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CD-Rezensionen

Januar 1998

The Moon Lay Hidden Beneath A Cloud / The Smell Of Blood

Der Titel der CD und die Reiterstatue auf dem Cover geben bereits einen gewissen Vorgeschmack auf das mittlerweile fünfte Fulltime-Album der Schweizer Band mit dem poetisch klingenden Namen. Obwohl die Musik weitestgehendst sehr sphärisch und getragen ist, hat sie doch etwas Gewaltiges (Track 3, 6, 10). Der mal mahnend-klagende, mal folkloristische, mal tranceartige Sprechgesang Alzbeths paart sich mit Pauken, Snare Drums, Glockengeläut und dumpfen Keyboardflächen. Vergleicht man sie mit den ersten Veröffentlichungen, so sind die rein mittelalterlichen Stücke zugunsten mehr doomiger Tracks in den Hintergrund getreten.
Track 9 ruft in mir Bilder eines Schlachtfeldes hervor, die bedrückende Atmosphäre vor einer Schlacht. Aus der Ferne ertönen die Fanfaren der immer näher rückenden Armeen. Ein Unheil ankündender, aufgeheizter Morgen (stehen wir nicht vor einem solchen ?).
Genial auch der betörend-ruhige Track 14, bei dem sogar Moog-ähnliche Sounds zum Einsatz gelangen. Track 16 erinnert mich sofort an Laibachs "Nova Akropola"; eine opernhafter Bariton wird von einem bläserdominierten Orchester begleitet. Auch hier kommt der Gewalt-Charakter der CD wieder stark zum Ausdruck.
Die limitierte Auflage von "Smell Of Blood" erschien in einer Box mit Bonus-CD, die weitere 6 Tracks enthält, von denen mir gerade das 14-minütige Abschlußstück gefällt; sphärisch mit Orchesterelementen und im Hintergrund einigen Stimmsamples. Warum ich mit diesem Stück zunächst Hirschgeweihe assoziierte, weiß ich allerdings selbst nicht.

Spine Of God / Slavery

Einen äußerst ohrwurmartigen Einstand gibt uns diese Elektro-Formation, bestehend aus Mitgliedern der Alice In...-Bands Morbus Kitahara, Misantrophe und Still Patient?; jede Band für sich genommen nicht unbedingt in diesem Bereich operierend.
Der Opener "Choose The Flesh" ist eine druckvolle Tanznummer, die das Volk von den Stühlen reißen und in den einschlägigen Clubs sicher ankommen dürfte. Die Besonderheit : Männer- und Frauenstimme im Wechsel; für den EBM-Bereich ungewöhnlich.
Nun gehören Hot Chocolate ja nicht gerade zu meinen Lieblingsgruppen, aber die Cover-Version von "Heaven´s In The Backseat Of My Cadillac" klingt so dreckig und gemein, daß ich ihr etwas abgewinnen kann. Erinnert ein wenig an die längst in Vergessenheit geratenen A Split Second ("Another Violent Breed").
Auch bei "Slavery" kann man gleich mitgehen; eigentlich ein typisches Electro-Stück, doch auch hier Männer- und Frauenstimme im Duett. Wohlgemerkt : Kein Schreigesang, sondern wirklich richtig gesungen. Kommt gut !
Beim letzten Track wollte man sich dann mal an was industrial-mäßigem ala Dive probieren; das wäre dann aber doch nicht nötig gewesen. Es fehlt der nötige Druck. Das Original ist deutlich besser.
Dennoch hinterläßt dieses Debut einen sehr positiven Eindruck und man darf auf weitere Veröffentlichungen dieses Misch-Projektes gespannt sein.

Engelsstaub / Unholy

Die Zeit bis zum längst überfälligen nächsten Album überbrücken Engelsstaub mit einem Re-Release älterer Tracks angereichert durch ein paar Remixes. Da wäre zum einen die einst auf 333 Stück limitierte 7´´, deren Namen man sich auch für diese EP-CD zu eigen machte. "Skin Me Alive" ist eine schöne Neo Folk-Nummer mit Klavier- und Percussioneinlagen sowie Sprechgesang. "Fallen Angel" (in anderer Version auch von der Debut-CD "Malleus Maleficarum" bekannt) zählt ja bereits zu den Club-Hits dieser Nation.
Bei "King Of Ice" und "Per Aspera Ad Astra" handelt es sich um Sampler-Beiträge. "King Of Ice" kommt sehr elektronisch und Heavenly Voices-mäßig daher, während "Per Aspera Ad Astra" wieder Akustik-Gitarren-Untermalung hat.
Sehr schön ist auch die Wiederaufbereitung von "Lost Purity" (ursprünglich auch auf der Debut-CD erschienen). Ein richtig gutes Stück Pop-Musik, bei dem mich die Stimme stellenweise ein bißchen an R.E.M. erinnert ("...I shiver...").
So liebe Leute, nun wollen wir demnächst aber was wirklich Neues von Euch hören, gelle ?

