Various Artists / The Dark Ages
Und wieder mal buhlt ein Sampler um die Gunst der werten Hörerschaft. Diesmal handelt es sich um das Erstlingswerk des
Black-Herausgebers Thomas Wacker (siehe auch im Fanzine-Index). Den Bands wurden einige Begriffe vorgegeben, die diesen
als Inspirationsquelle (oder sagen wir eher als ein klitzekleiner Denkanstoß) dienen sollten : Magic, Diabolism, Inquisition, Rituals,
Superstition, Witchcrafts, Gods / Ghosts, Myths / Legends und Exorzism. Da liegt der Gedanke nahe, daß es sich mal wieder um eine
äußerst plakative Angelegenheit handelt, aber der erste Blick täuscht.
Bekannte und weniger bekannte Namen sorgen dafür, daß diese Doppel-CD zu einer sehr gelungenen Mischung vornehmlicher ruhiger
und/oder elektronischer Stücke wurde; u.a. Kirlian Camera, Steve Roach, Werkcorps und Hostia (bekannt durch den Ordo Catharis Templi),
Endura, Runes Order, Engelsstaub, The Hybrids oder auch Ataraxia.
Den Auftakt der ersten CD machen Bleeding Like Mine (mir bis dahin nicht bekannt) mit einer durch Frauengesang unterstützten
Piano-Ballade, die sicher auch gut ins Projekt- oder Hyperium-Repertoire gepaßt hätte. Es folgen Kirlian Camera mit ´The Forth Lake´ -
extrem unterkühlt wie so oft; ein Instrumental-Stück, das sicher auch gut auf der Doppel-CD ´Solaris´ Platz gefunden hätte. Arcana Obscura
schließlich mischt wieder Allerlei Sound-Gebräu zu einer Soundcollage. Ansätze einer Melodie bringt eine Oboe in das Stück. Einer meiner
persönlichen Favoriten auf der ersten CD ist das überaus mystische ´The Alchemist´ von Steve Roach. Das würde sich auch gut bei
Computerspielen wie ´Myst´ oder ´Riven´ machen. The Protagonist ist nicht sonderlich erwähnenswert, während Each Dawn I Die wieder
etwas mehr zu bieten haben - hier sage ich nur : Cold Meat Industry, aber auch Delerium. Einfach orchestral, soundtrackartig. Eines der
wenigen Stücke mit (Akustik-)Gitarre bieten uns Tempesta Noire, paßt irgendwie nicht hier herein und die Stimme ist auch etwas nervig. Hekate
hinterließ zunächst den Eindruck, daß es nun etwas schneller werden könnte, doch es blieb bei einem Midtempo und etwas simplen
Sprechgesang, der mich (als die Frauenstimme einsetzte) etwas an Aurora erinnerte. Stupor gehen wieder mehr in die Richtung experimentell.
Es klappert sehr viel - dazu doomiger Dauerloop und ein bißchen Gemurmel im Hintergrund - geht noch so. Mondblut wird wieder sehr
melodisch; ein reines String-Stück. Schön melancholisch, wenn auch minimal. Wer die erste Ordo Catharis Templi-CD kennt, wird über
das Werkcorps-Stück nicht überrascht sein. Piano, eine hallende Männerstimme und aus der Ferne eine verzerrte Voice. Vidna Obmana
wirkt dann sehr kantig und dschungelmäßig mit Rasseln und viel Percussion, die dann allerdings von einem gradlinigen Flächensound
überdeckt werden. Eines der wenigen Stücke mit (lieblichem Frauen-)Gesang bieten uns Impressions of Winter, die mich wie bei ihrem
Debüt-Album überzeugen können. Inanna ist sehr ambient-ruhig, wie auch Hostia, der mit ´Absoluthum 8´ (haben wir nun bald alle Stücke
dieser Reihe ?) die erste CD abschließt. Dieses wunderbare Werk wurde aber scheinbar gekürzt, denn das Ende kommt sehr abrupt.
Pilori beginnen Teil 2 dieser Compilation; Chöre, Glocken, Streicher und wieder : Frauengesang. Noch etwas unausgereift, aber
der Weg stimmt. Endura ruhig mit bedrohlicher Stimme. Naja. Äußerst positiv fällt dann das Klanggemälde von Chorea Minor auf, welches
zu fesseln weiß, obwohl man die Sprechstimme dann doch hätte weglassen können. Von Runes Order habe ich schon Besseres gehört,
trotzdem noch etwas über Durchschnitt. Conscientia Peccati kannte ich schon von der streng limitierten CD-R ´Morbus Temporis´ (102 Exemplare).
Das hier vertretene Stück ist mir doch zu einfach. Spielen die auf Kochtöpfen ? - Lore of Asmoday beweisen einen Track weiter, daß sie
wirklich zu einer großen Nachwuchshoffnung zählen. Ihr ´Signs of Life´ hat irgendwie Ethno-Einflüsse, was vermutlich an Rhythmus und Samples
liegt. Bei T.A.C. hallt nun doch mal ein etwas straighter Beat durch; die Verwandtschaft mit Kirlian Camera läßt sich hier kaum noch erahnen.
The Soil Bleeds Black erinnert an The Moon Lay Hidden Beneath a Cloud, klingt im weiteren Verlauf wie ein Saltarello. Orchis machen
es dem Hörer wieder etwas weniger leicht sich einzufinden; das ist wieder so ein Stück, das öfters gehört werden will, um zu gefallen.
Bißchen 60er Jahre-mäßig. Engelsstaub bedienen sich des so beliebten Yang T´Chins (wir kennen es von Dead Can Dance) und würzen es
mit weiterem Schlagwerk und Männer-Chören ala Elijah´s Mantle. Doch allein schon diesem einzigartigen Klöppelinstrument kann
ich nicht widerstehen - schon gewonnen. ´Techno Pop´ von Kraftwerk in Slow Motion - so beginnen Ignis Fatuus; zu offensichtlich geklaut. Da
macht der Rest schon keinen Spaß mehr. Zu Contrastate fällt mir ja nun gar nichts ein; die Frau weiß irgendwie auch nicht so ganz wo
sie hin will. Von den Hybryds ist man ja auch schon das Strukturlose gewohnt; und Yasnaia entwickelt sich doch immer mehr in Richtung
Amodali (Mother Destruction). Ein ganz neues Stück von Ataraxia wäre mir danach lieber gewesen als die etwas halbherzige Auswahl
des dargebotenen Live-Stücks. Einen würdevollen Abschluß schaffen schließlich die noch namenlosen ´Lie Still´. Die Frau beweist, daß
sie singen kann. Erinnert mich ein wenig an Ordo Equitum Solis.
Viel Stoff, den Thomas Wacker da zusammengetragen hat und eine gute Mischung mit einigen Ausreißern, mit denen man bei einer Compilation
heutzutage ja aber schon fast immer rechnen muß (dafür ist es ja ein ´Colorado´ um mal in der Haribo-Sprache zu sprechen).