Lacrimosa ist 100% Gefühlsmusik; wer bei Stücken wie "Das zweite Herz" nichts empfinden kann, wird vermutlich nie etwas mit seiner Musik anfangen können. Wer ihn jedoch nur von "Alles Lüge" her kennt, hat Lacrimosa im Prinzip nie gehört !

L´Orchestre Noir / Cantos

Quizfrage : Was veranlaßt Tony Wakeford dazu, ein Seitenprojekt wie L´Orchestre Noir ins Leben zu rufen, obwohl auf den ersten Blick die Unterschiede zu Sol Invictus doch eher marginal sind ? - Nun, gehen wir dieser Frage einmal etwas genauer nach. Sol Invictus ist ein Neofolk-Projekt, das insbesondere von Tonys Gesang und dem minimalen Akustik-Gitarren-Spiel (von Kritikern oft auch als Geklampfe bezeichnet) dominiert wird. Auf "Cantos" hingegen zeigt sich (ähnlich den unter Tony Wakeford erschienenen Releases) eine vielseitigere, vornehmlich klassisch orientierte Instrumentierung, die manchen Kritiker sanfter stimmen mag. Den Gesangspart übernimmt hier erstmalig Sarah Bradshaw, die mit ihrer geschulten, lieblichen Stimme zu überzeugen weiß. Mehr noch : Sie stellt im Grunde einen krassen Gegensatz zu Tonys doch etwas jämmerlichen Gesang dar, auch wenn der ebenso seine Reize hat. Eine leichte Aggressivität erreichen die Stücke durch den gelegentlich eingestreuten Baßeinsatz, wodurch sie auch etwas kantiger wirken.
Sind dies nun wirklich die Unterschiede zu Sol Invictus ? - Frühere Alben beinhalteten ja auch zum Teil diese schrägen Sachen und Sarah Bradshaw ist auf dem jüngsten Sol Invictus-Werk "The Blade" auch zu hören. Hinzu kommt, daß "Cantos" zwei Hidden Tracks beinhaltet, bei denen es sich um Livestücke aus einem Sol Invictus-Konzert handeln muß ("Nothing Changes" und "Fields").
Einigen wir uns vielleicht besser darauf, daß Tony uns einmal mehr nur verwirren wollte. Ob nun Sol Invictus, L`Orchestre Noir oder schlicht Tony Wakeford - seine Musik bleibt unverwechselbar; im positiven Sinne.

Lycia / Cold

Daß Mike Vanportfleet mittlerweile die ihm vertraute Wüste in Arizona verlassen hat, hat in der Musik von Lycia nur bedingt Spuren hinterlassen. Bei aller Verträumtheit ergießt sich noch immer eine beschwörende rauhe Stimm(e)ung über den Hörer; seit Neuestem unterstützt von Mike´s Lebensgefährtin Tara Vanflower, deren Stücke einem irgendwo auch einen Vergleich zu den etwas in Vergessenheit geratenen Cocteau Twins aufdrängen.
"Cold" setzt an seinem Vorgänger "The Burning Circle And Then Dust" nahtlos an - eine Symbiose aus hallenden Gitarren und synthetischen Klangteppichen. Für Lycia- und Projekt-Label-Fans ein Muß.

Ophelia´s Dream / All Beauty Is Sad

Die Veröffentlichungen im Heavenly Voices-Genre sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen; dies gilt insbesondere auch für das Schöpfer-Label dieser Sparte Hyperium. Umso mehr Aufmerksamkeit widmet man sich den wenigen Neuerscheinungen in diesem Bereich.
Ophelia´s Dream ist mal wieder ein neuer Name, für den mit der Etikette ´Heavenly Voices´ geworben wird. Dabei vermutet der ein oder andere vielleicht zunächst eine weitere Kopie der Susanne Heinrichs (Love Is Colder Than Death), Conny Lewrows (Stoa), Stefanie Härichs oder Antje Schulz´ (Chandeen). Doch dem ist nicht so. Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal ist wohl, daß Julia Tiedje einen selbst für die Heavenly Voices-Szene ungewöhnlichen Mezzosopran intoniert, was dem Werk irgendwie etwas Opernhaftes verleiht (sorry, aber ich assoziiere den Mezzosopran häufig mit Opern, weiß auch nicht warum).
Die musikalische Untermalung ist sehr klassisch gehalten und erinnert mich teilweise an die philharmonischen Stücke auf Lisa Gerrards Solo-CD ´The Mirror Pool´. Das Klavier ist eindeutig das Leitinstrument (Arabesque, A Fragment, Fairy-Dance). Weiterhin kommen viele Streicher und desöfteren auch eine Oboe zum Einsatz. Insgesamt nimmt die Musik den größten Teil auf dieser CD ein, der Gesang auf ´All Beauty Is Sad´ ist sehr sparsam eingesetzt; man erinnere sich in diesem Zusammenhang z.B. an die Anchorage-CD ´The Bleak Wooden Tower´. Dadurch prägt er sich aber viel eher im Gedächtnis ein. Besonders erwähnen möchte ich dabei vorallem ´Mystere´ und ´Sophia´s Prayer´. Schließlich ist auch ein Saltarello (nicht das von Dead Can Dance) auf diesem Werk enthalten.
Insgesamt eine wirklich lohnenswerte Anschaffung, selbst (oder gerade deshalb) für diejenigen, bei denen die Sparte Heavenly Voices viel Raum im CD-Regal einnimmt.

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Zuletzt aktualisiert am 17.Oktober 1998


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