La Floa Maldita & Erblast / Twin Peeks

Eine Kombination der besonderen Art stellt diese 4-Track-CD dar, die (laut Merchandising-Stand) nur auf der La Floa Maldita / Erblast-Tournee im Dezember 1997 zu erwerben war. Angesichts der Tatsache, daß es sich dabei aber nur um 5 Konzerte gehandelt hat, bezweifle ich diese (werbewirksame) Aussage.
Einzig das Label (Sushia Light) vereint die beiden sonst sehr verschiedenen Formationen; und eigentlich nicht einmal mehr das : denn seit geraumer Zeit sind La Floa Maldita auf dem Pitchfork-eigenen Candyland-Label vertreten. Ihre Mischung aus Wave, Pop und Trip Hop-Elementen stellt wohl ein Novum in der sonst so melancholisch-düster angehauchten Heavenly Voices-Szene dar. Live kommen hier und da gar einige Gitarren-Riffs zum Einsatz. Stimmenmäßig erinnert mich Rhea sehr an Dolores von ITN, allerdings hat sie da etwas mehr zu bieten.
Von den zwei hier vertretenen Stücken gefällt mir insbesondere "L´Oasis".
Oswald Henkes Erblast haben einen Remix zu "Ismael" und einen bis dato unveröffentlichten Track ("Saddams Requiem") zu dieser CD beigesteuert. "Ismael" unterscheidet sich nicht sehr von der Version auf "II". "Saddams Requiem" hingegen offenbart uns einmal mehr einen von Oswalds politischeren Texten; trotzdem sehr amüsant : "fanatisch-radikal, blutmalende, dumme, vom Geist oder Verstand anderer verquert denkende Idiotenbrut", "debile Anbeter gestriger Quarkspuker", "süß-sauer angemachte Terroristenbrut".
Ich denke, dies ist wohl ausschließlich eine CD für die Fans der einen oder der anderen Band.

Various Artists / Bodystyler's Brummkreisel Vol.1

Der November/Dezember-Ausgabe des Bodystylers lag diese CD bei, die Stücke von ungefähr 4 Bands enthält. Überzeugen können dabei "Dust of Basement", die unkonventionellen Synthipop machen. Interessante Sounds, gute Arrangements, eine runde Sache. Einzig der weibliche Gesang könnte etwas akzentuierter sein. "SVN" hingegen wissen noch nicht recht, was für Musik sie eigentlich machen wollen. Mal poppig, mal eher Pitchfork oder Cat rapes dog orientiert. Als Krönung haben sie ein Stück mit deutschem Text versehen, der zudem noch oberpeinlich ist. Über den möchtegern düsteren Gesang möchte ich mich nicht weiter auslassen.
"No Decay" sind eine beliebige Synthipop Truppe. Nett gemacht und auch schön anzuhören nur leider viel zu auswechselbar. De/vision oder Distain klingen nicht anders, vielleicht besser produziert, aber das wars dann auch. "Bakterielle Infektion" ruhen sich gern auf 4-5 Spuren aus und verzichten auf Strukturen in ihren Stücken. Der Gesang klingt gezwungen düster und überhaupt fehlt allen Tracks der Haken zum aufhängen. Martialische Formeln und vorder- gründige Effekthascherei, mehr nicht.
Jede Band ist mit 3-4 Songs vertreten bis auf "Wolff", von dem es nur ein Stück gibt. Dahinter verbirgt sich allerdings Sven Wolff von "Dust of Basement". Auch hier hört man wiedereinmal: Da kann einer was. Es bleibt anzumerken, daß dieser Sampler ein sogenannter "Bezahlsampler" ist. D.h., man bezahlt als Band dafür, daß andere mit den Songs nochmehr Kohle machen. Mehr brauch ich dazu wohl nicht zu sagen. Allerdings stammen alle Bands aus der Umgebung von Berlin und Potsdam ist da ja auch nicht weit. Also haben wir es möglicherweise mit Seilschaften zu tun, aber das würde dann auch einiges erklären.
Fazit: CD-Player programmieren! (Rüdiger Illg)

In The Nursery / Asphalt

ITNs Nachschlag in Puncto Soundtracks für Stummfilme. Auch hier wird wieder auf Vocals verzichtet. Die Musik wird wieder mit Sounds angereichert, die an das Nebenprojekt "Les jumeaux" erinnern und das tut den Stücken auch gut. Die klassischen Elemente werden weniger bombastisch inszeniert, als das auf früheren ITN Werken der Fall war, vielmehr legt man hier Wert auf Atmosphäre. Auch wenn einige bereits bekannte Ideen aus beiden Projekten recycled werden, schmälert das die Wirkung dieses Albums nicht, denn es handelt sich jeweils um andere Versionen bzw. ganz neue Stücke, die auf diesen Ideen basieren. Ein für diese Jahreszeit sehr geeignetes Album. Diese CD macht Freude, auch wenn man den Film nicht kennt. (Rüdiger Illg)

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Zuletzt aktualisiert am 17.Oktober 1998


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