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CD-Kritiken

Mai 1998 (Seite 2)

Lisa Gerrard & Pieter Bourke / Duality (CD)

Nach dem ersten Hören der neuen Lisa Gerrard-CD "Duality" gewinnt man den Eindruck, daß die Percussion-Elemente, die den Sound des letzten Dead Can Dance-Albums maßgeblich geprägt haben, bei der Australierin Spuren hinterlassen haben.
Doch neben der Grand Dame steht ein zweiter Name gleichberechtigt auf dem Cover dieses Longplayers : Pieter Bourke, der bereits Weggefährte auf den Tourneen von Dead Can Dance und Lisa Gerrard war und u.a. durch Projekte wie Soma, Eden oder This Digital Ocean eine gewisse Bekanntheit erlangt hat. Daß er bei diesen Bands in erster Linie für die Rhythmus-Sektion zuständig war, mag auch eine Erklärung für den verstärkten Einsatz dieser Elemente auf "Duality" sein.
Die beiden Künstler zeigen eine fast kindliche Freude, wenn sie von ihrem gemeinsamen Werk sprechen. Ihnen sei es gelungen, in einer Atmosphäre absoluter Entspanntheit ein Stück Musik zu schaffen, mit der sie sich voll identifizieren könnten. Begriffe wie Spontanität und Improvisation werden im Zusammenhang mit der Produktion genannt.
In der Tat klingt "Duality" nicht nach einem reinen Solo-Album Lisa Gerrards wie noch ihr Debüt "The Mirror Pool", das zum großen Teil aus Stücken bestand, die schon mehrere Jahre Entwicklung hinter sich hatten und daher eindeutig die Handschrift Lisa Gerrards trugen (z.B. das Stück "Swans", welches in seiner Ur-Version auf Dead Can Dance-Konzerten bereits 1986 zum Einsatz kam). Die klassisch-orchestralen und schwermütigen Akzente sind etwas in den Hintergrund getreten, aber in "Comforter", "Unfolding", "Circulation of shadows" und besonders bei "Sacrifice" doch gegenwärtig (bei genauerem Hinhören dürfte dem Kenner im Mittelteil von "Unfolding" eine Parallele zu einem anderen sehr bekannten Dead Can Dance-Stück auffallen !). Das sind dann auch die Stücke, die mich am meisten ansprechen ohne jedoch die übrigen Tracks abwerten zu wollen.
"Pilgrimage of lost children" wirkt orientalisch, "Forest Veil" und "Nadir" eher afrikanisch. Lisa führt uns einmal mehr zurück zum kulturellen Ursprung der Musik, zeigt uns Gemeinsamkeiten auf. Wäre die Welt doch auch sonst so völkerverbindend...
Mit der Maxi-Auskopplung "The Human Game" bekommt der Hörer außerdem eine Komposition geboten, die durchaus Hit-Qualitäten aufweist. Ein Novum ist auch, daß Lisa hier seit sehr, sehr langer Zeit einmal wieder einen englischen Text zum Einsatz bringt.
Für mich ist und bleibt Lisa Gerrard DIE Sängerin dieses Jahrhunderts; egal was und wie sie etwas interpretiert - niemand vermag es mehr, mein Herz anzurühren !

Witt-Heppner / Die Flut

Ich kann es kaum glauben : Ecki Stieg und ich sind fast der gleichen Meinung bzgl. dieser CD ! - Und das, obwohl "Die Flut" ordentlich Weltschmerz-Stimmung verbreitet, weshalb es mich schon ein bißchen wundert, daß Ecki, der sonst solche klischeehaften Motten verabscheut, sich dafür erwärmen kann.
Die Höchstnote von 10 Punkten kann ich für diese Kollaboration der Generationen zwar nicht verteilen, dennoch hat sich dieser "Wave-Schlager" in mein Ohr gefressen.
Dabei habe ich zunächst erst einmal die Nase gerümpft, als die NDW-Ikone Joachim Witt in einer Art Soft-Rammstein-Manier die ersten Textzeilen des Stückes intoniert. Gemocht habe ich ihn ja eigentlich nie, seinen "Goldenen Reiter" und so dauerte es doch bis zum Einsatz von Wolfsheim-Sänger Peter Heppner bis ich aufhorchte.
Und als dann der Refrain ertönte, war der Ohrwurm perfekt. Mittlerweile stört mich auch der Sprechgesang eines Joachim Witt nicht mehr. Irgendwie harmoniert alles irgendwie, ein eingängiger Song eben.
Auch mit "Wintermärz", einem Solo-Song von Joachim Witt hatte ich zunächst so meine Probleme (Ecki, wie kannst Du das nur gut finden? - Du müßtest Dir doch eigentlich den Kopf daran stoßen bei dem Text!); minimale, kalte musikalische Untermalung. Und dazu wieder Sprechgesang der Marke Joachim Witt, im Refrain dann eher ein Wolfsgeheul. Komischerweise gefällt mir inzwischen aber auch dieser Song.
Peter Heppners Solo-Beitrag mit Piano-Begleitung ist dafür leider etwas zu kurz ausgefallen, dennoch ein recht akzeptabler Song, auch wenn ich mir ein Wolfsheim-Album nicht mehr komplett anhören könnte. Irgendwie schwingt Peter Heppners Stimme immer auf der gleichen Wellenlänge. Das macht mit der Zeit müde.
Dieses Major-Label-Produkt ist ausnahmsweise mal wieder eine lohnenswerte Anschaffung.

Gary Numan / Exile

Er war einer der Pioniere der Post-Punk-Ära, der die elektronische Musik salonfähig machte. Fast jeder kennt zumindest einen Hit des Engländers, sei es "Cars", "Are Friends Electric ?" oder "Down In The Park". Doch bereits Mitte der 80er Jahre kam für Gary Numan der Absturz. Der Wegbereiter für Bands wie Depeche Mode oder OMD versank in der Bedeutungslosigkeit.
Mit "Exile" versucht er wieder einmal, an die alten Tage anzuknüpfen - und diesmal stehen die Chancen nicht schlecht, daß es ihm auch gelingt.
Gary hat seinem Stil moderne Elemente einfließen lassen : Frische Sounds, groovende Rhythmen sowie hier und da ein dezenter Gitarren-Riff, der jedoch nie das elektronische Gesamtgerüst zerstört. Und über allem schwebt die unverwechselbare Stimme des Alt-Meisters, die den Songs erst das Leben einhaucht. Ein bißchen schräg war sie ja schon immer, aber irgendwo macht dies gerade den Ohrwurm-Charakter aus. Sei es nun "Dominion Day", "Dead Heaven", "Dark" oder "Absolution" - die überwiegende Zahl der Tracks wissen zu überzeugen. Lediglich auf "Innocence Bleeding" kommt immer noch Garys Vorliebe für Kraftwerk etwas zum Tragen.
Alte Numan-Fans werden von dem Album sicher recht angetan sein und da die Platte durchaus trendy klingt, könnte die Fan-Gemeinde von Gary weiter expandieren... - ich wünsche es ihm in jedem Fall.

Weitere Rezensionen vom Mai 98



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Zuletzt aktualisiert am 17.Oktober 1998


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