Krieg der Welten


Tom Cruise in Japan

Der letzte Samurai ist für mich ein typischer Fall von "zu Tode vermarktet." Der Trailer lief so lange, dass man die Bilder nicht mehr sehen konnte, als der Film Anfang des Jahres in die Kinos kam. Dazu hatte Tom Cruise zuletzt in "Minority Report" (5) und "M:I-2" (3) auch eher genervt und die von ihm zu sehenden Bilder in der Vorschau waren da nicht allzu glücklich gewählt. Nachdem der in "Collateral" (8) wieder zu seiner besten Form zurückgefunden hat, habe ich es mir dann doch noch anders überlegt. Gut, dass es noch DVDs gibt.

Ein der Flasche zugeneigter Veteran des amerikanischen Krieges gegen die Indianer (Tom Cruise) muss sich für die alberne Werbeschau einer Waffenfirma hergeben, als er das Angebot erhält die (neue) kaiserliche Armee in Japan auszubilden. Japan befindet sich gerade im Prozess einer radikalen Modernisierung, welche die alte Elite der Krieger, die Samurai, überflüssig macht. Die wollen sich aber nicht kampflos ergeben. Nachdem er eine völlig unvorbereitete Armee gegen die Samurai führen muss, geht die Schlacht natürlich verloren und er wird gefangen genommen. Während er im Dorf der Samurai lebt, erkennt er, dass er eigentlich auf der falschen Seite kämpft und beginnt den Weg des Samurai zu erlernen.

Die Neunziger sind (zum Glück) endgültig vorbei. Viele Action- und Abenteuerfilme setzen wieder auf ruhige und traditionelle Inszenierung, bei der es nicht alle drei Minuten krachen und scheppern muss. Das kann man bei Filmen wie "Hidalgo," "Das Vermächtnis der Tempelritter" oder eben "Der letzte Samurai" gut sehen. Es bleibt wieder Zeit, Landschaften und Eindrücke wirken zu lassen und den Weg und die Entwicklung der Charaktere zu verfolgen. Es ist gut nachzuvollziehen, wie der gebrochene und von Alpträumen geplagte Held durch die Ruhe des abgeschiedenen Dorfes und den Codex der Samurai wieder zu sich selbst und innerer Ruhe findet.

Tom Cruise kann als eher in sich gekehrter gebrochener Held nach einigen Ausfällen (s.o.) wieder überzeugen, genau wie die schöne Fotographie und der präzise Schnitt. Auch das historische Japan zur Zeit des Umbruchs wurde (im großen und ganzen) erstaunlich genau rekonstruiert. Es gibt nichts, das die Illusion durch ein Zeitfenster in eine andere Epoche (und auf ein fremdes Land) zu blicken zerstört. Abgesehen vielleicht vom Ende, wo ausgerechnet der amerikanische Held die letzte Schlacht überlegt und den Kaiser davon überzeugt bei aller Modernisierung auch die Traditionen des Landes nicht zu vergessen.

Bei der Inszenierung der Schlachten wird zum Glück an Strategie gedacht, anders als die ziemlich langweiligen und wenig glaubwürdigen Schlachten in "Troja. Auch die Actionsequenzen (Schwertkämpfe) hinterlassen einen guten Eindruck, da sie gut choreographiert und sauber Inszeniert sind, ohne mit denen für Eastern üblichen Übertreibungen zu nerven.

Das macht im Zusammenhang des Films durchaus Sinn, wirkt aber im Nachhinein irgendwie konstruiert und aufgesetzt. Abgesehen davon ist "Der letzte Samurai" ein guter Film, der sich vielleicht an der einen oder anderen Stelle auf der falschen Seite der Grenze zwischen Epik und Länge wiederfindet. Auf der Skala der Abenteuerfilme geht dieser eher in Richtung eines "Master and Commander," auch wenn er dessen Klasse nicht erreicht, als die eines "Van Helsing."

Der Letzte Samurai

Alternativen

Positiv

Negativ

  • Ruhige Erzählung
  • Genaue Inszenierung
  • Sorgfältige Rekonstruktion
  • Glaubwürdiger Held
  • Teilweise Langatmig
  • Aufgesetztes Ende

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